Alle 5 Jahre ein P

Unser Frühjahrs-City-Hopping stand ganz im Zeichen von Birgits Geburtstag. Ihren 50. hatte sie in Paris gefeiert. Diesmal sollte es Prag sein. Die Anreise gestaltete sich etwas kompliziert, da wir einen Direktflug von Marseille gebucht hatten, aber unser Zug dorthin der französischen Streikwelle zum Opfer fiel. Glücklicherweise konnte sich Lionel freimachen und so fuhren wir mit unserem Auto zum Flughafen und Lionel übernahm es, es anschließend wieder zurückzubringen.
In Prag angekommen, steuerten wir zunächst einmal einen ATM-Geldautomaten an, um uns mit Bargeld zu versorgen. Das Warten zog sich hin und so beschloss Birgit, schon mal zum Gepäckband zu gehen. Als ich schließlich mit den Tschechischen Kronen ankam, war unser Flug an keinem der Gepäckbänder auszumachen. Wo sollten wir unseren Koffer nur abholen? Plötzlich sah Birgit einen schwarzen Koffer mit orangenem Anhänger – unser Koffer! Als nächstes mussten wir Tickets für Bus und Bahn besorgen. Nur zwei Ticketschalter für all die ankommenden Reisenden! Wieder Schlange stehen, aber es ging zügig. Doch unser Bargeld wurde abgewiesen, da die Banknoten zu groß ausfielen. Na ja, eine Wahl hatten wir nicht gehabt am Geldautomaten. Gut, dass aber unsere französische Bankkarte akzeptiert wurde. Per Bus und Bahn ging es ganz gemütlich ins Stadtzentrum. Unser Wohnhaus war bald gefunden und Dank Schnitzeljagd-ähnlicher Ankunftsbeschreibung, die das Passieren zahlreicher Türen beinhaltete, erreichten wir schließlich nach anstrengendem Treppensteigen unser Dachgeschoss-Appartement. Puuhhhhh! Geschafft! Der Ehrlichkeit halber sollte angemerkt werden, dass Ralfs Sakroiliakalgelenk unsere letzte Wanderung nicht ganz bekommen war und er sich ein paar Tage mit Einreiben und Ibuprofen aufrecht halten musste. Ja ja, das Alter…
Zum Abendessen ging’s raus auf die Straße und die ersten Knödel wurden im Creme Caffé Il Balcone verkostet. 🙂 Danach auf zur Prager Burg und hinter zum Goldenen Gässchen, das sich am Abend von seiner schönsten Seite zeigte. Immer wieder boten sich schöne Ausblicke über die Dächer der Goldenen Stadt Prag – golden im Abendlicht. An der Moldau beobachteten wir eine Ansammlung von Schwänen und anderem Wassergefieder – und eine Ansammlung unvorsichtiger Touristen, die die Tiere füttern und streicheln mussten. Einem kleinen Abstecher auf die Karlsbrücke – wo nur ist der Heilige Johannes von Nepomuk? – folgte ein abschließender Besuch in der Bierbar Roesel.

Geburtstag! Heute wird gefeiert! Oder eben zumindest der Tag genossen! Mit leckerem Frühstück im Café 22 starteten wir in den Tag. Kreuz und quer sollte es uns durch die Prager Altstadt treiben, über die Karlsbrücke, vorbei an alten Patrizierhäusern, mal mit und mal gegen den Touristenstrom… Viel Tünnif im Angebot, zum Beispiel die Deutsche Fußballmannschaft in Form von Matrjoschkapuppen, und überall Trdelnik-Stände, obwohl diese Süßspeise gar keine typisch Prager Leckerei ist. An einer alten Tram (Café Tramvaj) auf dem Wenzelsplatz erfrischten wir uns, nahmen Kenntnis von der Selbstverbrennung eines Studenten beim Reiterstandbild des hl. Wenzel anlässlich der Niederschlagung des Prager Frühlings, genossen das ruhige Ambiente im alten Garten der Franziskaner, und steuerten auf den Altstädter Ring zu mit seiner berühmten, aber aufgrund von Sanierungsarbeiten verhängten Astronomischen Uhr. Unterwegs begegneten wir einem Demonstrationszug anlässlich des Endes des II. Weltkriegs, gefolgt von einer Ein-Mann-Gegendemonstration, die auf die Aggressionspolitik Russlands aufmerksam machen sollte. Zurück über die Karlsbrücke löschten wir unseren Bierdurst am Ufer der Moldau, bevor wir die John-Lennon-Mauer mit ihren Graffitis besuchten und schließlich in unserem Appartement eine Pause einlegten.
Doch der Geburtstag war noch nicht vorbei! Noch einmal ging’s hinauf zur Prager Burg, diesmal noch touristisch belebter als tags zuvor, und nach erfolgreicher Suche des Paradiesgartens fanden wir ein lauschiges Plätzchen zum Anstoßen: Die Panorama Pergola der Villa Richter. Was für ein Ausblick! Und dazu ein Glas Prosecco… was will Frau mehr! 🙂 Zum Dinner ging’s in Restaurant Certovka mit Blick auf die Karlsbrücke und das drollige Spiel der Erpel auf der Suche nach einer Frau.


Der nächste Tag stand im Zeichen der jüdischen Geschichte. Ein Sammelticket zum Besuch der Synagogen und des alten Friedhofs konnte nur gegen Bargeld erworben werden (gut, dass wir noch genug im Portemonnaie hatten – nicht jedem ging es so 🙁 ). Interessante Einblicke in Glaube, Kultur und Geschichte wurden gewährt, aber es wurde doch recht anstrengend mit der Zeit. Gut, dass wir uns zwischendurch im Fahrrad-Pub Kolonial stärken konnten.
Zum Abend wurde Kultur geboten – wir gingen ins Theater Nová Scéna und sahen eine missreißende Ballettaufführung. Und das Bier zum Ausklang des Abends gab’s im berühmt-berüchtigten Brauereirestaurant U Fleků. Na dann Prost! 😉


Nach all der Architektur stand uns tags darauf der Sinn nach Grünem. Mit der Standseilbahn ging’s hinauf auf den Petřín. Ein kleiner Garten lockte uns, dann bezwangen wir die 299 Stufen des Aussichtsturms (ja ja, Ralfs Sakroiliakalgelenk ging’s schon wieder besser) und anschließend schlenderten wir gemütlich hinüber zum Strahov-Kloster. Dort besichtigten wir die alte Bibliothek mit ihren wertvollen Handschriften, dem Philosophischen und dem Theologischen Saal sowie der Kuriositätensammlung, wie zum Beispiel einer Xylothek.
Aller Guten Dinge sind drei! Erneut führten uns unsere Schritte zur Prager Burg, diesmal hinüber zum Königlichen Garten mit seiner ehemaligen Reitschule, dem Ballhaus, der Orangerie und dem Belvedere. Ein ruhiges Plätzchen abseits der Touristenströme! 🙂 Danach ging’s weiter in Richtung Moldau, wo wir ein nettes Café (Club Míšeňská) mit Cheesecake und wortkarger Bedienung fanden. Und auch zur Karlsbrücke liefen wir noch einmal, nicht zuletzt auf der (vergeblichen) Suche nach einem Bier. Doch alle Logenplätze waren voller Besucher! So gingen wir zunächst einmal zurück in unser Appartement, bevor wir den Abend entspannt im Garten der Velkopřevorský Mlýn (Mühle) ausklingen ließen.

Alle 5 Jahre ein P. Zum Schluss die Preisfrage: wo geht es in 5 Jahren hin? Padua? Porto? Potsdam? Petersburg? Piesteritz? Wir werden sehen! 🙂

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