Samstag, 10. Juli: Anfahrt und Ankunft
Unsere diesjährige Sommerurlaubszeit zu planen war nicht einfach: Umzug der Altersresidenz in einen Neubau und sonstige Anspannungen machten eine Planung auf den letzten Drücker nötig. Wir entschieden uns, jeweils eine Woche im Örtchen Noalhac im Aubrac und in Aulus-les-Bains in den Pyrenäen zu verbringen.
Unaufgeregt begann unsere Reise, da das erste Ziel nur wenige Autostunden von Montpellier entfernt lag. Morgens kauften wir noch Brot in unserer Lieblingsbäckerei sowie frisches Obst bei Roger ein, bevor es Punkt 12h00 losging. Gemütlich navigierten wir auf Landstraßen über Quissac und Anduze bis zum Französischen Tal. Dort bewunderten wir die blühende Heide und den schönen Ausblick. Auf einem Felsvorsprung nahmen wir unser Picknick ein. Weiter ging es ein kleines Stück auf der Autobahn, wo wir uns von der Ausschilderung Nasbinals verwirren ließen. Ich hatte mir den Namen so sehr eingeprägt, dass ich der Meinung war, dies sei unser Ziel. 🙂 « Willst du nach Nasbinals? » fragte Ralf plötzlich, und da bemerkten wir, dass wir nach Noalhac mussten! Aber kein Problem, denn beides lag auf der Strecke.
Eigentlich wollten wir unterwegs auch noch ein Käffchen trinken, aber da hatten wir unser Feriendomizil schon erreicht und konnten bereits einchecken!
Nachdem wir uns in dem gemütlichen, komfortablen, auf einem Hügel gelegenen Ferienhaus eingerichtet hatten, begaben wir uns auf einen kleinen Abendspaziergang am Waldrand entlang. Bereits am ersten Abend fielen uns die wunderschönen Birken, Kiefern, Eichen und die Blumenvielfalt auf. Wir pflückten uns einen Strauß, den ich mit Aquarellfarben verewigte. Vor dem Haus spielten wir Federball und blieben dann noch lange auf der Terrasse sitzen. Zu schön war dieser erste Tag!
Sonntag, 11. Juli: Unterwegs im Aubrac
Gleich nach unserer Ankunft am Vortag war uns ein einzeln stehender Baum am Horizont aufgefallen. Für mich war er geradezu magisch und ich wollte unbedingt in seine Nähe gelangen. Nach dem Frühstück gingen wir auf Entdeckungsreise. Wegen einer Autorallye war eine Dorfstraße gesperrt, so dass wir einigermaßen illegal über ein Feld bis zu unserem Magiebaum, einer Eiche, stapften. Von dort hatten wir einen herrlichen Blick über die Landschaft und genehmigten uns eine lange Pause. Mein Liebster ruhte nach ein wenig Gymnastik aus, ich zeichnete und die Vögel erfreuten uns mit ihrem Gesang.
Nach dem Mittagspäuschen fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein zu einem beliebten Ausflugsziel: See von Salhiens. Der gut gefüllte Parkplatz und die vielen schnatternden Ausflügler sprachen Bände! Wir gesellten uns zunächst zu ihnen auf einen markierten Wanderweg und nahmen dann wie so oft eine ausgefallenere Richtung. Ein wenig bergauf gelangten wir in einen beeindruckenden Buchenwald, wo wir eine einsame Kaffeepause mit Blick auf den See einlegten. Könnt ihr das Herz sehen? Über moorige, schlammige Wege balancierten wir dann zurück zum Auto. Ralf hatte für einen anderen Tag noch eine Wanderung mitten im Torfgebiet geplant und wollte sich ein Bild vom Ausgangspunkt machen. Auf landschaftlich schöner und irisch anmutender, enger Straße fuhr ich uns bis zu einem Restaurant. Wer kommt eigentlich auf die Idde, mitten im Nirgendwo so ein Etablissement zu betreiben? Aber der rege Verkehr sprach für das Resto! Den Wanderpunkt konnten wir nicht finden und so traten wir den Rückweg an. Am Abend spielten wir wieder Federball und verfolgten das Finale der Fußball-EM.
Montag, 12. Juli: Schlucht des Bès
Ein goutte de froid = Kältetropfen genanntes Wetterphänomen brachte kühlere und feuchtere Luft ins Aubrac. Wir fuhren nach Morsange und begannen die Wanderung ins Tal des Bès am Parkplatz neben einer riesigen Linde sowie dem Dorfbackofen. Dank mehrerer Pausen und kleineren Kraxeleien bewältigten wir gemeinsam diese wunderschöne Tour. Wir waren in unserem Element und die Gegend hatte sich mit unzähligen Blüten geschmückt. Ich hätte immerzu Blumensträuße pflücken mögen! Eine Blindschleiche stellte sich tot am Wegesrand. Sie huschte schnell weg, als wir uns neugierig näherten. Auf einem Felsplateau thronten Ruinen, die ich von weitem u.a. für einen Leuchtturm hielt. Wir begegneten einem Pärchen, das Raubvögel beobachtete und einem Wanderer, der sich anscheinend etwas verirrt hatte. Der tosende Bès eignet sich garantiert nicht zum Kanu fahren und Warnschilder wiesen darauf hin, dass er bei Regen sehr schnell anschwellen kann.
Am Nachmittag fuhren wir nach Fournels, wo außer der Touristeninformation alle Geschäfte geschlossen hatten. Dort versorgten wir uns mit weiterem Informationsmaterial und wir warfen einen Blick ins Kircheninnere. Langsam kam der angekündigte Regen, so dass wir es uns in unserem Ferienhäuschen gemütlich machten.
Dienstag, 13. Juli und Mittwoch, 14. Juli: Rund um Noalhac
Nordwestrunde von Noalhac
Heftiger Landregen zwang uns am Morgen, erstmal zu Haus zu bleiben. Die Heizung musste angestellt werden, denn ohne Sonne kühlten die Zimmer sehr schnell aus. Wir vergnügten uns mit Lesen, Schreiben und Planen.
Direkt vor unserem Domizil führte ein Wanderweg vorbei, den wir in zwei Etappen bewältigten. Ralf kam inzwischen immer mehr in Form und als der Regen nachgelassen hatte, spazierten wir gut ausgerüstet los. Wir querten einen regennassen Hohlweg, liefen an einem mutmaßlichen Öko-Bauernhof vorbei und begegneten zwei Einheimischen, die auf Pilzsuche waren. Einer von ihnen sprach uns sogleich auf deutsch an und erzählte, dass seine Großmutter eine gebürtige Berlinerin war und er selbst drei Jahre lang in Landau Dienst tat. Eine lustige Spontanbegegnung! 🙂 Die beiden hatten tatsächlich Pfifferlinge gefunden!
Der Nachmittag wurde aufgrund heftiger Regengüsse bei Canasta (Ralf gewann mit 5555 Punkten) und Zeichnen verbracht. Abends noch ein kleiner Spaziergang zum Briefkasten, der uns ob der vielen Pfützen nasse Socken und Schuhe bescherte. 🙂
Südwestrunde von Noalhac
Morgens ging es erstmal zum Markt von Fournels. Da es trocken zu bleiben schien, begaben wir uns am späten Vormittag auf den zweiten Teil der Tour um Noalhac. Pitschnass, aber gut gelaunt waren wir nach ca. 2h wieder da. Unterwegs begegneten uns ein graues Kätzchen, Eichhörnchen und jede Menge Kühe, die der Regen auch nicht weiter zu stören schien. Die Natur war so saftig grün und moosig – genial! Einige Pilgerer waren ebenfalls unterwegs und in mir begann der Wunsch ans Pilgern zu keimen… Im Ferienhaus duschten wir heiß und trockneten die Sachen; ich kochte für uns und wir gönnten uns einen langen Mittagsschlaf. Ringsum qualmten die Schornsteine und auch wir heizten wieder ein.
Donnerstag, 15. Juli: Ausflug nach Saint-Juéry
Nach kleinen Besorgungen in Fournels unternahmen wir eine kürzere Wanderung rund um Saint-Juéry, einem Nachbarort von Noalhac. Der Ort ist geprägt von seiner Kirche, einer Steinbrücke und einem imposanten Steinkreuz. Er liegt am Flüsschen Bès. Nach einem kurzen steilen Aufstieg erreichten wir ein Plateau und wurden mit weiten Blicken über das Zentralmassiv und ins Cantal belohnt. Wir näherten uns dem Flusstal und auf einer Felsengruppe hielten wir längere Zeit Rast. Es gab Moosbetten, Heidelbeeren, Kletterfelsen und Zeichenmotive. Irgendwann gingen wir über eine honigduftende Wiese nochmals zum Fluss und gelangten durch eine Gemüsegartenanlage zurück zum Dorf, wo wir uns noch etwas umsahen. Zuvor stiefelten wir einen Hügel hinauf zu einem Ehrenmal und kamen dabei ganz schön ins Schwitzen. Wieder erfasste mich Pilgerlust…
Freitag, 16. Juli: Der Felsen von Cheylaret (Ayers Rock des Aubrac)
Der Morgen begann mit einer Überraschung: Seit 110 Monaten waren Ralf und ich an diesem Tage verheiratet und er überraschte mich mit einem Buch, welches auf meiner Amazon-Wunschliste stand. Meine Freude war groß! Nach dem Frühstück fuhren wir zu unserer letzten Aubrac-Wanderung. Das Ziel stellte ein Felsen vulkanischen Ursprungs dar: Le Rocher du Cheylaret.
Bei bedeckten Himmel wanderten wir hügelauf und hügelab durch das wunderschöne Wiesen- und Weideland. Abermals entdeckten wir knorrige Baumskulpturen und bewunderten die Birkenwäldchen und die Blumenvielfalt! Die Landschaft erinnerte uns an Schottland, Irland, Island – einfach wunderbar! Auf dem Vulkanfelsen steht eine Madonnenfigur mit Kind, die in die Weite blickt. Dort oben zelebrierten wir unser Picknick und ließen nochmals die Blicke übers Land schweifen. Über einsame Landstraßen fuhren wir zurück und nahmen unterwegs zwei halbwüchsige Pfadfinder mit. Die Buben waren bereits 30km gelaufen und fürchteten, zu spät am Tagesziel einzutreffen. Sie staunten zunächst, dass wir deutsch sprachen. Später schnatterten sie fröhlich mit uns und waren dankbar, ein Stückchen mitgenommen worden zu sein. 🙂