Herbsturlaub. Erste Station: Insel d’Oléron

Eigentlich wollten wir gemeinsam mit unseren Familien (Peter und Tina; danach Thomas) den Herbst begrüßen, aber Virus C brachte auch dies, wie zuvor einige andere geplante Reisen, zum Scheitern! Wir versuchten das Beste aus der Situation zu machen und begannen kurzerhand nach Alternativen zu suchen. Wir fanden diese auf der Insel d’Oléron sowie in der Region Auvergne. Habt ihr Lust mit uns zu reisen? Lasst euch überraschen!

Tag 1 – Anreise und Ankunft

Nach gründlicher Vorbereitung ging es am Montagmorgen auf die Autobahn in Richtung Atlantikküste. Der Verkehr war flüssig, so dass wir am späten Nachmittag über die Brücke, die das Festland mit der Insel verbindet, rollten. Auf der die Insel querenden Straße ging es weiter bis zur Nordspitze, wo auf einem kleinen Campingplatz ein Bungalow auf uns wartete. Gleich gegenüber unseres Häuschens befand sich ein beheiztes Schwimmbecken, das wir während unseres Aufenthaltes mehrmals nutzten. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, führte der erste Spaziergang unweigerlich an die nahgelegene Atlantikküste. Wild und aufbrausend begrüßten uns Wind und Meer – den Sonnenuntergang haben wir leider nie miterleben können – vielleicht beim nächsten Mal?

Tag 2 – Ausflug zu den Wallanlagen von Brouage (1)

Der Morgen war grau und verregnet, was uns Urlauber aber nicht davon abhielt, einen Ausflug zu machen. Mit Wanderschuh und Regenschirm, Teeflasche und Picknick ausgerüstet fuhren wir nach Hiers-Brouage. Eine Zitadelle aus der Zeit des Salzhandels, gegründet 1555 und 1660 schon wieder aufgegeben, war hier zu besichtigen. Ralf meinte: Das Gelände ist übersichtlich; der Spaziergang wird nur eine Stunde dauern! Doch weit gefehlt! Interessante Erklärungen, schöne Blicke über das Meer und die herbstlichen Zeichen in der Natur fesselten unsere Aufmerksamkeit über die estimierte Stunde, ebenso wie eine Ausstellung in der Kirche über die Entdeckung von la nouvelle France = Kanada, hinaus. 🙂 Die Gassen im Ort Brouage waren ausgestorben; die Restaurants fast alle geschlossen – dies sollte uns im Laufe der nächsten Tage immer wieder begegnen!

Tag 2 – Spaziergang im Naturreservat Moëze (2)

Der Regen ließ nach und die Wolken lichteten sich. Die zweite Etappe des Tages führte uns zunächst an den Strand. Es herrschte Ebbe und wir wanderten gegen den Wind zum Naturschutzgebiet Moëze, wo Ralf mit Hilfe von komootine einen Rundgang geplant hatte. Völlig überraschend standen wir vor mit Schranken und dicken Schlössern verbarrikadierten Wegen. Zur Begründung wurde das Virus C angegeben. Nur mit einem Wanderführer könnte man hier laufen – ob dieser eine Abwehrkanone gegen den winzigen Feind hatte?! Für uns waren diese Schließungen unverständlich, zumal auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Spaziergang möglich war!!! Das Angebot nahmen wir schließlich als Ausgleich wahr. Anschließend fuhren wir zum Viaduct und machten eine Kaffeepause in einer Bäckerei. Am Abend begann dann unser Skip-Bo Urlaubsturnier. 😮

Tag 3 – Küstenwanderung zum Leuchtturm Chassiron

Gegen 10 Uhr waren die Wanderschuhe geschnürt und es ging direkt von unserem Häuschen los auf Rund- bzw. Dreieckstour, um die Nordwestspitze der Insel zu erkunden. Zunächst führte der Weg durch Weinbau-Viehzucht-Landschaft hin zum Örtchen Saint-Denis-d’Oléron, der uns mit einer Open-Air-Fotoausstellung zur Dorfgeschichte begrüßte. An der Küste angekommen, konnten wir zum ersten Mal die kleinen, liebevoll gestalteten Holzhäuschen am Strand bewundern. Danach folgten wir der Küstenlinie in Richtung Leuchtturm, erst am Strand, später etwas oberhalb auf bequemen Pfaden.

Unterwegs lernten wir etwas über die traditionelle Schleusenfischerei, der bereits im Mittelalter nachgegangen wurde. Dabei handelt es sich um hufeisenförmige 500 bis 700 Meter lange Steinwälle in der Gezeitenzone, deren Hauptaufgabe darin besteht, Fische zu fangen, die bei steigender Flut in die Schleuse gelangen und dort bei Ebbe, überrascht durch den schnellen Wasserfluss durch die Schleusenöffnung, gefangen werden. So muss der Fischer die gefangenen Fische nur noch einsammeln. 🙂 Darüberhinaus dienen die Steinwälle aber auch als Wellenbrecher, um die Erosion an Klippen und Stränden zu verringern. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es bis zu 237 Schleusen, 45 davon in Saint-Denis. Heute gibt es auf der gesamten Insel Oléron nur noch 14 Schleusen, die sie zu einem einzigartigen Kulturerbe machen.

Am Leuchtturm Chassiron angekommen, hatten wir das Glück, ohne Wartezeit sofort die 224 Stufen erklimmen zu dürfen, um von oben die ganze Insel in ihrer Länge zu bewundern. Ein kreisender Militärhubschrauber ließ uns rätseln, wonach dort wohl gesucht wurde – ein gekentertes Boot, vom Ertrinken Bedrohte? Anschließend liefen wir weiter an der Küste entlang, immer mal wieder von kürzeren Pausen und einem kleinen Picknick unterbrochen, bis wir durch eine Dünenlandschaft schließlich wieder zu unserem Feriendomizil gelangten.

Tag 4 – Zum Strand und Wald von Boyardville

Boyardville – Boyard-Stadt – wurde eigens gegründet, um das in der Meeresbucht gelegene Fort Boyard zu bauen, von dem der berühmte französische Festungsbauer Vauban sagte, es sei einfacher, den Mond mit den Zähnen zu fassen als dort eine Festung zu errichten. Zahlreiche Buden am Parkplatz kündeten vom Touristenaufkommen, das in der Saison per Boot zum Fort aufbricht. Da in der ersten Oktoberhälfte keine Boote mehr fahren, war die Stadt jedoch nahezu ausgestorben. Vom Ufer konnten wir das Fort gut ausmachen und uns vorstellen, wie schwer dessen Errichtung gefallen sein muss. Doch als das Fort, das dem Beschuss durch normale Kanonenkugeln widerstehen sollte, fertiggestellt war, war die Artillerie mit explosiven Geschossen erfunden worden. Nutzlos geworden, fungierte es später als Gefängnis, Baustofflieferant und Filmkulisse…

Wir spazierten am goldgelben Sandstrand entlang, Segelboote und Lastkähne zogen langsam vorüber, Birgit machte es sich auf einem angeschwemmten Baumstumpf bequem und zeichnete, während sich Ralf einem Fotoprojekt verschrieb… Später zogen wir voller Eindrücke weiter und bogen in den landeinwärts gelegenen Kiefernwald ein. Kreuz und quer, auf und ab ging’s durchs Hügelland. An einer offensichtlich militärischen Ruine wurden wir skeptisch, aber freundlich vom Sicherheitspersonal darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns auf Privatgelände befänden. Nun ja, aus unserer Richtung kommend war dies nicht auszumachen. Wieder in Boyardville angekommen, ließen wir uns auf einer Bank am Hafengelände nieder und verspeisten unser Picknick. Mit einem gemeinsamen Bad im beheizten Pool und einer allabendlichen Partie Skip-Bo ging der eindrucksvolle Tag schließlich zu Ende.

Tag 5 – Spaziergang durch Château d’Oleron (1)

Der letzte Tag auf der Insel war von Sonnenschein und teils sommerlichen Temperaturen geprägt. Genau richtig, um den Teil von Oléron zu erkunden, der nach unserer Meinung den mondänsten und schönsten Teil darstellt. Bereits die Fahrt auf der sog. Austernstraße war ein Genuss! Wir stellten und stellen uns immer noch die Frage, wie die Austern in den Schlammlöchern gezüchtet werden? Eine gut erhaltene Zitadelle gab dem Ort seinen Namen und wurde als erstes von uns inspiziert. Anschließend umrundeten wir das Hafenbecken mit seinen kunterbunten Holzbuden, in denen sich Künstler und Gastronomen niedergelassen haben. Der strenge Geruch nach Austern und Fisch war manchmal durchaus grenzwertig.

Tag 5 – Wanderung zur Pointe de Gatseau und der Pertuis de Maumusson (2)

Der Südzipfel der Insel ist geprägt von Thermalbädern und Kurorten. Im Sommer fährt dort eine kleine Bahn, beinahe über den Strand. Das Wetter war wie gesagt ideal und wir wanderten im Sonnenschein zunächst durch ein von Kiefern geprägtes Waldstück bis zum Strand. Dieser bestach durch seine Weite und Farbigkeit; man spürte, dass die Zeit jeden Moment stehen bleiben könnte. Teilweise fühlten wir uns ganz allein auf der Welt. Erinnerungen an Island kamen auf. Je weiter wir uns den Ortschaften näherten und der Tag fortschritt, desto lebhafter wurde es auf dem Sand. Ein offensichtlich weiblicher Sportwettkampf war im vollen Gange. Wir sahen dem Treiben eine Weile zu und genossen dann unser Picknick auf einem Baumstamm sitzend.
Am Abend schwammen wir ein letztes Mal im beheizten Becken. Morgen würde die Reise in die Auvergne weitergehen!

Tag 6 – Abschied und Cognac

Nach einer kurzen erholsamen Woche mit wunderbaren Erlebnissen nahmen wir Abschied von der Insel Oléron und begaben uns auf den Weg in die Auvergne. Vor ca. 18 Jahren waren wir bereits einmal dort und ich erinnere mich genau an den Nebel über den Vulkanen und das opulente Essen. Ersteres sollten wir auch dieses Mal erleben. 😉
Nachdem wir uns mit Pizza und Kuchen versorgt hatten, fuhren wir aufs Festland und mit uns kamen die Wolken. In Cognac hielten wir spontan für einen Stadtspaziergang an. Außer einem schönen Park um das Rathaus herum dominierten graue Häuser, leerstehene Geschäfte und wenige Spaziergänger. Ein wenig fühlten wir uns an Halle erinnert. In einer kleinen privaten Näherei erstanden wir hübsch genähte Türstopper, die schon seit einiger Zeit auf unserem Wunschzettel standen. Damit wird das Durchlüften der Wohnung zukünftig ohne Türenknallen möglich sein. 🙂
Auf beinahe leeren Straßen gelangten wir zu unserem Ziel – Les Mathieux, wo wir für eine Woche ein schönes Holzhaus mit Kamin und Aussicht auf eine Burgruine bezogen. Leider waren Sauna und Sprudelbad wegen Virus C geschlossen, was uns doch sehr enttäuschte…

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