Deutschlandurlaub 2022: Dritte Woche

Etappenwanderung im Schwarzwald auf dem Alb- und dem Wolfssteig

1. Etappe: Waldshut-Albbruck-Görwihl

Am letzten Maitag begann nach einem ausgiebigen Frühstück unser Wanderabenteuer, welches ich mir seit langem gewünscht und von Ralf organisiert wurde. Unser Auto und überflüssiges Gepäck konnten wir in der Tiefgarage des Hotels « Waldshuter Hof » während der Wandertage stehen lassen. Das war sehr komfortabel!
In der Fußgängerzone erwachte das Leben. Wir kauften noch Proviant und begaben uns dann zum Bahnhof von Waldshut. Der Albsteig nimmt in Albbruck seinen Anfang. Wir stiegen in den Zug um 9h16 und konnten bereits 9h30 in Richtung Görwihl, unserem Tagesziel, losgehen .
Lebhaftes Vogelgezwitscher begleitete uns. Zahlreiche Utkieks – Ausblicke von Felsen (Peterkanzel, Kaiberfelsen) über die Landschaft sowie eine offene Kirche in Tiefensee gehörten neben dem Höllbachwasserfall (8m50 Höhe) und dem Zufluss des Höllbachs in die Alb zu den Höhepunkten des Tages. Wir registrierten allerdings zahlreiche umgefallene sowie abgestorbene Bäume und mussten desöfteren auf zerfahrenen Wegen stolpieren – dies zeugte von Unwettern, unter denen der Schwarzwald zu leiden hatte.
Am Nachmittag erreichten wir das Hotel « Alde Hotz » und tatsächlich öffnete uns ein alter Griesgram die Tür. Drinnen schien die Zeit stehen geblieben zu sein, aber das Zimmer für eine Nacht war sauber und gemütlich. Der Alte Hotz eröffnete uns auch sogleich, dass es entgegen der Reservation kein Frühstück gäbe, ganz zu schweigen von Abendessen. So machten wir uns nach erfrischender Dusche auf in den Ort. Dort entdeckten wir sowohl einen Bäcker als auch ein Restaurant. In letzterem aßen wir leckeren Wildgulasch mit Spätzle und Rotkohl. Unter einem großen Baum nahe der Kirche, in deren Innerem ein Labyrinth auf den Boden aufgezeichnet war und die sehr farbenfrohe, bunte Fenster hat, stand ein grün gestrichener ausgedienter Kühlschrank. Er war in einen Bücherschrank umfunktioniert worden. Ralf nahm sich einen schmalen Band heraus und da der Tag noch jung war, las er ihn vollständig durch. 🙂
Nachdem den ganzen Tag die Sonne schien, gab es am Abend einen recht kräftigen Regenschauer.

2. Etappe: Görwihl-Klosterweiher

Zunächst hieß es, das Bäckerfrühstück zu testen und Picknick zu organisieren, was gut klappte. Bei idealem Wetter und frisch gestärkt begann der Tag mit einem Abstieg zum Höllbach. Im ständigen Auf und Ab liefen wir weiter bis zur Teufelsküche. Danach ging es über Blumenwiesen weiter auf sehr matschigen, ungepflegten Wegen. In Immeneich, wir lernten später, dass der Ortsname tatsächlich mit Immen/Bienen zu tun hat, machten wir eine Pause auf einer wunderbaren Relaxbank an der Kapelle. Anschließend bewältigten wir einen sehr steilen Anstieg; jeder in seinem Rhythmus. Bevor wir den Dachsberg erklommen, gab es ein Picknick am Waldrand an einer Alpenpanoramatafel. Inzwischen hatte sich der Himmel zugezogen und außer der Dampfsäule des Atomkraftwerkes bei Waldshut war nichts Besonderes am Horizont zu sehen. Wo sind denn die Alpen? Wir kamen an einem Mehrfamilienhaus mitten im Wald (wer baut hier so ein Haus?) vorbei und standen völlig unerwartet vor einem Tor. Nebenan auf der Weide standen ziemlich große Rinder… Was tun? Ein Verbots- oder Warnschild war nicht zu sehen. Wir beschlossen, hindurch zu gehen, und das erwies sich als richtig. Am Ende des Wiesenweges überstiegen wir einen Elektrozaun. Nun war es nicht mehr weit bis zum Klosterweiher. Als wir am Landgasthaus « Klosterweiherhof » ankamen, begann es zu regnen. Wir wurden sehr freundlich begrüßt und eingewiesen. Im kleinen, gemütlichen Wanderzimmer fanden wir sogar einen Wasserkocher vor und brühten erstmal einen Kaffee auf. Mit dem elektrischen Gerät war auch die Teeration für den nächsten Tag gesichert! Nach dem Duschen mussten wir einige Zecken entfernen, was Dank meiner Sanitätstasche kein Problem war.
Das Abendessen nahmen wir im Restaurant des Klosterweiherhofes ein: Ralf wählte Zanderkracherli im Bierteig und ich die Tagessuppe plus geräuchertes Forellenfilet mit Toast. Schmeckte alles sehr lecker. Ein Abendspaziergang am Klosterweiher vervollständigte diesen anstrengenden, aber schönen Wandertag!

3. Etappe: Klosterweiher-Albstausee-Höchenschwand

Unsere Tour startete mit der Querung des Ortes Wittenschwand. Überall blühte es wunderbar und mit dem heiteren Himmel über uns wanderten wir guter Dinge bis zum Bildsteinfelsen. Hier erfuhren wir einiges über die Zeidlerei, Bienen und Klotzbeuten. Vom Felsen liefen wir weiter über einige geröllige Wege bis zum Albstausee, wo wir uns ein Päuschen auf einer Relaxbank und später das Picknick am Ufer genehmigten. Meine Schultern beschwerten sich heute ziemlich regelmäßig über die Rucksacklast. Daraufhin suggerierte ich meinem Liebsten für die nächste Mehrtageswanderung einen Gepäcktransfer. 🙂 Nach den ausgiebigen Ruhezeiten machten wir uns mit neuer Kraft an die Umrundung des Stausees und balancierten auch über einen Bach, ach, und da strauchelte ich, versuchte das Gleichgewicht zu halten… aber die Schwerkraft und die Sorge ums Handy waren größer: Ich klatschte rein ins Nass! Irgendwie brachte ich es fertig, mich schnell wieder aufzurappeln und da es nur Wasser war, konnte ich meinen Weg, fluchend zwar, fortsetzen. Die Kleidung von Käferchen Tollpatsch trocknete schnell. Über eine lange Holzbrücke kamen wir zum Waldrand. Der Aufstieg des Tages auf schönem weichen Waldboden begann sogleich. Eine Regenhusche brachte uns dazu, die Regensachen anzulegen. Endlich kam Höchenschwand in Sicht und wir bezogen ein großes Zimmer mit Balkon im Hotel « Cortina ». Nach der obligatorischen Dusche mit Zeckensuche unternahmen wir einen ausgedehnten Rundgang durch den Kurort. Wir landeten in einem Café und schlemmerten Törtchen sowie Milchkaffee. Bis zum italienisches Abendessen lasen wir auf dem Balkon und ordneten unsere Sachen für den nächsten Tag.

4. Etappe: Höchenschwand – Waldshut

Unsere letzte Etappe war auch die Längste: 22km und 1050 Höhenmeter bzw. Abwärtsmeter und auch nochmal 380m in die Höhe! Ich gestehe, dass ich ganz schönen Respekt davor hatte, aber wir bewältigten die Wanderung ohne Probleme! Wir sind in Form!
Durch den Kurpark gelangten wir am Morgen zum Wolfssteig, denn den Albsteig verließen wir nun. Er führt ja weiter bis zum Feldberg und zurück nach St. Blasien, aber das heben wir uns für später mal auf.
Während wir so guter Dinge durch den Morgen spazierten, öffnete sich plötzlich vor uns das Schweizer Alpenpanorama! Das war sehr beeindruckend! Wir versuchten es im Foto festzuhalten, aber das war schwierig.
Der Wolfspfad ist über lange Zeit ein wunderschöner Single Trail und hält allerlei Animationen/Informationen für Familien mit Kindern und andere neugierige Wanderer bereit. An der Dumrighütte fanden wir ein Märchenbuch, einen Sandkasten mit Tierspurstempeln und mehrere Bänke zum Ausruhen. Nun ging der Wolfssteig in den Wolfspfad am Wolfsbach über. Wieder begegneten wir keinem Menschen! Ein kürzerer Aufstieg nach Nöggenschwiel brachte uns zum Schwitzen. Da kam die Wasserfontäne zum Erfrischen gerade recht! Inzwischen zogen dunkle Wolken auf, Gewitter drohte. Auch da hatten wir Glück, denn just am Wegesrand stand die Heubachkapelle und bot uns Schutz, bis sich die Wetterlage beruhigt hatte. Immer wieder regnete es. Jedoch zögerten wir, unsere Regenkleidung anzuziehen. Zudem verspürten wir langsam auch Hunger. Wir hofften auf ein trockenes Plätzchen und wirklich kamen wir zu einer Bank vor einem großen Holzreservoir. Aber kaum hatten wir uns nieder gelassen, tropfte es schon wieder los. Wir bauten uns ein kleines Dach und ließen uns die Wurstsemmeln trotz allem schmecken. Ein Reh beobachtete uns – oder beobachteten wir es?
Frisch gestärkt begaben wir uns zum hoffentlich letzten Aufstieg des Tages. Ralf hatte etwas Vorsprung, als ein Autofahrer hielt und mir eine Mitfahrgelegenheit anbot; ich hatte ihm wohl leid getan. 😉
Oh! Was war das? Ein Kirschbaum mit dunkelroten Früchten! Waren sie schon reif? Und ob! Wir labten uns daran, bevor wir im strömenden Regen auf einem Teersträßchen bis zum Wildparkgehege bei Waldshut wanderten. Der Wanderweg führte mitten durch den Park, wie wir nach einigem hin und her bemerkten. Nachdem wir verschiedene Treppensteige getippelt waren, erreichten wir gegen 17h15 glücklich und auch geschafft das Hotel « Waldshuter Hof »! Hier genehmigten wir uns am Abend das 3-Gänge-Menü und einen Grappa Nonino sowie Walnussgeist – oder war es doch eher Himbeergeist? Egal!
Das Wanderabenteuer war zu Ende. Auf uns wartete das Abenteuer Heimreise. Wir hatten weder den Beginn der Pfingstferien in Deutschland noch das Urlaubsziel Frankreich in Betracht gezogen und waren umso erstaunter, dass wir 1,5h im Stau an der Mautstelle in Mulhouse stehen mussten, um 2,90 Euro Maut zu entrichten! C’est fou! Das ist verrückt!

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