Silvesterreise 2014

Es ist mittlerweile eine schöne Tradition, den Jahresausklang bzw. den Jahresbeginn fern von Zuhause zu begehen. Dieses Jahr wählten wir die Cote d’Azur als Ziel und buchten ein kleines Ferienhaus in Valbonne im Hinterland von Cannes. Fünf Tage sollten wir unterwegs sein. Am ersten Tag, dem Anreisetag, legten wir einen Zwischenstopp in Aix-en-Provence ein, um dort das Vasarely-Museum zu besuchen. Victor Vasarely war ein französischer Maler und Grafiker ungarischer Abstammung und Mitbegründer der künstlerischen Richtung Op-Art. Schon als Student hatte es mir dieser Künstler angetan, und im Hause meiner Großeltern gab es eine Kunststofftischdecke, die ein Motif dieses Künstlers zierte und die meine Phantasie anregte… Anschließend ging es weiter und gegen 18 Uhr erreichten wir unser gemütliches Domizil für die nächsten vier Tage.

Der letzte Tag des Jahres führte uns nach Grasse, der Hauptstadt des Parfüms, nicht zuletzt bekannt durch das Buch von Patrick Süskind « Das Parfüm ». Nicht nur, weil überall um uns herum italienisch gesprochen wurde, sondern auch Architektur und Ambiente vermittelten ein Gefühl von (Süd?)Italien. Wir besuchten die Parfümerie Fragonard, bestaunten im Museum alte Flakons der Ägypter, Griechen und Römer und folgten einer Führung durch die Produktionsanlagen. Interessant war, dass manche Düfte hitzeempfindlich sind und daher mittels tierischer Fette aus den Blüten extrahiert wurden – der Methode der Enfleurage. Dazu wurde Blüte für Blüte manuell auf einen mit Wachs bestrichenen Rahmen aufgelegt und mehrere Tage dort belassen. Diese Prozedur wurde wieder und wieder wiederholt, um schließlich die Fettschicht samt Duft weiterzuverarbeiten. Auch das erinnerte an das Buch von Süskind…
Wie durchstreiften die Stadt und kosteten vom typischen Gebäck der Stadt, das nach Orangenblüten schmeckte. Anschließend erkundeten wir das internationale Parfümmuseum mit all seinen historischen Ausstellungsstücken, Duftproben und Flakons. Die Silvesternacht verlebten wir in unserer gemütlichen Ferienwohnung bei Kartoffelsalat, Würstchen und dem traditionellen Spielewettbewerb. Die Regel besagt, wer die meisten Siege davonträgt, darf im neuen Jahr der Bestimmer sein. 2015 dürfen wir beide gemeinsam bestimmen – na dann Prost!

Neujahr! Was wird es bringen? Noch ahnen wir nichts von den Katastrophen der nächsten Tage. Ein Ausflug ist geplant; es soll in eines der schönsten Dörfer Frankreichs (« plus beaux villages des France ») gehen. Dank des Bildbands der Kropstädter waren wir schon neugierig auf Gourdon. Und in der Tat, dieses Dorf liegt beieindruckend auf einem Bergsporn, 10 km vom Meer entfernt – mit Seeblick! Wir spazierten durch die kleinen, verschachtelten Gassen, genossen die Aussicht bei strahlend blauem Himmel, bewunderten die Gleitschirmsegler, stöberten in den Handwerksgeschäften und kauften ein Fläschchen Essig mit dem Aroma schwarzer Johannisbeeren.
Von diesem eher beschaulichen Ort fuhren wir am Nachmittag nach Cannes, dem Ort der Schönen (uns) und Reichen (wir?) Groß, größer, am größten – so lagen die Yachten im Hafen. Vom Kirchberg genossen wir den Blick über die Dächer – und in der Kirche hatten wir das Glück, eine der typisch provencalischen Weihnachtskrippen vorzufinden.

Am Tag vor der Abreise sollte uns ein Ausflug zur Haute-Provence, die Hoch-Provence, führen. Auf dem Weg besichtigten wir eine Schlucht, in die sich mehrere Wasserfälle ergossen – nachdem wir den abenteuerlichen Selbstbedienungskassenautomaten gefüttert und uns durchs Drehkreuz geschoben hatten. In den Bergen spazierten wir durch das alte Dörfchen Cipières und passierten auf 1000 Höhenmetern die illustre Ortschaft Coursegoules. Immer wieder öffnete sich der Blick und man konnte von den Gipfeln der Alpen bis hin zum Mittelmeer schauen. Eine Augenweide!
Den Nachmittag verbrachten wir im vielbesuchten mittelalterlichen Städtchen Saint-Paul-de-Vence. Hier lebte und wirkte viele Jahre Marc Chagall, der auf dem angrenzenden Friedhof seine letzte Ruhe fand. Aber auch andere Künstler, wie zum Beispiel Henri Matisse, Amedeo Modigliani, James Baldwin, Yves Montand, Simone Signoret und Lino Ventura, waren regelmäßig zu Gast in Saint-Paul-de-Vence. Und so auch wir 🙂 .

Die Koffer gepackt. Heimreise. Doch bevor wir an die Küste fuhren, unternahmen wir einen kurzen Abstecher in die Altstadt von Valbonne. Am Samstagmorgen lag der Ort noch recht verschlafen da, aber in der Saison ist dort sicher viel Treiben. Die Rückfahrt nach Montpellier sollte uns für mehrere Stunden die Küste entlang führen. Als erster Höhepunkt kündigte sich das Esterel-Massif an. Immer wieder fühlten wir uns an Korsika erinnert: La Scandola und Capo Rosso. Ob die Landmassen einst miteinander verbunden waren?
Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch von Saint-Tropez. Hier waren die Boote am allergrößten, fast überragten sie die Häuser der Altstadt. Luxuriöse Fremdkörper, wie auch schon in Venedig und den Fjorden Norwegens gesehen. Dennoch hat uns Saint-Tropez mit seinem Charme bezaubert. Ein Rundgang führte uns um die Zitadelle, wobei sich immer wieder schöne Ausblicke auftaten. Am Hafen war emsiges Treiben zu beobachten…
Letzte Station auf unserer Heimreise sollte ein weiteres der schönsten Dörfer Frankreichs sein: Gassin, unweit von Saint-Tropez gelegen. Fast ausgestorben empfing uns dieser hübsche Ort, der sich auf einem Hügel erstreckt und Sicht bis zum Mittelmeer bietet. Als wir uns zur letzten Etappe rüsteten, erreichte eine Gruppe Radler den Ort. Thomas war nicht dabei. 😮

Ce contenu a été publié dans 2015, Birgit, Frankreich, Ralf, avec comme mot(s)-clé(s) , , . Vous pouvez le mettre en favoris avec ce permalien.