Sommerurlaub 2018. Teil 2: Die Normandie

Nach der Besichtigung einiger Schlösser der Loire stand in der zweiten Urlaubswoche die Entdeckung der uns unbekannten Region Normandie an. Der Teil, den wir besuchten, heißt in französischer Sprache la Manche – der Ärmel und liegt am Ärmelkanal. 😉
Die Fahrt über Land war relaxt. Mit Hilfe der modernen Technik im Auto fanden wir das Ferienhaus, welches auf dem Grundstück einer Farm am Ende eines Feldweges gelegen war, ohne Probleme. Bereits während der Reise fielen uns die weiten Felder, die normannischen Steinhäuser sowie die Dorfkirchen auf. Natürlich gab es auch jede Menge Schilder und Wegweiser, die auf die geschichtsträchtigen Orte während der Weltkriege hinwiesen. Teilweise fanden wir die touristisch anmutende Vermarktung dieser traurigen Ereignisse befremdlich. Dies hat sicherlich mit unserer eigenen Geschichte zu tun und wir besichtigten keines dieser Monumente.
Ich selbst war sehr überrascht von der Schönheit der Landschaft und vor allem die der Strände! Diese erinnerten an ihre karibischen Pendants. Offensichtlich hatten wir auch viel Glück mit dem Wetter, denn es gab nur sonnige Tage. Damit wurde meine Vorstellung von einer grauen, kargen, kühlen Region komplett widerlegt! Ein Besuch lohnt sich wirklich!
Ein kleiner Wermutstropfen war, dass z.B. zahlreiche Restaurants, Crêperien oder Museen erst im Juli zur französischen Ferienzeit öffneten. Doch ein Tipp unserer Vermieterin ließ uns die Boucherie/Traiteur – Fleischerei in Périers ausprobieren, wo wir zwei sehr leckere Gerichte kauften und mit Appetit aßen.
Die Woche war geprägt von Küstenwanderungen, Radfahren, Relaxen unterm Sonnenschirm und Fußballschauen. Ein Höhepunkt war unsere erste Fahrt mit einem Tandem, was nach kurzer AnlaufAngstKrise ziemlich gut gelang. Wir schafften eine von Ralf geplante 5km-Runde auf abendlich ruhigen Straßen. 🙂 Schön waren auch die Ausblicke auf die in der Ferne lockenden Kanalinseln und den berühmten Mont St. Michel.
Von Aurélie, Olivier und ihren 3 irischen Wolfshunden, von uns Ponys ob ihrer Größe genannt, wurden wir herzlich im Gîte l’Ètot Fossey begrüßt und gründlich deutsch durch das geräumige, separat gelegene Ferienobjekt geführt. Selbst Kamin, Billardtisch und Tischfußball fehlten nicht! Im Außengelände dominierten herrlich blühende Rosenhecken, eine großzügig angelegte Terrasse und ein Spielplatz mit der Möglichkeit, Boule zu spielen! Als Willkommensgruß gab es frische Eier (die Hühner fütterten wir später mit Begeisterung), eine Flasche Cidre und selbstgemachtes Beerengelee – logisch, dass wir uns gleich wohl fühlten!
Nun laden wir euch ein, unserer Reise zu folgen!

Unterwegs von Blois an der Loire in die Normandie besichtigten wir das romantische Dorf Saint-Cénerei-le Gérei. Dort konnten wir in einem Gartenrestaurant die einzigen Crêpes unseres Urlaubs essen. 😮

Ausgeruht und nach einem Frühstück auf der schattigen Terrasse, welches mit einem Besuch der Ponys vonstatten ging, fuhren wir zu unserem ersten Wanderziel, der Steilküste von Flamanville. Die Wanderung wurde in zwei Etappen aufgezeichnet, da komootine leichte technische Probleme hatte. Gleich zu Beginn nahm uns die Romantik vom Schloss Flamanville mit See und Park gefangen. Wir verweilten einige Zeit träumend und zeichnend auf einer Bank. Anschließend liefen wir durch einen dichten Wald, bis wir zur Küste gelangten. Das Bild, welches sich uns dort bot, ist nicht mit Worten zu beschreiben – einfach nur wunderschön! Erinnerungen an Irland und die Bretagne kamen auf; dennoch war es hier wieder ein bißchen anders. Der Anblick des Strandes wollte wie gesagt so gar nicht zu meinen Vorstellungen von der Normandie passen. 😉
Nach dem Apéro und dem Abendessen wagten wir noch einen kleinen Spaziergang rund um Marchésieux.

Am Montag, den 25.6.2018, fuhren wir zur Ostküste in den Hafenort Barfleurs. Auf dem Weg dorthin machten wir einen Abstecher zu einer berühmten Bäckerei, die sich auf das Backen von Brioche und Financiers spezialisiert hat. Beides war soooo lecker!
Wir wanderten auf dem GR 223 zunächst auf einer schmalen Mauer – ein sehr ungewöhnlicher Wanderweg – aus dem Ort hinaus in die Felder. Vorbei an einer Windmühle, mehreren Campingplätze, einer Segelschule liefen wir und dann sahen wir ihn schon von weitem: den schlanken Leuchtturm von Gatteville. Später stiegen wir die 365 Stufen bis zu seiner Spitze hinauf und ließen uns von einem zufällig anwesenden Einheimischen die Umgebung erklären. Dies war sehr interessant für uns! Zuvor folgten wir dem Dünenweg und ließen uns schließlich vom Anblick des blauen Meeres und dem augenscheinlich sandigen Strand dazu verleiten, unsere Badesachen anzuziehen! Doch was für eine optische Täuschung: der Sand entpuppte sich als kleinsteinig und pieksig, das Wasser war eiskalt! Unsere Ärmelkanaltaufe wurde also auf später verschoben. Sonne hatten wir nach der Wanderung genug getankt, so dass wir in die angenehm kühle Unterkunft zurückkehrten.

In unserem Ferienhaus gab es neben dem Tandem auch eine kleine Auswahl von Fahrrädern. Da ich passionierte Radlerin bin, stand ein Ausflug mit dem Vélo auf meiner Wunschliste. Ralf fand ebenfalls Gefallen an der Idee und plante für uns die Tour. Unterwegs besichtigten wir Dorfkirchen, die glücklicherweise alle offen für Besucher waren! An einem Museum, welches nur freitags im Juli und August für 2h öffnet, machten wir eine längere Pause und erkundeten ausführlich den frei zugänglichen Garten und die Nebengelasse. Einen Feldlehrpfad, der eigentlich für Fußgänger angelegt worden war, absolvierten wir strampelnd und manchmal keuchend. 😉 Unser Endziel, den Etang de Sarcelles, fanden wir erst nach einigen Umwegen und Orientierungsübungen. Am See aßen wir im Schatten unsere Brote und als ich voller Energie aufstand, achtete ich nicht auf meine Umgebung und stürzte aus der Holzbank. Die Wunde am Schienbein begleitete mich die ganze restliche Urlaubszeit, jedoch beeinträchtigte sie nicht meinen Tatendrang und meine Wanderfreude. 🙂

Der Mittwoch sollte sich als Traumtag entpuppen, an dem wir den nordwestlichsten Zipfel mit den steilsten Klippen der Region la Manche, die Nez de Joubourg – die Nase von Jobourg erwanderten. Sei es das Hameaux Samson mit seinen normannischen Häusern und Gärten, der intensive Heuduft, seien es die karstigen Felsen und die Lagunen – all dies trug zu unserer Begeisterung bei. Einem älteren Ehepaar verdankten wir unser erstes gemeinsames Foto in diesem Urlaub. Zu einem späteren Zeitpunkt fanden wir zufällig eine neue Funktion zum Fotografieren und schossen dann auch einige Selbstporträts.

Auch der Donnerstag stand wieder ganz im Zeichen der felsigen Küste und dem normannischen Hinterland. Zum Frühstück bekamen wir Besuch: die dreifarbige Glückskatze schlich vom Feld herbei, um uns zu begrüßen. Ralf gab ihr etwas Milch und so schlossen sie Freundschaft. Geduldig wartend saß sie fortan öfter auf dem Grundstück.
In Périers kauften wir Baguette und leckere Kirschen fürs Picknick und fuhren dann weiter nach Carolles, dem Ausgangspunkt der Wanderung. Es sollte der wärmste Tag der Woche werden, was sich am Ende auch bewahrheitete. Durch das sog. Tal der Maler spazierten wir auf einer ehemaligen Bahnstrecke im Schatten hoher, alter Bäume bis zum Küstenweg. Dieser begann am Ortsausgang mit einem heftigen Aufstieg. Im Sonnendunst entdeckten wir die Abtei Mont Saint Michel. Von unserem Ausguck sah es dort still und friedlich aus, aber vor Ort tummelten sich sicher unzählige Touristen! Uns genügte daher der Blick aus der Ferne auf die Silhouette.
Auf dem schön kraxeligen und schmalen Wanderweg kreuzten Riesenlibellen unsere Blicke und wir begegneten Vauban, dem wohl berühmtesten Festungsbaumeister des 17.Jahrhunderts in Frankreich. Zwei seiner Steinhäuser spendeten uns kurz Schatten.
Endlich tauchten wieder die ersten Gehöfte von Carolles und sein verlockender Strand vor uns auf. Wir brauchten unbedingt eine Erfrischung und wir wollten es wagen, im Ärmelkanal zu baden! Die hölzernen Badehäuschen entpuppten sich beim Näherkommen leider als Ruinen, doch wir konnten uns lebhaft ihre Restaurierung und Nutzung ausmalen. Ein recht scharfer, ungemütlicher Wind kühlte uns auf dem Weg zum Wasser schon gut ab, so dass das Eintauchen in die Fluten nicht leicht war. Ich schaffte es einmal unterzutauchen. Ein wenig liefen wir noch durch das milchige Wasser, bevor wir zum Parkplatz aufstiegen und heimfuhren.
Am Abend machten wir dann unsere erste, abenteuerliche Tour mit dem Tandem. 🙂

Ausgeschlafen und mit leichter Wehmut planten wir unseren letzten Ausflug in der Normandie. Dieser führte uns nach Carteret, einem Küstenort zwischen Flamanville und Carolles. Das Wetter meinte es wieder sehr gut mit uns – Sonne, blauer Himmel, ein leichtes Lüftchen. Wir querten den Hafen und kauften im Ort einige Postkarten. Sacht stieg der Weg hinauf zu den Felsen und einer Kirchenruine. Von dort ging es weiter durch eine einmalige Dünenlandschaft, die einiges an Kondition abverlangte. Das Stapfen durch den weichen Sand war nicht immer angenehm. Durch eine Kastanienallee gelangten wir zur Kirche St. Louis, wo von einem Tonband Erläuterungen auch in deutscher Sprache zu hören waren. Im Schatten eines Baumes machten wir begleitet von herrlichem Vogelgesang Picknick am Parkplatzrand. Bei der Rückfahrt nahmen wir bereits einen kleinen Abschied von dieser besonderen Region. Später besuchten wir ein letztes Mal die Hühner, Hasen, Hunde und Gastgeber.
Tags darauf brachen wir zur dritten und letzten Station unseres Urlaubs – der Region Haut Jura/Hohes Jura – auf.

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