Heiße Tage in Florida

Eine Dienstreise sollte mich für eine Woche nach Florida führen, um dort auf der 7. Xanthomonas Genomik-Tagung einen Vortrag zu halten. Um mich auf die Tagung einzustimmen und der langen Reise noch etwas Urlaubsfeeling abzugewinnen, flog ich schon ein paar Tage im voraus. Doch der erste Flug wurde seitens AirFrance abgesagt und alles verschob sich um einen Tag. In Florida angekommen, erwartete mich Jonathan in einem knallroten Chevrolet Camaro Convertible! Eine Nacht verbrachten wir im Marriott Tampa Westshore-Hotel, um tags darauf zu einem komfortablen AirBnB in der Nähe von Orlando zu fahren. Inzwischen war es Mittagszeit und wir wurden im Fresh Kitchen fündig, wo man sich aus verschiedenen Komponenten selbst ein Menü zusammenstellen kann.
Jonathan hatte ein paar Ausflüge geplant. Am Samstag fuhren wir zum Kolokee Trail, einem knapp 9 km langen Rundweg durch subtropische Vegetation in Gesellschaft von Alligatoren. 😮 Und wirklich bekamen wir eines dieser Reptile zu Gesicht – allerdings in gebührender Entfernung. Nach einem kleine Snack machten wir uns auf den Rückweg, als es zu donnern anfing. Das Gewitter kam rasch näher und bald standen wir mittendrin. Welche Bäume sollte man meiden, welche nicht? Wer weiß das schon, wenn keine Buchen, Linden oder Eichen um einen herum stehen, sondern lauter subtropisches Gewächs?! Es half alles nichts, wir beschleunigten unsere Schritte und klitschnass kamen wir am Auto an. Es brauchte Tage, bis die Schuhe wieder trocken waren…

Am nächsten Morgen hatten wir uns mit einer Freundin von Jonathan, Emily, die er aus seiner Zeit in Montpellier kannte, verabredet. Sie hatte einen Ausflug zum Split Oak Trail vorgeschlagen, den wir aufgrund der vorhergesagten Hitze auf die Vormittagsstunden legten. Acht Kilometer führten uns durch Wälder und an zwei Seen vorbei, die mich an die Umgebung von Berlin erinnerten. Wir fanden den Split Oak – eine mächtige, vom Blitz geteilte Eiche. Emily erzählte von ihrer Arbeit als Sprachtherapeutin und wir versuchten, ihr unsere Projekte zu erläutern. Anschließend fuhren wir zurück nach Orlando, aßen bei den Hungry Pants frisch zubereitete Menüs und besuchten danach eine Gedenkstätte am Pulse Nachtclub, wo sich vor genau sechs Jahren ein Massaker ereignet hatte. Da ich mich seit meiner Ankunft etwas erkältet fühlte – meiner Ansicht nach eine Folge des eiskalt klimatisierten Langstreckenflugs – testete ich mich vorsichtshalber auf Covid. Oh Schreck, der Test war positiv!

Montag fuhren wir bei 100 Grad (Fahrenheit -> knapp 38 Grad Celsius) nach Clearwater Beach, wo wir im Sheraton-Hotel eincheckten. Jonathan war inzwischen auch positiv. So meldeten wir uns von der Konferenz ab und verbrachten die meiste Zeit der folgenden vier Tage in unseren Hotelzimmern. Da wir aber das Auto noch für einen weiteren Tag ausleihen konnten, unternahmen wir einen letzten gemeinsame Ausflug und fuhren zum John Chestnut Sr. Park. Dort führte ein schöner Rundweg über sumpfiges Gelände; auch vor Alligatoren wurde wieder gewarnt. Aber wir sahen nur unzähligen Eichhörnchen, verschiedene bunte Vöglein und eine größere Schildkröte, die im Wasser schwamm.

Die Tage im Hotel zogen sich hin. Leider konnte ich die Tagung nicht online verfolgen. Nur meinen eigenen Vortrag durfte ich per Zoom halten, doch leider sah ich keinen der im Saale Anwesenden. Einen Morgen nutzte ich für einen Spaziergang in der Nähe des Hotels, den ich « Lost Paradise » taufte. Das verlorene Paradies, denn die Zivilisation hat sich auf den Stränden breitgemacht und wartete auf geldträchtige Touristen, die in der Sonne ihre Zeit totschlagen wollten. Vom Ufer eines breiten Kanals, der zwei der benachbarten Inseln voreinander trennte, sah ich ein riesiges Tier unter der Wasseroberfläche entlanggleiten. Es sah aus wie eine seeehr große Robbe, ca. 2,5 Meter lang. Vielleicht eine Seekuh?

Am Freitag ging meine Zeit in Florida zu Ende. Wie schon die Anreise entpuppte sich auch der Rückflug als Albtraum. Der erste Flug war verspätet, der zweite abgesagt… AirFrance bot mir einen Flug drei (!) Tage später an. Doch was sollte ich in New York? Wo schlafen, wovon leben? Der Service der großen Fluggesellschaften ist inzwischen am Nullpunkt angelangt. « Glücklicherweise » bot mit Delta Airlines einen Ersatzflug für den nächsten Tag an, nachdem ich nachts von 1 bis 5 Uhr am Serviceschalter ausgeharrt hatte. Nach schlafloser Nacht in New York bestieg ich abends den Flieger nach Paris, der wiederum verspätet war, so dass ich den Anschluss nach Montpellier verpasste. Da ich nicht noch eine schlaflose Nacht auf einem Flugplatz verbringen wollte – wie von AirFrance vorgeschlagen – sprintete ich zum Taxi und nahm den nächsten Zug nach Montpellier. Erschöpft, aber glücklich fiel ich am Abend in die Arme meiner Liebsten. 🙂

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