Impressionen aus Indien: Ausflug nach Warangal mit Tempelbesichtigungen

Bereits in Frankreich hatten wir online bei Southern Travels einen 2-Tages-Ausflug nach Warangal gebucht. Da wir kein indisches Mobiltelefon hatten, gestalteten sich Rücksprachen zum Treffpunkt etc. etwas kompliziert. Nichtsdestotrotz stand am Morgen unser Auto samt Fahrer auf der Hotelauffahrt. Los ging es. Das Ziel sollte Warangal sein, etwa 150 Kilometer nordöstlich von Hyderabad gelegen. Warangal war von der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts bis zum Beginn des 14. Jahrhunderts Hauptstadt des Königreichs Kakatiya. Die hinduistischen Kakatiyas waren großartige Baumeister und Entwickler des sogenannten Chalukyan-Stils bei den Tempelbauten. Insgesamt besuchten wir in den zwei Tagen fünf recht unterschiedliche Tempel und ein Fort. Zwei der Tempel hatten musealen Charakter und erlaubten, fotografiert zu werden. Die anderen Tempel als lebendige Pilgerstätten untersagten leider das Fotografieren.

Shree Kulpakji Jain Tempel
Auf halber Strecke besuchten wir den mehr als 2000 Jahre alten Jain-Schrein zu Kolanupaka. Da die Jains die strengsten Lebens- und Ernährungsregeln haben (Verbot des Tötens beseelter Dinge, zu denen Tiere, Pflanzen und Mikroben gehören!), musste man beim Besuch des Tempels so einiges beachten. Schuhe auszuziehen war selbstverständlich. Doch durfte man weder Leder (doch die Rupien aus meinem Lederportemonaie waren willkommen!) noch Schokolade (wohl wegen der Eier – Lezithin – die zur Herstellung verwendet werden) noch schwarze Kleidung (der Sinn dieser Regel ist uns noch heute unklar) in den Tempel bringen und der Zutritt ist während der Menstruation untersagt…
Der Tempel beherbergt drei heilige Statuen von Lord Adinath, Lord Neminath und Lord Mahaveera sowie 21 weitere Tirthankaras (Furtbereiter), die als Mittler zwischen der materiellen und der spirituellen Welt angesehen werden.

Warangal Fort
Nachdem wir das « staatliche » AP Tourism Haritha Hotel in Hanamkonda bezogen hatten – mit stechendem Geruch im Zimmer der Luxusklasse – besuchten wir vor dem Abendessen noch drei Sehenswürdigkeiten. Zunächst ging es zur bekanntesten Sehenswürdigkeit, dem Warangal Fort, das im 13. Jahrhundert errichtet wurde und von dessem einstigen Glanz noch unzählige Fragmente, Säulen und Reliefs künden.

Bhadrakali Tempel
Der am Ufer des Bhadrakali-Sees gelegene Bhadrakali Tempel in Warangal ist einer der ältesten indischen Tempel zu Ehren der Mutter-Göttin Kali Matha bzw. Bhadrakali Ammavaru. Er wurde nach dem Sieg von König Pulekesi II über das Vengi-Gebiet im Jahre 625 errichtet. Die Hauptgottheit des Tempels misst 2,7 x 2,7 Meter und hält eine Waffe in jeder ihrer acht Hände.

Tempel der 1000 Säulen
Letzte Station des Tages war der 1000-Säulen-Tempel in Hanamkonda. Dieser Tempel wurde um 1160 von Pratapa Rudra errichtet und ist den Göttern Shiva, Vishnu und Surya geweiht. Von bemerkenswerter Schönheit ist vor allem die Haupthalle mit ihren hunderten prächtig verzierten Säulen.

Ramappa Tempel
Am zweiten Tag unserer Reise ging es zum 60 km von Warangal entfernten Palampet, wo wir den von Dattelpalmen umsäumten Ramappa Tempel besichtigten. Der Tempel wurde 1213 unter dem Kakatiya-Herrscher Ganapati Deva gebaut und nach seinem Chefarchitekten Ramappa benannt. Während der Tempel aus Sandstein errichtet wurde, besteht das Pyramidendach (Vimanam) aus leichten weißen Ziegelsteinen, die sogar auf Wasser schwimmen sollen! Zwölf elegante Tänzerinnen (Mandkinis) aus schwarzem polierten Basalt, in verschiedenen Posen und mit verschiedenen Attributen dargestellt, verzieren die Stützträger und sollen zwölf Emotionen symbolisieren. Die anderen Stützträger stellen die mythischen Yali-Wesen dar.
Für uns war dies der schönste aller Tempel und er fand sogar schon in den Tagebüchern von Marco Polo Erwähnung! Selbst per street view kann man sich den Tempel anschauen, wenn man unter Google maps nach « Ramappa Temple, Warangal, Andhra Pradesh, Indien » sucht :-).

Sri Lakshminarasimha Swamy Tempel
Zum Abschluss besuchten wir den Sri Lakshminarasimha Swamy oder Yadagirigutta Tempel. Dieser populäre Hindu Tempel dient der Verehrung von Narasimha Swamy, einer Inkarnation Lord Vishnus. Lord Narasimha ist ebenfalls bekannt als Yadagiri, daher auch der Name Yadagirigutta. Nicht nur, dass der Tempel populär und gut besucht war – Dank zehnfachen Eintrittsgelds konnten wir als Ausländer die Schlange umgehen (daneben gab’s noch VIP-Eintrittskarten – wohl für Expressabfertigung) – im Innern erinnerte der Tempel mit seinen riesigen, von der Bank of India gesponserten Metallkästen etwas an eine begehbare Sparbüchse. Überhaupt waren sämtliche Tempel bereits mehr oder weniger kommerzialisiert und eine spirituelle Stimmung wollte sich bei uns trotz erhaltener Segnungen und Gottesbetrachtungen (Darshan) nicht so richtig einstellen.

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