Wer P sagt, muss auch B sagen!

Die zweite Station unserer Frühlingsreise war die ungarische Hauptstadt Budapest, die ich wie Prag zum ersten Mal besuchte. Mit dem Zug gelangten wir sehr bequem von P nach B. Vom Westbahnhof war es nur ein kurzer Fußmarsch bis zur Unterkunft The Nest. Die Wohnung lag zwar wieder unterm Dach, doch diesmal gab es einen Fahrstuhl und es galt nur wenige Treppenstufen zu bewältigen! Zu unserer Erleichterung fanden sich sowohl Einkaufsmöglichkeiten als auch eine Sparkasse in unmittelbarer Nachbarschaft. Nach kurzer Erfrischungspause und ersten Fotos vom Domizil gingen wir auch gleich los!
Ralf meinte, er kenne Budapest wie seine Westentasche und dies bewies er mehrmals während unseres Aufenthaltes.
Nun, bereits am ersten Abend führte er mich zielsicher über eine Hauptstraße, dann nach links und schon waren wir mittendrin im ungarischen Abendleben. Dazu gehörte natürlich ein Spaziergang am Donauufer und ein erster Blick auf das Gebäude des Parlaments! Riesig und verspielt, beleuchtet und majestätisch – vielleicht ein wenig größenwahnsinnig? Fotografiert wurde wieder viel und die Touristen scheuten sich auch nicht, an einem Mahnmal für jüdische Opfer zu posieren. Der Anblick der nachgebildeten Schuhe ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen; zu meinem Entsetzen waren sogar Kinderschuhe dabei! Später entdeckten wir an der Kettenbrücke ein charmantes Plätzchen: Stranddisko, Stühle wahllos aufgestellt zum Schauen, Bierchen trinken, Quatschen… Auch wir ließen uns an einem Abend hier nieder und beobachteten den Schiffsverkehr und die Lichter der Stadt!

Nach Morgeneinkauf und Frühstück präparierten wir unsere Sachen für den Ausflugstag. Mit der Straßenbahn 2 fuhren wir bis hinaus an den Stadtrand, da wo Nationaltheater und das Ludwigmuseum vergeblich auf die Weltausstellung warten. An der dortigen Schiffsanlegestelle bestiegen wir ein Wassertaxi und schipperten an den mächtigen Bauten der Innenstadt vorbei bis zur Margareteninsel. Dieses grüne Eiland bietet den Einwohnern und Besuchern Raum für Spaziergänge, Erholung und Picknick. Ein Schwimmbad lädt zur Erfrischung ein und ein großer Springbrunnen fesselt mit seinen Wasserspielen.
Wir wurden Zeugen eines Familien- und Kinderfestes auf der großen Festwiese. Lustig war, dass jedes Kleinkind ein Laufrad bei sich hatte. Wir versuchten das Mysterium aufzuklären, was aber schwierig war. Wenn wir es richtig verstanden haben, waren die bunten Spielzeuge eine Art Eintrittskarte für die Festivitäten. Wir beobachteten schmunzelnd die zahlreichen geparkten Fahrzeuge und das lustige Treiben an den verschiedenen Aktivitätspunkten des Festes. Kinder anzuschauen ist immer ein fröhliches Erlebnis.
Später liefen wir über die Margaretenbrücke hinüber in den Stadtteil, wo Burg und Kathedrale ihren Platz haben. Während eines Gewittergusses saßen wir gerade geschützt unter dem Sonnenschirm in einem Gartenrestaurant. Zwei ältere Damen auf einer Bank hatten es weniger bequem. Sie pilgerten schließlich langsam in verschiedene Richtungen, ohne Rücksicht auf ihre adrette Kleidung nehmen zu können.
Als es nur noch von weitem grollte, liefen wir weiter zur Fischerbastei und schließlich wieder hinab zur Donau. Unterwegs begegneten uns auch wieder viele feiernde Menschen, Brautpaare, Künstler und Musik. Budapest erschien mir schon jetzt deutlich lebhafter und fröhlicher als Prag! Am Abend aßen wir in einem exzellenten Restaurant, in dem das Menü vom Koch nach einem Roman oder Krimi zusammengestellt wird. 🙂

Nach dem ereignisreichen Stadttag hatten wir Lust auf Natur. Budapest ist geprägt von Parks und den Budaer Bergen. Um dorthin zu gelangen, benutzten wir verschiedene Transportmittel. Zuerst mit der Straßenbahn bis zur Zahnradbahnhaltestelle. Anschließend stiegen wir um in die ehemalige Pioniereisenbahn, die noch immer durch Kinder in Partnerschaft mit Erwachsenen betreut wird. Seltsam anmutend der Pioniergruß an jedem Bahnhof. 😉
Vom Bahnhof liefen wir dann durch herrlichsten Laubwald zum Elisabethturm, ein beliebtes Ausflugsziel für Familien. Natürlich bestiegen wir auch diesen Turm und wurden mit einer tollen Aussicht auf die ungarische Hauptstadt belohnt. Eine kleine Bananenpause auf einer Bank und weiter ging es noch ein wenig durch den Wald. Da Sonntag war, hatte ich Kleid und Sandaletten statt Wanderkleidung gewählt, was aber keine großen Schwierigkeiten bereitete. 🙂 Hinab von den Bergen schwebten wir mit dem Sessellift und berührten die Baumwipfel der Vorstadt. Herrliches Gefühl!
Angekommen an der Talstation erinnerte sich Ralf an vergangene Zeiten: Camping als Jugendlicher. Flucht 1989. Kirche der Malteser mit Beratungsstützpunkt der damaligen Bundesregierung. Wir diskutierten viel auf dem Weg durch das Wohnviertel und angesichts der vorhandenen Mahnmäler. Der Fall der Berliner Mauer sowie die anschließende Vereinigung Deutschlands wird immer Gänsehaut und Erinnerungen bei uns hervorrufen. Müde kamen wir im Nest an und ruhten uns erstmal aus, bevor es am Abend nochmals hinaus ging zum Essen. Mit der TRAM bis zur Petöfibrücke, Abendessen im Theaterrestaurant Puder und dann per pedes bis zur Kettenbrücke, wo wir gemütlich ein Bierchen am Donauufer genossen.


Heftiger Wind schlug uns entgegen, als wir nach dem Frühstück das Haus verließen. Ralf führte mich diesmal zum Andrassy Boulevard. Vom Oktogon promenierten wir bis zum Heldenplatz, wiederum gigantische Skulpturen und viele schöne Villen waren zu verzeichnen. Außerdem erregte ein Eisenkettendenkmal unsere Aufmerksamkeit auf den ersten Metern des Boulevards. Es handelte sich symbolisch um den Eisernen Vorhang. Anschließend entdeckten wir noch eine Porträtgalerie an der gegenüber liegenden Hauswand. Sie zeigte die Konterfeis von zwischen 1956 – 1960 ermorderten Aktivisten. Wieder lief Gänsehaut über unsere Haut angesichts der Ereignisse in der jüngeren Geschichte des Landes und Europa.
Árpád und seine Stammesfürsten grüßten mit grimmiger Miene bei der Ankunft am Heldenplatz. Meine besondere Aufmerksamkeit wurde von der reich verzierten Kunsthalle in Anspruch genommen. Wir liefen dann weiter zum Stadtwäldchen und labten uns am Grün und Beobachtungen von einer bunt bemalten Parkbank aus. Ralf las mir aus dem Reiseführer vor und dadurch bekam ich ungeplant Lust auf einen Zoobesuch. In Budapest soll sich das schönste Elefantenhaus Europas befinden – das wollte ich prüfen! Ich wurde nicht enttäuscht! Japanischer Garten, viele Details und Erklärungen zu den Kontinenten und Tieren sowie schließlich das sehr schöne Haus der Dickhäuter begeisterten uns sehr. Ein 7-Monate junges Elefantenkind trug ebenfalls zur Belustigung bei.
Nach dem Zoo spazierten wir noch zum Schloss « Kunterbunt » – von uns so getauft, da es aus vielerlei Baustilen zusammengesetzt wurde. Hier wieder ein Brautpaar beim Fotoshooting, wobei die junge Braut recht verkrampft und nichts so recht glücklich drein schaute… Leider machten nun meine Akkus im Telefon und auch das Ersatzakku schlapp, so dass es vom Rest des Tages keine Bilder mehr gibt. 🙁
Mit der ältesten Metro des europäischen Festlandes ratterten wir nun zurück zum Oktogen und verspürten Appetit. Im Grand Café Budapest stillten wir diesen mit Omelett und Bagel. Kreuz und quer ging’s anschließend durch die abwechslungsreichen Straßen bis in unser Urlaubsappartement. Am Abend kochten wir selbst und ließen wohlig erschöpft die Seele ohne Abendprogramm baumeln.

Strömender Regen seit der Nacht bewahrheitete die Wettervorhersage, so dass wir erst einmal im Haus bleiben mussten. Ich vervollständigte meine Aufzeichnungen, Ralf plante. Pünktlich gegen 11 Uhr ließ der Regen nach und wir kundschafteten erst noch den Bustransfert zum Flughafen für die Abreise aus. Metro Nr. 3 befindet sich seit November 2017 im Bauzustand, so dass wir auf den Bus 100E zurückgreifen wollten.
Nun ging es in die Vacy ucta, einer alten-neuen Einkaufsstraße Budapests. Das war Folter! Da wir nur begrenztes Gepäck hatten, nahmen wir uns schon vor Antritt der Reise vor, nix, aber auch gar nix zu kaufen! Letztendlich haben wir uns dran gehalten, aber…
Eine Markthalle, der Panorama-Innenhof, Jugendstilhäuser, alte Traditionsgeschäfte – auch hier waren wieder Lebhaftigkeit und Stolz in der Luft! Augenweiden über Augenweiden! Wir besichtigten eine Synagoge und kosteten von den Törtchen im Kaffeehaus Auguszt.
Mit Sicht auf die vielen Restaurants und Bistros fiel es später schwer, sich zu entscheiden! Schließlich nahmen wir im Blue Bird Café Platz und wurden nicht enttäuscht! Nach dem Mahl verspürte ich den Wunsch, noch einmal ans Wasser zu laufen. Dort nahmen wir dann Abschied von Donau, Kettenbrücke und Trubel. Viele Menschen flanierten im Sonnenschein und wir fuhren mit der Bahn heim, um unsere Koffer zu packen.

Am Mittwoch, den 16. Mai, unserem 6. Hochzeitstag, kehrten wir voller schöner Eindrücke heim nach Montpellier. Da es sich um die Zuckerhochzeit handelte, kredenzte mir mein Liebster während der 5-stündigen Wartezeit einen HimbeerHerzKeks mit Kaffee auf dem Flughafen in Basel – wenn das nicht wahre Liebe ist. 🙂

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