Montpellier, eine Stadt mit vielen Gesichtern

Während der Stadtrundfahrt mit meinen Eltern entdeckte Birgit ein tolles neues Graffiti. So hatten wir ein schönes Ziel für einen Samstagnachmittagsspaziergang. Aber erstmal liefen wir zum Nef, unserer Lieblingsgalerie für zeitgenössisches Kunsthandwerk. Wieder gab es schöne Exponate zu entdecken. Aber es gab noch mehr zu entdecken! Völlig unerwartet gelangten wir durch die Fakultät für Recht und Politikwissenschaften zum alten Kloster von Montpellier. Das war spannend, da wir davon noch nie etwas gehört hatten. Guillaume de Grimoard (1310 – 1370) hatte an dieser Stelle als Doktor des Kirchenrechts gelehrt, bevor er 1362 als Urban V. zum Papst gewählt wurde. Wieder etwas gelernt.

Neugierig geworden durch Birgits Besuche im Stadtviertel Parc Marianne wollten wir es nun endlich mal wieder gemeinsam besuchen. Diese Ecke von Montpellier hat sich in den letzten Jahren unglaublich gewandelt von eher naturbelassenem Brachland hin zu einem modernen Wohnviertel. Zentraler Bereich zum Flanieren ist das Bassin Jacques Cœur. Wer war diese Person?
Jacques Cœur lebte im 15. Jahrhundert und war französischer Kaufmann und Kreditgeber des Königshauses – er galt zu seiner Zeit als reichster Mann Frankreichs. Dank seines Ansehens wurde er Mitglied des königlichen Rates von Karl VII. – bis sich dieser des Mannes entledigen wollte, bei dem er inzwischen erhebliche Schulden angehäuft hatte. Nach einer Intrige, Verhaftung, Enteignung und Flucht aus dem Gefängnis starb er 1456 als Mitglied der päpstlichen Flotte gegen die Türken auf der griechischen Insel Chios.
Gegenüber vom Lez wird das Viertel vom Neuen Rathaus dominiert, ein architektonisch imposanter Quader mit angrenzendem Park, der als beliebtes Fotomotiv herhalten musste. Wahrlich, Montpellier ist eine Stadt mit vielen Gesichtern.

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