Für die Weiterreise von der Île de Groix in die Pyrenäen hatten wir erneut ein Zwischenziel eingeplant. So verließen wir am Morgen des 27. Juni die Insel mit einer etwas größeren Autofähre in Richtung Lorient. Unsere Gastgeberin war so freundlich, uns mit ihrem Auto zum Hafen zu fahren, wobei sie eine abenteuerliche, uns völlig unbekannte Route nahm. Sie wird schon gewusst haben, warum. In Lorient angekommen, blieb Birgit mit dem Gepäck am Anleger zurück und ich holte unser Auto aus der Tiefgarage. Anschließend wurde getankt und es ging los gen Süden.
Frankreich hat sich so einiges einfallen lassen, um seine Sehenswürdigkeiten anzupreisen. So gibt es nicht nur die schönsten Dörfer Frankreichs, die Städte der Blumen, sondern auch noch die sog. « Petite cité de caractère » = alte Ortskerne mit Charakter. An diesem Tag sollten wir derer zwei kennenlernen. Als wir auf der Nationalstraße unterwegs waren und es Zeit für ein Päuschen wurde, tauchte am Straßenrand der Hinweis auf La Roche-Bernard – der Bernhardsfelsen auf. Wir parkten etwas außerhalb am Straßenrand und erkundeten die Altstadt zu Fuß, wobei sich ein schöner Blick über den Fluss Vilaine bot. Am kleinen Marktplatz kauften wir ein weiteres Andenken an unsere Urlaubsreise, eine hübsche Scheibengardine mit Leuchtturmmotiven, die jetzt unsere Küchentür zum Balkon schmückt. Und in der Bäckerei versorgten wir uns mit Sandwich und einer süßen Leckerei fürs spätere Picknick.
Unsere Weiterfahrt verlief reibungslos und wir kamen (zu) zeitig an unserem Quartier an. So blieb uns noch Zeit für weitere Erkundungen. In der Nähe gab es ein weiteres schönstes Dorf Frankreichs, doch auf dem Weg dorthin blieben wir an der Petite cité de caractère Foussais-Payré hängen. Dieser Ort beeindruckte uns mit seiner zweischiffigen romanischen Dorfkirche, die im 10. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde und deren reich geschmückte Fassade aus dem 12. Jahrhundert erhalten blieb. Außerdem hatte sich der Ort mit einer Vielzahl von Skulpturen herausgeputzt.
Schließlich trafen wir in Vouvant ein. Auf verschlungenen Wegen innerhalb und außerhalb der Wehrmauern erliefen wir uns die Schönheiten dieses Dorfes, wie die romanische Kirche mit ihrer reich geschmückten Nordfassade, die als Kleinod der poitevinischen Baukunst gilt, und der 30 Meter hohe Donjon aus dem 12. Jahrhundert, auch Tour Mélusine genannt. Nach einer Legende handelt es sich bei der Burg von Vouvant mit ihrem noch erhaltenen Donjon um die Gründung der Fee Melusine, die von ihr in nur einer Nacht errichtet wurde. Einer ihrer Söhne, Gottfried Großzahn, soll in der Kirche von Vouvant bestattet worden sein. Birgit kam nicht umhin, beim Abendessen – ja, es gab wieder Galette! – ein erfrischendes Feenbier zu genießen, während ich mich an einer Rhabarberschorle labte.
Voller schöner Eindrücke fuhren wir zu unserem Gästezimmer Le Tilleul – die Linde bei Saint-Hiliare-des-Loges. Unter dem Dach des Hauses fanden wir ein wohltemperiertes und gemüliches Domizil für eine Nacht und tags darauf wurde auf der Terrasse ein leckeres Frühstück serviert. Ein älteres Pärchen leistete uns Gesellschaft und wie sich herausstellte, waren sie auf dem Weg zu einer Hochzeit in der mittelalterlichen Kirche von Foussais (siehe oben). 🙂