Weihnachtsferien auf der Insel Ré

Weihnachten einmal anders. Ich hatte Urlaub zwischen den Jahren genommen und Ralfs Institut war wie stets zu dieser Zeit geschlossen. Wir fuhren somit auf die Insel Ré zum Ausspannen, Energietanken und Entdecken. Am Montag, den 26.12., begann die Jahresendreise und wir waren überrascht vom hohen Verkehrsaufkommen auf den Straßen und Autobahnen. Allerdings gibt es in Frankreich ja keinen 2. Feiertag wie in Deutschland! Dennoch erstaunlich, wieviele Menschen unterwegs waren; ja, und wir waren es ja auch! Gegen 16h30 passierten wir die mautpflichtige (8 Euro im Winter) Brücke von La Rochelle auf die Île de Ré. Den Schlüssel für die Unterkunft holten wir uns nach Anweisungen der Vermieter wie bei einer Schnitzeljagd aus einem Kästchen. 🙂 Da das Wetter offen und mild war und wir Bewegungsdrang verspürten, gingen wir nach dem Ausladen des Gepäcks sogleich hinaus in den Ort Saint-Martin-de-Ré und waren fasziniert von ihm. Nach Einbruch der Dunkelheit kehrten wir zurück in die Ferienwohnung und trafen die Verwalterin, die uns noch einige Hinweise gab. Mit Pizza, Zimtbrezeln und Kartenspiel ging der Anreisetag zu Ende.

Tag 1: Leuchtturmwanderung

Da die Wettervorhersage für den ersten Tag am freundlichsten klang, beschlossen wir, die längste der geplanten Wanderungen anzugehen. Mit dem Auto fuhren wir nach Ars-en-Ré und parkten unweit des kleinen Hafens. Von dort folgten wir dem gut ausgebauten Radwanderweg in Richtung Nordwestende der Insel. Ein Glück, dass Saison und leichter Niesel viele vom Radeln abhielten, da es sonst für Fußgänger stressig werden könnte auf den Radwegen – und Fußwanderwege sind rar gesät auf der Insel. Unterwegs trafen wir Ringelgänse, Reiher und anderes Flattervieh, zottige Esel, einen Kartoffelhof mit der Sorte « Rebell » im Angebot, eine Salzverkäuferin und die dazugehörigen Salzfarmen. Nach circa fünf Kilometern erreichten wir endlich die Meeresküste! Birgit war verzaubert und stürzte sich ins Abenteuer. Der Kieselstrand bot gutes Material für kleinere Steinmännchen und Hosentaschen voller Hühnergötter. 🙂 Wir folgten dem Strand bis zu den zwei Leuchttürmen. Der kleinere Turm stammt aus der Zeit Vaubans und steht unter Denkmalschutz. Wir bestiegen den größeren, 57 m hohen Turm, der von 1849 bis 1854 gebaut wurde und von dessen Plattform sich ein tolles Panorama über die Île de Ré bietet.
Durch das alte Depot fürs Rettungsboot gelangten wir erneut an den Nordweststrand. Noch herrschte Ebbe und vor uns breitete sich das Watt steinig-geröllig aus. Im Schutze des Deiches legten wir eine Teepause ein. Später wurde der Strand sandiger und wir folgten geheimnisvollen Spuren. Ralf lernte, dass Fahrräder zwei Räder haben, die zwei zueinander versetzte Spuren formen können. Ach ja! 😉 Nach weiteren fünf Kilometern erreichten wir den Strand von Ars-en-Ré, wo wir in Richtung Ortskern abzweigten. Der Ort, der zu den schönsten Dörfern Frankreichs gehören soll, lag verlassen da. In der Kirche fanden wir ein aus Kieseln gebautes Modell der Kirche – vielleicht als Anregung für zukünftige « Steinmännchen »? 🙂 Hungrig kehrten wir in die Ferienwohnung zurück. Abends marschierten wir nochmals zum Hafen und schnabulierten im Restaurant « Madame Sardine »: Birgit nahm Pollack mit Gemüse und Polenta, Ralf labte sich an zwei Gängen Muschelallerlei, dazu ein leckerer Weißwein. Hhhmmmmm…..

Tag 2: Auf den Spuren von Monsieur Vauban

Erschrocken lasen wir die Uhrzeit auf dem Wecker, als wir erwachten! Bereits 9h00! Wir erklärten den Mittwoch zum Schlunztag und bereiteten uns ganz gemütlich auf einen Spaziergang über die Festungsanlagen unseres Ferienortes Saint-Martin-de-Ré vor. Vauban hatte mit seinen Vasallen ganze Arbeit geleistet, denn die Festung steht nach wie vor wie ein Fels im Sturm. Dreimal soll der berühmte Baumeister auf die Insel gereist sein, um den Fortschritt der Bauarbeiten vor Ort zu überwachen. Entgegen des Wetterberichts kam schon bald die Sonne hervor und der angedrohte Regen setzte erst gegen 15 Uhr ein, was Ralf jedoch nicht davon abhielt, noch einmal rauszugehen und ein leckeres Kuchenpaket vom Bäcker zu besorgen sowie einige Postkarten einzuwerfen.
Unsere Promenade begann am Vormittag mit der Begrüßung der Esel vor den Toren der Stadt. Dann bogen wir auf die Festungsmauer ein und wurden von mehreren Sportanlagen im Festungsgraben überrascht! Eine prima Nutzung des Geländes in der Gegenwart! Weiter ging es am Strand entlang zum Leuchtturm. Eine Möwe stand Modell für Fotos und wir gelangten zur Hafeninsel mit vielen Geschäften, Restaurants, dem Touristenbüro und dem Museum Ernest Cognaq. Das geplante Galette-Crêpe-Essen fiel wegen Überfüllung der Bistros aus. Wir speisten später in der FeWo. Doch zuvor bestiegen wir noch den Kirchturm und schauten in die inzwischen dunstige Welt. Ein plötzlich erklingender Glockenschlag schmerzte in den Ohren, da wir uns gerade auf der äußerst schmalen Treppe hinauf befanden! Vom Plateau des Turms soll man den Sonnenuntergang betrachten können; ich stellte mir die Besuchermassen im Sommer vor und war froh, dass wir fast allein dort oben stehen konnten!

Tag 3: Unterwegs im Vogelschutzreservat

Am Morgen fuhren wir zunächst für einen kleineren Einkauf in den Intermarché. In der Abteilung für regionale Spezialitäten sicherten wir uns ein paar Flaschen Wein für spätere Abende daheim, wenn wir uns der schönen Tage auf der Insel Ré erinnern werden. Danach ging es erneut in Richtung Nordwesten, doch diesmal war eine Wanderrunde um Les Portes-en-Ré geplant. Dort wurde auch im Winter eine Parkgebühr erhoben, die sich in Marktnähe auf 30 Euro belief, wenn man länger als vier Stunden blieb! Das war uns deutlich zu teuer und ein paar hundert Meter weiter fanden wir einen kleinen, kostenlosen Parkplatz. Der erste Streckenabscnitt führte durch das Naturreservat Lilleau des Niges, das von weitläufigen Salzgärten, Sümpfen und Wattflächen geprägt ist. Dieses Gelände liegt an einer der wichtigsten Vogelzugrouten Westeuropas, das als Bindeglied zwischen der Arktis und Afrika fungiert und große Vogelpopulationen anzieht. So konnten auf der Île de Ré bereits mehr als 300 Arten beobachtet werden (etwa die Hälfte aller europäischen Vögel).
Nach unserer obligatorischen Teepause, diesmal auf einem Golfplatz 😉 , folgten wir weiter dem Küstenweg, der langsam vom Bodden Fier d’Ars zur Meeresküste schwenkte. Am Strand gab es wieder mancherlei zu entdecken, wie zum Beispiel Jakobsmuscheln und eine große Krabbe, die auch als Seespinne bezeichnet wird. Nach dem großen Picknick mit Leberwurst- und Käsestullen zogen Nieselwolken auf, in deren Gefolge sich ein herrlicher Regenbogen am Himmel abzeichnete. Interessant waren wieder die historischen, halbkreisförmig aus Steinen errichteten Fischfangschleusen, die wir schon auf der Île d’Oléron zu sehen bekamen. Pünktlich zum 5-Uhr-Tee mit Mandelkuchen waren wir wieder am Ferienhäuschen. 🙂

Tag 4: Küstenpromenade

Regenschauer waren vorher gesagt. Da wir gut ausgerüstet waren und der Inselregen sanft wie eine zarte Dusche unsere Gesichter benetzte, hielt uns das Wetter nicht davon ab, einen weiteren Teil der Insel Ré zu erkunden. Eines unserer Ziele war die Ruine der Abbaye des Chateliers nahe dem mondänen Küstenort La Flotte. Parkplätze waren reichlich und sogar kostenlos vorhanden. Ein wunderbar ausgebauter Küstenwanderweg führte zunächst bis zum Fort de la Prée, welches leider in den Wintermonaten nicht zu besichtigen ist. Dennoch hatte sich der Weg gelohnt, denn wir konnten von hier die Brücke von La Rochelle zur Insel ausmachen. Dann gingen wir ein Stück zurück und genehmigten uns eine Bananen-Teepause im Windschatten der Steilküste. Bis zur schon von weitem sichtbaren Ruine der Abbaye zottelte der Wind an uns herum und trieb immer neue Regenwolken heran. Erstaunt betrachteten wir die orangefarbenen Felder um sie herum – was wuchs hier? Die frei zugängliche Ruine war sehr beeindruckend und ist eines der ältesten kirchlichen Gebäude auf der Insel (stammt aus dem 11. Jh.) Am Auto ließen wir alles überflüssige Gepäck im Kofferraum und erkundeten anschließend frank und frei die Innenstadt von La Flotte. Am Leuchtturm tummelten sich Möwen, die gerade gefüttert wurden. In der Kirche konnten wir eine sehr hübsch dekorierte Weihnachtskrippe betrachten. Einige Geschäfte waren geöffnet. Darunter eine Patisserie, von deren Auslagen wir uns gern verführen ließen. Wir suchten uns jeder ein süßes Stückle für die spätere Kaffeestunde aus und kehrten bald gut durchgelüftet und voller schöner Eindrücke zur Ferienwohnung zurück.

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