Freitag, 25. August 2023
Die Sommerhitze hatte ihren diesjährigen Höhepunkt erreicht bzw. überschritten. Vor mir lagen einige freie Tage. Dies bot sich an, wieder einmal ein verlängertes Wochenende in der Natur zu verbringen. Der Wetterbericht sagte zwar drei Tage Dauerregen voraus, aber diese Vorhersage trat zum Glück nicht ein. Zwar war es morgens kühl und neblig, so dass wir die Vulkankegel wie vor 20 Jahren bei unserem ersten Besuch in der Region Auvergne erstmal nur verschleiert sahen, aber im Laufe der Tage klarte es stets auf und wir bekamen sogar einen Sonnenbrand im Gesicht!
Unser Ferienzimmer mit Frühstück war in Le Claux angemietet, wo wir schon zur Mittagszeit eintrafen. Da das Ferienzimmer aber erst zum Abend bezugsfertig war, parkten wir das Auto im Ort neben der Touristeninformation und machten uns sodann auf den Weg zu einem See namens Lac du Sartre. Unterwegs naschten wir ausgiebig Brombeeren, die reif und lockend am Weg winkten. Auf weichen Wiesenwegen ging es auf und ab bis zu dem kleinen, idyllisch gelegenen See. Bänke luden zum Picknick ein. Bald kamen schnatternd bettelnde Enten herbei, die sehnsüchtig auf ein paar herabfallende Krümel unserer Brote warteten.
Nach der Stärkung umkreisten wir den Teich, lasen Informationstafeln und genossen die romantische Ruhe, bevor wir uns auf den Rückweg begaben. Da der geplante Weg entlang einer viel befahrenen Straße verlief, beschlossen wir, einen kleineren Pfad oberhalb dieser zu nehmen. Dort begegneten wir Historischem und den bekannten Salers-Rindern, die mit großen, goldenen Glocken von ihrer Präsenz kündeten. Der Himmel verdunkelte sich, doch wir schafften es trocken zum Auto und waren wenige Minuten später an der Ferienunterkunft, wo wir von Sophie sehr herzlich begrüßt wurden.
Bei der Ankunft in Le Claux hatten wir auf einem Plakat von einem Chorkonzert in der Kirche gelesen, welches wir nach dem Abendessen spontan besuchten. Es war ein sehr schönes und variationsreiches Programm und beschwingt kehrten wir zur Unterkunft zurück, wo wir schließlich in einen seeligen Schlaf fielen.
Samstag, 26. August 2023
Nach dem Frühstück mit selbstgemachter Konfitüre, Brioche, Milchkaffee und Baguette packten wir die Rucksäcke und fuhren zum Parkplatz am Puy Mary. Von dort begann unsere Wanderung zunächst im Nebel und bei leichtem Nieselregen. Gleich zu Beginn mussten wir umkehren, da der geplante Pfad gesperrt war. Zurück zur Straße und weiter auf dem GR4 liefen wir bis zum Aufstieg an der sog. Rolandsbresche. Unterwegs begegneten wir immer wieder Läufern, die an einem Bergwettkampf teilnahmen, sowie etlichen anderen Wandergruppen. Die Wege waren vom nächtlichen Regen recht matschig und rutschig, so dass wir nur zögernd vorankamen. Auf einem Hinweisschild lasen wir über eingebürgerte Murmeltiere, von denen wir sogar einige zu Gesicht bekamen. Auf dem windigen Sattel angekommen eröffnete mir Ralf, dass es weitere 160 m hoch bis zum Wendepunkt zu steigen wäre. Da war ich erstmal etwas erschrocken, zumal die Sicht durch den Nebel noch immer ziemlich eingeschränkt war. Blumen, mystische Spinnennetze und Heidelbeeren zum Naschen gaben mir letztendlich einen Motivationsschub und wir kletterten vorsichtig weiter hinauf. Ich dachte bei mir, hoffentlich muss ich diesen Weg nicht zurück gehen! Aber dem war nicht so! Am Puy de Peyre-Arse stiegen wir zunächst recht steil ab, bis wir einen bequemen Abzweig bis zum Sattel an der Rolandsbresche bewandern konnten. Der Puy Mary wurde immer sichtbarer und obwohl es noch einmal 200 Höhenmeter zu bewältigen gab, spürte ich den unbändigen Willen, dort hinauf zu gelangen. Würden unsere Knie durchhalten? Ralf hatte vorsorglich seine Manschette angelegt und meine lag griffbereit im seitlichen Rucksackfach. Wir beschlossen, dass jeder in seinem Rhythmus den imposanten Vulkankegel erklimmen würde.
Beinahe gleichzeitig kamen wir oben an und wurden von einigen Wochenend-Ausflüglern bewundernd begrüßt. Vom Parkplatz führt eine relativ bequeme Betonpiste auf den Gipfel, welche von vielen Touristen genutzt wird, um einen guten Rundumblick auf die Umgebung zu bekommen. Wir verschnauften erstmal, fotografierten und liefen dann mit vielen anderen hinunter zum Ausgangspunkt unserer Tour. Im Touristenbüro kauften wir Postkarten und fuhren erschöpft, aber stolz nach Le Claux zurück.
Für den Abend hatten wir Essen bei unserer Vermieterin bestellt, welches im L’Estive du Claux serviert wurde. Besonders lecker war das Dessert, eine Crème brulée fait maison (hausgemacht). Geschlafen haben wir nach der Wanderung und dem üppigen Dinner wunderbar!
Sonntag, 27. August 2023
Da ich (Ralf) am Vortag leichte Knieprobleme bekommen hatte und die Anfahrt zur ursprünglich geplanten Wanderung eine knappe Stunde in Anspruch nehmen würde, planten wir um und marschierten vom nahe gelegenen Serre-Pass los. Anfangs schwaberten wie schon am Vortag Nebelschwaden um uns herum. Der Weg zog sich sanft in die Höhe. Auf einem Sattel erfreuten wir uns an einer sömmernden Pferdefamilie. Danach ging es nochmal etwas steiler hinauf und sogar eine kleine Kletterpartie war dabei. Und dann standen wir endlich oben auf dem Puy de Niermont (1620 m)! Vor dort querten wir ein Hochplateau und uns stellte sich die Frage, müssen wir an den Pferden vorbei oder die Kuhherde queren? Glücklicherweise hat das Salers-Rind einen genügsamen Charakter. 🙂
Der Rückweg verlief unterhalb des zuvor begangenen Kammwegs und führte durch Wälder und über Wiesen. An einer Stelle trafen wir schließlich auf die Ruinen zweier Burons. Das sind mit Schiefer oder Steinplatten gedeckte Steingebäude, die man auf hochgelegenen Weiden findet und die von den Viehzüchtern der Täler saisonal genutzt werden. Anschließend verlief und verlor sich der Pfad im Wiesengelände und nur Dank Komootine fanden wir den eigentlichen Weg, der viel tiefer als vermutet durch ein Waldstück verlief. In solchen Momenten wollen wir unsere Komootine nicht missen! Zurück am Ausgangspunkt unserer Tour erspähte ich einen komfortablen Picknickplatz, auf dem wir uns für die dreistündige Heimfahrt stärkten. Drei tolle Tage lagen hinter uns und wir freuen uns auf weitere Eskapaden. 🙂