Herbsturlaub 2022 – Teil 2: Landslevillard / Hohes Savoie

Ankunft in den Bergen am 17. September 2022

Nach einer ruhigen Fahrt über landschaftlich schöne Straßen kamen wir am Samstag gegen 17h30 in Lanslevillard im Savoie an. Patrick, unser Herbergsvater, begrüßte uns und wies uns in die Geheimnisse der Ferienwohnung einschließlich Sauna ein. Ja, es hatte mal wieder geklappt und wir bekamen Zugang zu einem privaten Spa Bereich! Unsere Vermieter überließen uns diesen für die ganze Woche, da sie nach Paris reisen mussten. Somit hatten wir sturmfreie Bude. 😉 Nach dem Ausladen des Gepäcks machten wir einen ersten Abendspaziergang, wo uns ein kalter Herbstwind um die Nase pfiff.

Tag 1 (18.9.2022)

Sonnenschein und strahlend blauer Himmel – was will man mehr? Unsere erste Wanderung im Savoyen startete nach etwas längerer, jedoch entspannter Anfahrt erst gegen 11 Uhr. Vom recht gut gefüllten Parkplatz Bellecombe schlugen wir die Richtung ein, in die sonst niemand lief. 🙂 In Kehren ging es auf bequemen Weg vorbei an lustigen Murmeltieren zum Weißen See – dem Lac Blanc. Vorher passierten wir die gleichnamige Wanderhütte. Doch ganz so schnell kamen wir an ihr nicht vorbei, denn ein Schild versprach frischen Blaubeerkuchen. Den wollten wir Genusswanderer uns nicht nehmen lassen – und er war köstlich! 🙂 Ein Stückchen weiter gelangten wir zum Lac Blanc, hinter dem einige Dreitausender majestätisch in die Höhe ragten. Vom See folgten wir einem schmalen Pfad, den unsere Wandersoftware gar nicht kannte. Da wir aber in gleichbleibendem Abstand zur geplanten Route blieben, machten wir uns weiter keine Sorgen. So eröffneten sich uns tolle Ausblicke auf die Gipfel, eine davor liegende Schlucht und mehrere Wasserfälle. An einem der kleineren Seen legten wir unser Picknick ein. Dann traf unser Pfad auch wieder auf den « offiziellen » Weg und wir wanderten durch « mongolisches » Gelände. Bald näherten wir uns einer weiteren Wanderhütte, der Refuge du Plan du Lac. Dort gaben Schilder Auskunft über die umliegenden Bergzüge und Gipfel sowie über Flora und Fauna in diesem Gebiet. Dieser Tag war schon mal ein toller Einstieg in die grandiose Bergwelt der französischen Alpen. Schön, dass sich unsere strapazierten Gelenke am Abend in der hauseigenen Sauna und dem thermalbadwarmen Whirlpool vor weiteren Ausflügen entspannen konnten.

Tag 2 (19.9.2022)

Ein eisiger Wind stürmte um das Auto am Parkplatz neben dem Hameau/Örtchen L’Ecot, welches über eine gut ausgebaute Straße erreichbar war. Im Sommer fährt sogar regelmäßig ein Bus die Touristen und Wanderfreunde hin und her! Später las ich, dass L’Ecot einigen Filmprojekten als Kulisse diente, was angesichts der urigen Häuser und der rauhen Umgebung nicht verwunderlich war. Ich zog erstmal Handschuhe und Mütze über, zitterte ein bißchen und suchte mir ein Plätzchen unter den noch spärlichen Sonnenstrahlen, um meine Schuhe zu wechseln. Der anfänglich gemächlich ansteigende Wanderweg wurde bald immer steiler und kraxeliger. Bereits lange bevor wir ihn sahen, hörten wir ihn, einen wunderschönen, wilden Wasserfall! Immer wieder hielten wir an, um die Gegend zu bewundern.  Nur wenigen jüngeren Leuten begegneten wir. Diese unternahmen u.a. eine Gletschertour. Wir ließen uns Zeit. Dann entdeckten wir einen steilen Klettersteig mit Seilsicherung. Von weitem sah das alles gar nicht so schwierig aus und forsch begannen wir die Felsenspalte zu bezwingen. Ich gestehe, dass ich wirklich an meine Grenzen kam! Aber gemeinsam haben wir es geschafft! Atemberaubend der Blick auf die Gletscher, Bergseen und umliegenden Bergzüge! Am Seeufer unterhalb der Refuge des Évettes genehmigten wir uns ein ausgedehntes Picknick, bevor unsere Wanderung weiter auf bequemen Wegen und ohne Kraxelei zurück zum Ausgangspunkt führte. Selbst das Überqueren einer Weide mit riesigen Kühen gelang mir ohne Angstattacke! Vor dem Abstieg kletterten wir noch ein wenig um die bereits geschlossene Berghütte herum, wo sich unweigerlich ein Tibetgefühl einstellte. Am Abend entspannten wir im Whirlpool und in der Sauna, bevor Ralf wieder an die Planung neuer Abenteuer ging!

Tag 3 (20.9.2022)

Ein weiterer sonniger Tag kündigte sich an. Mit unserem FFF (Ford Fiesta Flitzer) fuhren wir hinauf zum Mont-Cenis-Pass. Kurz danach mussten wir auf ein kleineres Sträßchen abzweigen, das sich glücklicherweise über etliche Kilometer bis hin zum Ausgangspunkt unserer Wanderung gut befahren ließ. Am Parkplatz mit Bank zum bequemen Wechseln der Schuhe stand ein Schild mit Elefanten drauf. Schon vorher hatte sich Birgit über Elefanten am Straßenrand gewundert. Nun fanden wir die Erklärung: Es wird vermutet, dass Hannibal durch diese Gegend zog, als er 218 vor Christus die Alpen überquerte. Allerdings weiß man bis heute nicht, wo er mit seinem Heer entlanggezogen ist.
Vom Parkplatz liefen wir vorbei an herbstlich-rötlicher Vegetation in Richtung Refuge du Petit Mont Cenis und an dieser vorbei, wobei wir ca. 200 Höhenmeter erklommen. Unterwegs kam uns eine Ziegenherde entgegen und aus der Ferne bimmelten riesige Kuhglocken in der einsamen, urigen Landschaft. Danach wurde der Weg schmaler und der Anstieg sanfter, bis wir zu einem ausgedehnten militärischen Komplex aus der Vergangenheit kamen. In einer windgeschützten Mulde nahmen wir unser Picknick ein. Ich erkundete noch ein wenig diesen gruseligen Ort mit seinen Geschützstellungen und Bunkeranlagen. An einer verfallenen Kaserne wehte die französischen Flagge auf Halbmast. War das eine Referenz an die englische Königin Elizabeth II., die tags zuvor in Windsor beigesetzt worden war? Nun liefen wir auf Serpentinen hinab zum Lac du Mont-Cenis, der sich hellblau vor uns erstreckte. Am Plan de la Madeleine ging das Sträßchen wieder in einen bequemen, weichen Pfad über, dem wir oberhalb des Sees in Richtung Pass folgten. Irgendwann verlor sich der Weg allerdings im nichts und wir mussten wieder mal Zäune übersteigen und wild über Weideland laufen. Das letzte Stück zurück zum Auto zog sich dann ganz schön in die Länge. Ich fand eine Abkürzung, doch Birgits Beine wollten nur noch in gleichmäßigem Tritt dem Teersträßchen folgen. So trafen wir uns ein Weilchen später am Auto wieder. « Ich bin schon da! » dachte sich der Wanderigel. 😉
Auf der Rückfahrt legten wir auf dem Mont-Cenis-Pass ein Fotostop ein und erfuhren, dass nicht nur Hannibal und Napoléon Bonaparte dort entlanggezogen seien, sondern dass es auch mal für kurze Zeit (3 Jahre nur!) eine Eisenbahnlinie gab, die Mont-Cenis-Bahn.

Tag 4 (21.9.2022)

Am heutigen Tage stand eine lange Anfahrt auf dem Programm. Am Ende des Tals Val-Cenis liegt das Dorf Bonneval-sur-Arc, von wo wir schon am zweiten Tag auf Wanderschaft gingen. Diesmal folgten wir der Straße weiter hoch hinauf zum Pass Col de l’Iseran, dem höchsten überfahrbaren Gebirgspass der Alpen (2770 m). Die Fahrt durch diese gottverlassene Gegend war atemberaubend – wer hat hier und warum eine Straße bauen lassen? Danach ging es wieder hinab ins Tal nach Val d’Isère, einem touristischen Ort für Wintersportler. Unzählige Lifte, Hotels und Parkplätze ließen ahnen, was hier im Winter los sein muss. Ohne uns! Nochmals ging es bergauf zum Weiler Le Saut – der Sprung. Und so sollte unsere Tour auch beginnen, mit einem mutigen Sprung vom Felsen, der uns den Umweg vom Parkplatz ersparen sollte. 😮 Ein seichter, ab und an kraxeliger Weg führte uns zum Stausee Lac de la Sassière, umringt von einer imposanten Bergkulisse. Am Ende des Sees wurde der Weg schmaler und zog sich jetzt kontinuierlich ansteigend, doch nicht zu anstrengend in Richtung Gletscher. Oder waren wir einfach inzwischen gut trainiert und in bester Form? Wie auch immer, der Weg lief sich angenehm, unterbrochen von einer Bananenpause vis-à-vis der Berge. Uns folgte ein älteres Ehepaar und wir erfuhren von dem fast 75-jährigen Mann einiges über die umliegenden Berge und wie weit sich der Gletscher früher ausbreitete.
Wir hatten nicht damit gerechnet, direkt bis zum Gletscher laufen zu können. Vorher warnte ein gelbes Schild vor den Gefahren im Gletscherbereich. Hinter einem Felsen ließen wir unsere Rucksäcke zurück und stießen ohne Gepäck tatsächlich bis zum Gletscher vor, auf dem sich zwei Gruppen Wanderer auf Gletschertour befanden. Ergriffen standen wir am Fuße des Gletschers und erinnerten uns an unsere Gletscherbegehung in Norwegen. Eine junge Frau schoss ein Foto von uns und wir von ihr, und dann machten wir uns auf den Rückweg. Unterwegs trafen wir eine Gruppe Elitesoldaten, die zu einer Zwei-Tage-Tour mit Zeltübernachtung aufgebrochen waren und dies als willkommene Abwechslung betrachteten. Die letzten Kilometer vom Stausee zum Auto zogen sich dann etwas in die Länge und wir freuten uns schon aufs abendliche Saunieren und den warmen Whirlpool. Auf der Rückfahrt wurde noch kurz eingekauft und getankt. Hinter dem Pass stand plötzlich eine kleine Herde Gemsen am Straßenrand. Und kurz darauf trafen wir auf eine große Herde Kühe, die die Straße hinab getrieben wurden, wobei ein ca. dreijähriges Mädchen voll bei der Sache war und keinerlei Angst vor den übergroßen Kühen zeigte. Chapeau!

Tag 5 (22.9.2022)

Unser letztes, großes Wanderabenteuer in der gigantischen Bergwelt des Savoie führte uns von Saint-Barthelemy zu Kaskaden über die Pas (Schritte) de Coche, Plan des l’Eaux (Feuchtgebiet) zur Farm d’Etache, die wenige hundert Meter vom Parkplatz entfernt lag und laut Werbeplakat angeblich jederzeit Getränke, Crêpes, Käseplatten und Wurstpakete servieren würde. Warum nicht mal eine Wanderung mit Kaffee und Crêpes besiegeln?! Wir freuten uns schon ein bißchen, wurden aber dann am Ende doch wieder einmal von französischer Manier enttäuscht… Natürlich war das Angebot nicht real!
Doch erst einmal hieß es losmarschieren, nachdem Ralf die abenteuerliche Anfahrt über Bramans, vorbei an riesigen Felsen, auf recht kurvigen, engen und mit negativ schlafenden Polizisten (Abwassergräben) gespickten Straßen gemeistert hatte! Wir querten auch dunkle Waldabschnitte und fuhren entlang von ausgetrockneten, geröllbeladenen Flussbetten – Kanadagefühle kamen auf!
Vom Parkplatz liefen wir an besagter Farm vorbei, wurden von einem eifrigen Hirtenhund und seinem Echo ausgebellt und ich hatte ziemlich Mühe, meinen Rhythmus zu finden. Irgendwie war meine Wanderlust beim Anblick der scheinbar unüberwindlich hohen Berge und den wieder mal zu übersteigenden Weidezäunen kurzzeitig gegen Null gesunken. Langsam stiegen wir höher. Je höher wir gelangten, um so schönere Wasserfälle kamen zum Vorschein. Auch die Sonne begann zu strahlen. Was soll ich sagen, nach einer Bananenpause ging mein Stimmungsbarometer nach oben und ich war in meinem Element: Klettern! Wenn ich jedoch gewusst hätte, was uns bevorstand… Von weitem waren kleinere Schneefelder und Eiszapfen auszumachen. Ich glaubte, dass wir dieses Gebiet rechts liegen lassen würden. Doch weit gefehlt! Genau mitten durch führte der   markierte Wanderweg, den ich nur mit Hilfe von Seilen, Ralfs Unterstützung und der mir eigenen Neugier bewältigte. Vorsicht Glatteis! Jedoch, wie faszinierend die Eiswelt wiederum war! Von ihr wurden wir für diese Anstrengungen reichlich belohnt! Nachdem wir die Schlitterpartie gemeistert hatten, mussten nochmals ca. 250 m bewältigt werden, bevor uns der Anblick vom Hochplateau auf die Umgegend völlig überwältigte! Wir genehmigten uns eine ausgedehnte Pause, um uns zu stärken und zu genießen.
Der Rückweg war geprägt von Seelandschaften, in denen sich die Berge spiegelten, von malerischen Feuchtgebieten und Gumpen, die nach einem Jungbrunnenbad riefen! Doch die Temperaturen ließen dies nicht zu. Kurven- und kraxelreich ging es stetig bergab und unsere Knie hatten ganz schön zu tun, die Belastung auszuhalten. Glücklicherweise lagen die Kühe gemütlich kauend weit ab vom Pfad und ließen uns problemlos passieren. Erschöpft, aber megaglücklich kamen wir über einen Ziegenweg hinter der vordem beschriebenen Farm am Auto an. Für mich war dies die schönste Wanderung vom ganzen Urlaub, an die ich noch lange denken werde. Die Einsamkeit, die Naturgewalt – das löste ziemlich viele Emotionen bei mir aus.
Unsere müden Gebeine erholten sich schnell im Spa und Ralf kochte am Abend für uns Nudeln, da alle Restaurants vor der Wintersaison wegen Urlaub geschlossen waren.

Tag 6 (23.9.2022/Herbstanfang)

Unser Herbsturlaub näherte sich seinem Ende. Für den letzten Tag hatte ich einen Rundgang im Tageslicht durch unseren Ferienort vorgeschlagen, denn die gestrige Wanderung war nicht mehr zu überbieten. Ich wünschte mir einen geruhsamen Urlaubsausklang. Mein Liebster wäre nicht mein Liebster, wenn er diesem Wunsch nicht gefolgt wäre. Aber nicht nur das: Er plante auch gleich noch weitere Höhepunkte! Seht selbst!

Lanslevillard

Ralf hatte noch einmal Bäckerfrühstück besorgt. Gut gestärkt und ausgeruht begaben wir uns auf den Spaziergang durch den 479-Seelen-Ort. Wir grüßten wie üblich freundlich, aber wurden nur brummig angeschaut. Selten kam ein gemurmelter Gruß zurück. Total untypisch für Franzosen war das und wir schoben es einfach darauf, dass die Gegend einmal zu Italien gehört hatte. Sie wurde sozusagen zwangsweise von Napoleon an Frankreich angegliedert. Egal! Wir ließen uns die gute Laune nicht verderben und gingen weiter auf Entdeckung. Wir lasen die Erklärungen auf diversen Schildern, hörten die Schulkinder auf dem Pausenhof toben, wunderten uns über all die geschlossenen Läden und Restaurants, erfuhren, dass der Ort 1957 von einem schweren Hochwasser des Flusses Arc teilweise zerstört wurde. Unsere Morgenballade endete im einzigen offenen Geschäft von Lanslevillard, wo ich einige Postkarten erstand.

Bonneval-sur-Arc – Das schöne Arctal

Per Zufall und durch ein erst unbeachtetes Ortseingangsschild stellten wir fest, dass wir in der Nachbarschaft eines der schönsten Dörfer Frankreichs logierten. Somit war es unerlässlich, dass wir uns den Ort Bonneval-sur-Arc näher ansahen. Auf den ersten Blick lag er unscheinbar an der Straße, aber je tiefer wir in die Gassen eindrangen, desto schöner erschien uns Bonneval. Den Höhepunkt bildete das leckere Mittagessen in der Auberge d’Oul, welche am Abend schließen und erst wieder zur Wintersaison öffnen würde. Dort verspeisten wir die letzte Tarte aux Myrtilles dieses Sommers und erlauschten dies und das von den Nachbartischen. Überraschend viele Kinder querten den zentralen Platz – wahrscheinlich war auch in der Schule gerade Mittagspause. Ich war gespannt auf die dritte und letzte Etappe dieses bisher sehr romantischen Tages.

Ralfs Verdauungswanderung

Bei der Formulierung meines Wunsches nach einem wanderarmen Tag hatte ich einem Spaziergang mit bis zu 100 Höhenmetern zugesagt. So parkten wir am Internationalen Biathlonzentrum bei Bessans und schlenderten zur Schießanlage. Danach führte die Piste weiter zum Wald. Ralf zeigte auf einen Wanderwegweiser und nun ging es steil nach oben! Ich war leicht verstimmt, denn ich war nicht auf so einen senkrechten Anstieg eingestellt, zudem mit vollem Bauch!!! Au, au, au – es kostete mich einige Mühe und im Inneren verfluchte ich mich ob meiner Zusage. Nach endlos langen Minuten endlich japsend oben angekommen, bot sich wieder so ein schöner Blick, dass mein Stresslevel zusehends zu sinken begann. Der Rest des Weges war wieder ein Genuss und die Anstrengungen bald wieder vergessen.
Zurück an der Biathlonanlage fragten wir uns nach dem Sinn des riesigen Holzspäneberges: Lärmschutz? Riechschutz? Sichtschutz? Wir konnten das Geheimnis nicht lüften.

Abends ging es dann nochmal in die Sauna und wir packten unsere sieben Sachen. Am Morgen der Abreise war es nebelig, die Berge trugen weiße Mützen und wir fuhren im Regen ab. Was für ein Wetterglück hatten wir doch in den zurück liegenden Urlaubswochen gehabt. In Aussois legten wir einen kleinen Zwischenstopp ein. Dort kauften wir Käse, Wein und Génépi – ein typischer Kräuterschnaps aus der Region – und erfuhren, dass auch hier die Trockenheit großen Schaden angerichtet hatte. An diesem verregneten Morgen war das unvollstellbar. Ohne Zwischenfälle kamen wir am Nachmittag in Montpellier an. Wir fühlten uns erholt und gut gerüstet für die neuen Herausforderungen!

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Herbsturlaub 2022 – Teil 1: Le Grand’Combe Châteleu / Jura

Tag 1 (10.9.2022)

Nach gemütlichem Frühstück starteten wir gegen 9h00 von Montpellier in Richtung Tal des Doubs. Unser Ziel war La Grand’Combe Châteleu im Département Doubs, wo sich der Gebirgszug des Jura an der französich-schweizerischen Grenze entlang zieht. Für unseren bereits zweiten Aufenthalt in dieser Region hatten wir eine FeWo in einem typischen Bauernhaus gemietet. Bei unserer Ankunft erwartete uns neben dem gemütlichen Domizil ebenfalls ein großer Garten, eine Terrasse und ein schöner Blick auf die felsige Umgebung.
Während der Fahrt bemerkten wir etliche Fahrzeuge mit deutschen Kennzeichen. Es herrschte noch reger Rückreiseverkehr, mit dem wir so nicht gerechnet hatten. Hinter Lyon wurde es dann ruhiger. Auf der Landstraße zu unserem Ziel querten wir Orte wie Pontarlier, Aiglepierre, Saline-les-Bains und auch etliche Dörfer, die ihren Weinanbau anpriesen. Wir kauften später eine Kostprobe, von der wir nicht sehr überzeugt wurden. Der von uns ausgesuchte Wein schmeckte eher nach Johannisbeersaft. 🙂
Nachdem wir uns etwas erfrischt und eingerichtet hatten, spazierten wir durch den langgestreckten Ort und entdeckten auch gleich die Landbäckerei. Die Croissants zum Frühstück waren gesichert!

Tag 2 (11.9.2022)

Morgennebel hüllte die Umgebung ein. Noch während wir frühstückten, brach die Sonne durch und es wurde ein strahlend schöner Tag! Wir fuhren gut gelaunt bis zum Parkplatz am Wasserkraftwerk von Le Refrain. Erstaunt hörten wir einen Alphornbläser beim Aussteigen. Er salutierte damit den Teilnehmern des gerade stattfindenen Laufes um die Èchelles de la mort – Todestreppen! Wir erkletterten diese später auch noch – allerdings ohne Gepäck.
Zunächst wanderten wir einige Kilometer im Tal des Doubs bis zur Grenze, wo eine Brücke von Frankreich hinüber in die Schweiz führt. Eine Pause zur Stärkung machten wir zwischendurch auf ein paar Steinen. Lachend stellten wir dann fest, dass es nur eine Kurve weiter einen gut ausgebauten Picknickplatz an der Ruine einer Glasbläserei gab. Der Weg war gesäumt von mystischen Moosbäumen und wir bestaunten das überall vorhandene saftige GRÜN. Von alerte sécheresse – Trockenheitsalarm war hier nichts zu spüren. Jedoch lernten wir bald, dass dieses Grün trügerisch war.

Tag 3 (12.9.2022)

Tags darauf sollte es erneut zum Doubs gehen, ein Stückchen stromaufwärts, wo sich der touristisch beworbene Wasserfall Saut du Doubs (Sprung des Doubs) befindet. Allerdings hatten wir die Wanderung so geplant, dass der Wasserfall den krönenden Abschluss dieser Tour bilden sollte. Vom Parkplatz ging es erst ein Stückchen durch den Wald und dann hinauf zu einem Aussichtspunkt, von dem man auf den Lac de Moron schauen kann. Dieser bildet einen Teil des Doubs, wo sich der Fluss vor dem Wasserfall anstaut und sogar den Verkehr von Ausflugsschiffen erlaubt. Es gibt touristische Angebote, wo eine Strecke mit dem Schiff und die andere in einer Pferdekutsche absolviert wird. Aber Touristen gab’s nicht mehr so sehr viele…
Anschließend wanderten wir oberhalb des Flusses, stiegen querfeldein über eine Weide mit Weidezaun 😮 , folgten einem Forstweg und gelangten schließlich zu einem schönen Weg am Waldesrand. Langsam stellte sich erster Hunger ein und wir fanden ein Plätzchen auf einem umgestürzten Baum. Danach stellte sich die Frage: Forstweg zur Staumauer oder Single Trail hinab zu einem felsigen Abschnitt des Doubs. Abenteurer wie wir sind, entschieden wir uns für den schmalen Weg, der bald durch Dickicht und über umgestürzte Baumriesen führte. Aber der Umweg hat sich gelohnt, denn bald kamen wir zu einem herrlichen Abschnitt entlang einer Felskante, der in langen Schleifen hinab zum Fluss führte. Dort angelangt konnten wir unserer Entdeckerfreude nachgehen und über den Fluss stolzieren. 🙂
Wir folgten dem Fluss stromaufwärts und kraxelten vom Fuß der Staumauer zu deren Oberkante. Wir waren glücklich, dass wir nicht noch weiter hinauf mussten. Danach wanderten wir leichtfüßig bis zu einer Hütte, in der sich ein glücklicher Rentner sein Sommerdomizil eingerichtet hat. Auf dessen Terrasse ließen wir uns das Picknick munden. Gut gestärkt ging es weiter, bis wir zum Saut du Doubs, dem angekündigten Wasserfall kamen. Doch was bot sich unseren Augen: Ein Wasserfall ohne Wasser. Gut, dass diese Enttäuschung erst am Ende der Tour auf uns wartete. Wir spazierten noch ein wenig durch die touristischen Anlagen, bevor wir zum Auto zurückkehrten und unsere Rückfahrt antraten.

Tag 4 (13.9.2022)

Die Anfahrt zur Wanderung am angeblich letzten sonnigen Tag der Woche war angenehm kurz. Vom Parkplatz liefen wir zum Aussichtspunkt Roche de Prêtre – Priesterfelsen. Anschließend ging es sehr steil und steinig hinab ins Tal. Unser erstes Ziel war das Kloster Notre Dame de Consolation – Unsere Lieben Frauen der Consolation/Trost. Bevor wir dort ankamen, legten wir eine Bananenpause an einem idyllischen Ort an der Quelle der Dessoubre ein. Eine verlassene Hotelanlage zeugte vom früher hier herrschenden Tourismus.
Am Kloster fesselten der Park und ein uriger, sich in Umgestaltung befindender Garten unsere Aufmerksamkeit. Wir nahmen einige Äpfel mit und stromerten ein wenig herum. Sympathisch fanden wir die Schilder mit lustigen Zeichnungen, die einige Beziehungen von Pflanzen und Menschen darstellten. Ich versuchte mit den Fotos unsere Enkelkinder zum französisch lernen zu ermuntern, was aber leider nicht so recht gefruchtet hat.
Anschließend mäanderten wir durch ein mystisches Gebiet voller Wasserfälle, Bäche, Brücken, Felsgruppen und wieder vielen verschiedenen Grüntönen der Moose und Bäume. Wir fühlten uns wie Trolle im Märchen. Der groß angekündigte Wasserfall Lancot war erschreckenderweise ebenfalls ausgetrocknet – also doch alerte sécheresse?
Nun wurde es prickelnd: Senkrechter, zum Glück teilweise mit Treppen unterstützter Aufstieg zur Grotte Lancot! Schwindelfrei sollte man hier sein. Ich probierte eine kleine Abkürzung, aber Ralf hatte mich doch schon überholt. 🙂 
Über einen schmalen Felsweg erreichten wir die Höhle, die 50 m tief, 40 m hoch und 15 m breit ist, wie wir von einer Informationstafel erfuhren. In ihr entspringt der Fluss Lancot, der nach ergiebigen Regenfällen die gleichnamige Kaskade speist. Immer wieder blieben wir stehen und staunten über die wilde Umgebung. Der Rückweg zog sich lang hin und wir kamen bis zum Auto ganz schön ins Schwitzen!
Abends fuhren wir nach Morteau, wo ein fröhlicher, barfüssiger Schuhmacher Ralfs Wanderschuhe ohne mit der Wimper zu zucken oder zu diskutieren klebte. Da es so schnell ging, gab’s auch keinen Preis. So steckte Ralf ihm ein paar Münzen zu. Erschreckt hatte mein Liebster nämlich am Vortag feststellen müssen, dass seine ledernen Schuhe begannen, sich von ihrer Sohle zu trennen! Würde der Kleber halten? Abwarten war erstmal angesagt! Nach dem Essen saßen wir noch lange auf der Terrasse und lasen.

Tag 5 (14.9.2022)

Wanderung mit Wurmfortsatz. So sieht sie aus, wenn man auf die Karte bei Komoot schaut. Was war geschehen? Da der Tag regnerisch war, entschlossen wir uns für eine kürzere Tour zum Wasserfall Cascade des Chaudières, die vom Nachbardorf Les Gras ausgehen sollte. Aber damit die Tour nicht zuuu kurz wird, hatte sich der Wanderplaner noch für einen extra Bogen entschieden. Nun ja, und auf diesem Abschnitt der Tour verliefen wir uns erst ein bisschen, dann kamen wir an einen Weidezaun, und als wir den umgehen wollten, gerieten wir immer mehr in undurchdringliches Dickicht. Da wir zu allem Überdruss zuvor den scheinbar schönen und direkten Weg zum Wasserfall verschmäht hatten, wurden die Gesichter länger und die Worte weniger… Es half alles nichts, wir mussten umkehren und kamen dann doch noch zu einem schönen Wandererlebnis. 🙂
Zum Mittagessen waren wir zurück in unserer Ferienwohnung, wo wir uns die beim Bäcker erstandene Zucchini-Paprika-Tarte munden ließen. Dem schloss sich ein Nachmittag mit Freizeit an, lesen, erzählen, planen, dem Regen lauschen…

Tag 6 (15.9.2022)

Da Dauerregen angesagt war, hatten wir einen Ausflug nach Pontarlier geplant, wo sich eine familiengeführte Absinth-Destillerie und das Château de Joux befinden. Die Burg konnte nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden, zu deren Beginn wir rechtzeitig eintrafen. Insgesamt fünf Verteidigungsabschnitte sollten die Bewohner dieser fast tausendjährigen Burg vor Angriffen schützen. Wir erfuhren so allerlei Anekdotisches. So gab es zum Beispiel schwere Geschützstände, die jedoch in die falsche Richtung zeigten und in deren Geschichte lediglich eine Kuh erlegt wurde. Bemerkenswert war der 147 m tief in den Fels getriebene Brunnen, der im Auftrag des berühmten Festungsbaumeisters Vauban gegraben worden war. Zu diesem Brunnen gelangten wir über eine ebenfalls beeindruckende Wendeltreppe in einem ehemaligen Lastenaufzug, die uns 30 m in die Tiefe führte. Und auch der Ha-ha nötigte uns ein Lächeln ab – eine schnell anzulegende Lücke in der Außentreppe, mit der Angreifer, die es geschafft haben, einzudringen, abgebremst werden konnten.
In der Nähe der Burg nahmen wir ein leckeres, regionales Mittagsmahl ein, bevor wir zur Destillerie Pierre Guy in Pontarlier fuhren. Diese traditionelle französische Brennerei wurde 1890 von Armand Guy gegründet. Ihre Hauptprodukte sind Absinth, « Pontarlier-Anis » oder « Pont » (Pontarlier (Aperitif)) und Tannenlikör (« Vert Sapin »). Wir kosteten vom Absinth, der ähnlich wie Pastis mit Wasser verdünnt getrunken wird. Ich hatte ihn mir bitterer vorgestellt, aber mit seiner ausgeprägten Anisnote erinnerte das Getränk eher an Hustensaft. Stattdessen kauften wir eine Flasche Gentiane (Enzianschnaps) und eine Flasche Kirschlikör, mit dem wir unseren Vanillepudding aufpeppen. 🙂

Tag 7 (16.9.2022)

Auch für diesen Tag war Regenwetter angesagt worden. Wir hatten uns im Vorfeld mit Ausflugszielen beschäftigt und waren auf die Orte Lods und Ornans gestoßen. Ersterer wurde einst in den Kreis der schönsten Dörfer Frankreichs aufgenommen und im zweiten befindet sich das Museum Gustav Courbet. Dieser Maler war uns bekannt und vor allem ich hatte den Wunsch die Ausstellung im Geburtsort dieses Künstlers zu besuchen.

Lods

Nach dem Überqueren der Brücke über den Fluss Loue, unter der ein heftiger Wasserfall tobte, gelangten wir rasch in die schmalen Gassen von Lods. Ein kleiner Rundgang führte u.a. zur Kirche, in der mich das Schild Unter Denkmalschutz stehend, welches direkt unter dem Sicherungskasten angebracht worden war, zum Schmunzeln brachte. Blumen, Apfelbäume und wilde Gärten gefielen uns ebenso wie die Blicke auf die Umgegend.

Ornans

Zu einem weiteren Höhepunkt wurde das Wandeln auf den Spuren von Gustav Courbet, einem Maler des Realismus, der in Ornans geboren wurde. Die Parkplatzsuche gestaltete sich etwas turbulant, da wir in ein Schulgelände gerieten, wo gerade Unterrichtsschluß war. Mit etwas Geduld fanden wir schließlich ein sicheres Plätzchens für unser Auto. Durch Ornans fließt die Loue und die Innenstadt schlängelt sich an dessen Ufer entlang. Im Jahre 1953 wurde Ornans von einem schweren Hochwasser stark zerstört. Im Museum sahen wir Werke von Millet, van Gogh, Rodin und Gaugin. Nach dem Besuch stärkten wir uns in einer Kantine, wo wir zum ersten Mal Maisrouladen und Süßkartoffelsuppe aßen. Sehr lecker! Danach spazierten wir noch zum ehemaligen Atelier Courbets. Dort stellte der Künstler Charles Belle einige seiner Werke aus. Von Courbet waren dort nur noch die Ornamente rund um die Zimmerdecken vorhanden. Die Rückfahrt führte uns durch von Felsen umrahmtes Hochtal-Weideland und wir beobachteten wie geordnet Kühe zum Melken stampfen können. 😉

Am Abend genehmigten wir uns ein üppiges Abschiedmal in der Auberge an der Brücke nach Morteau.

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Vor dem großen Urlaubsreport

Wir sind zwar schon eine Woche aus den Bergen des Jura und des Hohen Savoyen zurück, aber die vielen Fotos und Erlebnisse konnten wir noch nicht vollständig sichten und bearbeiten. Deshalb heute erstmal ein kleiner Zwischenbericht vom Sonntagsspaziergang in der Domäne Restinclières. Eigentlich wollten wir etwas Herbstdeko sammeln, aber da wurden wir nicht fündig. Zumindest konnten wir unseren Thymianvorrat auffrischen und nun duftet es wunderbar danach in der Küche. Wir folgten dem markierten Weg und kamen so zu einer Wanderung über Stock und Stein. 🙂 Pfadfinderkinder, Nordic-Walking-Läufer, Familien mit Kindern und einzelne Spaziergänger nutzten wie wir das schöne Herbstwetter für einen Ausflug. Zum Lez kamen wir heute nicht, denn dort wurden wir von einer Baustelle überrascht. Es scheint, dass endlich eine Brücke im Bau ist, die es ermöglichen wird, ohne Umwege bis zur Quelle des Flusses gelangen zu können. Wir sind gespannt.
Demnächst werden wir uns an den Urlaubsbericht setzen und wünschen euch morgen einen schönen Feiertag!

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Stadtspaziergang am Ende des Sommers

Ich hatte eine Verabredung an meinem freien Tag, am Ende des Sommers. Ich war mit Sylvie, einer Zeichenfreundin, verabredet am Place Albert 1ère. Von dort schlenderten wir am botanischen Garten vorbei in die Innenstadt. Ich war auf der Suche nach einem Café, aber ich konnte mich nicht erinnern, wo genau es sich befand! Montpellier mit seinen Gassen ist schön, aber auch verwirrend! Schließlich ließen wir uns am Platz Jean Jaures in einem Café nieder, aber der Service war pas terrible – nicht besonders! Wir wollten gerade gehen, da kam eine Serviererin, sozusagen in letzter Minute. Nach der Erfrischung liefen wir über die Esplanade bis nach Boutonnet, wo wir uns verabschiedeten. Ein schöner Nachmittag mit neuen Entdeckungen – so mag ich es!

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Überraschungen in Castries

Was machen wir heute am Sonntag, wo es immer noch zu warm zum Wandern war? Ich gebe zu, dass uns die seit Wochen anhaltende Hitze ermüdet und unseren WanderElan eingeschränkt hat. Nicht zu reden vom Urlaubsvertretungschaos im Heim, was mir zusätzlich Energie abverlangt. Aber auch unsere Auszeit rückt stetig näher: Noch zwei Wochen arbeiten, dann reisen wir ins Jura und ins Savoie zum Regenerieren! Aber was machen wir heute? Diese Frage stand noch immer im Raum; unsere Umgebung kennen wir schon zur Genüge, so dass wir Lust auf was Neues verspürten. Ralf dachte über eine Rundfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach und ich schlug einen Besuch im Schlosspark von Castries vor. Diese Kleinstadt liegt ca. 15 km von Montpellier entfernt und Mr. Google gab an, dass der Park täglich geöffnet und frei zugänglich sei.
Ein Parkplatz war rasch gefunden im noch verschlafenen Städtchen und ein Rundweg war markiert. Wir lernten die Kirche St. Etienne noch kurz vor dem Gottesdienst kennen, lasen etwas über das Vermächtnis von Victor COSTE und standen schließlich beinahe resignierend und auf Mr. Google schimpfend mehrfach vor verschlossenen Toren. Wir wollten schon zurück zum Auto gehen, da entdeckte ich ein kleineres, offen stehendes Tor und meinte: Lass uns da noch nachsehen, aber wahrscheinlich ist es nur eine private Einfahrt. 🙁 Gesagt, getan – und wir waren freudig überrascht, als wir lesen konnten, dass dies der Parkeingang war!!! Gerettet! Nun liefen wir durch den sog. Formalen Garten des Schlosses und genossen den Sonntagvormittag im Grünen! So kann es gehen!

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Spaziergang zum Espace Dominique Bagouet

Birgit musste am Wochenende arbeiten und für die meiste Zeit war Regen vorhergesagt. Endlich! Bevor uns also der Himmel seine Küsse schickte, machte ich mich auf ins Stadtzentrum, durchquerte Antigone and besuchte die neue Ausstellung im Espace Dominique Bagouet. Inzwischen hat dieses Kleinod schon seit 10 Jahren seine Pforten für die Öffentlichkeit geöffnet – vorher beherbergte das Gebäude eine Behörde für Wasserwirtschaft. Diese Mal gab es Zeichnungen, Skizzen und Gemälde von Suzanne Ballivet (1904-1985) zu bewundern. Während der Besatzung im zweiten Weltkrieg zog Suzanne Ballivet zu Albert Dubout nach Paris, wo sie 1941 ihre erste Ausstellung hatte und die Anerkennung der Pariser Kunstwelt fand. Übrigens dauerte es weitere 27 Jahre, bis die beiden im Jahre 1968 heirateten. In den letzten Jahren ihrer künstlerischen Karriere illustrierte sie einige Bücher des französischen Kultautors Marcel Pagnol. Dem Zeichner and Karikaturisten Dubout ist übrigens ein eigenes kleines Museum in Palavas-les-Flots gewidmet, das wir schon seit längerem besuchen wollen, dessen Türen jedoch stets verschlossen waren. Mal sehen, vielleicht klappt es ja in diesem Herbst…

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Auf Entdeckung im LUMA Arles, Parc des Ateliers

Noch immer haben uns die hochsommerlichen Temperaturen fest im Griff. So entschlossen wir uns, am Sonntag nach Arles zu fahren, um dort den « Parc des Ateliers » zu besuchen. Dieser 2021 fertiggestellte Kulturkomplex stellt eine experimentelle und interdisziplinäre Plattform dar, die sich Ausstellungen, Kunst, Forschung, Bildung und Archiven widmet. Gelegen in einem ehemaligen Industriegelände, umfasst es ein von Architekt Frank Gehry entworfenes Hauptgebäude, mehrere von Annabelle Selldorf sanierte Industriebauten und einen öffentlichen, von Landschaftsarchitekt Bas Smets gestalteten Park. Diese neue Attraktion von Arles wurde Dank der LUMA Stiftung ermöglicht, die 2004 von der Schweizerin Maja Hoffmann gegründet und nach ihren Kindern Lukas und Marina benannt wurde.
Wir fuhren auf Landstraßen quer durch die Camargue nach Arles und staunten über den üppigen Verkehr. Ob es auf der Autobahn zu einer Sperrung gekommen war? Ob sie einfach vom Urlaubsreiseverkehr überlastet war? Ob all die Leute einfach nur die Maut sparen wollten? Egal, nach dennoch gemütlicher Fahrt kamen wir am Vormittag in Arles an und fanden einen Platz in unserem angestammten Parkhaus. Von dort waren es nur ein paar Schritte zum Parc des Ateliers, den man Dank seines imposanten Turms schon von weitem ausmachen kann. Wir erklommen alle neun Stockwerke des Turms, bestaunten die stählerne Rutschbahn, entdeckten die mit salzkristallenen Fliesen verzierten Flure und genossen die Aussicht über die Dächer von Arles bis hin zur Rhône. In den Untergeschossen gab es Ausstellungen moderner Kunst und Fotografie des 20. Jahrhunderts. Besonders gefielen uns die riesigen hybriden Pilze, das « Aquarium » und die « Unterwelt ». Aber auch die Fotografien aus Ghana, zwischen 1947 und 1987 von James Barnor aufgenommen, fanden unser Interesse.
Am Ende unserer Tour querten wir noch kurz die sanierten Hallen des ehemaligen Staatsbahngeländes und spazierten durch den Park. Inzwischen hatten wir ordentlich Appetit bekommen und wir waren froh, in der ehemalige Arbeiterkantine, Le Réfectoire, ein tolles Menü mit lokalen Zutaten serviert zu bekommen. Statt Wein wählten wir Wasser – es war einfach zu warm… 🙂

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Flucht aus der Höhle

Seit über fünf Wochen hält uns die Sommerhitze in diesem Jahr in Atem. Ständig steigt der Mercure weit über 30°C und wir verschanzen uns in der abgedunkelten Wohnung. Wenn es so weiter geht, werden wir noch zu Höhlenbären! Heute soll es gewittern, was sich durch heftige Schwüle bemerkbar macht. Ich radelte am Morgen in die Stadt, da einiges zu erledigen war, und auch, weil ich einfach mal wieder draußen in Bewegung sein musste!
Zuerst wollte ich ein Einschreiben von der Post holen, wo ich jedoch vor verschlossener Tür stand. Sommeröffnungszeiten! Also weiter in Richtung Zentrum. Dank immer besser ausgebautem Radwegenetz gelang ich ohne Probleme zum Place de la Comedie. Dieser wird gerade umfassend umgestaltet und ich betrachtete die Fotoausstellung zu diesem Thema.
Im Einkaufszentrum Polygone gab ich neue Briefkastenschlüssel in Auftrag und schlenderte nach deren Abholung noch ein wenig durch die Innenstadt, bevor ich bei Roger Obst und Gemüse einkaufte. Am WE möchte ich einen Broccoli-Eiersalat zubereiten und erstand hierfür die Zutaten. Auch die ersten Weintrauben durfte ich verkosten – zuckersüß! Kein Wunder bei dem vielen Sonnenschein.
Langsam wurde es wärmer und schwüler, so dass ich heimfuhr und eine erfrischende Dusche nahm. Herrlich war es, mal wieder im Sattel zu sitzen und herumzustreifen!

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Zur Abkühlung ins Museum von Lodève

Das Museum von Lodève bietet immer wieder interessante Sonderausstellungen, mal impressionistische Malerei, mal Wandteppiche, mal Fotografie. Wir haben bisher kaum eine Ausstellung verpasst. Und da das Wetter uns immer noch mit hohen Temperaturen – seit Wochen täglich über 35 Grad – heimsucht, bot sich ein Besuch in den klimatisierten Räumen des Museums besonders an. Diesmal wurde Foto- und Videokunst des « artiste marcheur » (Wanderkünstlers) Eric Bourret gezeigt. Eric Bourret wurde 1964 in Paris geboren. Er lebt und arbeitet in Südfrankreich und im Himalaya. Seit Anfang der 1990er Jahre durchquert er die Welt zu Fuß, wobei er jeden Horizont in jeder Höhe durchquert und fotografische Aufnahmen macht, die er als « Erfahrung des Gehens, Erfahrung des Sichtbaren » bezeichnet. Wir als passionierte Wanderer folgten ihm gern auf seinen Ausflügen. Toll war auch, dass wir selbst kreativ werden konnten…
Da der Tag noch jung war, schlug Birgit vor, auch noch ins App’Art Atelier zu gehen, das wir auf dem Hinweg entdeckt hatten. Dort trafen wir den Künstler J. F. Caudry, der in einem Haus eine Ateliergemeinschaft betreibt. Wir (Birgit) kamen mit ihm ins Gespräch und er ließ uns durch Haus stöbern. Schaut selbst, was wir so alles gefunden haben!

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Zur Abkühlung in die Canaletten

Für den französischen Nationalfeiertag war Sommerhitze jenseits von 35 Grad angesagt. Was tun, wenn man nicht in der abgedunkelten Wohnung als Höhlenbär den Tag verschlafen will? Ein Kollege von Birgit hatte sie gefragt, ob wir Les Canelletes kennen, denn da wäre es nicht so warm. Nein, kannten wir nicht. Also wurden Vorbereitungen getroffen und schon vor 9 Uhr waren wir unterwegs. Nach knapp einer Stunde Fahrt erreichten wir den Parkplatz. Die Wanderkarte hatte einen « reglementierten Weg » ausgewiesen und wir waren unsicher, ob er begehbar sei. Er war es! Da es noch zeitig war, entschlossen wir uns zu einer größeren Wanderrunde. Zunächst folgten wir der Trasse einer historischen Eisenbahnverbindung von den Cevennen nach Nîmes, die ehedem dem Transport von Holz und Erzen diente. Schnurgerade folgten wir der Route, auf der die Sonne zusehens an Intensität zulegte. Nach einigen Kilometern erreichten wir waldiges Gelände und der Weg auf festem Waldboden tat den Füßen gut. Dennoch musste Birgit verarztet werden, denn eine Blase hatte sich an ihrer Ferse gebildet.
Schließlich gelangten wir zum Forsthaus, an dem man in den Naturpark gelangte. Als erstes machten wir einen Abstecher zur « erleuchtete Grotte ». Schaut selbst in unserer Komoot-Galerie, wie wir dort erleuchtet wurden! Zurück am Forsthaus mussten wir einer Perleidechse, die irgendwie in ein Wasserbassin geraten war, das Leben retten. Erschöpft saß sie dann erstmal mitten auf dem sonnenüberfluteten Weg und wir mussten nochmal etwas nachhelfen, damit sie im schützenden Unterholz Unterschlupf fand. Danach zog sich ein herrlicher Pfad durch den Naturpark, vorbei an einer ausgetrockneten Quelle, einer Wassertränke, mehreren Höhlen und Felsbögen. Am Ende der Tour kamen wir zum Höhepunkt der Wanderung, den eigentlichen Canolen, schmalen Gängen zwischen hunderte Meter langen Felsen. Mit eingezogenen Bäuchen zwängten wir uns immer tiefer in die Gänge, bis es wirklich nicht mehr weiterging. Und kühl war es in den Gängen – das richtige für diesen hochsommerlichen Tag!

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