Sommerurlaub 2023 – Etappe 2: Böhmerwald / Tschechische Republik

Samstag, 17.6.2023

Die Fahrt von Wittenberg nach Cervená verlief komplikationslos. Die letzten Kilometer von Kaspersky Hory führten mitten durch ein Waldgebiet, wo man nicht glauben konnte, dass in dieser Einsamkeit noch Menschen leben. Doch plötzlich tat sich eine Lichtung auf und mehrere Häuser standen vor uns. Und wo ist hier das Haus Nr. 1? Die Numerierung war gefühlt ohne System, aber anhand eines Fotos erkannte Ralf es und wir konnten die sehr geräumige Wohnung beziehen. Der freundliche Vermieter sprach deutsch und war, wie sich später herausstellte, Schweizer, der sein Glück im Böhmerwald gesucht und offensichtlich gefunden hatte. Die Wohnung bot u.a. zwei Terrassen, so dass wir zu jeder Zeit draußen sitzen konnten! Es gab noch drei weitere Ferienwohnungen, aber leider waren Gespräche nur begrenzt möglich, denn außer einem jungen Pärchen sprach niemand englisch oder deutsch; und wir sind der tschechischen Sprache nicht mächtig. Nachdem wir uns etwas eingerichtet hatten, unternahmen wir einen ersten Erkundungsspaziergang und pflückten einen schönen Wiesenblumenstrauß zur Verschönerung.

Sonntag, 18.06.2023

Die erste richtige Wanderung im Böhmerwald begann mit einer kleiner Herausforderung. Diese bestand im Benutzen eines Parkautomaten, ohne im Besitz von Bargeld in Form tschechischer Kronen zu sein. Letztendlich war es gar nicht schwer, denn die Technik war fortgeschritten im Walde. Der Obolus von 100 Kronen konnte kontaklos mit Karte beglichen werden. Das den ganzen Tag bis 21h gültige Ticket verschenkten wir am späten Nachmittag an einen verdutzten Tschechen mit seiner Freundin.
Während der Wanderung kamen wir bald an eine beliebte Einkehrmöglichkeit, der Turnerova Chata (Turnerhütte), wo Ralf ein großes Schokoladeneis verspeiste und ich die einzigen Postkarten in diesem Urlaub kaufte. Immer entlang der Vydra ging es zur Klostermannbrücke. Karel Klostermann begegnete uns beinahe täglich und ich hielt ihn für eine Art Haldor Laxness des Böhmerwaldes. Jedoch stellte ich beim Nachlesen fest, dass sie in unterschiedlichen Epochen lebten.
Nach dem Überqueren der Brücke ging es auf einem Single Trail stetig bergan bis zu mehreren, einsamen Häuschen. An einem der Holzhäuser arbeitete ein brummiger Mann, der  uns keines Blickes würdigte. Kurz nach seinem privaten, sehr einladenden Rastplatz entdeckten wir einen rustikalen Platz zum Innehalten und Picknicken für jedermann. Eine Blumenwiese sowie kräftige Lupinen verzückten uns ebenso wie die Dekoration an weiteren einzelnen Gehöften.
Schließlich traten wir auf eine Straße und kamen in Srni an. Dies ist eine kleinere Ortschaft mit Hotel, Kirche, einer Touristeninfo, einem Konzum, mehreren Restaurants, einer Bushaltestelle sowie einer Schule, an deren Zaun eine Kinderzeichnungausstellung zu bewundern war. Auf einer Bank vor der Kirche machten wir eine längere Pause und bestaunten die zahlreichen Motorradfahrerschwärme, die für eine Zigarettenlänge anhielten oder durch den Ort brausten!
Über Waldwege und auch am Straßenrand liefen wir im Sonnenschein zum Ausgangspunkt am Wasserwerk zurück. Abends gab es Pizza mit Rotwein auf einer der beiden hölzernen Terrassen unseres Ferienhauses.

Montag, 19.06.2023

Die Tour des zweiten Tages sollte uns zum Goldenen Steig führen und versprach viel Natur mit Bachgeplätscher. 🙂 Schnell waren wir am Ausgangspunkt unserer Wanderung und stellten unser Auto unweit der Penzion Horska Kvilda ab. Auf der Landkarte beschrieb die heutige Tour die Form eines gleichseitigen Dreiecks. Erst folgten wir ein kurzes Stück der Landstraße, bevor wir auf bequemen Weg durch Wald und Flur marschierten. In der Landschaft verstreut fanden sich Erdwälle bzw. flache Haufen, Seifen genannt, wobei es sich um Reste mittelalterlicher Halden handelt, als in der Gegend Goldwäsche betrieben wurde. Da wir auf ca. 1200 Höhe unterwegs waren, erschienen uns die sommerlichen Temperaturen nicht gar so heiß. Zudem liefen wir über weite Strecken durch waldiges Gelände und konnten den Schatten genießen. Auf die erste Ecke des Dreiecks stießen wir in Filipova Huť mit seinen gemütlichen Bauernhäusern. Wegweiser für Loipen ließen uns von winterlichem Schneeschuhvergnügen träumen…
Die zweite Seite des Dreiecks zog sich durch Fichtenhochwald – gut, dass dieser etwas eintönige Abschnitt leicht bergab verlief. Am Ende kamen wir zum Hammerbach. Dort konnten wir an einem bequemen Picknickplätzchen verschnaufen. Es folgte die dritte Seite des Dreiecks, die sich sanft entlang des sprudelnden Hammerbachs bergauf zog. Immer wieder erfreuten wir uns am Geplätscher des Baches und den vielen Blumen am Wegesrand. Zum Ende hin stießen wir sogar auf eine Biberburg, doch die Baumeister waren nicht auszumachen. Den Endspurt zum Auto am letzten Anstieg gewann Birgit deutlich! Ja ja, die Jugend. 😉

Dienstag, 20.06.2023

Das sollte ein ziemlich heißer Tag werden! Sowohl von den Temperaturen (bis 31°C) als auch von den Anforderungen der Tour her. Bereits der erste Aufstieg vom bequemen, kostenlosen Parkplatz in der Ortsmitte von Hartmanice bis hinauf zum Wald empfanden wir als extrem anstrengend! Lag es an der Asphaltstraße? Der Wärme? An unseren Erkältungen, die bei mir am Abklingen und bei Ralf am Ausbrechen waren? Egal, wir pausierten erstmal an den Klanghölzern und genossen die Kühle sowie die wunderschönen Vogelgesänge im Walde.
Bald kam eine rustikale Kapelle mit Metallhaube sowie ein gut gepflegtes Anwesen mit eigenem Hubschrauberlandeplatz, See und Badestelle in Sicht. War dies ein Erholungsheim für wichtige Personen? Ein geheimer Konferenzplatz? Wer weiß? Wir wanderten weiter auf dem Gunthersteig bis zum Restaurant Rovina. Am liebsten hätten wir uns nach dem kraftraubenden Weg auf eine der Bänke an einen Tisch gesetzt und ein tschechisches Bier getrunken, Knödel und Gulasch verspeist … aber unser Ziel, die Guntherkapelle am Fuße des Guntherfelsen war noch lange nicht erreicht. Bewundernd nahmen wir eine Ladestation für Elektrofahrräder zur Kenntnis! Radeln ist im Böhmerwald ebenfalls sehr angesagt und es gibt etliche gut ausgebaute Fahrradtrassen.
Picknick gab es für uns schließlich auf dem Plateau des Guntherfelsen. Eigentlich sollten wir von hier einen guten Rundumblick auf den Böhmerwald haben. Jedoch waren die Bäume inzwischen so hoch hinauf geschossen, dass wir nur Grün sahen. 🙂
Nach der Stärkung ging es hinab nach Dobra Voda – Gutes Wasser. Die Legende besagt, dass eine blinde Kuh aus der Quelle trank und wieder sehend wurde. Noch heute kann man das Heilwasser genießen, sogar in Flaschen füllen und hoffen, dass durch das Trinken ein Wunder geschieht! In der Kirche von Dobra Voda gab es Besonderheiten zu bewundern: einen Glasaltar und den Kreuzweg ganz aus Glas gefertigt. Über Lupinenwiesen und einen Lehrpfad gelangten wir zurück nach Hartmanice und waren geschafft. In einem winzigen Laden kauften wir einige Lebensmittel nach und konnten auch hier die Rechnung bargeldlos begleichen!
Am Abend gab es ein Linsengericht und Pivo, das hatten wir uns redlich verdient!

Mittwoch, 21.06.2023

Der Sommeranfang im Böhmerwald begann mit Sonnenschein und moderaten Temperaturen. Auf der Fahrt durch den Wald begegneten wir drei recht großen Waldhasen! Der Parkautomat in Srní bot diesmal keine Kartenzahlung an, so daß Ralf in der Tankstelle, die sich glücklicherweise nebenan befand, Euro in Kronen umtauschte, um bezahlen zu können. Wir querten den Ort und kamen schon bald auf einen von Birken gesäumten Wanderweg. Immer wieder blieben wir stehen und genossen den Blick über den Böhmerwald. Leider sahen wir auch hier etliche Zonen mit abgestorbenen Fichten, was schon bedenklich wirkte. Wir kreuzten Radwege und wanderten am ehemaligen Schwemmkanal entlang. Lange saßen wir im Schatten auf einer Bank, lauschten den Gesängen der Vögel und ließen die Gedanken schweifen. Bald kam ein kleiner Aufstieg, der zur sog. Klostermannbank führte. Auf der urigen Bank machten wir eine ausgiebige Picknickpause, bis es auf weichen Waldwegen zurück ins Tal ging. Wir kamen gerade an einem Wasserkraftwerk mit Staubecken vorbei, als tiefhängende, graue Wolken zu drohen begannen. Obwohl wir nur noch ca. einen Kilometer vom Parkplatz entfernt waren, erwischte uns das Unwetter mit Sturm und Platzregen voll. Trotz Regenkleidung kamen wir völlig durchnäßt am Auto an und warteten noch eine ganze Weile ab, bevor wir uns auf die Heimfahrt begaben. Immer wieder stockte der Verkehr, weil die Feuerwehr umgestürzte Bäume beräumen musste und die Straßen vom Schlamm in Rutschbahnen verwandelt worden waren. Kurz vor Cervená legten wir selbst noch Hand an und zogen Äste von der Zufahrt zum Ort. Mit heißer Dusche und Tee wärmten wir uns auf und waren foh, heil davongekommen zu sein.

Donnerstag, 22.06.2023

Die heutige Tour kam mit der kürzesten Anfahrt aus und beschrieb die Form eines Quadrates. Das Auto konnten wir kostenlos im Ort Rejstejn unterhalb der Kirche parken. Wie schön, dass das Auto am Abend im Schatten stand. 🙂
Die erste Seite des gedachten Quadrats fiel mit dem Fluss Otava zusammen. Schnell ließen wir den Ort hinter uns, wobei wir die Jugendstilvilla eines ehemaligen Fabrikanten passierten. Auch stand ein eher untypischen Haus am Wegesrand. Ob es wohl den Belgiern gehörte, die uns im Auto entgegenkamen? Zur ersten Ecke unseres Quadrates mussten wir ein Stück durch den Wald bergauf kraxeln. Dort stießen wir auf die historische, unter Denkmalschutz stehende Kirche St. Maurenzen. St. Maurenzen ist eine der ältesten Kirchen im Böhmerwald. Ihre Ursprünge gehen vermutlich auf den hl. Gunther zurück, der wenige Kilometer westlich am Gunthersberg als Einsiedler lebte. Auf dem dazugehörigen Friedhof lasen wir viele viele deutsche Namen. Offenbar wurden selbst in den letzten Jahren noch Deutsche dort beigesetzt. Ob es sich dabei um ehemals Vertriebene handelt, die in alter heimatlicher Erde ihre letzte Ruhestätte finden wollten? Ein Förderkreis setzt sich für die Erhaltung von St. Maurenzen ein. Ein gruseliger Anblick bot sich beim Blick in das daneben stehende Beinhaus, in dem sich die Gebeine früherer Verstorbener fanden. Vor dem kirchlichen Areal befand sich eine Skulptur, die als Opferschrein dient. Ich kam nicht umhin, eine Münze dazuzulegen und mir etwas zu wünschen.
Es folgte die zweite Seite des Quadrats, vorbei an einem Schwedengrab aus dem 30-jährigen Krieg und dem Gutshof von Palvinov, bei dem wir auf Zeugen des vergangenen Unwetters trafen. An der Ecke des Quadrats in Kundratice fanden wir ein geschlossenes Gasthaus mit Picknickbänken, auf die wir uns gern niederließen, um unseren Proviant zu genießen. Gestärkt ging es weiter, wobei sich ein verschlafenes Örtchen ans andere reihte. Kurz nach der großen Kurve (« Kurva Grande ») fanden wir Erfrischung an einem Rastplatz mit Bach und Bechern. Nun begannen wir, der vierten Seite unseres Quadrats zu folgen. In einem Waldstück versteckt stießen wir auf einen geheimnisvollen Rapunzelturm mit Fernrohr. Wir rätselten, ob es sich dabei um einen Kalkbrennofen handelte, wie wir sie schon in den Bergen nördlich vom Montpellier gefunden hatten. Nochmals nahmen wir einen Schluck aus unseren Trinkflaschen und machten uns ans letzte Wegstück steil hinab nach Rejstejn und zurück zu unserem Auto. Im Feriendomizil wartete ein erfrischendes Staropramen mit wenig Alkolhol auf uns… 🙂

Freitag, 23.6.2023

Neue Unwetter waren in der Nacht niedergegangen und die Temperatur stürzte von 25°C auf 15°C. Als wir erwachten, regnete es, und so blieben wir erst einmal im Ferienhaus. Ralf befasste sich mit der Fahrt nach Italien in die Brenta, ich bereitete den Einkaufszettel für unterwegs vor und begann zu packen. In dem geräumigen Haus hatten wir uns ganz schön ausgebreitet!
Am späten Vormittag schien sich der Himmel aufzuhellen und wir beschlossen, nach Modrava zu fahren und die letzte geplante Wanderung zu unternehmen. Bei der Ankunft dort regnete es heftig, was uns zunächst davon abhielt, loszumarschieren. Schließlich wurde es etwas heller. Nachdem das Parkticket, heute für 70 Kronen, bezahlt war, präparierten wir uns wetterfest. Die Luft war klar und der Weg wunderschön! Grün, grüner, am grünsten – die Natur so üppig und reingewaschen, dass es eine Augenweide war. Dank unserer guten Ausrüstung machten uns die Regenschauer gar nichts aus. Noch einmal ging es am Schwemmkanal entlang, der hier gut ausgebaut und mit Wasser schwarz wie Teer, Erdöl oder Braunbier gut gefüllt dahin floss. An einer Stelle lagen Floße im Gras und wir spintisierten ein bißchen herum. An der Rachelbrücke, wo der von Joseph Rosenbauer entworfene Kanal von der Vydra abgezweigt wurde, machten wir einigermaßen trocken Rast unter Bäumen. Vor der Planung eines Kanals wollte ein Holztransportunternehmer die Vydra mittels Sprengung der Steine und Felsen sozusagen aufräumen! Zum Glück wurde das vom Baumeister Rosenbauer verhindert!
Nach der Pause kraxelten und spazierten wir über Stock und Stein auf einem schmalen Uferpfad zurück nach Modrava. Wir ließen uns viel Zeit, denn wir konnten uns einfach nicht satt sehen an der herrlichen Umgebung! Am Ende belohnten wir uns mit Käsekuchen und Kaffee in einem modernen Café im Urlauberort Modrava für unsere Courage! Trotz des Regens war dies eine sehr schöne Abschlußwanderung im Böhmerwald, den wir sicher nicht zum letzten Mal besucht haben.

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Sommerurlaub 2023 – Etappe 1: Familie und Freunde in Deutschland

Unser diesjähriger Sommerurlaub begann mit der Fahrt am Samstag, den 10. Juni, nach Bretzfeld, wo wir im Bahnhof Busch erneut eine Zwischenübernachtung und ein Abendmenü auf dem langen Weg nach Berlin gebucht hatten. Das Spargelessen nahmen wir auf der Sonnenterrasse ein. Ausgeruht ging es am nächsten Tag weiter nach Berlin. Dort wurden wir in der Pension Lydia zu unserer Überraschung auf Englisch begrüßt. Das französische Autokennzeichen ruft ja manchmal Verwirrungen hervor, hier war es jedoch der junge Mann am Empfang, der der deutschen Sprache nicht mächtig war. Kein Problem, schließlich sind wir international erfahren und weltoffen. 🙂 Die Verständigung klappte ohne Probleme.
Ein geräumiges Zimmer mit eigenem Bad unterm Dach war vom 11. – 13. Juni unser Domizil und rasch bezogen. Danach war Abendbrot bei Ralfs Vati geplant. Zuvor hatten wir noch ein kleines Abenteuer zu bestehen! Ralfs Handy war spurlos verschwunden! Wir suchten in allen Ecken, auf und unter dem Bett. Ich rief seine Nummer an, wir hörten ein sehr leises klick, was nicht zu orten war. Das Telefon blieb wie verhext verschwunden! Schließlich lupften wir noch ein weiteres Mal die Matrazen und da lag es friedlich in der Besucherritze! Uff, wir waren beide geschafft, aber froh! Nun ging es zu Fuß durch einen kleinen Park zu Horst, wo wir auf dem Balkon sitzend den Rest des Abends verbrachten.
Am nächsten Tag waren wir mit Peter, Tina und Horst zu einem Überraschungsausflug mit anschließender Kaffeestunde im Garten von Herzfelde verabredet. Wir kletterten in Peters Auto und er gondelte mit uns durch herrliche Waldgebiete nach Prieros zum Waldhotel am See. Dort residierte u.a. Wilhelm Pieck von 1954-1959. Es gab leckeres Mittagessen und danach einen kleinen Spaziergang zum Mini-Strand. Scheinbar war auf dem Gelände ebenfalls eine Ferienanlage mit Sauna, denn wir sahen Gäste in Bademänteln herumspazieren. Eine Gruppe junger Leute, die offensichtlich zu einem Seminar im Waldhotel zusammen gekommen waren, bevölkerte die Terrasse und labte sich an einem großen Büffet. Dies und die Nachmittagsstunden unterm Kirschbaum in Herzfelde waren ein romantischer Urlaubsbeginn in der Heimat.
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Berlin fuhren wir nach dem leckeren Frühstück im Garten der Pension mit Horst an den Müggelsee. Dort gab es Mittagessen im Restaurant Neu Helgoland. Wir beobachteten die Boote und Fähren und die beiden erzählten sich Geschichten aus der Zeit, wo sie an und auf den Berliner Seen unterwegs waren. Plötzlich bekamen wir Lust, mit einer der Fähren auf dem See zu fahren. Wie verabredet kam auch gerade ein Schiff und spontan stiegen wir ein. Es war ein schönes gemeinsames Erlebnis auf dem Wasser. Der Kapitän gab zudem einige Erklärungen zu den Bauten am Ufer. Weitere Erinnerungen kamen hoch und wurden lebhaft diskutiert. Lustig war es, die kleinen Segelschüler in ihren Minijollen beim Erlernen der Segelei zu beobachten. Auf dem Balkon in der Zingster Straße klang der Tag aus und dann hieß es Abschied nehmen.

Unser nächstes Ziel war meine Heimatstadt Wittenberg. Zuvor waren wir zum Nachmittagskäffchen in Dannigkow mit Christian und family verabredet. Von Berlin fuhren wir zunächst in den Fläming zur Springbachmühle und aßen nach einem kleinen Spaziergang dort zu Mittag. Auch hier könnte man problemlos ein paar Tage Ausruhen und die Ruhe in der Natur genießen.

Nach dem Treffen in Dannigkow kamen wir abends in der FeWo Eckloff in Wittenberg an und machten noch einen kleinen Abendspaziergang durch die stillen Straßen der Lutherstadt. Am nächsten Tag waren wir mit meinen Eltern und unseren Enkelmädchen Mona und Nele verabredet. Es wurde ein heißer Sommertag, den wir u.a. in der Alten Canzley, im Tierpark, auf dem Wasser-Sandspielplatz und auf dem Bunkerberg verbrachten. Eis essen und Rumtollen gehörten dazu und es wurde viel gelacht. Am Abend kam meine Freundin aus Leipzig sogar noch zu einem Blitzbesuch vorbei.

Am Freitagabend waren wir mit meinem Bruder und seiner Partnerin im Brauhaus zum Essen verabredet. Zuvor kauften wir im Sportgeschäft Klöpping tüchtig ein und fuhren danach zum geliebten Bergwitzsee zum Mittagspicknick. Wir glaubten uns ganz allein. Als wir jedoch zum Auto zurückkamen, fanden wir zu unserer Verwunderung ein Knöllchen an der Windschutzscheibe. Wir hatten ganz und gar den Parkautomaten an der Einfahrt übersehen und parkten ohne Parkschein! Einerseits tat uns das leid, aber andererseits waren wir die einzigen Besucher weit und breit – durfte man auf Kulanz hoffen? Bisher bekamen wir noch keine Zahlungsaufforderung, on verra!
Der Abend im Brauhaus wurde nicht nur durch den Kellner, der uns einen Platz unter der Palme – welche Palme? – zuwies und lockere Sprüche drauf hatte zum Erfolg. Das Essen war lecker und die Wiedersehensfreude groß.
Somit war die erste Urlaubswoche bereits vergangen und hatte uns viele schöne Begegnungen sowie Erlebnisse beschert!

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Frühlingswochenende und Geburtstag im Vercors

Im Vercors waren wir schon einmal im Winter. Neben dem damaligen plötzlichen Wintereinbruch mit seinen aufregenden Folgen hatten wir die wunderbare Landschaft mit Wäldern und Felsen gut im Gedächtnis behalten! Ralf organisierte in diesem Jahr kurzerhand seinen Geburtstagsausflug in diese Traumgegend und es wurde ein echtes Traumwochenende!

Freitag, 19. Mai 2023 – Anfahrt über Saint Antoine l’Abbaye

Mit Wanderschuhen, Picknick und Neugier im Gepäck fuhren wir gemütlich nach dem Frühstück los. Das erste Zwischenziel war der Ort Saint Antoine l’Abbaye, der in die Liste der schönsten Dörfer Frankreichs aufgenommen worden war. Wie der Name schon sagt, befindet sich dort neben einem Naturheilkundemuseum, einem Historischen Museum, einer Skulpturwerkstatt und einem kleinen mittelalterlichen Garten eine der imposantesten Abteikirchen Frankreichs. Während wir diese ehrfurchtsvoll besichtigten, wurden wir von Orgelmusik begleitet. Der Organist übte offensichtlich für den nächsten Gottestdienst! Im Ort wirkten einst die Antoniter, die sich u.a. mit der Behandlung Pestkranker einen Namen machten. Die Museumsbesuche waren sogar kostenfrei und sehr interessant gestaltet. Unseren ersten Imbiß nahmen wir nach dem Rundgang durch den Ort auf einer Bank unter frühlingsgrünen Linden ein. Anschließend begaben wir uns auf einen kleinen Rundweg über die umliegenden Hügel und bewunderten die bunten Blumenwiesen sowie die langsam austreibenden Nussbäume. Auf unserer Wanderung kamen wir an der Kirche Saint-Jean le Fromental vorbei. Dort legten wir nochmals ein Päuschen ein. Margeriten, Mohnblumen und Orchideen säumten die weiteren Wege und wir gerieten ins Schwärmen ob des schönen Frühlingstages!

Nach dem Aufenthalt in Saint Antoine l’Abbaye fuhren wir direkt zu unserer Unterkunft, einem sog. chambre d’hôte – Ferienzimmer mit Frühstück und Abendessen auf Anfrage, in Auberives-en-Royans. Auf dem Grundstück, welches man über eine sehr steile Abfahrt erreichte, standen auch zwei ausgebaute Zirkuswagen als Wanderunterkünfte – ob es sich drinnen wirklich so romantisch anfühlt? Wir zwei bezogen ein bequemes Zimmer mit Bad und nahmen unser mitgebrachtes Abendessen auf der überdachten Terrasse ein. Währenddessen wusch ein kräftiger Landregen die Natur rein.

Samstag, 20. Mai 2023 – Ralfs Geburtstag!

Nachdem ich meinem Liebsten zu seinem Ehrentag gratuliert, er seine Geschenke ausgepackt und wir ausgiebig gefrühstückt hatten, gaben wir zunächst einem ebenfalls in der Herberge logierenden, deutschen Pärchen Tipps für ihre Weiterfahrt. Sie hatten vor, mit der Fähre von Toulon auf die Insel Mallorca überzusetzen und wollten die Zeit bis zur Abfahrt am Abend nutzen, um ein wenig die Landschaft zu genießen. Wir verabschiedeten uns später von ihnen und fuhren auf engen Straßen zu einem « wilden » Wanderparkplatz. Ralf hatte für den Vormittag eine Wanderung an einer Felsenkante mit Blick übers Vercors geplant. Dichter Nebel gab der Gegend ein mystisches Ambiente und verhinderte erstmal jegliche Aussicht. Zu unserer Freude lichtete er sich dann zunehmend, so dass wir in den Genuss herrlicher Blicke auf uriges Felsgestein kamen. Und noch etwas Besonderes konnten wir erleben: Ich sah einen Schatten huschen, hörte ein Kreischgeräusch wie von einem Raubvogel und entdeckte dann in Steinwurfweite einen Gamsbock, der mich ganz verdutzt musterte. Ich versuchte, Ralf Zeichen zu geben und vorsichtig schlich er herbei. Schließlich sahen wir weiter unten weitere Tiere und Auge in Auge mit ihnen konnten wir sie fotografieren. Sie fühlten sich offensichtlich im Nebel sicher. Langsam wanderten wir mit vielen Staunepausen weiter und genossen das GRÜN, was einfach ein so umwerfendes GRÜN war!

Zurück am Auto erklärte Ralf mir den zweiten Programmpunkt des Tages: Eine kleine Wanderung zum Grünen Wasserfall bei Pont-en-Royans. Mit 10 Höhenmetern ein Klacks für uns! Ja, unter normalen Umständen mag das stimmen! Jedoch setzte sich die abenteuerliche Anfahrt und das enge Parken am Straßenrand in einem durch den Regen in einen rutschigen, matschigen, schmalen verwandelten Pfad fort. Wegen des angenommenen geringen Anstiegs ließen wir unsere Wanderstöcke im Auto zurück, was wir noch bitter bereuen sollten. Zudem stellten wir bald fest, dass sich am linksseitigen Ufer des Flusses, der durch den Wasserfall gespeist wurde, ein bequemer  familienfreundlicher Wanderweg befand! Aber Aufgeben oder Umkehren galt nicht! Wir stapften und rutschten, stöhnten und hangelten uns voran. Ein Abschnitt war mit Seilen ausgestattet, was angesichts der uns fehlenden Hilfsmittel sehr, sehr hilfreich war. Ralf suchte für mich schließlich einen  Wanderstock im Unterholz, der mir wirklich gute Dienste leistete. Nach einer zittrigen Rutschpartie standen wir ihm schließlich glücklich gegenüber: Dem Grünen Wasserfall! Seinen Namen verdankt er dem moosüberzogenen Felsen, über den das Wasser hinab stürzt! Der Rückweg war wie immer viel leichter. Ich war heilfroh, ohne ins Wasser gestürzt zu sein wieder wohlbehalten am Ausgangspunkt angekommen zu sein!

Drittes Abenteuer des Tages war hängend, weiß und die Wanderschuhe sahen danach total verschlam(p)mt aus. 😮
Doch der Reihe nach. Nach der Kraxelei zur Grünen Cascade fuhren wir etwas zerzaust und nicht gerade stadtfein nach Pont-en-Royans. Dieses Dorf an der Bourne, einem Nebenfluß der Isère, ist wegen seiner hängenden Häuser berühmt. Ihr Anblick war wirklich imposant! Ansonsten ist der Ort recht grau, verlassen und hat seine beste Zeit hinter sich. Mein Liebster ließ uns noch über allerlei Treppenstufen steigen, bevor wir letztendlich zum Weißen Wasserfall wanderten. Ich gebe zu, dass meine Füße schon etwas Müdigkeit verspürten. Aber wie so oft siegte die Neugier. Und diese wurde am Ziel auch belohnt. Durch die letzten Regenfälle war die Cascade gut gefüllt und einige Wanderer hatten Mühe, den recht lebhaften Fluss zu Fuß zu überqueren, denn der Pilgerweg ging am gegenüberliegenden Ufer weiter!
Der Tag ging mit einem lecker von dem Herbergspaar zubereiteten Dinner und passenden Weinen zu Ende. Seelig schliefen wir ein und hatten viele grüne Träume!

Sonntag, 21. Mai 2023 – Käseträume

Wir liebten Saint-Marcellin bisher als eine der leckeren Käsesorten, die wir bisher in Frankreich kennenlernten. Der gleichnamige Ort schien es uns wert, besucht zu werden, um die Wiege dieser Spezialität zu entdecken. Die von Ralf geplante Fahrt von Aubervives nach Saint-Marcellin war abenteuerlich, denn sie führte über enge, in den Fels gefräste Passstraßen mit diversen Tunneln, Fangnetzen für herabstürzende Steine und impressionanten Ausblicken! Die herrlichen Buchenwälder, die Stille und die Natur waren so entspannend und ich stellte mir vor, dass ich an diesem Ort einfach für ein paar Wochen verschwinden würde …
Die Kleinstadt war dann leider eine Enttäuschung und den Abstecher nicht wert. Zwar empfahl eine Karte am Touristenbüro gleich drei Stadtrundgänge, aber es fehlte jede Spur von Charme. So tingelten wir nur kurz durch einige Gassen, bevor wir uns endgültig auf den Heimweg begaben. Glücklicherweise fuhren wir gen Süden, denn die Gegenrichtung entpuppte sich auf 100 km als einziger Stop-and-Go-Verkehr mit unzähligen Staus.

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Geburtstagsfahrt nach Cadaqués

6. Mai: Anfahrt nach Cadaqués

Den 50. Geburtstag feierte Birgit in Paris, den 55. in Prag – und den 60.? 3 x « P » – doch mit Porto sollte es nichts werden. Stattdessen fuhren wir nach Cadaqués. Das war bequem, stressfrei, und die Heimat von Salvador Dalí klang vielversprechend. Da wollten wir schon immer mal hin!
Nach ca. drei Stunden Fahrt mit einem Stau aufgrund eines brennenden LKWs näherten wir uns unserem ersten Ziel. Da noch etwas Zeit blieb, spazierten wir zunächst durch das Nachbardorf La Pera, zu deutsch « Der Stein ». Ein nettes, kleines Dorf, das uns gut auf die katalonische Landschaft einstimmte.

Unser erstes wirkliches Ziel war jedoch Púbol, in dessen Schloss Gala Dali ihre letzte Ruhestätte fand. Salvador Dalí hatte das Schloss als Rückzugs- und Entspannungsort für Gala erstanden, die das Geschenk jedoch nur unter der Bedingung annahm, dass er selbst nie unangekündigt auftauchen würde. Er war einverstanden. 🙂 Nach Galas Tod zog Salvador ins Schloss und lebte dort zwei Jahre. Durch einen Brand verletzt, musste er ins Krankenhaus und lebte anschließend die letzten Jahre in seinem Geburtsort Figueres. Wir waren etwas zeitig am Ziel und bestaunten erstmal die Keramiken in einer Galerie unterhalb des Schlosses. Wirklich schöne Schalen und Vasen, doch 3800 Euro für Birgits Lieblingsvase überstiegen unser Budget… Danach wurde uns Einlass ins Schloss gewährt und wir stellten uns vor, wie Gala dort lebte. Auch am angrenzenden Garten fanden wir Gefallen.

Nun war es nicht mehr weit bis Cadaqués, unserem eigentlichen Urlaubsziel. Werden wir die Ferienwohnung gleich finden? Wie erhalten wir Einlass? Und wo lassen wir das Auto? Immer wieder stellt sich etwas Aufregung ein, wenn wir uns einem Urlaubsziel nähern. Das zentrumsnahe Haus in einer ruhigen Sackgasse war rasch gefunden. Von der Vermieterin erhielten wir per Telefon einen Code für die Schlüsselbox. Und das Auto fand seinen Platz in der nahegelegenen Tiefgarage für 25 Euro per Nacht. 😮 Unsere Wohnung befand sich im zweiten Stock und war … herrlich! So geschmackvoll und geräumig haben wir selten gewohnt – ein Ort zum Wohlfühlen. Am Abend unternahmen wir einen ersten Ortsrundgang, wobei wir ein Dutzend Restaurants unter die Lupe nahmen für Birgits Geburtstagsdinner. Ein Glas Wein auf unserem Balkon rundete den ersten schönen Tag ab.

7. Mai: Wanderung zum Cap de Creus

Für den ersten Tag war eine Rundwanderung auf der Halbinsel Cap de Creus geplant. Bei der Anfahrt zum Parkplatz stellte sich jedoch heraus, dass die Zufahrt eingeschränkt ist und wir nicht ins Gelände einfahren durften. So parkierten wir am Rand des Naturreservats und meistern den Zugang per pedes. Auf abwechslungsreichen Pfaden ging es auf und ab durchs Gelände. Von weitem hatten wir orangefarbene Blumen ausmachen können, die sich als gefleckte Aloen (Aloe maculata) entpuppten. Bald rückte die östlichste Spitze der Halbinsel mit seinem Leuchtturm ins Blickfeld, zu dem eine steil ansteigende steinerne Stiege hinaufführte. Oben angekommen genossen wir den Rundblick. Für die faulen Leute kam ein kleiner Zug angefahren, wie man ihn aus vielen Stadtzentren kennt. Zur Abfahrt gestikulierte der Fahrer wild herum, doch die pfeifenden Windgeräusche erlaubten nicht zu verstehen, was er meinte. Ob es Ralfs Wandermütze war, die dort vom Wind davongetragen wurde? Jedenfalls war sie plötzlich auf Nimmerwiedersehen verschwunden. 🙁 Wir kraxelten noch eine Weile am Kap herum und fanden auch zur Höllenhöhle… Der Rückweg zog sich etwas in die Länge, doch wir fanden ein tolles Picknickplätzchen mir Meerblick ganz für uns allein. 🙂 Riesige Opuntien säumten unseren Weg. Schwer vorzustellen, dass es sich dabei um unerwünschte Invasoren handelt, zu deren Ausrottung auf einem Plakat aufgerufen wurde.

Am Abend kehrten wir bei Es Roco ein und teilten uns eine rosa Dorade, dazu gab’s leckeren spanischen Weißwein. Und Ralf hatte noch Platz für Blätterteig mit Zitrus-Pistazien-Schaum. 🙂

8. Mai: Zu Besuch bei Gala und Salvador Dalí

Birgits 60. Geburtstag begann mit Geschenkeauspacken! Liebe Überraschungen und Geburtstagsgrüße aus Deutschland lagen für das Geburtstagskind bereit. 🙂 Danach spazierten wir durch Cadaqués nach Port Lligat, einer kleinen Bucht, in der Salvador und Gala Dalí im Laufe ihres Lebens nach und nach ein prächtiges und fantasievolles Anwesen schufen. Im Rahmen einer Führung wurde uns dieses Kleinod nähergebracht. Die Räume waren voller Geschichten. Besonders hatte es uns die Terrasse angetan, aber auch der Pool und das Windgeräuschspiel waren eine Entdeckung! Auf dem Rückweg kamen wir nicht umhin, von den leckeren Eissorten zu naschen: Dattel und Limette-Minze für Birgit, Turrón und Sesam-Mohn für Ralf. 🙂
Zum Geburtstagsdinner kehrten wir im Talla ein, wo wir an einem Tisch direkt am Wasser Platz nahmen und den Sonnenuntergang verfolgen konnten. Nach und nach verdunkelte sich die Landschaft und der Ort zündete seine Lichtlein an. ROMANTIK pur.

9. Mai: Besuch der Klosterruine Sant Pere de Rodes

Nach dem Ausflug in Dalís Leben stand nun wieder ein Wandertag auf dem Programm. Auf der Halbinsel Cap de Creus befindet sich im Hinterland auf bergigem Gelände eine romanische Klosterruine, Sant Pere de Rodes. Bereits im 9. Jahrhundert erwähnt, erlebte das Kloster seine Blütezeit im 11. und 12. Jahrhundert, aus der die noch heute zu besichtigende Kirche stammt. Von drei Parkplätzen aus schlängeln sich mehrere Wege zum Kloster. Wir wählten eine altersgerechte Tour, die uns zunächst zur Kirche Santa Helena de Rodes führte. Das Gotteshaus war noch gut erhalten und die Aussicht zum Meer war grandios. Auf leichtem Weg ging’s dann weiter zur Klosterruine, in der wir nach Herzenslust herumspazieren konnten. Die gut restaurierte Anlage hat uns sehr gefallen; besonders hervorzuheben der doppelstöckige Kreuzgang, die lombardischen Türme und die wenigen, aber beeindruckenden Säulenkapitelle. Im Museumsshop erstanden wir ein paar Postkarten und einen Pilgerlikör – immerhin liegt das Kloster am katalanischen Streckenabschnitt des Jakobswegs.
Unsere Fitniss ließ es zu, zum Abschluss auch noch das Castell de Verdera, eine mittelalterliche Burganlage oberhalb des Klosters auf dem Gipfel des Bergzugs zu erklimmen. Wir kraxelten durch die Ruinen und genossen den Rundumblick, der von den Pyrenäen im Norden und bis zur Costa Brava in Süden reichte. Im großen Bogen marschierten wir vorbei an einer Schafherde zurück zum Parkplatz, wo wir am Morgen ein tolles kleines Wohnmobil vom Typ « Couple Cottage Roadsurfer » bewundert hatten. Ein anderes Mal?

Vom Kloster und Castell aus hatten wir am Meer einen weißen Küstenort ausmachen können. Neugierig geworden, fuhren wir nach El Port de la Selva. Aus der Nähe betrachtet machte der Küstenort mit seinen gut 1000 Einwohnern jedoch weniger her und nach einer Stippvisite am Hafen und in der Kirche kehrten wir zurück nach Cadaqués, wo wir uns diesmal selbst verköstigten mit Roquefort-Tomaten-Tarte, Capellini-Nudeln mit gekochten Eiern und katalonischem Rotwein. 🙂

10. Mai: Rückfahrt über Figueres

Die letzte Station unserer Reise führte uns nach Figueres, dem Geburts- und Sterbeort Salvador Dalís. Viele seiner Werke sind dort im Theatermuseum Dalí ausgestellt und der Künstler wurde nach seinem Tode in der Krypta des Museums begraben. Das heutige Museumsgebäude beherbergte in Dalís Kindheit das Theater der Stadt und war der Ort, an dem Dalís Bilder zum ersten Mal ausgestellt wurden. Der Andrang am Museum war gewaltig und nicht jeder Besucher war wohl wirklich am Schaffen Dalís interessiert. Gut, dass wir im voraus Eintrittskarten erworben hatten. Wir bestaunten die Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Schmuckstücke, Installationen und innenarchitektonischen Einfälle des Meisters… Surrealtrunken fuhren wir zurück nach Montpellier. 😮

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Aufstieg zum Felsen der zwei Jungfrauen

Am Tag der Arbeit führte es uns nach Saint-Jean-de-la-Blaquière, einem Dorf unweit des Lac-du-Salagou im sog. Colorado des Hérault. Colorado, weil das Gestein vom Eisen eine intensive rötliche Färbung aufweist. Zunächst schlenderten wir durchs Dorf vorbei an seiner Kirche, deren Glocke ein kleines Dach bekommen hat, und dem in Privatbesitz befindlichen Schloss. Durch die Fenster konnten wir einen Blick auf die mit echten Kerzen bestückten Kronleuchter werfen – wer will die bloß alle anzünden?
Anschließend liefen wir entlang der Weinfelder und Olivenhaine in Richtung des Roc des Deux Vierges – des Felsens der zwei Jungfrauen. Bereits in Jahr 1004 wurde der Name des Ortes « Les Deux Vierges » zum ersten Mal erwähnt, wobei er sich auf eine alte weibliche Klostertradition bezieht. Es dauerte auch gar nicht so lange, bis wir kurz vor dem Gipfel an einem Denkmal, das 1935 auf Initiative der Felibristen von Clermont l’Hérault eingeweiht wurde, ankamen. Die Felibrịsten waren sieben französische Dichter, die sich 1854 zur Erneuerung der Sprache und Dichtung des Langue d’Oc verbanden.
Ein kurzes Stück weiter lud uns ein Picknickplatz zum Verweilen ein, bevor wir anschließend das Felsareal erkundeten. Birgit erklomm die « Himmelsbank » und war auch sonst ganz in ihrem Element. Wir genossen die herrliche Aussicht aus 536 m Höhe und den wolkengeschmückten Himmel. Der Rückweg führte auf schönen schmalen Pfaden stetig hinab ins Tal. Die abwechselungsreiche Tour fand im Dorf Saint-Jean-de-la-Blaquière ihren Abschluss.

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Anwandern im Hérault

Unsere erste richtige Frühlingswanderung führte uns in Richtung Clermont-l’Hérault. In der Umgebung von Neffiez wanderten wir auf teils sehr staubigen und trockenen Forstwegen durch Weinfelder, Kiefernwälder und über Blumenwiesen. Regen wäre sehr vonnöten! Trotz der anhaltenden Trockenheit gaben sich allerlei Blumen ein Stell-dich-ein. Wir eroberten die Ruinen einer ehemaligen Klosteranlage, genossen schattige Pfade in einem Gespensterwald und pausierten an einer Capitelle auf einem unbekannten Gipfel. Eine Ziegenherde, dessen Hütehund uns argwöhnisch beobachtete, weidete bei unserer Rückkehr in der Nähe unseres Autos. Auf der Rückfahrt hielten wir an der örtlichen Cooperative und erstanden einige Flaschen des Weins, dessen gut gepflegten Anlagen wir zuvor gequert hatten.

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Architektur und Besonderheiten

Vor einiger Zeit nahm ich den Prospekt über Stadtführungen aus dem Touristenbüro mit nach Hause und hatte mir einige ausgesucht. Mich interessierte u.a. eine Führung unter dem Motto Architektur in Montpelliers Innenstadt. Ich lud meine Malfreundin Sylvie ein, mich zu begleiten. Innerhalb von 2h wurden uns die Besonderheiten beim Treppenbau, der aus dem Mittelalter stammenden Bauweise und den Erkennungsmerkmalen an den privaten Stadthäusern, auch als Hotel de Ville bezeichnet, erklärt. Letzteres führte bei mir früher zu Verwirrungen, denn ich glaubte, es würden in Hülle und Fülle Hotels in französischen Städten zur Verfügung stehen! Damals ahnte ich nichts von der Doppelbedeutung des Begriffs Hotel! Nach dem Rundgang war ich ziemlich geschafft, verabschiedete mich bald von Sylvie und legte daheim nur noch die Füße hoch!

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Schulfreundinnen

Der letzte Besuch lag bereits neun Jahre zurück und nachdem der Virus C uns nicht hat reisen lassen, war unsere Wiedersehensfreude riesig! Nach einer kleinen Odyssee und großer Aufregung, kam meine langjährige Freundin Liane aus Leipzig in Montpellier an. Flixbus und Bahn halfen uns treffen zu können! Noch am selben Abend besuchten wir ein tolles Konzert im Corum!

Wir begannen mit einem gemeinsamen Rundgang durch Montpellier und besuchten u.a. eine Fotoausstellung im Pavillon populaire.

Ralf ging am Montag auf Dienstreise nach Aussois und der Mädelsurlaub wurde mit einem Ausflug nach Grau-du-Roi fortgeführt. Zunächst liefen wir auf der Promenade bis zum Denkmal « Vogelmensch », dann am Strand zurück. Liane wagte es sogar, mit den Füßen im Wasser herum zu spazieren! Ein Café Gourmand, die Beobachtung der Drehbrücke und der Möwen, die den vom Fischfang heimkehrenden Booten folgten, wurden zu Höhepunkten des Tages!

Am Dienstag streifte Liane allein durch die Innenstadt von Montpellier, da ich bis 15h arbeiten ging. Nach Dienstschluß fuhren wir wie versprochen ans Meer, nach La Grande Motte! Architektur und Sonnenuntergang wurden zu einem einmaligen Erlebnis für uns beide!

Nach Arles sollte es am Mittwoch gehen. Erstmal durch die altwürdige Innenstadt mit Besichtigung der Römischen Arena (ich gestehe, dass ich nicht gleich begeistert war, aber dann eines besseren belehrt wurde!) und des Theaters. Dort traten amerikanische Jugendliche auf der Bühne auf und sangen ein Ständchen zum Geburtstag. Den Abschluß des Tages bildete der Besuch des Kulturzentrums LUMA! Wunderschöne Spiegelungen und laute Froschkonzerte begeisterten uns. Erschöpft, doch voller schöner Eindrücke kehrten wir heim.

Am Letzten Besuchstag wollten wir es ruhiger angehen lassen und blieben in Montpellier. Über 10km kamen dann doch wieder zusammen. Die geplante Straßenbahnfahrt musste wegen Streik ausfallen, so dass wir per pedes unterwegs waren. Lianes Wunsch war es in der Markthalle Laissac frischen Fisch zu essen, was ich ihr gern erfüllte.
Nach dem Essen gab der Rohrstuhl auf dem ich saß nach, ich kippte um und der besorgte Kellner offerierte uns die Getränke und räumte den Tisch für uns ab! War ich vom Essen zu schwer oder das Metallgestell nach vier Jahren Benutzung müde geworden – keine Ahnung. Zum Glück blieb ich unverletzt und wir entfernten uns lachend!

Inzwischen ist meine Schulfreundin wieder gut zu Hause angekommen. Der Alltag hat uns wieder und es sollen nicht wieder neun Jahre bis zum nächsten Besuch vergehen! In zwei Jahren hoffen wir uns hier wieder treffen zu können zu neuen Abenteuern und Gesprächen!

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Schneevergnügen

Wie beinahe jedes Jahr konnten wir in den Cevennen eine Schneeschuhwanderung machen. Zwar lagen die Temperaturen in Montpellier bei ungewöhnlichen 20 °C, aber über 1000 m Höhe waren Schneeflecken aus der Ferne zu sehen. Wir beschlossen am Sonntag, den 5. Februar, vor Ort nachzuschauen. Beim Aussteigen auf dem Parkplatz des Col de Minier blies uns ein ziemlich kalter Wind ins Gesicht und es waren nur noch 2 °C angezeigt. Wir diskutierten ein wenig, ob das Anschnallen der Schneeschuhe möglich wäre, denn auf den ersten Blick sah es nicht danach aus. Schließlich ließen wir es auf einen Versuch ankommen und wurden im Wald positiv von einer teilweise unberührten Winterlandschaft überrascht! Die Wanderung in der Sonne bereitete uns großes Vergnügen und wir hatten sogar Glück mit den Picknickplätzen!

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Geburtstagsrunde durch Montpellier

Heute haben mindestens drei wichtige Menschen Geburtstag: mein Schwiegervater in Berlin, mein Bruderherz in Deutschland und Präsident Selenski in der Ukraine! Die Wintersonne lockte mich und meinen Liebsten nach dem gemeinsamen Mittagessen hinaus. Während Ralf nach gut 30 min nach Hause zurückkehrte um seine Arbeit wieder aufzunehmen, marschierte ich weiter in Richtung Esplanaden. Mein Ziel war die Ausstellung im Espace Bouget. Leider kam ich zu spät, denn sie hatte bereits am 22.1. ihre Pforten geschlossen, schade!
In der Innenstadt sind zur Zeit sehr viele Baustellen zu verzeichnen! Der Platz der Comedie sowie die Esplanade Charles de Gaulle werden umgebaut; Elektrische Leitungen werden erneuert und Hausfassaden oder Dächer repariert! Ein emsiges Treiben überall und dennoch wird sehr viel gemeckert und kritisiert! Ich habe dafür relativ wenig Verständnis!

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