Sommerurlaub Teil 2: Insel Ouessant

Ankunft am 28.6.2014: Unsere zweite Urlaubswoche verbrachten wir auf einer Insel im Atlantik namens Ouessant. Wieder einmal war es unser Freund Boris, der den Reisetipp gab. Zunächst ging es nach Le Conquet (480 km). Von dort aus fuhren wir mit einer Fähre hinüber zum Eiland. Das Auto konnten wir glücklicherweise gratis am Hafen stehen lassen. Auf der Insel gibt es Taxis, Kleinbusse und unzählige Fahrräder, um sich fortzubewegen. Die Größe von Ouessant erlaubt es ebenso, sie zu Fuß zu erkunden.
Nach der ruhigen Überfahrt wurden wir mit einem Taxi zu unserem Domizil, einem kleinen Fischerhaus, gebracht. Der Blick von der Terrasse über die Bucht faszinierte uns sofort und wir saßen lange bei einer Tasse Tee zusammen. Nach und nach richteten wir uns ein. Am Abend machten wir den ersten Spaziergang und erblickten den Leuchtturm von Créac’h (ausgesprochen: krietsch).

29.6.2014: Buchstäbliches Sonntagswetter lockt zum Frühstück auf die Terrasse. An diesem Tag wollen wir eine der vier Küstenspitzen Ouessants erwandern. Über die Bucht hinweg sehen wir einen winzigen Leuchtturm und erahnen Felsformationen. Diese sind sodann von nahem dermaßen wild von Wind und Wasser geformt, dass es einem beinahe den Atem verschlägt. Am Wanderweg Gehöfte und Gärten, die im Sonnenlicht eine verzaubernde Wirkung hinterließen. Ralf musste Kletterkünste beweisen, als unsere Wanderkarte von einem Windhauch hinter einen Zaun mit Hecke geweht wurde. Ich kletterte später nach Herzenslust durch das Gestein am Meer. Ein himmlischer Tag!


30.6.2014: Der Montag begann sonnig und endete mit Dauerregen. Morgens spazierten wir durch Lampaul, dem einzigen Inselort, und kauften Postkarten sowie zwei T-Shirts für mich. Ich hatte das Wetter völlig falsch eingeschätzt und den Koffer dementsprechend mit warmen Sachen gefüllt. Nun habe ich tragbare Souvenirs! Am Nachmittag gingen wir auf Entdeckung in Richtung Leuchtturm Créac’h. War die gestrige Landschaft schon beeindruckend, so wurde es nun noch um einiges imposanter. Mit Worten lassen sich unsere Gedanken und Gefühle nicht ausdrücken. Ich blieb oft wie angewurzelt stehen und dachte an rein gar nichts. Ich war einfach nur da. Steinwüsten, Wellenspiele, pfeifende Austernfischer, Blumen, Ruinen – ein Paradies für die, die es wollen. Nach vier Stunden kamen wir gerade noch rechtzeitig vor dem Regen im Häuschen an. Abends verfolgten wir das Fußballspiel Deutschland-Algerien (2:1 n.V.) im französischen Fernsehen und amüsierten uns über die Kommentatoren.


1.7.2014: Am Dienstag kauften wir einen frisch gefangenen Wolfsbarsch, den Ralf mutig zubereitete. Er nahm ihn aus und garte ihn im Ofen mit einer Salzkruste. Dies hatte uns die nette Verkäuferin geraten. Lecker, lecker war das! Es gab immer wieder Regenschäuerchen, so dass wir ins Museum gingen. Weshalb es den Titel Ecomuseum trägt, haben wir nicht ganz verstanden, aber es war interessant und wir waren geschützt, als draußen ein Wolkenbruch losging. Genügend Schautafeln und Texte gab es auch, so dass wir mit der Sonne aus dem Museum traten. Teestunde auf der Terrasse, Gezeitenbeobachtung und Lesen rundeten den erholsamen Tag ab.

2.7.2014: In der Wochenmitte wurde es sportlich und die Sonne strahlte, was das Zeug hielt. Wie liehen uns feuerrote Fahrräder aus und erkundeten den dritten Inselzipfel im Nordosten. Wir begegneten Menhiren, einem Steinkreis, fanden verträumte Steilküstensitzplätze, wo es sich herrlich träumen und zeichnen ließ. Mittags machten wir einen Abstecher in die Crêperie de l’Arrivée am Hafen, um gestärkt weiter zu radeln. Im Port Arland bekamen wir Südseegefühle und Badelust. Ich nahm ein Algenfußbad. Ein phantastischer Tag mit Klettereien, Leuchtturmromantik, Blumenmeeren und Lachen sollte von uns aus kein Ende nehmen. Abends saßen wir lange auf der Terrasse, spielten Karten und genossen unsere Zweisamkeit.


3.7.2014: Der Morgen des vorletzten Inselurlaubtages erwachte unter einer dicken Nebeldecke, die sich mystisch auf die Bucht und das Eiland gelegt hatte. Doch die Sonne löste den Zauber rasch auf und so konnten wir wie geplant mit dem Bus zum Hafen fahren. Von dort erwanderten wir die Küstenlinie im Nordwesten Ouessants. Beinahe wären wir im Brombeer-Farndickicht verloren gegangen, da sich der Weg zum Trampelpfad verengte und dann völlig verschwand. Wir hingen im wahrsten Sinne des Wortes fest, denn unsere langen Wanderhosenbeine hatten wir naseweis abgeknöpft, um die Beine auszulüften. Nun piekste und kratzte es, so dass wir in halsbrecherischer Aktion die schützenden Stoffhüllen wieder anknipperten. Uff, nun noch zurück auf den Hauptweg und nochmals Anlauf genommen zum Leuchtturm Stiff. Geschafft! Von dort ging es im Zick-Zack und durch liebliches Heidekrautland am Atlantik und über Felsenklippen bis fast zum gegenüberliegenden Inselzipfel. Es wurde eine unbeschreiblich schöne Wanderung mit Möwenpicknick, Begegnungen und Bootsträumen im Sonnenschein.


4.7.2014: Den letzten Urlaubstag verbrachten wir zu einem großen Teil im sehr interessanten Museum beim Leuchtturm Créac’h, da es immer wieder regnete. Wir lernten jede Menge über die Architektur, die Lichtsignale und die Entwicklung der Optik der Leuchtfeuer durch Fresnel, einem französischen Wissenschaftler. Auch über das Leben der Leuchtturmwärter hielt das Museum Informationen bereit. Am Nachmittag hieß es packen und langsam Abschied zu nehmen vom Inselleben. Beim Crêpeessen bei Carole ließen wir die schönen Tage Revue passieren. Und am Abend wurde eifrig gefiebert, als Deutschland im Viertelfinale Frankreich 1:0 besiegte.

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