Sommerurlaub Teil 1: Schlösser der Loire

Samstag: Anreise
Am 21. Juni starteten wir zu unserem Sommerurlaub, der uns dieses Jahr in den Nordwesten Frankreichs führen sollte. Unsere Reiseroute führte zunächst über das Viadukt von Millau in Richtung Auvergne. Später bestaunten wir das Viadukt von Gabarit, das von Gustave Eiffel konzipiert worden war, bevor er sich dem berühmten Eiffelturm in Paris widmete. Nach 720 km erreichten wir am frühen Abend das Château de Targé in der Nähe von Saumur, unsere erste Unterkunft und idealer Ausgangspunkt für die kommenden Tage, an denen wir Schlösser und Klöster erkundeten. Da am 21. Juni in Frankreich der Tag der Musik war, fuhren wir am Abend noch nach Saumur und lauschten den verschiedenen Darbietungen, von Solovioline bis Brassband. Deutschland spielte an jenem Abend 2:2 gegen Ghana – wir verfolgten die Schlussminuten an einem Großbildschirm in Saumurs Altstadt. Die ersten vier sommerlichen Tage ließen wir jeweils bei Sport und Spiel (Federball) am und im Pool ausklingen 🙂 .

Sonntag: Ausflug zum Château de Langeais
Am Sonntag wählten wir eine eher kleinere Burg als Reiseziel aus, um so den Touristenströmen zu entgehen, was uns auch sehr gut gelang. Das Ziel war das Schloss von Langeais mit angrenzendem Park am rechten Ufer der Loire gelegen. Das Schloss erlangte Berühmtheit durch die im Jahre 1491 auf ihm vollzogene Hochzeit von Karl VIII. mit Anne de Bretagne, wodurch die Bretagne an Frankreich fiel, und nicht an das Haus Habsburg. Die 15 Räume des Schlosses sind stilvoll mit originalen Sitzmöbeln, Tischen, Schränken, Truhen und Betten im gotischen Flamboyant-Stil des 15. und 16. Jahrhunderts ausgestattet. Besonders schön sind auch die Wandtäfelungen und Fußbodenfliesen, die nach alten Vorbildern nachgestaltet wurden, sowie die zeitgenössischen Wandbehänge.
Im angrenzenden Park ließ es sich entspannt schlendern, die Befestigung des alten Donjon konnte erklettert werden und wir genossen den Blick über das Tal der Loire mit der Brücke von Langeais. Im Orte selbst lockten Eisverkäufer, blumengeschmückte Häuschen sowie die Kirche.

Montag: Ausflug zur Abbaye de Fontevraud
Heute liehen wir uns die Fahrräder unserer Gastgeber aus und radelten nach Fontevraud, um die dortige Abtei Fontvraud zu besichtigen. Die Abtei von Fontevraud gilt als größtes klösterliches Gebäude Europas. Ursprünglich als gemischtes Kloster konzipiert, stand es zunächst unter Vorrangstellung der Frauen. Das heißt, während die Frauen sich innerhalb einer strengen Klausur ausschließlich dem Gebet widmen sollten, waren die notwendigen Arbeiten Sache der Männer 😮 .
Von großer Bedeutung ist die Grablege des englischen Königshauses der Plantagenet aus dem 13. Jahrhundert, die in einer Linie mit der der salischen Kaiser in Speyer, der staufischen Könige in der Capella Palatina in Palermo, der französischen Könige in St. Denis und der anderen englischen Könige in Westminster Abbey steht. An zentraler Stelle der Abteikriche liegen Heinrich II. von England und Eleonore von Aquitanien (eine der bedeutendsten Frauen des Mittelalters, die als Lesende dargestellt wurde, um so ihre legendäre Gelehrtheit zu unterstreichen), Richard Löwenherz sowie Isabella von Angoulême, begraben.
Überrascht waren wir, als wir uns zur Geschichte der Abtei belasen und feststellten, dass das Kloster nach der französischen Revolution von 1804 bis 1963 als Gefängnis diente. Eine kleine Ausstellung zu dieser Thematik gab Aufschluss über das Leben der Insassen. Zum Abschluss unseres Besuchs von Fontevraud kehrten wir bei Teresa ein, einem schnuckeligen kleinen Restaurant unter englischer Führung, in dem wir mit einem deutsch-dänischen Ehepaar aus Kanada ins Gespräch kamen…

Dienstag: Ausflug zum Château de Brézé
Nach der Radelei vom Vortag war heute wieder Autotourismus angesagt. Es ging zum Schloss von Brézé. Das besondere an diesem Schloss ist, dass es sich um zwei Schlösser in einem handelt: ein gewöhnliches oberirdisches Schloss und ein ungewöhnliches unterirdisches Schloss, das in den Tuffstein getrieben wurde. Doch zunächst besichtigten wir den Taubenturm, der sich im Schlosspark befindet. Pro Hektar Landbesitz durfte man eine bestimmte Anzahl Tauben halten – die Größe dieses Taubenturms spiegelt also zugleich den Reichtum des Schlossherrn wider. Das Schloss selbst befindet sich quasi auf einer Insel, die von einem tiefen, in die Erde gegrabenen Schlossgraben umgeben ist – auf der Luftbildaufnahme gut zu sehen. Oben auf der Insel befindet sich das Renaissanceschloss. Und im Inselstumpf das unterirdische Schloss. Gegenüber, ebenfalls unterirdisch, gelangt man vom Schlossgraben in ein erstaunliches, durch denn Abbau des Tuffsteins entstandenes Höhlensystem, das schon seit dem 16. Jahrhundert für Wirtschaftsräume genutzt wird. Es gibt dort zum Beispiel eine Bäckerei, einen Raum für die Seidenraupenzucht, ein Kelterhaus und auch Weinkeller.
Auf der Rückfahrt besuchten wir erneut Saumur, erledigten Einkäufe und erstanden in der altehrwürdigen Distillerie Combier alkoholische Mitbringsel zur Erinnerung an unseren Urlaub an der Loire.

Mittwoch: Ausflug zum Château de Villandry
Schloss und Garten von Villandry sollten ein besonderes Highlight unseres Aufenthalts an der Loire werden. Das Schloss ist insbesondere für seine wunderschönen Gärten berühmt, die nach alten Stichen, Plänen und Gartenratgebern rekonstruiert wurden. Die Gärten befinden sich auf drei Ebenen: zuoberst der Wassergarten und der Sonnengarten, darunter die Ziergärten mit Ornamentbeeten aus Buchsbaum, und in der untersten Ebene der vielfarbige Küchengarten, den in schachbrettartig angeordneten Kompartimenten Gemüsepflanzen aller Art (unter anderem Rotkraut, Endivien, Lauch, Rote Beete, Salatköpfe und Mangold) zieren. Direkt hinter dem Schloss findet man schließlich noch den « Garten der Liebe », der in Quadraten angeordnet die zärtliche, leidenschaftliche, unbeständige und tragische Liebe symbolisieren will. All die schönen Gewächse finden ihren Widerklang im Innern des Schlosses, wo jedes Zimmer mit einem farblich passenden Blumenbukett dekoriert ist. Eine wahre Augenweide!
Da Birgit auf der Anreise in einem Dorf eine schöne Kirche erblickt hatte, hielten wir dort auf der Rückfahrt nochmal an. Zu unserer Überraschung war es die Ortschaft Candes, in der Sankt Martin am Ende des vierten Jahrhunderts verstarb. Seine geraubten Gebeine fanden in der Basilika der Abtei Saint-Martin de Tours ihre letzte Ruhestätte und machten die Stadt Tours für mehr als ein Jahrtausend zu einer der wichtigsten christlichen Pilgerstätten. Ein weiteres Mal wurde uns vor Augen geführt, wie geschichtsträchtig die Region an der Loire ist…

Donnerstag: Ausflug zum Château und Apothicairerie de Baugé
Heute fuhren wir nach Baugé, um uns das dortige Schloss und die alte Apotheke im Hôtel Dieu (Haus Gottes), dem alten Krankenhaus, anzuschauen. Die Apotheke – ein einzelner wohldekorierter Raum voll alter Ampullen, Flaschen, Dosen und Schachteln (nein, nicht Birgit!) – war wirklich beeindruckend. Daneben gab es eine interessante Ausstellung zur Geschichte der Medizin, die uns beide in Zeiten zurückversetzte, in denen man wirklich nicht krank sein wollte… Anschließend besuchten wir das Schloss Baugé. Von der Innenausstattung war leider nichts mehr übrig. Stattdessen konnten wir in zwei Sälen Videoprojektionen verfolgen, die uns die Geschichte des Schlosses näherbrachten. Abends bangten wir um das 1:0 im Fußballspiel Deutschland-USA

Freitag: Ausflug zum Château d’Azay-le-Rideau
Unser letzter Tag an der Loire führte uns zum Schloss von Azay-le-Rideau. Wieder ein sehr schönes Schloss, umgeben von einem Wassergraben, mit schön eingerichteten Räumen. Besonders eindrucksvoll war auch die Dachkonstruktion. Anschliessend spazierten wir ein wenig durch den Park, wo wir von einem Regenschauer überrascht wurden. Wir suchten Schutz unter einem Baum und beobachteten eine Schulklasse, die von einem übereifrigen Instrukteur traktiert wurde. Danach besuchten wir noch einen hübschen kleinen Garten gegenüber vom Schloss und schlenderten durch eine stimmungsvolle Gasse, in der wir eine Flasche guten Weins fürs Dinner erstanden… 🙂

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