Sommerurlaub 2025 – Etappe 5

Anreise

Nach weitgehend entspannter Autofahrt erreichten wir am späten Nachmittag des 28. Juni Luz-Saint-Sauveur in den Pyrenäen. Nur kurz vor Bordeaux gerieten wir in einen veritablen Stau, den wir durch Vorortstraßen zu umfahren versuchten. Dabei gerieten wir in den Wochenend- und Solde-Einkaufswahn und waren am Ende froh, den Großraum von Bordeaux wieder zu verlassen. Später wurde die Autobahn leerer und leerer und wir schienen allein auf der Welt verblieben zu sein. Auf einer Raststätte stärkten wir uns an Bretzeln und Tomatensalat. Der Kaffee war so la la… Unterwegs kletterte das Thermometer nochmal auf 33 Grad und selbst auf 600 m Höhe herrschten bei unserer Ankunft im Urlaubsort noch 30 Grad. Wir bezogen Quartier in einer größeren Anlage, in der auch viele Spanier sowie einige Engländer, Niederländer und Portugiesen ihren Urlaub verlebten. Den morgenlichen Baguetteservice nahmen wir gern in Anspruch, doch den um 18 Uhr schließenden Minipool benutzten wir nicht. Unsere Vorräte füllten wir im örtlichen Carrefour auf. Der Tag ging mit einem Abendspaziergang durch die touristische « Altstadt » mit wehrhafter Kirche, charmanten Häusern, einem ehemaligen Bahnhof und vielen Restaurants zu Ende.

Tag 1: Wanderung zum Cirque de Gavarnie

Ein sonniger Tag lag vor uns und wir hatten für die erste Tour eine Wanderung zum Cirque de Gavarnie mit seinem 422 m hohen Wasserfall auserkoren. Die Anfahrt erfolgte auf gut ausgebauter Straße, wobei wir eine ganze Reihe Radfahrer überholen mussten. Vom Parkplatz in Gavarnie (Gebühr 8 Euro) liefen wir zunächst durch die Shopping- und Gastronomiemeile des Ortes. Bald verließen wir diese von unzähligen Wanderern bevölkerte Haupftader zum Cirque und kraxelten auf schmalem Weg linkerhand den Berg hinauf. Auf einem Stein rutschte Birgit unglücklich aus und stürzte rücklings zu Boden, wobei ihr Kopf und linker Zeigefinger in Mitleidenschaft gezogen wurden. Birgit war genervt von ihren neuen Wanderstöcken mit Klappverschluss, die immer wieder zusammenrutschten und keine Sicherheit boten. Als sie schließlich an einem Weidezaun fast ein weiteres Mal gestürzt wäre, tauschten wir die Stöcke und von da an lief es deutlich besser. Später erkannte ich, woran das Problem lag, und konnte die Stöcke besser fixieren. Doch warum es den guten, altbewährten Mechanismus nicht mehr gibt, bleibt uns ein Rätsel.
Vorbei an Wiesen voller violetter Schwertlilien gewannen wir schnell an Höhe und unweit einer Wegekreuzung legten wir ein erstes idyllisches Picknick ein. Fast wäre Birgit erneut gestürzt, als sie voller Neugier durch ein nahezu ausgetrocknetes Bachbett mit Gumpen kletterte. Das kann ja heiter werden, denn unser Rother-Wanderführer kündigte für den folgenden Wegabschnitt einen ausgesetzten Bereich an. Dieser war dann jedoch recht harmlos. Kurze Zeit später halfen wir einem Pärchen mit Kind an einer etwas kniffligen Stelle. Wir bewunderten an den steilen Felshängen seltene fleischfressende Pflanzen, die in schöner bläulicher Blüte standen. So näherten wir uns unaufhaltsam dem Cirque de Gavarnie mit Wanderrestaurant und all den anderen Wanderfreunden, die den vergleichsweise langweiligen Hauptweg eingeschlagen hatten. Der viele Trubel bewog uns, dass große Picknick auf einen späteren Moment zu verschieben. Erneut verließen wir den Hauptweg und stiegen bald darauf an einem Seil zu einem wilden Bach hinab. Hinter der Brücke fanden wir ein altersgerechtes Plätzchen auf einem Felsblock, um unser Picknick zu genießen. Für diese Wanderwoche sollte es sich dabei jeweils um ein Baguette-Sandwich handeln, welches Birgit jeden Morgen liebevoll für uns zubereitete. Danke schön, mein Schatz! :-*
Weiter ging es durch lichten Wald mit vielen kleinen Bächlein, zwischen denen der Weg kaum auszumachen war. Dann hatten wir die Wahl, entweder zum touristischen Hauptweg nach rechts zu schwenken oder linkerhand erneut den Hang zu erklimmen. Ich konnte Birgit überzeugen und es wurde tatsächlich ein schönerer Weg, der uns bis zur Ortskirche von Gavarnie führte. Mit lustigen Reimen über Frau Holle, die Tolle mit der Knolle, verkürzten wir uns den Weg zurück zum Parkplatz.

Tag 2: Doppeldeckertour

Früh wurden wie vom Vogelgezwitscher geweckt. Birgit laborierte noch an den Folgen ihres Missgeschicks vom Vortag, ihr Finger tat weh, ihr Schulterblatt ebenfalls. Wir fuhren zeitig los zum Col de Tentes, wofür wir erneut nach Gavarnie mussten und dann hinauf auf eine Höhe von 2207 m. Vom Parkplatz führen mehrere Wanderwege in die Umgebung. Wir folgten einem Pfad hinauf zum Lac des Espécières und weiter hinauf auf einen Sattel in 2334 m Höhe, dem Col des Espécières. Dort begaben wir uns auf spanisches Territorium und stiegen vorbei an vielen Blumen weit hinab, wobei wir dem Verlauf einer Hochspannungsleitung folgten. Am Enzianstein unweit des Ibón de Lapazosa nahmen wir eine Zwischenmahlzeit ein. Uns bot sich eine berauschend schöne Bergkulisse: ein Gipfel in drei Farben, Spuren starker Erosion und eine gelbe Wiese in der Ferne…
Am « Wendestein » ging es im spitzen Winkel nach links und dann hieß es, die herabgelaufenen Höhenmeter wieder hinaufzukraxeln. Wir teilten den Anstieg in mehrere übersichtliche Etappen mit Trinkpausen ein, so dass wir gut zum Port de Boucharo in 2271 m Höhe gelangten. Oben angekommen, empfingen uns kräftige Windböen. Mit ein wenig Kletterei fanden wir einen schönen Picknickplatz mit Wanderköniginsitz. 🙂 Von dort war es dann nicht mehr weit zum Auto, wobei der weitgehend ebenerdige, behindertengerechte Weg an manchen Stellen von Geröllabgängen verschüttet war.
Da der Tag noch jung war und wir uns fit fühlten, beschlossen wir, eine Bonusrunde ranzuhängen. Diesmal ging’s vom Parkplatz in die entgegengesetzte Richtung auf einem Grat hinauf zum Pic des Tentes (2322 m). Ich war kaum zu bremsen und schlug vor, noch weiter zum Pic de la Pahule (2292 m) zu laufen. Birgits Begeisterung hielt sich erst in Grenzen, doch als wir das Ziel mit seinem grandiosen Blick zum Cirque de Gavarnie erreichten, waren wir beide stolz. Mit 11,9 km und 630 Höhenmetern sollte dies unsere sportlichste Tour in den Pyrenäen werden.

Tag 3 im Zeichen der Wasserfälle

Mit der Idee, eine hautfreundliche schattige Wanderung zu absolvieren, fuhren wir ins Tal von Cauterets, wo sich ein wunderschöner Wanderweg mit mehreren Wasserfällen (Kaskaden) befindet. Schon am Parkplatz trafen wir auf die ersten einfältigen Mitbürger, die uns beinahe direkt vor einem Wegweiser fragten: « Wissen Sie, wo hier der Kaskadenweg losgeht? » 😉 Der Weg war nun wirklich nicht zu verfehlen. Durch herrlichen Wald zog sich der Weg kontinuierlich bergauf, mal gemächlich, mal etwas steiler. So sollten es insgesamt stolze 450 Höhenmeter werden. Aber die vielen Wasserfälle und Schilder mit Erläuterungen und Anekdoten ließen diese Tour ein Hochgenuss werden. So zum Beispiel die Legende zur Insel Sarah-Bernhardt: Eine Geschichte besagt, dass die berühmte Schauspielerin einen Wohnsitz in Cauterets hatte. Sie kam nicht allein dorthin, sondern wurde regelmäßig von ihrem Lieblingshaustier, ihrem Panther, begleitet. So sehr, dass die Insel, auf der sie mit ihm spazieren ging, noch heute ihren Namen trägt. Eine Variante dieser Geschichte meint, dass Sarah Bernhardt Stammgast in einem Hotel in Cauterets war. Eines Jahres brachte sie angeblich ein junges Raubtier mit, das allerlei Schaden im Hotelzimmer anrichtete, was der Hotelbesitzerin gar nicht gefiel. Nach ihrer Auseinandersetzung mit der Hotelbesitzerin ließ sich Sarah auf dieser kleinen Insel nieder. Sie kam mit ihrem De Dion-Bouton, einem Luxusauto mit Schlafkoje und sogar einem Waschbecken. So war sie also eine Art Vorläuferin des Camping-Caravanings. Eine andere Geschichte geht jedoch völlig anders: An besagter Stelle der Insel befand sich früher ein Sägewerk, dessen Inhaber Bernhard hieß, auf französisch Scierie Bernhard. Und daraus entwickelte sich durch sprachliche Abwandlung im Laufe der Zeit der Name Sarah Bernhardt. Welche Legende stimmt wohl? 🙂
Am Bärenwasserfall legten wir unser erstes Picknick ein. Und am Ende des Hinwegs unserer Tour erreichten wir die spanische Brücke. Ein letztes Mal mussten wir uns motivieren, auch noch zu deren Wasserfall zu steigen. Inzwischen kündigte sich in der Ferne wie vorausgesagt ein Gewitter an. Wir machten schleunigst kehrt und stiegen ohne weitere Fotopausen den Waldweg ab zurück zum Parkplatz. Unterwegs wurden wir von einem entgegenkommenden Wanderer gefragt, ob es noch weit zur spanischen Brücke sei. Da donnerte es bereits und der Himmel hatte sich verdunkelt. Wir gaben etwas belustigt Auskunft, zweifelten jedoch an der Sinnhaftigkeit seines Unternehmens. Kurz Zeit später fing es an zu gießen und wir zogen rasch unsere Regenbekleidung über. Besagter Wanderer kam bald darauf ebenfalls abgestiegen – pitschnass. Gut, dass wir immer so gut ausgerüstet sind. Am Parkplatz angekommen, kauften wir uns als Andenken jeder ein paar Söckchen mit Herbst- bzw. Wintermotiven. Und unser zweites Picknick nahmen wir im Auto ein.

Im diesem Jahr sind die ungeraden Tage Birgits Wunschtage. Und so wünschte sie sich einen Abendspaziergang. Gewünscht, getan. Schnell schaute ich bei Komoot nach einem Rundweg und fand einen Zweieinhalb-Kilometer-Spaziergang am Flüsschen Le Bastan bis zur Gave de Gavernie. Im Wohngebiet erfreuten wir uns an hübschen Straßenschildern. Dann kamen wir zu einem Spielplatz und einem phantasievollen Karussell. Oma war mal wieder wie ein Kind! Und auch auf der Hängebrücke über die Gave wurde geschaukelt. 🙂 Vorbei an einem Ferienheim führte uns der Weg zurück zu unserer Residenz, in der der Tag mit zwei Partien SkipBo ausklang: 50:50 – jeder von uns gewann ein Mal.

Tag 4: Mit der Tschu-Tschu-Bahn auf Bergtour

Da der Wetterbericht Regen und Gewitter für den Nachmittag ankündigte, beschlossen wir, die Anfahrt zu minimieren und so rechtzeitig zum Ausgangspunkt zurückkehren zu können. Außerdem planten wir, die Wanderung etwas abzukürzen und auf einer mautpflichtigen Straße möglichst weit zum Cirque de Troumouse hinaufzufahren. Ein kleiner Schreck wartete auf uns, als auf der Anfahrt ein Teil der Straße weggespült war und notdürfige Reparaturen vorgenommen wurden. Dadurch entfiel die Maut und wir konnten bis zur Auberge du Maillat mit unserem Auto fahren. Von weitem sah ich, wie sich die Straße weiter in Richtung Cirque hinaufschlängelte. War das eine Tsch-Tsch-Bahn, die dort vor den Felsen entlangfuhr? Wir glaubten, unseren Augen nicht trauen zu können. In der Tat, an der Herberge war Schluss und dort fuhr eine von einem Traktor gezogene Tschu-Tsch-Bahn los zum Cirque de Troumouse. Welch ein Gaudi, das wir uns nicht entgehen lassen wollten! Und zudem eine willkommene Wandererleichterung, denn wir waren auf einen geruhsamen Tag eingestellt. 🙂
In hügeligem Gelände vor toller Bergkulisse wanderten wir durch diese Märchenlandschaft. Azaleen blühten, Murmeltiere pfiffen, kleine Bergseen, die Lacs des Aires, säumten unseren Weg. Vor dem Aufstieg zur Cabane des Aires, einer Schäferhütte, legten wir unser Picknick ein. Inzwischen türmten sich die Wolken auf und es grummelte, doch wir blieben trocken. Auf dem Rückweg trafen wir einen Franzosen, der bemerkte, dass wir Deutsche sind, woraufhin sich ein Gespräch entspann. Er hatte acht Jahre deutsch gelernt und erzählte uns, dass er im nächsten Jahr seinen 50. Geburtstag in Berlin verleben möchte. Ganz so, wie ich auf Island und Birgit in Paris. Der Fünfzigste ist eben etwas ganz besonderes!

Tag 5: Picknickträume im Doppelpack

Am Morgen herrschte noch Nebel und wir konnten erstmals auf dem Balkon frühstücken, weil wir die anderen Tage vor der blendenden Sonne ins Zimmer flüchten mussten. Wir fuhren nochmals zur spanischen Brücke, an der wir zwei Tage zuvor am Ende unserer Kaskadenwanderung ankamen und umkehrten. Parkgebühr 8 Euro. Die meisten Ausflügler nutzten Gondel- und Sessellift, um auf Höhe des Sees Lac de Gaube zu gelangen. Doch wir wollten ihn zu Fuß entdecken! Ein schöner, mitunter kraxeliger Weg über steinerne Stufen führte an imposanten Bäumen und Felsblöcken mit Granitadern vorbei. Vögel hüpften und zwitscherten fröhlich neben dem Weg, der entlang des Bächleins, der Gave de Gaube, stetig anstieg. Von weitem sahen wir schon, wie die Liftfahrer zum See mit der danebenstehenden Wanderpension pilgerten. Wir legten kurz vor Ankunft am See unser erstes Traumpicknick ein. Orchideen blühten zwischen mäandernden Wasserläufen und wir freuten uns des Lebens.
Ausgeruht stiegen wir zum See und an dessen rechtem Ufer vorbei weiter ins Tal hinein. Wir trafen auf eine junge Chinesin aus Großbritannien und kraxelten durch felsiges Gelände oberhalb der Talsohle, die vermutlich manchmal unter Wasser steht. Für den Rückweg beschlossen wir, die einfachere und etwas feuchtere Variante zu nehmen. Am Ufer der Gave fanden wir bald einen weiteren paradiesischen Picknickplatz, während die Chinesin weiter dem Weg folgte. Wie die Tage zuvor fing es am Nachmittag an zu grummeln und wir beschlossen, aufzubrechen. Erneut am See vorbei nahmen wir anschließend den einfacheren, weil weniger steilen Weg hinab zur spanischen Brücke. Weit unten füllte sich das Tal mit einer dicken weißen Wolke. Ein kurzer Regenschauer ließ uns die Kleidung wechseln, aber bald konnten wir die Pellerinen wieder ablegen. An einer Brücke bot sich uns nochmals das Schauspiel eines Wasserfalls, bevor wir gegen 4 Uhr heimfuhren. Unterwegs hielten wir nochmal am Carrefour und erledigten kleinere Einkäufe. Als besondere Herausforderung stellte sich das Einlösen eines Bons für Raffaelo heraus, die ich schließlich an der Kasse fand und wovon ich der vergeblich suchenden Aushilfskraft berichtete. Auf dem Balkon herrschten angenehme Temperaturen und wir verfolgten aufmerksam das Katzentheater auf der Wiese und wie sich ein Wolkenband um unseren gegenüberliegenden Hausberg zog. Zu guter letzt gewann Birgit zwei Mal SkipBo – wenn das nicht ein toller Tag war?! 🙂

Tag 6: Schwitzen zum Abschied

Für den letzten Tag, erneut mit unsicherer Wetterlage am Nachmittag, entschieden wir uns für eine Wanderung, die wir zunächst als etwas langweilig angesehen hatten. Doch dem war nicht so! Die Idee war, zum Plateau de Saugué aufzusteigen. Ich hatte eine längere (10,4 km und 480 Hm) und eine kürzere (6,3 km und 400 Hm) Variante geplant, wobei die kürzere in etwa der Version im Rother-Wanderführer entsprach. Hinter einer Brücke fanden wir eine kleine, inoffizielle Parkbucht für zwei Autos und ein Platz war noch frei. 🙂 Ein sehr steiler, gerölliger und nicht besonders gut ausgezeichneter Anstieg ließ uns rasch an Höhe gewinnen. Dabei bemerkte ich, das der von mir als Rückweg geplante Pfad nicht existierte bzw. uns zumindest über einen Zaun führen würde. Etwas später verpassten wir eine Kurve und gerieten immer mehr vom Weg ab. Dank Komootine fanden wir aber wieder auf den rechten Weg zurück. Oben angekommen, entpuppte sich der GR10 als schöner Höhenweg durch malerische Wald- und Wiesenlandschaft mit Singvögeln, einigen Erklärungstafeln sowie Bachläufen und Blumenwiesen. Wie wir herausfanden, waren wir im Pays Toy, dem Spielzeugland, unterwegs. 🙂 Am Wegesrand mit Blick auf den gegenüberliegenden Bergzug legten wir unsere Bananenpause ein. Das Gîte de Etape de Saugué war offentsichtlich geschlossen. Also folgten wir einem Sträßchen vorbei an einigen alten, sanierten Steinhäusern. Am Rande eines solchen nahmen wir auf der Mauer Platz und genossen unser Picknick.
Um den schwierigen Wegabschnitt vom Anfang zu vermeiden, beschlossen wir, für den Rückweg eine längere, aber weniger steile Variante zu nehmen. Vor uns lag der Cirque de Gavarnie, den wir schon vom ersten Tag kannten. Als nächstes Zwischenziel machten wir Holle aus, ein Wanderheim des französischen Alpenvereins. 🙂
Doch sollten wir etwa nochmals einen Berg bezwingen? Ralf Beaubavard, der Schönredner, meinte ja, vielleicht so 50 Höhenmeter, aus denen wohl insgesamt nochmal 150 Höhenmeter wurden. Der erste, relativ kurze Anstieg auf einem Schotterweg machte uns zu schaffen, während sich ein zweiter, der über weichen Waldboden im Schatten mächtiger Buchen führte, fast von allein lief. Wie man sieht, sind Höhenmeter allein kein Kriterium für gefühlte Schwierigkeit. Kurz vor Frau Holle saß ein Murmeltier auf einem Felsblock. 🙂 Danach wurde es nochmal aufregend, da die Markierungen ziemlich verblasst waren. Schließlich gelangten wir auf die Straße, die zum Col des Tentes führt. Nach circa einem Kilometer entdeckte ich einen Abzweig, der erstmal nicht so einladend aussah, jedoch zum Regionalwanderweg Sentier du Gypaéte gehörte. Zumindest war er mit einem gelben Strich markiert. 😉 Ziemlich steil und holperig führte der Pfad hinab zum Bach Gave d’Ossoue, dessen Gumpen wir zuvor bewundert hatten. Hoffentlich gibt’s eine Brücke… Dem war so. Doch dann mussten wir ein weiteres Mal steil durch urwaldartiges Gelände aufsteigen. Langsam waren unsere Batterien erschöpft. Doch wir schafften auch den letzten Kilometer oberhalb der Gave de Gavernie. Im Farnkraut versteckten sich nicht nur Zecken – wir fanden ein halbes Dutzend an uns – sondern auch eine Aspisviper! Gut, dass ich sie rechtzeitig entdeckte und durch Erschütterungen des Bodens mit Hilfe des Wanderstocks zur Flucht bewegen konnte. Vorsichtig geworden setzten wir aufmerksam den Weg fort, bis wir nach wenigen hundert Metern endlich wieder am Auto waren. Am Ende sollte die Tour mit ihren 11,7 km und 540 Hm zu den anspruchsvolleren des Urlaubs gehören. Zurück in unserer Unterkunft kam dann doch noch ein Gewitter auf, aber trotz frischen Windes machten wir uns nochmal auf, um im Ortskern Pyrenäenkäse und -würste zu kaufen. Der Abend ging mit dem ersten EM-Spiel der deutschen Fußballerinnen gegen Polen zu Ende (2:0 für Deutschland).

Abreise: Flammendes Inferno

Flammendes Inferno, so heißt ein amerikanischer Katastrophenfilm aus dem Jahre 1974. Doch was hat es damit im Zusammenhang mit unserer Reise auf sich? Nach einem gemütlichen Frühstück machten wir uns frohen Mutes an die Rückreise. Um nicht durch Toulouse zu müssen, plante ich eine zudem kürzere Umfahrung übers Land durch Rimont und Mirepoix. Leider gab es auf der Strecke keine schönen Rastplätze, so dass wir uns am Rande eines Maisfelds ausruhten und stärkten. Bei Carcassone kamen wir wieder auf die Autobahn. Schon von weitem sahen wir weiter südlich dicke Rauchschwaden am Horizont. Schon einmal, als wir ebenfalls aus den Pyrenäen kamen, gab es dort einen Waldbrand, woraufhin wir damals quer übers Land nach Montpellier fuhren. Doch diesmal gaben die Streckenschilder eine normale Dauer der Fahrt bis Narbonne an. So blieben wir auf der A61. Je näher wir den Rauchschwaden kamen, desto klarer wurde uns, dass wir genau daraufzu fuhren. Am Himmel kreisten Löschflugzeuge und Hubschrauber. Und bald gerieten wir in einen Stau, der zunächst durch ein liegengebliebenes Elektroauto und dann durch die Flammen, die bis auf die rechte Fahrspur züngelten, ausgelöst worden war. Besonnen-vorsichtig steuerte ich unseren Wagen auf der linken Spur an den Flammen vorbei. Dabei war uns beiden schon etwas mulmig. Doch alles ging gut und wir konnten zügig unsere Fahrt fortsetzen.
Auf der A9, der Autobahn hinter Narbonne, signalisierten die Streckenschilder eine Autobahnsperrung vor Montpellier, so dass wir gezwungen waren, bei Sète abzufahren. Wieder war ein Brand die Ursache. Ich entschied mich für die meereszugewandte Seite des Massifs de la Gardiole. Bei Mireval mussten wir auch noch die Route départementale verlassen und durch den Ort navigieren. Aber am Ende erreichten wir glücklich und halbwegs zeitig unser Heim. Dies sollte erst der Anfang eines brandgefährdeten Sommers sein, wobei die Feuer meist durch Unvernunft oder gar Absicht ausgelöst wurden.

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