Maibesuch aus Piesteritz in Montpellier

Tag der Ankunft

Nach pünktlicher Landung direkt aus Berlin auf dem Aeroport Montpellier und einem kleinen Imbiss auf unserem Balkon spazierten mein Vati und ich am Ufer des Lez unter Platanen, vorbei an Wasserfällen und wilden Gewächsen. Eine Pause mit Käffchen und Törtchen am Rande des Weges rundeten den ersten Spaziergang ab. Die Wettervorhersage versprach Sonnenschein für die nächsten Tage, so dass das Besuchsprogramm am Folgetag seinen Lauf nehmen konnte.

Sète und Strand

Wir wollten es langsam angehen und fuhren in die Hafenstadt Sète, genauer auf den Berg Mont St. Clair. Von dort genossen wir zunächst den Ausblick auf die Stadt und den Étang de Thau. Anschließend besuchten wir die Kapelle und eine Kunstausstellung eines ortsansässigen Künstlers. Seine Arbeiten waren vielfältig und vom Ambiente der Umgebung geprägt. Weiter ging es zum Park Pierres Blanches, wo wir nach einem Spaziergang auf dem Naturlehrpfad im schattigen Patio des Restaurants Safari zu Mittag aßen. Natürlich durfte an dem herrlich blauhimmeligen Tag eine Promenade am Strand nicht fehlen. Der Wassertest mit den Füßen weckte den Wunsch nach einem Bad im Meer, aber leider hatten wir keinerlei Vorkehrungen getroffen, da wir nicht mit der angenehmen Wassertemperatur gerechnet hatten. Vielleicht werden wir dies später nachholen können? Für heute fuhren wir zurück nach Montpellier und erwarteten Ralf daheim mit dem Abendessen. Mit einer Partie Skip-Bo endete der zweite Besuchstag.

Cevennenzug und Bambouserie

Bereits im Vorfeld des Besuches hatte ich meinem Vati eine Fahrt mit dem Cevennenzug vorgeschlagen. Er war einverstanden, ich besorgte Fahrkarten und konsultierte die Fahrpläne. In der Vorsaison fahren die Züge noch nicht täglich, so dass nur der Donnerstag für unsere Unternehmung in Frage kam. Beim Eintreffen des Zuges waren wir perplex, denn an beinahe allen Waggons waren Reservierungsschilder angebracht. Aus meiner Erfahrung heraus war es jedoch ungünstig, in einem offenen Wagen zu reisen, da die Dampflok in den Tunneln doch erheblichen Dreck erzeugt und verschleudert. Schließlich entdeckten wir einen völlig leeren Wagen und nahmen darin Platz. In der Bambouserie stieg eine Reisegruppe – die Weltenbummler, offensichtlich aus Sachsen – ein, aber wir konnten unsere Plätze behalten. In Saint-Jean-du-Gard drehten wir eine kleine Runde per pedes, bevor wir uns Omelettes in einem Bistro munden ließen.

Gestärkt begaben wir uns auf die Fahrt in die Bambouserie. Dort bewunderten wir die riesigen Sequoia, die Bepflanzungen im Tal des Drachen und natürlich die verschiedenen Bambusarten. Auch das Laotische Dorf mit seinen Bambusbauten hat uns gefallen. Ein Kaffee vor der Rückfahrt tat uns beiden nach diesem bewegten Tag gut.

Einmal wieder von oben schauen!

Ein weiterer, langgehegter Wunsch unseres Gastes war es, wieder einmal von ganz oben auf die Landschaft zu schauen. Ralf konnte sich kurzfristig frei nehmen und somit den Platz des Wanderführers einnehmen. Im Vorfeld hatten wir schon einige Wege in Betracht gezogen und entschieden uns nun für den Höhenweg zum Hortus. Dieser Wandertag wurde zum vollen Erfolg für alle Beteiligten! Zum Schluss suchten und fanden wir sogar noch den auf der Karte beschriebenen Menhir versteckt hinter einem Hügel. Auch an diesem Abend wurde Karten auf dem Balkon gespielt sowie das nächste Ausflugsziel besprochen.

Unter wilden Tieren!

Auf großen Plakaten wird das ganze Jahr für einen Besuch im Safaripark bei Sigean geworben. Da wir mit unseren Besuchern stets auch neues entdecken möchten, entschlossen wir uns für eine Visite des Parks, der knapp anderthalb Autostunden von Montpellier entfernt liegt. Der Wetterbericht sprach an diesem Tag von Regenfällen in Montpellier und von Sonnenschein in Sigean, so dass wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zu den wilden Tieren machten. Ich hatte bereits etwas preisgünstigere Eintrittskarten über eine Association gekauft, da wir auch mit Besucherandrang und Wartezeit am Eingang rechneten. Jedoch war dem nicht so. Bei unserem Eintreffen waren nur wenige Fahrzeuge vor uns. Dennoch kam es zu einigen StauStopps auf den staubigen Wegen, wenn es Tiere zu sehen gab. Nach der Rundfahrt mit dem Auto ging es zu Fuß weiter, was sich dann doch einige Stunden hinzog. Die Beobachtungen der Wasservögel und die Fütterung der Giraffen wurden zu den Höhepunkten unseres Besuches. Ein kleiner Imbiss war zu fortgeschrittener Stunde noch zu ergattern und zu Hause kochten wir dann ein kleines Mahl – Hühnerpfanne mit Couscous. « Und was machen wir morgen? » fragte unser Gast neugierig. Na, seht selbst. 🙂

Traumerfüllung!

Wovon träumst du? Einmal Kanu fahren, das wärs! Warum nicht?! Im vergangenen Jahr hatten mein Liebster und ich eine Paddeltour auf dem Gardon unternommen, was uns in guter Erinnerung geblieben war. Zudem rudert man unter dem berühmten Pont du Gard hindurch, was ein einmaliges Erlebnis ist! Wir besprachen uns kurz über die Ausrüstung, packten Getränke und Picknick zusammen und brachen gut gelaunt in den Tag auf. Was für ein Abenteuer! Wir mieteten einen Zweier und einen Einer; mein Vati kaufte sich vor dem Start noch ein paar wasserfeste Strandschuhe. Gleichmäßig verteilten wir uns auf die Boote und im Laufe des Tages wechselten wir auch mal die Plätze. So probierte ich z.B. allein mit einem Kanu zurechtzukommen und es gelang ganz gut! Riesige Fische begleiteten uns, ein Blütenteppich duftete und einige Stromschnellen wurden von uns gemeistert. Schließlich kam der Pont du Gard in Sicht und wir näherten uns der Picknickpause mit Blick auf das imposante Bauwerk. Ein heftiger Wind, ja beinahe Sturm, erforderte das Aufbieten all unser Kräfte, um unter der steinernen Brücke hindurch zu paddeln. Danach schwächelten unsere Koordination und Kraft; wir fuhren ein ganzes Stück rückwärts, trudelten von einem Ufer zum anderen, bevor wir uns unter Ralfs besorgten Blicken schließlich wieder fingen und Punkt 15h00 am Ziel ankamen. Dort erwartete uns bereits der Bus, in den wir erschöpft, aber glücklich einstiegen. Während der Rückfahrt nach Collias zum Ausgangspunkt unserer Paddeltour beruhigten sich Puls und Nerven wieder. Der Tag wurde zum unvergesslichen Erlebnis für uns Drei und ein Traum ging in Erfüllung! Am Abend gab es zur Stärkung gefülltes Gemüse – Zuccini und Champignons – mit Kartoffelbrei.

Architekturbetrachtung

Von jeher interessiert sich mein Vati für Konstruktionen und Architektur. Ich schlug ihm für den letzten Tag seines Besuches einen Rundgang im Quartier Port Marianne/Richter mit Besuch des neuen Rathauses vor. Er war einverstanden. Mit der Straßenbahn fuhren wir in die Stadt und begannen unsere Tour am Bassin Jacques Coeur. Die Sonne meinte es wieder sehr gut mit uns und ihr Licht ließ die Gebäude leuchten. Im Rathaus konnten wir die neuesten Wahlergebnisse der Europawahl einsehen und einige Programmhefte mitnehmen. Am Ufer des Lez, wo gerade die Bauarbeiten für das Festival des Extremsports – FISE – im Gange waren, liefen wir in Richtung Antigone. Dieser Stadtteil begeistert immer wieder mit seiner Architektur, die an das alte Griechenland erinnert. Zur Mittagsstunde nahmen wir in einer Crêperie Platz und verspeisten Galettes sowie einen Café Gourmand. Nach der Pause setzten wir unseren Weg durch das Stadtzentrum bis zu uns nach Hause fort. Dort machten wir eine Pause im Liegestuhl auf dem Balkon.

Später wollten wir noch einmal zum Strand und vielleicht ein Bad im Mittelmeer nehmen. Ich kochte noch Kaffee, packte eine kleine Nascherei und Badesachen ein. Dann fuhren wir nach Carnon und wurden von einem doch recht kühlen Wind umfangen. Der Fußtest ergab, dass das Wasser wohl doch zu kalt zum Baden war und wir begnügten uns mit einem Spaziergang in der Nähe der sanften Wellen. Die Sonne brannte dann ganz schön beim Kaffee trinken auf unserer Haut, so dass wir es nicht allzu lange am Strand aushielten. Wegen des starken Windes hatte ich den Sonnenschirm leider zu Hause gelassen. Der Tag klang mit einer letzten Partie Skip-bo aus. Am kommenden Tag gegen 13h40 war der Rückflug reserviert, wohin ich meinen Vati begleitete. Sicher werden wir uns bald wiedersehen!

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