Herbsturlaub 2023 in Deutschland

Erste Station: Tübingen

Zwei Wochen Herbsturlaub lagen vor uns und wir hatten eine Rundreise durch Deutschland geplant. Unsere Fahrt führte uns zunächst nach Tübingen, wo wir gegen 20 Uhr ankamen. Da unser Auto diesmal nicht ganz so voll beladen war, nutzten wir die Gelegenheit und nahmen drei Kästen mit leeren Bierflaschen mit. Vom Pfand kauften wir uns in Tübingen zwei Flaschen Bier und eine Flasche Weißwein. 😮
Am Sonntagmorgen trafen wir uns mit Philipp und wir spazierten in die Altstadt, um ein ausgiebiges Frühstück, zu dem er uns eingeladen hatte, in gemütlicher Atmosphäre zu uns zu nehmen. Danach liefen wir zum Schloss Hohentübingen, wo wir als erstes eine kleine Ausstellung zur Entdeckung des Nukleins, dem Träger der Erbinformation, besuchten. Danach verbrachten wir viel Zeit im Museum Alte Kulturen. Besondere Ausstellunsgstücke waren die Eiszeitfiguren aus Mammutelfenbein, die mit ihrem Alter von rund 40000 Jahren zu den weltweit ältesten Kunstwerken zählen. Auch die Sammlung mesopotamischer Keilschriften war sehr sehenswert. Ein weiterer Höhepunkt war die Opferkammer Seschemnefers III. aus Gizeh mit dem doppelten Mumiensarg. Zum Ende der Sammlung wandelten wir zwischen den Abgüssen berühmter Statuen der antiken Kunstgeschichte, bei der wir dem archaischen Lächeln begegneten. 🙂
Nach all den Eindrücken erfrischten wir uns auf den Vorhof des Schlosses und genossen den Blick über die Dächer der Altstadt. Als nächster Punkt stand ein Besuch im Programmkino Arsenal, das zum Ende des Jahres geschlossen werden soll, auf dem Programm. Dort sahen wir den Film « Fallende Blätter » vom finnischen Kultregisseur Aki Kaurismäki, der in dieser Tragikomödie von zwei einsamen Menschen, die zufällig im nächtlichen Helsinki aufeinander treffen, erzählt. Schließlich stärkten wir uns im Restaurant « Herzog Ulrich », bevor wir uns von Philipp verabschiedeten und zu unserem Gästezimmer am Nordring fuhren.

Zweite Station: Leipzig

Die nächste Etappe führte uns nach Leipzig, der Wahlheimat von Birgits Freundin Liane. In Zentrumsnähe hatten wir eine geräumige und komfortable Unterkunft per AirBnB gemietet. Am Tag unserer Ankunft fand in Leipzig das alljährliche Lichtfest statt, das an die friedliche Revolution erinnert, die Dank der Massendemonstrationen im Oktober 1989 so richtig an Fahrt aufnahm. Mit einer Kerze in der Hand wanderten wir von der ehemaligen Stasizentrale zu den drei Stationen des Gedenkens. Besonders berührten uns die 12 Trabis vorm Gewandhaus, die mit Videoinstallationen an die Flucht in die Prager Botschaft und die am 30. September 1989 genehmigte Ausreise einnerten. Gänsehaut.

Am nächsten Morgen kam Liane zum Frühstück zu uns. Danach spazierten wir zu dritt durch das Leipziger Stadtzentrum mit seinen zahlreichen Passagen. Dabei kamen wir an der Lerchen-Bäckerei vorbei, passierten das Museum der Bildenden Künste mit dem Beethoven-Denkmal von Max Klinger im Vestibül und bestaunten das riesige Freiheits-Wimmel-Wandbild, das wohl bald verschwunden sein wird. Fürs Mittagessen hatte sich Liane eine besondere Überraschung ausgedacht: Business-Lunch in der Dachetage des Uni-Hochhauses. Vor dort bot sich ein wunderbarer Überblick über die südliche und östliche Vorstadt von Leipzig.
Gut gestärkt chauffierte uns Liane am Nachmittag durch die Südvorstadt bis raus nach Markkleeberg, dann durch die westlichen Bezirke Schleußig, Altlindenau und Leutzsch und schließlich weiter nördlich nach Möckern und Gohlis. Wir waren beeindruckt von den unzähligen toll sanierten Wohnhäusern aus der Gründerzeit. Bei einem Stop in Plagwitz erkundeten wir das weitläufige Areal der Leipziger Baumwollspinnerei, in der sich zahlreiche Ateliers und Galerien befinden. Abends fielen wir KO ins Bett.

Ein weiterer Tag voller Erkundungen lag vor uns. Am Ende sollten es 10 km werden, die wir per pedes durch das Waldstraßenviertel, das Musikviertel, den Johannapark und das Bachviertel liefen. In einem vietnamesischen Restaurant nahe unserer Unterkunft stärkten wir uns, um am späteren Nachmittag eine Bootsrundfahrt durch Klein-Venedig zu unternehmen. Wir erfuhren manch Interessantes aus der Geschichte Leipzigs und fuhren sogar unter dem Riverboat hindurch. Der Traum, die Leipziger Gewässer auf dem Wasserweg mit Hamburg zu verbinden, wurde allerdings nie verwirklicht.
Vom Stadthafen, der bis 2026 neu gestaltet wird, spazierten wir an den Schrebergärten vorbei, die auf eine Idee von Dr. Moritz Schreber (1808-1861), einem Orthopäden und Hochschullehrer an der Universität Leipzig, zurückgehen. Das dort beheimatete Deutsche Kleingärtnermuseum hatte allerdings seine Pforten bereits geschlossen. Der Schuldirektor Ernst Innozenz Hauschild (1808-1866), ein Zeitgenosse von Dr. Moritz Schreber, griff 1864 den seinerzeit ungewöhnlichen Wunsch des 1861 verstorbenen Arztes nach kindgerechten Spiel- und Turnplätzen auf und baute mit über 250 Männern und Frauen aus dem Bürgertum den sogenannten « Schreberplatz » auf, der zunächst nur eine Spielwiese war, auf der Kinder von Fabrikarbeitern unter Betreuung von Pädagogen spielen und turnen konnten. Um weitere Möglichkeiten der Beschäftigung für Kinder zu schaffen, legte der Lehrer Heinrich Karl Gesell an diesem Platz Gärten an, die sich schnell zu Orten für die Eltern und ganzer Familien entwickelten, die der Erholung an frischer Luft sowie der Nahrungsergänzung durch Anbau von Kartoffeln, Gemüse und Obst dienten. So begann der Siegeszug der sogenannten Schrebergärten in ganz Deutschland.

Unser letzter Tag in Leipzig war verregnet. Mit Regenschirmen bewaffnet zogen wir in die Innenstadt und erledigten einige Einkäufe im Galeria-Kaufhaus. Danach besuchten wir das Zeitgeschichtliche Forum. Dreieinhalb Stunden verbrachten wir in der interessanten Ausstellung zur jüngeren Geschichte Leipzigs, angefangen mit der Besetzung durch die Amerikaner zum Kriegsende 1945. Anhand vieler Exponate, Fotos und Videos wird die Zeit der DDR, die Wende und der Neuanfang dargestellt. Danach naschten wir ein Reformationsbrötchen und kauften einige Leipziger Lerchen. Am Abend trafen wir uns noch einmal mit Liane und kehrten im Restaurant Pilot ein. Interessante Tage lagen hinter uns und wir reisten mit dem guten Gefühl ab, eines Tages vielleicht in Leipzig eine neue Heimat zu finden.

Dritte Station: Berlin und Wittenberg

Wittenberg: Ralf brachte mich auf dem Weg nach Berlin zu seinem Vater in mein Elternhaus nach Piesteritz. Nach Gartenrundgang und ersten Berichten aßen wir zu Mittag. Am nächsten Tag, samstags, machte ich einen ausgiebigen Spaziergang durch die Piesteritzer Werkssiedlung, während meine Eltern ihre Mittagsruhe hielten. Im Restaurant Lutherbirke wurden wir am Sonntag nett bedient. Nach einer kleinen Rundfahrt über die Dörfer kehrten wir zu Kaffee und Kuchen im Wikana-Café ein. Dieses war trotz oder gerade wegen des eisigen Windes gut besucht! Neben den Eindrücken aus Leipzig, von denen ich erzählte, hatte ich ein Scrabblespiel im Gepäck, welches wir zusammen ausprobierten. Das war spannend und unterhaltsam.

Berlin: Nachdem ich Birgit in Pieseritz abgesetzt hatte, fuhr ich gen Berlin und steuerte zunächst die Berlinische Galerie an, in der ich mir die Edvard-Munch-Ausstellung ansah. Das war sehr interessant und sehenswert! Hungrig geworden, genehmigte ich mir zwei (!) Stück Torte zum Milchkaffee, um danach auch noch durch die ständige Ausstellung zu spazieren. Pünktlich zum Abendessen kam ich bei meinem Vater an und es wurde noch viel erzählt.
Am Samstagvormittag fuhren wir als erstes zum Grab meiner Mutter. Von dort ging’s quer durch Berlin nach Friedrichshagen, wo ich eine Einkehr im Gasthaus Zur Glocke vorgesehen hatte. Da das Etablissement jedoch ausgebucht war, kehrten wir stattdessen im Mauna Kea ein und ließen uns die Flammküchle munden. Auch am Sonntag wurde wieder geschlemmert! Diesmal fuhren wir zusammen mit Peter, meinem Bruder und seiner Frau Christina nach Wildau und kehrten in der Villa am See ein. Das war ein lohnender Ausflug! Auch gefielen uns die schön sanierten Häuser der Schwartzkopff-Siedlung. Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang am Ufer der Dahme fuhren wir über Erkner zurück nach Berlin und riefen Erinnerungen aus der Kinderzeit wach, wo wir in der Wald- und Seenlandschaft südlich von Berlin unsere Freizeit verbrachten. Tags darauf hieß es Abschied nehmen und ich fuhr nach Nudersdorf, wo ich Birgit und die zwei Enkelmädchen Nele und Mona in meine Arme schloss.

Vierte Station: Hainich

Nachdem wir Nele und Mona aus Nudersdorf abgeholt hatten, fuhren wir ins Gebiet des Hainich, einem alten Buchenwald unweit von Eisenach. Ich weiß nicht mehr, seit wann, aber da wollte ich schon immer mal hin. Und da der Harz wegen des Borkenkäferbefalls als Urlaubsziel ausfiel, besann ich mich dieses langgehegten Wunsches. Am frühen Abend erreichten wir die geräumige und gemütliche Ferienwohnung in Hötzelsroda. Auch der Lebensmitteleinkauf ward rasch erledigt und es blieb noch Zeit für einen Abendspaziergang zum Mittelshofer Teich. Nele und Mona beschlossen, zusammen im großen Bett in einem der Kinderzimmer zu nächtigen. Ob die Träume der ersten Nacht wohl in Erfüllung gehen werden?

Am ersten Enkelurlaubstag fuhren wir zum weitbekannten Baumwipfelpfad bei Thiemsburg. Bevor wir in die Höhe stiegen, unternahmen wir eine Waldpromenade. An verschiedenen Stationen wurden wir aufgefordert, die Natur genauer wahrzunehmen. Beim anschließenden Besuch in der Wurzelhöhle erfuhren wir manch Interessantes vom Kreislauf der Natur und aus der Mikro(ben)welt im Erdreich. Nachdem wir uns mit heißen Würstchen gestärkt hatten, wurde ausgiebig auf dem Abenteuerspielplatz « Im Reich des Fagati » getobt. Zum Abschluss des Ausflugs ging’s dann hinauf zu den Baumwipfeln, von wo sich ein herrlicher Rundblick über den Hainich bot. Und Möglichkeiten zum Klettern boten sich auch nochmal. 🙂

Tag Zwei im Hainich führte uns zum Wildkatzenschleichpfad bei Hütscheroda. Bevor wir an der Führung teilnehmen konnten, verbrachten wir etwas Zeit beim nahegelegenen Kletterpfad. Selbst ich musste dort am großen Wettstreit teilnehmen und gelangte mit der langsamsten Wettkampfzeit ins Ziel. 😉 Bei der anschließenden Führung erfuhren wir etwas über das Leben und Vorkommen der Wildkatzen und Luchse in Deutschland. Wir lernten, dass der BUND ein Projekt betreibt, um die Wildkatzenpopulationen Dank grüner Korridore aus Büschen und Bäumen miteinander zu verbinden, verbunden mit einem Monitoring des Bestands. Im Besuchszentrum sahen wir uns noch zwei Filme zum Thema an, bevor wir zu einem Waldspaziergang aufbrachen. Mona musste noch etwas motiviert werden, aber als wir erneut am Kletterpfad ankamen, waren alle Anstrengungen vergessen. Hungrig kehrten wir heim und labten uns an selbst gebackenen Eierkuchen. Hhhmmmmm. 🙂

Am nächsten Tag ging es zum Feensteig und Wichtelwald bei Weberstedt. Ein schöner Spaziergang durch den Herbstwald führte von Station zu Station des Feensteigs und wir entdeckten auch weitere Stempelstellen des Touringen-Stempelstellennetzes. Unterwegs trafen wir auf Thomas, den Reimer, und auf den Liebsten Roland. Dann kam das Labyrinth. Plötzlich waren die Enkel fort. Oje, ojeminé! Aber die Schlingel hatten uns nur einen Streich gespielt. 🙂 Am Wunschbaum machten wir Halt und dachten uns Wünsche aus. Bald danach gab’s ein rustikales Picknick und wir versuchten uns im Knabbern von Bucheckern. Sie waren richtig lecker und nussig! Nun folgte der zweite Teil des Ausflugs, der uns zum Wichtelwald führte. Wir probierten uns beim Balancieren im Balancelabyrinth, besuchten die Waldschule, übten uns im Flechten und brauten Zaubertrünke in der Kräuterküche. Vom Aussichtsturm überblickten wir ein verwildertes Gelände, das bis 1995 als Schießplatz der Armee diente. Schön, dass die Natur sich hier ihren Platz zurückerobert!

Der vierte und letzte Tag war verregnet, so dass die von Birgit vorbereiteten Basteleien zum Einsatz kamen, während ich mich nochmal zum Pizzaregal im Supermarkt nebenan aufmachte. Bei meiner Rückkehr wurde ich von zwei hübschen Waldtieren, einem Fuchs und einem Waschbären aus Filz, begrüßt. Am Nachmittag fuhren wir nach Eisenach ins Kino und sahen Checker Tobi und die Reise zu den fliegenden Flüssen. Zu Monas großem Unglück gab’s nur Limonade, aber kein Popcorn. Sie wollte definitiv Popcorn und verkündete, wenn die abendlichen Chips nicht lecker sind, dann rastet sie aus. Ein Glück, dass die Chips lecker waren. 🙂

Am nächsten Tag hieß es Abschied nehmen vom Hainich und den Enkelmädchen. Wir lernten noch die Baustelle für ihr neues Heim in Listerfehrda kennen, plauderten mit Henning und Claudia. Zu heißem Kaffee verputzten wir ihre leckeren Muffins. Auch bei Heidrun und Heinz schauten wir noch vorbei und trafen kurz auf Christians Familie. Zum späten Nachmittag kamen wir bei Thomas in Kropstädt an und spazierten mit ihm und Kerstin zu deren Haus. Kulinarisch wurden wir mit Rouladen, Klößen, Rot- und Rosenkohl verwöhnt. Nach allerlei Plauderei fielen wir müde ins Bett und schliefen in den neuen Tag, dem Tag unserer Abreise.

Fünfte Station: Freiburg i. Br.

Die Rückfahrt nach Montpellier hatten wir diesmal in zwei Etappen aufgeteilt. So konnten wir nach einem gemütlichen Frühstück in aller Ruhe aufbrechen, um zunächst bis nach Freiburg im Breisgau zu fahren. Zentrumsnah bezogen wir ein Hotel und verabredeten uns mit Harald, einem Freund seit seiner Zeit in Montpellier. Wir spazierten ein Stück den Schlossberg hinauf zum Kastaniengarten. Von dort bot sich ein schöner Blick über die Altstadt im Licht der untergehenden Sonne. Danach suchten wir uns ein Restaurant fürs Abendessen, das uns lecker-crosse Flammküchle bescherte. Es wurde viel erzählt über das Leben im Süden Deutschlands und Frankreichs… Tags darauf füllten wir im Supermarkt unsere Vorräte an Meerrettich und sauren Gurken auf, bevor wir entspannt gen Wahlheimat reisten.

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Hitzeflucht – Mit Karin in den Canaletten

Anfang September war meine Schwester Karin mit ihrem Motorrad aus Wien bei uns angekommen. Der Sommer verlängerte sich über den August hinaus mit Temperaturen um 32°C, was unseren Unternehmergeist etwas lähmte. Ralf erinnerte sich schließlich an die Sommerhitze von 2022 und an unsere erfrischende Wanderung in den Canaletten im Larzac. Er unterbreitete uns kurzerhand den Vorschlag, dort noch einmal gemeinsam mit unserem Besuch zu wandern. Wir stimmten freudig zu. Die Canaletten sind tiefe Felsspalten und bieten auch im Hochsommer angenehme Temperaturen. Wir bereiteten Getränke und Picknick vor. Im Schuhschrank fanden sich noch die Wanderschuhe meiner Schwester, so dass wir gut gerüstet nach über einer Stunde Fahrt auf Entdeckung gingen. Am Felsentor kletterten wir etwas herum und wie im letzten Jahr verbiesterten wir uns anschließend auf den vielen sich kreuzenden Wegen. Dank komootine fanden wir jedoch zurück auf den rechten Pfad und konnten diesmal sogar die dritte und vierte Canalette bewundern. Allerdings hat die Trockenheit den Moosen und Farnen auch hier ganz schön zugesetzt, ganz zu schweigen vom Befall der Buchsbäume durch den Buchsbaumzüngler! Ein trister Anblick bot sich uns da teilweise. Dennoch hatten wir viel Spaß. Der Abend klang mit Scrabbeln, Rosé und Knabbereien auf dem Balkon aus.
Am Sonntag fuhr ich mit Karin nochmal an den Strand, während Ralf daheim fürs leibliche Wohl sorgte. Er kaufte Käse, Baguette und Obst; buk einen Kuchen und wir schnabulierten gemeinsam, bevor es am nächsten frühen Morgen Abschied nehmen hieß! Bis zum nächsten Jahr und gute Fahrt, liebe Karin!

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Abstrakter Expressionismus

Vor einer Weile hörte ich von einer Ausstellung moderner Kunst, die in Arles Station macht. Genauer gesagt zeigt die Ausstellung Bilder, Collagen und Videos, die dem Abstrakten Expressionismus zugeordnet werden. Und der Clou sei, dass es nicht die allerorten gezeigten bekannte Größen des Genres sind, wie Mark Rothko (1903-1970), Willem de Kooning (1904-1997), Barnett Newman (1905-1970), Franz Kline (1910-1962), Jackson Pollock (1912-1956) und Cy Twombly (1928-2011), die vorgestellt werden, sondern ausnahmslos Frauen, die zeitgleich in aller Welt mit dieser Ausdrucksform experimentierten. Also machten wir uns auf den Weg, um diese Künstlerinnen zu entdecken. Die Ausstellung fand in der Vincent Van Gogh-Stiftung in Arles statt und gab uns einen Einblick in das Schaffen von insgesamt 85 Frauen, von denen 130 Kunstwerke ausgestellt waren. Wir waren beieindruckt von der Vielfalt der Handschriften und der unglaublichen Fantasie und Experimentierfreude, die in diesen Kunstwerken steckte.
Nachdem wir unserem Kunstgenuss gefrönt hatten, suchten wir uns ein romantisches Plätzchen fürs Mittagessen. Im Innenhof des L’Arlatan, einem Hotel-Restaurant mit Erwähnung im Guide MICHELIN, ließen wir uns kulinarisch verwöhnen. Gemeinsam teilten wir uns einen Marlin (Speerfisch) an mediterranem Gemüse, dazu einen provencalischen Rosé and als Nachtisch ein Fruchttörtchen für Birgit und ein Aprikosensoufflé für mich. Lecker! 🙂 Vorbei am römischen Amphitheater schlenderten wir zu unserem Auto und fuhren durch die Camargue zurück nach Montpellier. Ein rundum gelungener Ausflug!

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Wandertage bei Le Claux im Cantal / Auvergne

Freitag, 25. August 2023

Die Sommerhitze hatte ihren diesjährigen Höhepunkt erreicht bzw. überschritten. Vor mir lagen einige freie Tage. Dies bot sich an, wieder einmal ein verlängertes Wochenende in der Natur zu verbringen. Der Wetterbericht sagte zwar drei Tage Dauerregen voraus, aber diese Vorhersage trat zum Glück nicht ein. Zwar war es morgens kühl und neblig, so dass wir die Vulkankegel wie vor 20 Jahren bei unserem ersten Besuch in der Region Auvergne erstmal nur verschleiert sahen, aber im Laufe der Tage klarte es stets auf und wir bekamen sogar einen Sonnenbrand im Gesicht!
Unser Ferienzimmer mit Frühstück war in Le Claux angemietet, wo wir schon zur Mittagszeit eintrafen. Da das Ferienzimmer aber erst zum Abend bezugsfertig war, parkten wir das Auto im Ort neben der Touristeninformation und machten uns sodann auf den Weg zu einem See namens Lac du Sartre. Unterwegs naschten wir ausgiebig Brombeeren, die reif und lockend am Weg winkten. Auf weichen Wiesenwegen ging es auf und ab bis zu dem kleinen, idyllisch gelegenen See. Bänke luden zum Picknick ein. Bald kamen schnatternd bettelnde Enten herbei, die sehnsüchtig auf ein paar herabfallende Krümel unserer Brote warteten.
Nach der Stärkung umkreisten wir den Teich, lasen Informationstafeln und genossen die romantische Ruhe, bevor wir uns auf den Rückweg begaben. Da der geplante Weg entlang einer viel befahrenen Straße verlief, beschlossen wir, einen kleineren Pfad oberhalb dieser zu nehmen. Dort begegneten wir Historischem und den bekannten Salers-Rindern, die mit großen, goldenen Glocken von ihrer Präsenz kündeten. Der Himmel verdunkelte sich, doch wir schafften es trocken zum Auto und waren wenige Minuten später an der Ferienunterkunft, wo wir von Sophie sehr herzlich begrüßt wurden.
Bei der Ankunft in Le Claux hatten wir auf einem Plakat von einem Chorkonzert in der Kirche gelesen, welches wir nach dem Abendessen spontan besuchten. Es war ein sehr schönes und variationsreiches Programm und beschwingt kehrten wir zur Unterkunft zurück, wo wir schließlich in einen seeligen Schlaf fielen.

Samstag, 26. August 2023

Nach dem Frühstück mit selbstgemachter Konfitüre, Brioche, Milchkaffee und Baguette packten wir die Rucksäcke und fuhren zum Parkplatz am Puy Mary. Von dort begann unsere Wanderung zunächst im Nebel und bei leichtem Nieselregen. Gleich zu Beginn mussten wir umkehren, da der geplante Pfad gesperrt war. Zurück zur Straße und weiter auf dem GR4 liefen wir bis zum Aufstieg an der sog. Rolandsbresche. Unterwegs begegneten wir immer wieder Läufern, die an einem Bergwettkampf teilnahmen, sowie etlichen anderen Wandergruppen. Die Wege waren vom nächtlichen Regen recht matschig und rutschig, so dass wir nur zögernd vorankamen. Auf einem Hinweisschild lasen wir über eingebürgerte Murmeltiere, von denen wir sogar einige zu Gesicht bekamen. Auf dem windigen Sattel angekommen eröffnete mir Ralf, dass es weitere 160 m hoch bis zum Wendepunkt zu steigen wäre. Da war ich erstmal etwas erschrocken, zumal die Sicht durch den Nebel noch immer ziemlich eingeschränkt war. Blumen, mystische Spinnennetze und Heidelbeeren zum Naschen gaben mir letztendlich einen Motivationsschub und wir kletterten vorsichtig weiter hinauf. Ich dachte bei mir, hoffentlich muss ich diesen Weg nicht zurück gehen! Aber dem war nicht so! Am Puy de Peyre-Arse stiegen wir zunächst recht steil ab, bis wir einen bequemen Abzweig bis zum Sattel an der Rolandsbresche bewandern konnten. Der Puy Mary wurde immer sichtbarer und obwohl es noch einmal 200 Höhenmeter zu bewältigen gab, spürte ich den unbändigen Willen, dort hinauf zu gelangen. Würden unsere Knie durchhalten? Ralf hatte vorsorglich seine Manschette angelegt und meine lag griffbereit im seitlichen Rucksackfach. Wir beschlossen, dass jeder in seinem Rhythmus den imposanten Vulkankegel erklimmen würde.
Beinahe gleichzeitig kamen wir oben an und wurden von einigen Wochenend-Ausflüglern bewundernd begrüßt. Vom Parkplatz führt eine relativ bequeme Betonpiste auf den Gipfel, welche von vielen Touristen genutzt wird, um einen guten Rundumblick auf die Umgebung zu bekommen. Wir verschnauften erstmal, fotografierten und liefen dann mit vielen anderen hinunter zum Ausgangspunkt unserer Tour. Im Touristenbüro kauften wir Postkarten und fuhren erschöpft, aber stolz nach Le Claux zurück.
Für den Abend hatten wir Essen bei unserer Vermieterin bestellt, welches im L’Estive du Claux serviert wurde. Besonders lecker war das Dessert, eine Crème brulée fait maison (hausgemacht). Geschlafen haben wir nach der Wanderung und dem üppigen Dinner wunderbar!

Sonntag, 27. August 2023

Da ich (Ralf) am Vortag leichte Knieprobleme bekommen hatte und die Anfahrt zur ursprünglich geplanten Wanderung eine knappe Stunde in Anspruch nehmen würde, planten wir um und marschierten vom nahe gelegenen Serre-Pass los. Anfangs schwaberten wie schon am Vortag Nebelschwaden um uns herum. Der Weg zog sich sanft in die Höhe. Auf einem Sattel erfreuten wir uns an einer sömmernden Pferdefamilie. Danach ging es nochmal etwas steiler hinauf und sogar eine kleine Kletterpartie war dabei. Und dann standen wir endlich oben auf dem Puy de Niermont (1620 m)! Vor dort querten wir ein Hochplateau und uns stellte sich die Frage, müssen wir an den Pferden vorbei oder die Kuhherde queren? Glücklicherweise hat das Salers-Rind einen genügsamen Charakter. 🙂
Der Rückweg verlief unterhalb des zuvor begangenen Kammwegs und führte durch Wälder und über Wiesen. An einer Stelle trafen wir schließlich auf die Ruinen zweier Burons. Das sind mit Schiefer oder Steinplatten gedeckte Steingebäude, die man auf hochgelegenen Weiden findet und die von den Viehzüchtern der Täler saisonal genutzt werden. Anschließend verlief und verlor sich der Pfad im Wiesengelände und nur Dank Komootine fanden wir den eigentlichen Weg, der viel tiefer als vermutet durch ein Waldstück verlief. In solchen Momenten wollen wir unsere Komootine nicht missen! Zurück am Ausgangspunkt unserer Tour erspähte ich einen komfortablen Picknickplatz, auf dem wir uns für die dreistündige Heimfahrt stärkten. Drei tolle Tage lagen hinter uns und wir freuen uns auf weitere Eskapaden. 🙂

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Cirque du Brias bei Tournemire

Bei sommerlichen Temperaturen bieten sich Wanderungen in höher gelegenen Gegenden an, wie z.B. im Lozère oder im Aveyron. Dank Visorando hatte ich ein paar geplante Touren in petto. Auf der A75 fuhren wir bis L’Hospitalet-du-Larzac und von dort auf einer kleineren Straße voller Erinnerungen nach Tournemire. Ein Parkplatz war rasch gefunden und wir lernten zugleich, dass in dieser Gegend Skelette von Plesiosauriern aus der Zeit des Jura gefunden wurden. 😮
Aus dem Tal zog sich der Weg stetig nach oben zur Kante des Hochplateaus. Gleich zu Beginn passierten wir eine unterirdische Forschungsstation des IRSN (Institut für Strahlenschutz und nukleare Sicherheit), die dort Erkundungen auf der Suche nach einer Atommüll-Endlagerstätte durchführt. Nicht auszudenken, dass dort radioaktiver Müll landet und im Bergzug gegenüber reift der weltberühmte Roquefort-Käse in den Felshöhlen! Recht bald hatten wir an Höhe gewonnen und sahen eine alte Larzac-typische Farm. Jemand im Bademantel halb versteckt hinter einem Fenster verfolgte unsere Neugier… 🙂
Ein schöner Höhenweg führte uns entlang des Felsenbogens, dem Cirque du Brias, und bot Picknickplätze in der ersten Reihe. An einem imposanten Gipfelkreuz legten wir eine Trinkpause ein, kehrten um und genossen auf dem Rückweg die Aussicht übers Tal und auf Roquefort-sur-Soulzon. Unser Auge erfreute sich auch an den recht zahlreichen Blumen und Schmetterlingen. Ein leichter Regenschauer überraschte uns kurz vor dem Abstieg, zwei weitere erfrischende Schauer sollten noch folgen. Im Talkessel angekommen erfrischten wir uns an einem Wasserhahn mit Elektroanschluss. War dies ein Stellplatz für Campingcars? Nein, weit gefehlt, der Platz gehörte dem örtlichen Jagdverein. Ein Glück, dass gerade keine Jagdsaison war. Denn die allenhalben stattfindenden Jagdaktivitäten haben uns schon so manche Tour vergällt! Kurz vorm Ziel kamen wir an einem ruinösen Convent vorbei. Wie auch der recht steinige Weg zurück nach Tournemire hatte dieser Ort aus der Ferne schöner ausgesehen. Nichtsdestotrotz war es eine tolle Tour, die Lust auf mehr machte. Bis bald!

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Auf Hannibals Spuren

Statt eines Elefanten schnappte ich mir Bahn und Bus, um nach Grabels zu gelangen, einem Vorort Montpelliers. Dort fließt die Mosson entlang, ein Bach, der dem gleichnamigen Wohngebiet ihren Namen gegeben hat. Als einziger Fahrgast entstieg ich dem Bus der Linie 24 und begab mich zum Bach, wo ich von einem lautstark gackerndem Ganter begrüßt wurde. Ein Stück weiter des Wegs entdeckte ich die Quelle der oder des Avy, wo schon Hannibal im Jahr 219 vor Christus auf dem Weg nach Rom eine Rast eingelegt haben soll. Wer’s glaubt! 😉 Knapp 5 km folgte ich dem Lauf der Mosson, um schließlich im Park Mosson mit seinem Belvedere, Gloriette genannt, anzukommen. In einem angestauten Bereich des Baches erblickte ich sogar zwei ca. 25 cm große Schildkröten. Na das war eine Überraschung! Mit diesen Eindrücken im Gepäck kehrte ich per Straßenbahn zurück nach Saint-Éloi, wo die Bauarbeiten an der neuen Straßenbahnlinie voll im Gang sind. Wir dürfen gespannt sein, wann wir das erste Mal mit der Linie 5 fahren dürfen.

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Sommerurlaub 2023 – Etappe 3: Brenta / Norditalien

Samstag, 24.06.2023

Im Böhmerwald nahmen wir Abschied bei Regen und 15 °C, in Bocenago/Norditalien kamen wir im Sonnenschein und bei 35 °C am frühen Abend an.
Ralf hatte sich beim Beladen des Autos am Morgen einen bösen Hexenschuß zugezogen, so dass ich den ersten Teil der Fahrt erstmal allein bewältigte. Ibuprofen, Einreibung und ein bequemes Kissen brachten Ralf etwas Linderung und er nahm das Steuer später bis zum Ziel in die Hand! Ein weiterer Stressfaktor bildete, besonders für mich, die Tatsache, dass wir noch keine Mautplakette für Österreichs Autobahn besaßen. Die Grenze kam immer näher. Auf meine Frage nach der Plakette in einer Tankstelle bekam ich die Auskunft: « Ne, hier nicht. Irgendwo in Rosenheim! » Na prima! Dann verpassten wir die Abfahrt zu einem Autohof und schließlich ergab die Recherche im Internet, dass auf dem Rasthof Kieferstetten, kurz vor Kufstein, die letzte Möglichkeit zum Erwerb der Mautplakette bestand. Und dort waren wir nicht die Einzigen. 🙂 Neben dem Zahlstreifen fürs elektronische Ticket erstanden wir auch ein Picknick, welches wir auf einem netten österreichischen Parkplatz verspeisten. Ohne Stau, trotz mehrerer Baustellen, fuhren wir über die Brennerautobahn bis zu unserem Ferienort in der Brenta. Die atemberaubende Landschaft ließ uns unterwegs schon von den Wanderungen in den Bergen träumen.
Wegen der ziemlich engen Straßen und der unklaren Parkplatzsituation gab es in Bocenago für ein paar Moments kurze Verwirrungen. Doch die überaus herzliche Begrüßung durch Mara, unserer Herbergsmutter, ließ uns alle Unbilden vergessen! Mit brüchigem englisch, Google Translate sowie Händen und Füßen verständigten wir uns. Am späteren Abend rettete Mara unser Pizzaessen, indem sie diese kurzerhand bei sich im Ofen buk. Der Herd in der FeWo wollte am ersten Abend nicht anspringen, wurde aber am nächsten Tag sogleich repariert! Santo cielo! – Heiliger Himmel! – wird uns noch länger begleiten.

Sonntag, 25.06.2023

Nach dem turbulenten Anreisetag beschlossen wir, unseren Aufenthalt ganz in Ruhe mit einem Spaziergang durch den Ort Bocenago zu beginnen. Die typischen Tiroler, die Sauberkeit und freundliche Buon giorno! – Guten Tag! – Grüße hießen uns willkommen. Aufgefallen waren uns bereits bei der Fahrt durch die Umgebung orangefarbene Metallkästen mit Kameraschlitzen am Straßenrand. Beim genaueren Betrachten eines solchen Exemplars in Bocenago stellten wir fest, dass es sich um Blitzer handelte! Na hoffentlich waren wir nicht in so eine Falle getappt!
Mehrere Spazierwege waren mit verschiedenen Farben und Symbolen, je nach Schwierigkeitsgrad, gekennzeichnet. Das war witzig, und da der Tag noch jung war und Ralf immer besser in Schwung kam, absolvierten wir den Sentiero de Masanel, der zu einem Wasserfall führte. Unterwegs gab es Walderdbeeren und mehrere Wochenendhäuschen zu sehen. Ein Barfußweg lud zur Fußmassage ein. Vorbei an zwei scheinbar aufgegebenen Eigenheimbaustellen und einem Biogarten gelangten wir direkt zu unserer Unterkunft. Dort machten wir erstmal Mittagspause, die Ralf zur Planung eines Spazierganges am Nachmittag nutzte!

Anscheinend hatte meinen Liebsten die Wanderlust gepackt! Wir parkten gratis an der Kirche im Nachbarort Borzago. Ein langweiliger, steilerer Anstieg auf einer gut befahrenen Teerstraße ließ meinen Enthusiasmus ehrlich gesagt erstmal in der Hitze dahin schmelzen! Wohin wollte Ralf? Ah, da war eine kleine Kapelle mit hübschen Mosaiken, die der Hl. Regina gewidmet worden war! Et alors? Hatten wir uns deshalb hier hoch gequält? Nein, nein! Ein Wanderpfad wartete auf uns für den Rückweg… nur war der fast zugewachsen und dann so steil, dass es in eine richtige Kraxelei durch Felsen ausartete! Ich hatte lediglich Stoffmokassins an und suchte mir einen Stock im Gehölz zur Hilfe. Dann hörten wir immer deutlicher Wasser rauschen. Neugierig folgten wir einem Weg, der mit Pericolo! – Gefährlich! – gekennzeichnet war. Und dann standen wir erneut vor einem sehr beeindruckenden Wasserfall, der all die Strapazen vergessen ließ! Auf einem etwas in die Jahre gekommenen Skulpturenweg, der von etlichen Holzfiguren gesäumt war, kehrten wir zurück nach Borzago. Dort bestaunten wir nochmals die schönen Häuser mit ihren Gärten und Wandmalereien. Den Tag ließen wir auf der Terrasse einer Pizzeria ausklingen und fielen todmüde ins Bett!

Montag, 26.06.2023

Die erste richtige Wanderung in Italien schien ein Touristentreff zu sein. Einweisung in die verschiedenen Parkzonen, ein Infozentrum und Bustransfer von A nach B schienen dafür zu sprechen, dass wir hier nicht allein unterwegs sein würden im Adamello-Brenta-Naturpark. Nachdem wir uns der Wanderung und dem Wetter gemäß präpariert hatten, nahmen wir statt dem breiten Fahrweg schon mal eine kraxelige Abkürzung, bevor es auf schmalen Pfaden immer entlang des Flusses ging. Das üppige Grün geschmückt mit diversen Blumen, plätschernde Wasserläufe und felsige Kraxelwege waren genau nach unserem Gusto. Höhlenöffnungen atmeten Frische aus und dann standen wir vor der Kaskade Nardis, die aus 130 m Höhe herabstürzte. Wir haben schon viele Wasserfälle gesehen, aber dieser war besonders beeindruckend! Wir konnten uns nur schwer von dem gigantischen Anblick losreißen, aber wir befanden uns ja erst am Beginn des Wandertages. Immer wieder hielten wir inne, machten Pause auf einem Felsen, wo ich zeichnete und Ralf seine Kletterkünste bewies. Wir lauschten den Vogelgesängen, ich kletterte ans Flußufer und dann stolperte ich über eine kleine Wurzel, die meine Begeisterung für die Gegend ganz gemein behinderte! Ich stürzte und war tüchtig erschrocken! Zum Glück konnte ich nach der Versorgung der Knieverletzung weiter laufen und die Brille war auch heil geblieben!
Bald kamen Hinweise auf alte Bunkeranlagen und einen Weg, den die Soldaten vor gut 100 Jahren nahmen. Kaum vorstellbar, welchen Strapazen sie damals ausgesetzt waren! Ein weiteres Schild wies darauf hin, dass wir uns in einem Areal befanden, in dem Bären lebten! Wir hatten uns zwar bereits im Vorfeld des Urlaubs über Verhaltensregeln informiert, aber so ein leicht mulmiges Gefühl hatten wir trotzdem. Laut schwatzend wanderten wir durch die wunderschöne Landschaft und konnten noch einige tolle Wasserfälle bewundern. An einer romantischen Gastwirtschaft, die wir am Morgen schon vom gegenüber liegenden Flußufer bewundert hatten, kehrten wir zur Kaffeezeit ein. Zu Ralfs Verwunderung bestellte ich einen Aperol Spritz, übrigens der erste meines Lebens, und dazu gab es Heidelbeerkuchen. Ralf wählte Apfel-Nusskuchen und Café Latte. Mit einem herrlichen Bergblick ließ es sich im Schatten von Birken gut relaxen, bevor wir zur letzten Etappe aufbrachen. Meist auf Fahrwegen liefen wir mit etlichen anderen Wanderern zurück zum Parkplatz, wo auch eine Busladung Senioren auf die Rückfahrt wartete. In einer Wasserlache entdeckte ich eine Schlange (wahrscheinlich eine Würfelnatter), die wir eine Weile beobachteten. Mit weiteren Fotos am Nardis-Wasserfall beendeten wir diesen wunderschönen Wandertag!

Dienstag, 27.06.2023

Nachdem wir uns bislang mit Touren in den Tälern begnügt hatten, wollten wir nun auch mal hoch hinauf in die Bergwelt. Ich hatte die Fünf-Seen-Runde mit sechs Seen geplant! 🙂 Birgit fuhr uns nach Madonna di Campiglio, wo wir ein bisschen herumkurven mussten, bis wir ein bezahlbares Parkhaus gefunden hatten. Mit dem 5-Seen-Lift gelangten wir geschwind in luftige Höhen. Ein schöner Single Trail mit gelegentlichen Sicherungsketten führte uns zum ersten der sechs Seen, dem Lago Ritorto. Diesmal waren auch Teddy und seine Krankenschwester mit von der Partie. 🙂 Danach ging’s 250 m höher zum nächsten See, dem Lago Lambin. Weitere 100 m höher standen wir am Lago Serodoli. Birgit war vorausgeeilt und so hatten wir den Anzweig zum Lago Gelato, dem gefrorenen See, verpasst. Nach unserem Picknick am Ufer des Lago Serodoli nahmen wir eine « Abkürzung » und kraxelten über ein Geröllfeld zum etwas höher gelegenen Wanderpfad, der uns dann rasch zum aufgetauten Lago Gelato führte. Schneefelder und Murmeltiere begleiteten unseren Weg.
Für den Abstieg hatte ich ursprünglich eine andere Route ausgewählt, doch wir folgten der Vernunft und nahmen den ausgeschilderten Pfad am Lago Nero entlang. Bald standen wir wieder vor der Wahl: welchen Weg nehmen? Diesmal folgten wir unserem Instinkt und ließen den « offiziellen » Weg rechts liegen. Unsere Wahl war sicher gut, denn der Weg erschien weniger steil und geröllig und führte erst auf Serpentinen und dann durch waldiges Gelände relativ sanft hinab zum sechsten See unserer Tour, dem Lago di Nambino, an dem sich die gleichnamige Rifugio befand. Wieder durften wir uns an Gebäck erfreuen. Wir fragten uns, ob wohl all die Kuchen in den Berghütten von der selben Bäckerei geliefert werden?
Gut gestärkt nahmen wir die letzte Etappe in Angriff, die uns erst durch einen Hochwald und dann entlang einer Wintersportpiste führte. Unterwegs kam uns ein Trupp zu Pferde entgegen. Kann man machen. Oder auch nicht. Zurück in Madonna di Campiglio mit seinen unzähligen Wellnesshotels und älteren Herrschaften – ich meine, älter als wir 😉 – spürten wir die knapp 1000 m des Abstiegs in unseren Beinen. Ein tolle Tour durch die herrliche Bergwelt der Adamello-Presanella-Alpen lag hinter uns. Und obwohl Madonna di Campiglio der größte Wintersportort im Trentino ist, emfanden wir die Landschaft nicht gar so verschandelt wie in anderen Gegenden der Alpen. Gut so!

Mittwoch, 28.06.2023

Diese Wanderung wurde zu einer der schönsten, die ich je gemacht hatte. Bereits die kurvenreiche Anfahrt zum und durch das Tal Nambrone war abenteuerlich. Um den offiziellen Parkplatz zu erreichen, hätten wir eine veritable Schotterpiste bewältigen müssen. Stattdessen befolgten wir den Hinweis aus dem Wanderführer und stellten das Auto wild am Straßenrand ab. Mit einem steilen Aufstieg zur Piste begann der Tag. Oben fanden wir uns mitten in einer Eselfamilie wieder, die uns jedoch kaum wahrnahm. Sogleich bewunderten wir den Blick ins weite Hochtal und auf die Bergkette, die das Tal begrenzte. Nur wenige Wanderer waren hier unterwegs. In Serpentinen, blumengeschmückt zog sich der Single Trail hinauf bis zur blau-weiß-roten Wanderhütte, die wir bereits am Parkplatz in Miniausgabe entdeckt hatten. Hier nahmen wir uns Zeit, stärkten uns und erkundeten ein wenig die Umgebung.
Schließlich brachen wir zum zweiten Teil der Wanderung auf und zunächst hieß es, eine Wackelbrücke zu überqueren. Ein leicht flaues Gefühl in der Magengegend stellte sich beim Anblick des reißenden Stromes bei mir ein. Nebel begann herauf zu wabern und verdeckte mehr und mehr die wunderschöne Landschaft mit ihren Seen, Bachläufen, Schneefeldern und gezackten Bergen. Es wurde kühler, so dass unser Picknick am Lago Nero nur kurz ausfiel. Hinab und immer weiter hinab über Stock und Stein, manchmal auch über bequeme Treppenstufen bis zu einer Baustelle. Dort wurde die Hütte Cornisello entweder modernisiert oder neu errichtet. Von hier führte eine Fahrstraße bis zum Auto. Auf der Rückfahrt kamen uns tatsächlich riesige Baufahrzeuge entgegegen! Deren Fahrer müssen wahre Lenkradkünstler sein, wenn man sich die Straßenverhältnisse vor Augen führt! Chapeau!
Wir kehrten wohlbehalten zurück und kauften im Supermarkt in Spiazzo Lebensmittel und einige italienische Spezialitäten wie Balsamico, Grappa und Limoncello ein.

Donnerstag, 29.06.2023

Heute sollte es erneut hoch hinaus gehen. Abermals fuhren wir nach Madonna di Campiglio und steuerten das Parkhaus Spinale an. Die gleichnamige Liftstation lag nur einen Steinwurf entfernt und schon ging es guter Dinge hinauf Richtung Monte Spinale. Doch der Schreck war groß, als oben angegommen meine Sonnenbrille verschwunden war. Ein Foto zeigte, dass ich sie in der Talstation noch auf dem Kopf hatte. Hmm, ich erinnerte mich, dass wir Gondel Nr. 39 bestiegen hatten – und dort vermutete ich meine Sonnenbrille. So warteten wir, bis die Gondel wieder auftauchte – doch die Sonnenbrille tauchte nicht mit auf. OK, kann man machen nichts. Und so liefen wir los – glücklicherweise versprach der Tag nicht allzu sonnig zu werden.
Wie schon in den Tagen zuvor ließen wir uns vom Aufstöbern und Festhalten neuer Blumen anstecken, um diese abends Dank der Flora Incognita App zu bestimmen. Heute sollten sich bei mir u.a. Quirlblättriges Läusekraut, Alpen-Waldrebe, Weiße Silberwurz, Schwarzes Kohlröschen, Gold-Pippau, Gestreifter Seidelbast, Felsen-Ehrenpreis, Spatelblättriges Aschenkraut, Alpen-Berghähnlein, Fuchsschwanz-Ziest, Weiße Trichterlilie, Feuer-Lilie, Schlauch-Enzian, Vogel-Wicke und Akelei dazugesellen. Wow, das macht Spaß! Ja, die Tour führte uns durch blumenübersäte Wiesen und auch die Waldwege waren von immer neuen Blumen gesäumt. Auch wanderten wir diesmal auf der Seite des Brenta-Massivs mit seinen imposanten Felsformationen. Doch lange hielten sich die Gipfel und Flanken der felsigen Riesen in den Wolken versteckt. Doch irgendwann war es sowie und wir standen vor der Cima Della Madonnina (2280 m) und dem VIIIo Torrione (2402 m), die 300 bis 400 m hoch vor uns aufragten. Das war ein gewaltiger Eindruck! Weiter ging es durch einen romantischen, mit Felsblöcken garnierten Wald. Wenn ich Bär wäre, hier könnte es mir gefallen. Und wirklich, plötzlich knackte es im Unterholz… Zu unserer Beruhigung tauchte bald darauf eine größere Wiese mit Schutzhütte vor uns auf, die Malga Vallesinella di Sopra. Hier konnten wir bequem unser Picknick einnehmen.
Der kürzere Weg würde nun direkt zum Sentiero dell’Orso – dem Bärensteig – einschwenken. Doch der Tag war noch jung und wir neugierig und so entschlossen wir uns zu einem Abstecher zur Cascate di Vallesinella. Da hätten wir tatsächlich eine Sehenswürdigkeit verpasst. Wir standen am oberen Ende der Cascate Alte, der « hohen » Kaskade. Gut ausgebaut führten Treppen und Plattformen durch dieses Gelände, in dem sich das Wasser aus verschiedenen Richtungen ins Tal stürzte und so das Flüsschen Sarca di Vallesinella zum Leben erweckte. Wie der Name es schon vermuten lässt, gab es auch noch eine Cascata di Mezzo, die « mittlere » Kaskade, und eine Cascata basse, die « tiefe » Kaskade. Ja, Alt, Mezzo(sopran) und Bass kennen wir ja aus der Musik, etwas Italienisch im Deutschen. An der kürzlich renovierten Rifugio Vallesinella, eher ein Hotel mit Restaurant und Bar (auch über Booking.com buchbar), ließen wir uns erneut zu einem Kaffeepäuschen mit Schokoladen- und Blaubeerkuchen verführen. 🙂
Das letzte Stück führte nun über den Bärensteig, ein sich sanft ins Tal senkender bequemer Wanderweg durch Buchenwald, zurück nach Madonna di Campiglio. Unterwegs hüpfte ein Fröschlein – ein verzauberter Prinz? – vor uns her. Am Ziel angekommen steuerten wir die Liftstation an und fragten, ob sich dort wohl eine Sonnenbrille angefunden hätte. Ja, so war es, und somit wurde es doch noch ein rundherum schöner Tag. 😉

Freitag, 30.06.2023

Brückentag. Ja, was für ein Tag! Oder was für eine Nacht? Es war gegen 2 Uhr morgens, als mich ein Unwohlsein überkam und sich Brechreiz einstellte. Birgit war auch wachgeworden und es dauerte nicht lange, bis das Abendessen wieder draußen war. Danach ging es mir besser. Doch was war mit Birgit? Keine zwei Stunden später ereilte sie das gleiche Schicksal. War es das eiskalte Bier, waren es die Würstchen, wir werden es nie erfahren. Jedenfalls steckte uns die Nacht in den Knochen und unsere geplante, recht sportliche Wandertour wurde gestrichen. Zudem rauschte es draußen – Regen hatte sich eingestellt. Ich erinnerte mich an ein romantisches Tal, durch das wir am Mittwoch gefahren waren. Vielleicht ließe sich da eine kleine, weniger anspruchsvolle Tour planen? Gesagt getan.
So fuhren wir am späten Vormittag nochmals ins Tal Nambrone und parkten an der gleichnamigen Wanderhütte. Unser erster Anlauf verlief im Kreis und bald standen wir wieder am Auto. Zurück auf Los! Diesmal folgten wir dem Weg auf einer Brücke über den Sarca di Nambrone. Viel Wasser umgab uns auf dieser Tour, mal ein sprudelnder Bach, mal ein schlemmkreidetrüber Teich, mal ein Wasserfall und mal ein Bächlein, in dem sich Forellen tummelten. Unzählige Brücken – genauer gesagt 11 – halfen uns durch dieses Gelände, das unserer Meinung nach wieder einen idealen Bärenspielplatz abgeben würde. Wir spazierten über eine Traumwiese, vorbei an imposanten Baumriesen, moosbedeckten Felsen, Blaubeeren und kleineren Höhlen… Als wir erneut am Auto ankamen, setzte wieder Regen ein. Perfektes Timing!
Die Rückfahrt führte durch Pinzolo, einer größeren Ortschaft im Val Rendena. Vom Auto aus hatten wir dort eine interessant bemalte Kirche erblickt, die wir uns nun genauer anschauen wollten. Aus der Nähe betrachteten wir das 22 m lange und 2 m hohe Fresko an der mittelalterliche Fassade der Kirche San Vigilio, auf dem weltliche und kirchliche Würdenträger zusammen mit Skeletten abgebildet sind. Dabei handelt es sich um den « Danza Macabra » (dt. Totentanz), der 1539 von Simone Baschenis im Auftrag der « Confraternita dei Battuti » (dt. Bruderschaft der Geschlagenen) geschaffen wurde und der die brüderliche Gleichheit vor dem Tod ausdrücken soll. Interessant und sehenswert. Der Rest des Tages diente der Vorbereitung der Rückreise, bevor wir am Abend unserer Herbergsmutter Mara einen herzlichen Abschiedsbesuch abstatteten. Es wurden Grappa und Madeleines serviert – beides nahm unser gepeinigter Magen mit Wohlwollen auf. 🙂

Samstag, 01.07.2023

Nun hieß es, Abschied nehmen von den Bergen. Lange hatte ich mit mir gerungen, welche Fahrstrecke wohl die beste wäre, um nach Montpellier zu gelangen? Die Nordtour durch den 13 km langen Tunnel du Fréjus? Aber erstens kostet der Maut und zweitens kämen wir dann bei Valence auf die Autoroute du Soleil, d.h. die Nord-Süd-Verbindung von Paris ans Mittelmeer. Und die könnte voll sein, da wir mit dem Ferienbeginn in Frankreich rechneten. Die Südtour entlang der Mittelmeerküste? Die könnte auch recht voll sein und außerdem zeigte Google jede Menge Baustellen an. So entschied ich mich für die Strecke dazwischen, also erst nach Mailand und Turin and dann vorm Fréjus-Tunnel links weg und durch die französischen Alpen, über den uns bekannten Lac de Serre-Ponçon, peu à peu Richtung Mittelmeer. Es wurde eine herrlich entspannte Fahrt, auf der wir noch allerlei italienische Köstlichkeiten auf einer Autobahnraststätte erstanden. Und eine Anregung bot die Fahrt außerdem: Warum nicht mal im Nationalpark Écrins Urlaub machen? 🙂

Publié dans 2023, Birgit, Italien, Ralf | Marqué avec | Commentaires fermés sur Sommerurlaub 2023 – Etappe 3: Brenta / Norditalien

Sommerurlaub 2023 – Etappe 2: Böhmerwald / Tschechische Republik

Samstag, 17.6.2023

Die Fahrt von Wittenberg nach Cervená verlief komplikationslos. Die letzten Kilometer von Kaspersky Hory führten mitten durch ein Waldgebiet, wo man nicht glauben konnte, dass in dieser Einsamkeit noch Menschen leben. Doch plötzlich tat sich eine Lichtung auf und mehrere Häuser standen vor uns. Und wo ist hier das Haus Nr. 1? Die Numerierung war gefühlt ohne System, aber anhand eines Fotos erkannte Ralf es und wir konnten die sehr geräumige Wohnung beziehen. Der freundliche Vermieter sprach deutsch und war, wie sich später herausstellte, Schweizer, der sein Glück im Böhmerwald gesucht und offensichtlich gefunden hatte. Die Wohnung bot u.a. zwei Terrassen, so dass wir zu jeder Zeit draußen sitzen konnten! Es gab noch drei weitere Ferienwohnungen, aber leider waren Gespräche nur begrenzt möglich, denn außer einem jungen Pärchen sprach niemand englisch oder deutsch; und wir sind der tschechischen Sprache nicht mächtig. Nachdem wir uns etwas eingerichtet hatten, unternahmen wir einen ersten Erkundungsspaziergang und pflückten einen schönen Wiesenblumenstrauß zur Verschönerung.

Sonntag, 18.06.2023

Die erste richtige Wanderung im Böhmerwald begann mit einer kleiner Herausforderung. Diese bestand im Benutzen eines Parkautomaten, ohne im Besitz von Bargeld in Form tschechischer Kronen zu sein. Letztendlich war es gar nicht schwer, denn die Technik war fortgeschritten im Walde. Der Obolus von 100 Kronen konnte kontaklos mit Karte beglichen werden. Das den ganzen Tag bis 21h gültige Ticket verschenkten wir am späten Nachmittag an einen verdutzten Tschechen mit seiner Freundin.
Während der Wanderung kamen wir bald an eine beliebte Einkehrmöglichkeit, der Turnerova Chata (Turnerhütte), wo Ralf ein großes Schokoladeneis verspeiste und ich die einzigen Postkarten in diesem Urlaub kaufte. Immer entlang der Vydra ging es zur Klostermannbrücke. Karel Klostermann begegnete uns beinahe täglich und ich hielt ihn für eine Art Haldor Laxness des Böhmerwaldes. Jedoch stellte ich beim Nachlesen fest, dass sie in unterschiedlichen Epochen lebten.
Nach dem Überqueren der Brücke ging es auf einem Single Trail stetig bergan bis zu mehreren, einsamen Häuschen. An einem der Holzhäuser arbeitete ein brummiger Mann, der  uns keines Blickes würdigte. Kurz nach seinem privaten, sehr einladenden Rastplatz entdeckten wir einen rustikalen Platz zum Innehalten und Picknicken für jedermann. Eine Blumenwiese sowie kräftige Lupinen verzückten uns ebenso wie die Dekoration an weiteren einzelnen Gehöften.
Schließlich traten wir auf eine Straße und kamen in Srni an. Dies ist eine kleinere Ortschaft mit Hotel, Kirche, einer Touristeninfo, einem Konzum, mehreren Restaurants, einer Bushaltestelle sowie einer Schule, an deren Zaun eine Kinderzeichnungausstellung zu bewundern war. Auf einer Bank vor der Kirche machten wir eine längere Pause und bestaunten die zahlreichen Motorradfahrerschwärme, die für eine Zigarettenlänge anhielten oder durch den Ort brausten!
Über Waldwege und auch am Straßenrand liefen wir im Sonnenschein zum Ausgangspunkt am Wasserwerk zurück. Abends gab es Pizza mit Rotwein auf einer der beiden hölzernen Terrassen unseres Ferienhauses.

Montag, 19.06.2023

Die Tour des zweiten Tages sollte uns zum Goldenen Steig führen und versprach viel Natur mit Bachgeplätscher. 🙂 Schnell waren wir am Ausgangspunkt unserer Wanderung und stellten unser Auto unweit der Penzion Horska Kvilda ab. Auf der Landkarte beschrieb die heutige Tour die Form eines gleichseitigen Dreiecks. Erst folgten wir ein kurzes Stück der Landstraße, bevor wir auf bequemen Weg durch Wald und Flur marschierten. In der Landschaft verstreut fanden sich Erdwälle bzw. flache Haufen, Seifen genannt, wobei es sich um Reste mittelalterlicher Halden handelt, als in der Gegend Goldwäsche betrieben wurde. Da wir auf ca. 1200 Höhe unterwegs waren, erschienen uns die sommerlichen Temperaturen nicht gar so heiß. Zudem liefen wir über weite Strecken durch waldiges Gelände und konnten den Schatten genießen. Auf die erste Ecke des Dreiecks stießen wir in Filipova Huť mit seinen gemütlichen Bauernhäusern. Wegweiser für Loipen ließen uns von winterlichem Schneeschuhvergnügen träumen…
Die zweite Seite des Dreiecks zog sich durch Fichtenhochwald – gut, dass dieser etwas eintönige Abschnitt leicht bergab verlief. Am Ende kamen wir zum Hammerbach. Dort konnten wir an einem bequemen Picknickplätzchen verschnaufen. Es folgte die dritte Seite des Dreiecks, die sich sanft entlang des sprudelnden Hammerbachs bergauf zog. Immer wieder erfreuten wir uns am Geplätscher des Baches und den vielen Blumen am Wegesrand. Zum Ende hin stießen wir sogar auf eine Biberburg, doch die Baumeister waren nicht auszumachen. Den Endspurt zum Auto am letzten Anstieg gewann Birgit deutlich! Ja ja, die Jugend. 😉

Dienstag, 20.06.2023

Das sollte ein ziemlich heißer Tag werden! Sowohl von den Temperaturen (bis 31°C) als auch von den Anforderungen der Tour her. Bereits der erste Aufstieg vom bequemen, kostenlosen Parkplatz in der Ortsmitte von Hartmanice bis hinauf zum Wald empfanden wir als extrem anstrengend! Lag es an der Asphaltstraße? Der Wärme? An unseren Erkältungen, die bei mir am Abklingen und bei Ralf am Ausbrechen waren? Egal, wir pausierten erstmal an den Klanghölzern und genossen die Kühle sowie die wunderschönen Vogelgesänge im Walde.
Bald kam eine rustikale Kapelle mit Metallhaube sowie ein gut gepflegtes Anwesen mit eigenem Hubschrauberlandeplatz, See und Badestelle in Sicht. War dies ein Erholungsheim für wichtige Personen? Ein geheimer Konferenzplatz? Wer weiß? Wir wanderten weiter auf dem Gunthersteig bis zum Restaurant Rovina. Am liebsten hätten wir uns nach dem kraftraubenden Weg auf eine der Bänke an einen Tisch gesetzt und ein tschechisches Bier getrunken, Knödel und Gulasch verspeist … aber unser Ziel, die Guntherkapelle am Fuße des Guntherfelsen war noch lange nicht erreicht. Bewundernd nahmen wir eine Ladestation für Elektrofahrräder zur Kenntnis! Radeln ist im Böhmerwald ebenfalls sehr angesagt und es gibt etliche gut ausgebaute Fahrradtrassen.
Picknick gab es für uns schließlich auf dem Plateau des Guntherfelsen. Eigentlich sollten wir von hier einen guten Rundumblick auf den Böhmerwald haben. Jedoch waren die Bäume inzwischen so hoch hinauf geschossen, dass wir nur Grün sahen. 🙂
Nach der Stärkung ging es hinab nach Dobra Voda – Gutes Wasser. Die Legende besagt, dass eine blinde Kuh aus der Quelle trank und wieder sehend wurde. Noch heute kann man das Heilwasser genießen, sogar in Flaschen füllen und hoffen, dass durch das Trinken ein Wunder geschieht! In der Kirche von Dobra Voda gab es Besonderheiten zu bewundern: einen Glasaltar und den Kreuzweg ganz aus Glas gefertigt. Über Lupinenwiesen und einen Lehrpfad gelangten wir zurück nach Hartmanice und waren geschafft. In einem winzigen Laden kauften wir einige Lebensmittel nach und konnten auch hier die Rechnung bargeldlos begleichen!
Am Abend gab es ein Linsengericht und Pivo, das hatten wir uns redlich verdient!

Mittwoch, 21.06.2023

Der Sommeranfang im Böhmerwald begann mit Sonnenschein und moderaten Temperaturen. Auf der Fahrt durch den Wald begegneten wir drei recht großen Waldhasen! Der Parkautomat in Srní bot diesmal keine Kartenzahlung an, so daß Ralf in der Tankstelle, die sich glücklicherweise nebenan befand, Euro in Kronen umtauschte, um bezahlen zu können. Wir querten den Ort und kamen schon bald auf einen von Birken gesäumten Wanderweg. Immer wieder blieben wir stehen und genossen den Blick über den Böhmerwald. Leider sahen wir auch hier etliche Zonen mit abgestorbenen Fichten, was schon bedenklich wirkte. Wir kreuzten Radwege und wanderten am ehemaligen Schwemmkanal entlang. Lange saßen wir im Schatten auf einer Bank, lauschten den Gesängen der Vögel und ließen die Gedanken schweifen. Bald kam ein kleiner Aufstieg, der zur sog. Klostermannbank führte. Auf der urigen Bank machten wir eine ausgiebige Picknickpause, bis es auf weichen Waldwegen zurück ins Tal ging. Wir kamen gerade an einem Wasserkraftwerk mit Staubecken vorbei, als tiefhängende, graue Wolken zu drohen begannen. Obwohl wir nur noch ca. einen Kilometer vom Parkplatz entfernt waren, erwischte uns das Unwetter mit Sturm und Platzregen voll. Trotz Regenkleidung kamen wir völlig durchnäßt am Auto an und warteten noch eine ganze Weile ab, bevor wir uns auf die Heimfahrt begaben. Immer wieder stockte der Verkehr, weil die Feuerwehr umgestürzte Bäume beräumen musste und die Straßen vom Schlamm in Rutschbahnen verwandelt worden waren. Kurz vor Cervená legten wir selbst noch Hand an und zogen Äste von der Zufahrt zum Ort. Mit heißer Dusche und Tee wärmten wir uns auf und waren foh, heil davongekommen zu sein.

Donnerstag, 22.06.2023

Die heutige Tour kam mit der kürzesten Anfahrt aus und beschrieb die Form eines Quadrates. Das Auto konnten wir kostenlos im Ort Rejstejn unterhalb der Kirche parken. Wie schön, dass das Auto am Abend im Schatten stand. 🙂
Die erste Seite des gedachten Quadrats fiel mit dem Fluss Otava zusammen. Schnell ließen wir den Ort hinter uns, wobei wir die Jugendstilvilla eines ehemaligen Fabrikanten passierten. Auch stand ein eher untypischen Haus am Wegesrand. Ob es wohl den Belgiern gehörte, die uns im Auto entgegenkamen? Zur ersten Ecke unseres Quadrates mussten wir ein Stück durch den Wald bergauf kraxeln. Dort stießen wir auf die historische, unter Denkmalschutz stehende Kirche St. Maurenzen. St. Maurenzen ist eine der ältesten Kirchen im Böhmerwald. Ihre Ursprünge gehen vermutlich auf den hl. Gunther zurück, der wenige Kilometer westlich am Gunthersberg als Einsiedler lebte. Auf dem dazugehörigen Friedhof lasen wir viele viele deutsche Namen. Offenbar wurden selbst in den letzten Jahren noch Deutsche dort beigesetzt. Ob es sich dabei um ehemals Vertriebene handelt, die in alter heimatlicher Erde ihre letzte Ruhestätte finden wollten? Ein Förderkreis setzt sich für die Erhaltung von St. Maurenzen ein. Ein gruseliger Anblick bot sich beim Blick in das daneben stehende Beinhaus, in dem sich die Gebeine früherer Verstorbener fanden. Vor dem kirchlichen Areal befand sich eine Skulptur, die als Opferschrein dient. Ich kam nicht umhin, eine Münze dazuzulegen und mir etwas zu wünschen.
Es folgte die zweite Seite des Quadrats, vorbei an einem Schwedengrab aus dem 30-jährigen Krieg und dem Gutshof von Palvinov, bei dem wir auf Zeugen des vergangenen Unwetters trafen. An der Ecke des Quadrats in Kundratice fanden wir ein geschlossenes Gasthaus mit Picknickbänken, auf die wir uns gern niederließen, um unseren Proviant zu genießen. Gestärkt ging es weiter, wobei sich ein verschlafenes Örtchen ans andere reihte. Kurz nach der großen Kurve (« Kurva Grande ») fanden wir Erfrischung an einem Rastplatz mit Bach und Bechern. Nun begannen wir, der vierten Seite unseres Quadrats zu folgen. In einem Waldstück versteckt stießen wir auf einen geheimnisvollen Rapunzelturm mit Fernrohr. Wir rätselten, ob es sich dabei um einen Kalkbrennofen handelte, wie wir sie schon in den Bergen nördlich vom Montpellier gefunden hatten. Nochmals nahmen wir einen Schluck aus unseren Trinkflaschen und machten uns ans letzte Wegstück steil hinab nach Rejstejn und zurück zu unserem Auto. Im Feriendomizil wartete ein erfrischendes Staropramen mit wenig Alkolhol auf uns… 🙂

Freitag, 23.6.2023

Neue Unwetter waren in der Nacht niedergegangen und die Temperatur stürzte von 25°C auf 15°C. Als wir erwachten, regnete es, und so blieben wir erst einmal im Ferienhaus. Ralf befasste sich mit der Fahrt nach Italien in die Brenta, ich bereitete den Einkaufszettel für unterwegs vor und begann zu packen. In dem geräumigen Haus hatten wir uns ganz schön ausgebreitet!
Am späten Vormittag schien sich der Himmel aufzuhellen und wir beschlossen, nach Modrava zu fahren und die letzte geplante Wanderung zu unternehmen. Bei der Ankunft dort regnete es heftig, was uns zunächst davon abhielt, loszumarschieren. Schließlich wurde es etwas heller. Nachdem das Parkticket, heute für 70 Kronen, bezahlt war, präparierten wir uns wetterfest. Die Luft war klar und der Weg wunderschön! Grün, grüner, am grünsten – die Natur so üppig und reingewaschen, dass es eine Augenweide war. Dank unserer guten Ausrüstung machten uns die Regenschauer gar nichts aus. Noch einmal ging es am Schwemmkanal entlang, der hier gut ausgebaut und mit Wasser schwarz wie Teer, Erdöl oder Braunbier gut gefüllt dahin floss. An einer Stelle lagen Floße im Gras und wir spintisierten ein bißchen herum. An der Rachelbrücke, wo der von Joseph Rosenbauer entworfene Kanal von der Vydra abgezweigt wurde, machten wir einigermaßen trocken Rast unter Bäumen. Vor der Planung eines Kanals wollte ein Holztransportunternehmer die Vydra mittels Sprengung der Steine und Felsen sozusagen aufräumen! Zum Glück wurde das vom Baumeister Rosenbauer verhindert!
Nach der Pause kraxelten und spazierten wir über Stock und Stein auf einem schmalen Uferpfad zurück nach Modrava. Wir ließen uns viel Zeit, denn wir konnten uns einfach nicht satt sehen an der herrlichen Umgebung! Am Ende belohnten wir uns mit Käsekuchen und Kaffee in einem modernen Café im Urlauberort Modrava für unsere Courage! Trotz des Regens war dies eine sehr schöne Abschlußwanderung im Böhmerwald, den wir sicher nicht zum letzten Mal besucht haben.

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Sommerurlaub 2023 – Etappe 1: Familie und Freunde in Deutschland

Unser diesjähriger Sommerurlaub begann mit der Fahrt am Samstag, den 10. Juni, nach Bretzfeld, wo wir im Bahnhof Busch erneut eine Zwischenübernachtung und ein Abendmenü auf dem langen Weg nach Berlin gebucht hatten. Das Spargelessen nahmen wir auf der Sonnenterrasse ein. Ausgeruht ging es am nächsten Tag weiter nach Berlin. Dort wurden wir in der Pension Lydia zu unserer Überraschung auf Englisch begrüßt. Das französische Autokennzeichen ruft ja manchmal Verwirrungen hervor, hier war es jedoch der junge Mann am Empfang, der der deutschen Sprache nicht mächtig war. Kein Problem, schließlich sind wir international erfahren und weltoffen. 🙂 Die Verständigung klappte ohne Probleme.
Ein geräumiges Zimmer mit eigenem Bad unterm Dach war vom 11. – 13. Juni unser Domizil und rasch bezogen. Danach war Abendbrot bei Ralfs Vati geplant. Zuvor hatten wir noch ein kleines Abenteuer zu bestehen! Ralfs Handy war spurlos verschwunden! Wir suchten in allen Ecken, auf und unter dem Bett. Ich rief seine Nummer an, wir hörten ein sehr leises klick, was nicht zu orten war. Das Telefon blieb wie verhext verschwunden! Schließlich lupften wir noch ein weiteres Mal die Matrazen und da lag es friedlich in der Besucherritze! Uff, wir waren beide geschafft, aber froh! Nun ging es zu Fuß durch einen kleinen Park zu Horst, wo wir auf dem Balkon sitzend den Rest des Abends verbrachten.
Am nächsten Tag waren wir mit Peter, Tina und Horst zu einem Überraschungsausflug mit anschließender Kaffeestunde im Garten von Herzfelde verabredet. Wir kletterten in Peters Auto und er gondelte mit uns durch herrliche Waldgebiete nach Prieros zum Waldhotel am See. Dort residierte u.a. Wilhelm Pieck von 1954-1959. Es gab leckeres Mittagessen und danach einen kleinen Spaziergang zum Mini-Strand. Scheinbar war auf dem Gelände ebenfalls eine Ferienanlage mit Sauna, denn wir sahen Gäste in Bademänteln herumspazieren. Eine Gruppe junger Leute, die offensichtlich zu einem Seminar im Waldhotel zusammen gekommen waren, bevölkerte die Terrasse und labte sich an einem großen Büffet. Dies und die Nachmittagsstunden unterm Kirschbaum in Herzfelde waren ein romantischer Urlaubsbeginn in der Heimat.
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Berlin fuhren wir nach dem leckeren Frühstück im Garten der Pension mit Horst an den Müggelsee. Dort gab es Mittagessen im Restaurant Neu Helgoland. Wir beobachteten die Boote und Fähren und die beiden erzählten sich Geschichten aus der Zeit, wo sie an und auf den Berliner Seen unterwegs waren. Plötzlich bekamen wir Lust, mit einer der Fähren auf dem See zu fahren. Wie verabredet kam auch gerade ein Schiff und spontan stiegen wir ein. Es war ein schönes gemeinsames Erlebnis auf dem Wasser. Der Kapitän gab zudem einige Erklärungen zu den Bauten am Ufer. Weitere Erinnerungen kamen hoch und wurden lebhaft diskutiert. Lustig war es, die kleinen Segelschüler in ihren Minijollen beim Erlernen der Segelei zu beobachten. Auf dem Balkon in der Zingster Straße klang der Tag aus und dann hieß es Abschied nehmen.

Unser nächstes Ziel war meine Heimatstadt Wittenberg. Zuvor waren wir zum Nachmittagskäffchen in Dannigkow mit Christian und family verabredet. Von Berlin fuhren wir zunächst in den Fläming zur Springbachmühle und aßen nach einem kleinen Spaziergang dort zu Mittag. Auch hier könnte man problemlos ein paar Tage Ausruhen und die Ruhe in der Natur genießen.

Nach dem Treffen in Dannigkow kamen wir abends in der FeWo Eckloff in Wittenberg an und machten noch einen kleinen Abendspaziergang durch die stillen Straßen der Lutherstadt. Am nächsten Tag waren wir mit meinen Eltern und unseren Enkelmädchen Mona und Nele verabredet. Es wurde ein heißer Sommertag, den wir u.a. in der Alten Canzley, im Tierpark, auf dem Wasser-Sandspielplatz und auf dem Bunkerberg verbrachten. Eis essen und Rumtollen gehörten dazu und es wurde viel gelacht. Am Abend kam meine Freundin aus Leipzig sogar noch zu einem Blitzbesuch vorbei.

Am Freitagabend waren wir mit meinem Bruder und seiner Partnerin im Brauhaus zum Essen verabredet. Zuvor kauften wir im Sportgeschäft Klöpping tüchtig ein und fuhren danach zum geliebten Bergwitzsee zum Mittagspicknick. Wir glaubten uns ganz allein. Als wir jedoch zum Auto zurückkamen, fanden wir zu unserer Verwunderung ein Knöllchen an der Windschutzscheibe. Wir hatten ganz und gar den Parkautomaten an der Einfahrt übersehen und parkten ohne Parkschein! Einerseits tat uns das leid, aber andererseits waren wir die einzigen Besucher weit und breit – durfte man auf Kulanz hoffen? Bisher bekamen wir noch keine Zahlungsaufforderung, on verra!
Der Abend im Brauhaus wurde nicht nur durch den Kellner, der uns einen Platz unter der Palme – welche Palme? – zuwies und lockere Sprüche drauf hatte zum Erfolg. Das Essen war lecker und die Wiedersehensfreude groß.
Somit war die erste Urlaubswoche bereits vergangen und hatte uns viele schöne Begegnungen sowie Erlebnisse beschert!

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Frühlingswochenende und Geburtstag im Vercors

Im Vercors waren wir schon einmal im Winter. Neben dem damaligen plötzlichen Wintereinbruch mit seinen aufregenden Folgen hatten wir die wunderbare Landschaft mit Wäldern und Felsen gut im Gedächtnis behalten! Ralf organisierte in diesem Jahr kurzerhand seinen Geburtstagsausflug in diese Traumgegend und es wurde ein echtes Traumwochenende!

Freitag, 19. Mai 2023 – Anfahrt über Saint Antoine l’Abbaye

Mit Wanderschuhen, Picknick und Neugier im Gepäck fuhren wir gemütlich nach dem Frühstück los. Das erste Zwischenziel war der Ort Saint Antoine l’Abbaye, der in die Liste der schönsten Dörfer Frankreichs aufgenommen worden war. Wie der Name schon sagt, befindet sich dort neben einem Naturheilkundemuseum, einem Historischen Museum, einer Skulpturwerkstatt und einem kleinen mittelalterlichen Garten eine der imposantesten Abteikirchen Frankreichs. Während wir diese ehrfurchtsvoll besichtigten, wurden wir von Orgelmusik begleitet. Der Organist übte offensichtlich für den nächsten Gottestdienst! Im Ort wirkten einst die Antoniter, die sich u.a. mit der Behandlung Pestkranker einen Namen machten. Die Museumsbesuche waren sogar kostenfrei und sehr interessant gestaltet. Unseren ersten Imbiß nahmen wir nach dem Rundgang durch den Ort auf einer Bank unter frühlingsgrünen Linden ein. Anschließend begaben wir uns auf einen kleinen Rundweg über die umliegenden Hügel und bewunderten die bunten Blumenwiesen sowie die langsam austreibenden Nussbäume. Auf unserer Wanderung kamen wir an der Kirche Saint-Jean le Fromental vorbei. Dort legten wir nochmals ein Päuschen ein. Margeriten, Mohnblumen und Orchideen säumten die weiteren Wege und wir gerieten ins Schwärmen ob des schönen Frühlingstages!

Nach dem Aufenthalt in Saint Antoine l’Abbaye fuhren wir direkt zu unserer Unterkunft, einem sog. chambre d’hôte – Ferienzimmer mit Frühstück und Abendessen auf Anfrage, in Auberives-en-Royans. Auf dem Grundstück, welches man über eine sehr steile Abfahrt erreichte, standen auch zwei ausgebaute Zirkuswagen als Wanderunterkünfte – ob es sich drinnen wirklich so romantisch anfühlt? Wir zwei bezogen ein bequemes Zimmer mit Bad und nahmen unser mitgebrachtes Abendessen auf der überdachten Terrasse ein. Währenddessen wusch ein kräftiger Landregen die Natur rein.

Samstag, 20. Mai 2023 – Ralfs Geburtstag!

Nachdem ich meinem Liebsten zu seinem Ehrentag gratuliert, er seine Geschenke ausgepackt und wir ausgiebig gefrühstückt hatten, gaben wir zunächst einem ebenfalls in der Herberge logierenden, deutschen Pärchen Tipps für ihre Weiterfahrt. Sie hatten vor, mit der Fähre von Toulon auf die Insel Mallorca überzusetzen und wollten die Zeit bis zur Abfahrt am Abend nutzen, um ein wenig die Landschaft zu genießen. Wir verabschiedeten uns später von ihnen und fuhren auf engen Straßen zu einem « wilden » Wanderparkplatz. Ralf hatte für den Vormittag eine Wanderung an einer Felsenkante mit Blick übers Vercors geplant. Dichter Nebel gab der Gegend ein mystisches Ambiente und verhinderte erstmal jegliche Aussicht. Zu unserer Freude lichtete er sich dann zunehmend, so dass wir in den Genuss herrlicher Blicke auf uriges Felsgestein kamen. Und noch etwas Besonderes konnten wir erleben: Ich sah einen Schatten huschen, hörte ein Kreischgeräusch wie von einem Raubvogel und entdeckte dann in Steinwurfweite einen Gamsbock, der mich ganz verdutzt musterte. Ich versuchte, Ralf Zeichen zu geben und vorsichtig schlich er herbei. Schließlich sahen wir weiter unten weitere Tiere und Auge in Auge mit ihnen konnten wir sie fotografieren. Sie fühlten sich offensichtlich im Nebel sicher. Langsam wanderten wir mit vielen Staunepausen weiter und genossen das GRÜN, was einfach ein so umwerfendes GRÜN war!

Zurück am Auto erklärte Ralf mir den zweiten Programmpunkt des Tages: Eine kleine Wanderung zum Grünen Wasserfall bei Pont-en-Royans. Mit 10 Höhenmetern ein Klacks für uns! Ja, unter normalen Umständen mag das stimmen! Jedoch setzte sich die abenteuerliche Anfahrt und das enge Parken am Straßenrand in einem durch den Regen in einen rutschigen, matschigen, schmalen verwandelten Pfad fort. Wegen des angenommenen geringen Anstiegs ließen wir unsere Wanderstöcke im Auto zurück, was wir noch bitter bereuen sollten. Zudem stellten wir bald fest, dass sich am linksseitigen Ufer des Flusses, der durch den Wasserfall gespeist wurde, ein bequemer  familienfreundlicher Wanderweg befand! Aber Aufgeben oder Umkehren galt nicht! Wir stapften und rutschten, stöhnten und hangelten uns voran. Ein Abschnitt war mit Seilen ausgestattet, was angesichts der uns fehlenden Hilfsmittel sehr, sehr hilfreich war. Ralf suchte für mich schließlich einen  Wanderstock im Unterholz, der mir wirklich gute Dienste leistete. Nach einer zittrigen Rutschpartie standen wir ihm schließlich glücklich gegenüber: Dem Grünen Wasserfall! Seinen Namen verdankt er dem moosüberzogenen Felsen, über den das Wasser hinab stürzt! Der Rückweg war wie immer viel leichter. Ich war heilfroh, ohne ins Wasser gestürzt zu sein wieder wohlbehalten am Ausgangspunkt angekommen zu sein!

Drittes Abenteuer des Tages war hängend, weiß und die Wanderschuhe sahen danach total verschlam(p)mt aus. 😮
Doch der Reihe nach. Nach der Kraxelei zur Grünen Cascade fuhren wir etwas zerzaust und nicht gerade stadtfein nach Pont-en-Royans. Dieses Dorf an der Bourne, einem Nebenfluß der Isère, ist wegen seiner hängenden Häuser berühmt. Ihr Anblick war wirklich imposant! Ansonsten ist der Ort recht grau, verlassen und hat seine beste Zeit hinter sich. Mein Liebster ließ uns noch über allerlei Treppenstufen steigen, bevor wir letztendlich zum Weißen Wasserfall wanderten. Ich gebe zu, dass meine Füße schon etwas Müdigkeit verspürten. Aber wie so oft siegte die Neugier. Und diese wurde am Ziel auch belohnt. Durch die letzten Regenfälle war die Cascade gut gefüllt und einige Wanderer hatten Mühe, den recht lebhaften Fluss zu Fuß zu überqueren, denn der Pilgerweg ging am gegenüberliegenden Ufer weiter!
Der Tag ging mit einem lecker von dem Herbergspaar zubereiteten Dinner und passenden Weinen zu Ende. Seelig schliefen wir ein und hatten viele grüne Träume!

Sonntag, 21. Mai 2023 – Käseträume

Wir liebten Saint-Marcellin bisher als eine der leckeren Käsesorten, die wir bisher in Frankreich kennenlernten. Der gleichnamige Ort schien es uns wert, besucht zu werden, um die Wiege dieser Spezialität zu entdecken. Die von Ralf geplante Fahrt von Aubervives nach Saint-Marcellin war abenteuerlich, denn sie führte über enge, in den Fels gefräste Passstraßen mit diversen Tunneln, Fangnetzen für herabstürzende Steine und impressionanten Ausblicken! Die herrlichen Buchenwälder, die Stille und die Natur waren so entspannend und ich stellte mir vor, dass ich an diesem Ort einfach für ein paar Wochen verschwinden würde …
Die Kleinstadt war dann leider eine Enttäuschung und den Abstecher nicht wert. Zwar empfahl eine Karte am Touristenbüro gleich drei Stadtrundgänge, aber es fehlte jede Spur von Charme. So tingelten wir nur kurz durch einige Gassen, bevor wir uns endgültig auf den Heimweg begaben. Glücklicherweise fuhren wir gen Süden, denn die Gegenrichtung entpuppte sich auf 100 km als einziger Stop-and-Go-Verkehr mit unzähligen Staus.

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