Sommerurlaub Teil 3: Küste der Bretagne

6.7.2014: An der Mündung des Bélon
Die Gegend um Pont-Aven sollte unsere letzte Reisestation sein. Nach regenreicher Fahrt (150 km) kamen wir in unserem geräumigen Feriendomizil an. Besonders hatte es uns der schöne Wintergarten angetan, in dem wir bei Wind und Wetter, Sonne und Regen gemütlich sitzen, spielen, lesen, planen und essen konnten.
Der erste Ausflug bescherte uns eine kontrastreiche Tour zwischen dem bewaldeten Fluss und der Felsküste. Wir starteten am kleinen Hafen von Bélon. Von nun an folgten wir meistenteils der rot-weißen Markierung des Fernwanderwegs GR34, der entlang der bretonischen Küste führt. Der Sentier côtier – Küstenweg – ließ uns die Zeit vergessen. Immer wieder staunten wir über die schöne Landschaft, die dahinziehenden Wolken, das Wellengeplätscher in den kleinen Buchten… Der Rückweg führte uns durchs Landesinnere, wo wir lauter Orte mit Ker- passierten: Kergolaër, Kerliviou, Kerhuel, Kerroc’h, Kerhérou, Kergroës… um schließlich im Wald von Kermeur die Allée couverte zu suchen. Entgegen unserer Vermutung, dass es sich dabei um einen Hohlweg handeln würde, standen wir schließlich vor einem prähistorischen Galeriegrab.


7.7.2014: Rund um Trévignon
Heute ging’s wieder zum Meer, diesmal entlang von Sandstränden, moorigen Seen, kleinen Bächen und einer felsigen Küste. Vom Parkplatz war es nur ein kurzer Weg zum Strand, direkt zur plage naturiste. Hinter der Düne spazierten wir an Wiesen und Weihern entlang, bis wir zum Küstenfreundehaus Maison du Littoral kamen. Dort ließen wir uns erklären, was es mit der ehemaligen usine d’iode auf sich habe, die sich dort früher befand. Nein, keine Diodenfabrik, sondern eine Fabrik zur Gewinnung von Jod aus Algen. Weiter ging’s zur Pointe de Trévignon, einer Landspitze, auf der sich das « alte » Fort eines Neureichen befindet. Bald hieß es, ins Landesinnere abzubiegen und in weitem Bogen durchs Hinterland zurück zum Küstenfreundehaus und weiter zum Ausgangspunkt der Tour zu wandern.
Der Tag ließ noch Zeit für einen Abstecher nach Port Manec’h, einem kleinen Ort mit Strand, den wir am Vortag entdeckt hatten und auf dem lustige Hütten zu stehen schienen. Na, seht selbst in der Galerie!


8.7.2014: Locronan
Das Wetter sollte unbeständig sein, so dass wir einen Ausflug nach Locronan planten. Locronan gehört zu den plus beaux villages de France (schönsten Dörfern Frankreichs). Während im Mittelalter der Wohlstand von Locronan auf der Herstellung hochwertigen Segeltuches beruhte, beruht er heute auf den in Massen durch den Ort strömenden Touristen. Doch wir hatten Glück und konnten das sehenswerte mittelalterliche Dorf halbwegs entspannt genießen. Auch wurde die eine oder andere Leckerei erstanden, seien es traditionelle Fischkonserven oder leckeres Gebäck. Übrigens wurden Teile der Schatzinsel im Jahr 1966 hier gedreht – ob wohl noch ein Schatz vergraben liegt?
Für die Rückfahrt wählten wir einen Umweg entlang der Küste und statteten den Orten Douarnenez (mit Revolutionslehrpfad und Eisdiele) und Penmarch (mit Leuchtturm Phare d’Eckmühl und Rettungsbootmuseum) ab 🙂 . Am Abend trauten wir unseren Augen kaum, als Deutschland im Halbfinale Brasilien 7:1 besiegte…

9.7.2014: Zwischen den Buchten von Merrien und Doëlan
Bewaldete Flusstäler und eine zerklüftete Küste mit vielen kleinen Buchten warteten heut auf unseren Besuch. Doch zuvor besichtigten wir die Kirche Saint-Amet von Nizon mit ihren wunderschönen mittelalterlichen Skulpturen. Auf dem Kirchplatz steht der calvaire (Kalvarienbergskulptur), den Paul Gauguin 1889 auf dem Gemälde Calvaire breton, auch als Grüner Christ bekannt, verewigte. Zusammen mit dem Gelben Christen gehört es zu den Schlüsselwerken des Symbolismus.
Anschließend fuhren wir zum kleinen Hafen von Merrien, wo unsere Wanderung begann. An einem kleinen Austernpark vorbei folgten wir den Fluss stromaufwärts bis zur Mühle Moulin l’Abbe. Quer durchs Land ging es durch Wiesen und Wälder und vorbei an üppigen Hortensienbüschen bis zum Küstenstädtchen Doëlan. Danach folgten wir für mehrere Kilometer der Küstenlinie, begegneten einem ungezogenen Hund, der kein Französisch verstand, passierten ein Stück abgebrannten Buschwerks und bestaunten gar manch prächtige Villa mit Meeresblick…


10.7.2014: Bei den Cochons de Beg Moc’h
Der Ausflug führte uns zunächst zur Kirche Notre-Dame de Trémalo, die sich oberhalb von Pont-Aven beim Bois d’Amour, dem Wald der Liebe, befindet. Da das städtische Museum renoviert wurde, zeigte die Kapelle zum Ausgleich eine kleine Ausstellung zum Schaffen von Paul Gauguin. Von besonderem Interesse war das Kruzifix der Kirche, das von Gauguin auf dem Bild Gelber Christ genial verewigt wurde.
Nach diesem Abstecher fuhren wir zum Parkplatz an der klitzekleinen Ile Percée. Quer durchs Land ging es dann per pedes durch blumenbestandene Wiesen, verwunschene Wäldchen und regennasse Pfützchen – Birgit kam nicht umhin, die Tiefe zu testen 😮 . Nachdem wir an der Mündung des Flusses Brigneau wieder an die Küste gelangt waren, folgten wir dem schmalen Küstenpfad. An den Cochons de Beg Moc’h (wörtlich: den Schweinen von Beg Moc’h) vorbei führte uns der Weg durch etliche Buchten zurück zum Ausgangspunkt unserer Rundwanderung.
Da sich der Tag noch nicht dem Ende neigte, unternahmen wir auf der Rückfahrt zum Feriendomizil einen kurzen Abstecher zum Dörfchen Kerascoët, das noch einige gut erhaltene, traditionell mit Ried gedeckte Landhäuschen aufweist.


11.7.2014: Pont-Aven
Unser letzter Urlaubstag begann mit einem Besuch des kleinen Städtchens Pont-Aven. Pont-Aven ist Schauplatz des Romans Bretonische Verhältnisse – Ein Fall für Kommissar Dupin von Jean-Luc Bannalec. Berühmter jedoch ist das Städtchen durch den Maler Paul Gauguin, der hier die Schule von Pont-Aven begründete. Wir spazierten vom Hafen zum Ortskern, folgten einem hübschen Weg am Fluss entlang, suchten die verschiedenen ehemaligen Wassermühlen, kauften ein paar kleine Souvenirs, ließen uns treiben…
Bevor die anschwellenden Touristenströme uns aufs Gemüt schlugen, suchten wir das Weite und fuhren zur Crêperie Chez Angèle. LECKER!! Mit verwöhnten Gaumen ging’s zur romantischen Kapelle von Trémor am Ufer des Aven. Anschließend führte uns eine kleine feine Wanderung durch das Naturschutzgebiet gegenüber von Merrien. Ein alter Backofen am Wegesrand wartete auf unseren Besuch, ein verwunschener Urwald, ein letztes Träumen am Meer, ein Flusstal und weite Wiesen and Felder.


12.7.2014: Zurück nach Montpellier
Voll schöner Eindrücke verließen wir unsere gemütliche Ferienwohnung und machten uns auf die etwas mehr als 1000 km lange Rückreise, die uns wider Erwarten fast staulos nach Montpellier brachte. Die Bretagne wird uns sicher nicht zum letzten Mal gesehen haben – gern denken wir an diese schönen und erholsamen Tage zurück.

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