Radeln nach dem Gewitter

Nachdem ich Ralf heute morgen in Richtung Köln verabschiedet hatte, fuhr ich mit meinem Drahtesel los. Ich wollte schon lange den neuen Park am Mas de Rochet, einer Kureinrichtung, erkunden. Dieser liegt etwas versteckt. Auf seinem Terrain wachsen neben duftenden Kräutern, Wiesenblumen und Gräsern riesige Bäume, wie Platanen, Eichen oder Ulmen. Freudig überrascht war ich, als ich eine Tischtennisplatte entdeckte! Das könnte eine neue Möglichkeit für uns werden, zu spielen! Wer weiß?!
Nach meinem Spaziergang im schattigen Park fuhr ich weiter zum Markt und kaufte mir noch einmal die köstlichen Kirschen aus der Provence! Unschlagbar! Da der Tag noch jung war, beschloss ich, meine Runde zu verlängern. In Montpellier wurden in den letzten Jahren sehr viele Fahrradwege angelegt und es macht Freude, sie zu benutzen. Da es gestern gewittert und ergiebig geregnet hatte, war die Luft schön frisch und sauber.
Gute Reise, Liebster, und euch allen einen schönen Sommer!

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Sommerurlaub 2025 – Etappe 5

Anreise

Nach weitgehend entspannter Autofahrt erreichten wir am späten Nachmittag des 28. Juni Luz-Saint-Sauveur in den Pyrenäen. Nur kurz vor Bordeaux gerieten wir in einen veritablen Stau, den wir durch Vorortstraßen zu umfahren versuchten. Dabei gerieten wir in den Wochenend- und Solde-Einkaufswahn und waren am Ende froh, den Großraum von Bordeaux wieder zu verlassen. Später wurde die Autobahn leerer und leerer und wir schienen allein auf der Welt verblieben zu sein. Auf einer Raststätte stärkten wir uns an Bretzeln und Tomatensalat. Der Kaffee war so la la… Unterwegs kletterte das Thermometer nochmal auf 33 Grad und selbst auf 600 m Höhe herrschten bei unserer Ankunft im Urlaubsort noch 30 Grad. Wir bezogen Quartier in einer größeren Anlage, in der auch viele Spanier sowie einige Engländer, Niederländer und Portugiesen ihren Urlaub verlebten. Den morgenlichen Baguetteservice nahmen wir gern in Anspruch, doch den um 18 Uhr schließenden Minipool benutzten wir nicht. Unsere Vorräte füllten wir im örtlichen Carrefour auf. Der Tag ging mit einem Abendspaziergang durch die touristische « Altstadt » mit wehrhafter Kirche, charmanten Häusern, einem ehemaligen Bahnhof und vielen Restaurants zu Ende.

Tag 1: Wanderung zum Cirque de Gavarnie

Ein sonniger Tag lag vor uns und wir hatten für die erste Tour eine Wanderung zum Cirque de Gavarnie mit seinem 422 m hohen Wasserfall auserkoren. Die Anfahrt erfolgte auf gut ausgebauter Straße, wobei wir eine ganze Reihe Radfahrer überholen mussten. Vom Parkplatz in Gavarnie (Gebühr 8 Euro) liefen wir zunächst durch die Shopping- und Gastronomiemeile des Ortes. Bald verließen wir diese von unzähligen Wanderern bevölkerte Haupftader zum Cirque und kraxelten auf schmalem Weg linkerhand den Berg hinauf. Auf einem Stein rutschte Birgit unglücklich aus und stürzte rücklings zu Boden, wobei ihr Kopf und linker Zeigefinger in Mitleidenschaft gezogen wurden. Birgit war genervt von ihren neuen Wanderstöcken mit Klappverschluss, die immer wieder zusammenrutschten und keine Sicherheit boten. Als sie schließlich an einem Weidezaun fast ein weiteres Mal gestürzt wäre, tauschten wir die Stöcke und von da an lief es deutlich besser. Später erkannte ich, woran das Problem lag, und konnte die Stöcke besser fixieren. Doch warum es den guten, altbewährten Mechanismus nicht mehr gibt, bleibt uns ein Rätsel.
Vorbei an Wiesen voller violetter Schwertlilien gewannen wir schnell an Höhe und unweit einer Wegekreuzung legten wir ein erstes idyllisches Picknick ein. Fast wäre Birgit erneut gestürzt, als sie voller Neugier durch ein nahezu ausgetrocknetes Bachbett mit Gumpen kletterte. Das kann ja heiter werden, denn unser Rother-Wanderführer kündigte für den folgenden Wegabschnitt einen ausgesetzten Bereich an. Dieser war dann jedoch recht harmlos. Kurze Zeit später halfen wir einem Pärchen mit Kind an einer etwas kniffligen Stelle. Wir bewunderten an den steilen Felshängen seltene fleischfressende Pflanzen, die in schöner bläulicher Blüte standen. So näherten wir uns unaufhaltsam dem Cirque de Gavarnie mit Wanderrestaurant und all den anderen Wanderfreunden, die den vergleichsweise langweiligen Hauptweg eingeschlagen hatten. Der viele Trubel bewog uns, dass große Picknick auf einen späteren Moment zu verschieben. Erneut verließen wir den Hauptweg und stiegen bald darauf an einem Seil zu einem wilden Bach hinab. Hinter der Brücke fanden wir ein altersgerechtes Plätzchen auf einem Felsblock, um unser Picknick zu genießen. Für diese Wanderwoche sollte es sich dabei jeweils um ein Baguette-Sandwich handeln, welches Birgit jeden Morgen liebevoll für uns zubereitete. Danke schön, mein Schatz! :-*
Weiter ging es durch lichten Wald mit vielen kleinen Bächlein, zwischen denen der Weg kaum auszumachen war. Dann hatten wir die Wahl, entweder zum touristischen Hauptweg nach rechts zu schwenken oder linkerhand erneut den Hang zu erklimmen. Ich konnte Birgit überzeugen und es wurde tatsächlich ein schönerer Weg, der uns bis zur Ortskirche von Gavarnie führte. Mit lustigen Reimen über Frau Holle, die Tolle mit der Knolle, verkürzten wir uns den Weg zurück zum Parkplatz.

Tag 2: Doppeldeckertour

Früh wurden wie vom Vogelgezwitscher geweckt. Birgit laborierte noch an den Folgen ihres Missgeschicks vom Vortag, ihr Finger tat weh, ihr Schulterblatt ebenfalls. Wir fuhren zeitig los zum Col de Tentes, wofür wir erneut nach Gavarnie mussten und dann hinauf auf eine Höhe von 2207 m. Vom Parkplatz führen mehrere Wanderwege in die Umgebung. Wir folgten einem Pfad hinauf zum Lac des Espécières und weiter hinauf auf einen Sattel in 2334 m Höhe, dem Col des Espécières. Dort begaben wir uns auf spanisches Territorium und stiegen vorbei an vielen Blumen weit hinab, wobei wir dem Verlauf einer Hochspannungsleitung folgten. Am Enzianstein unweit des Ibón de Lapazosa nahmen wir eine Zwischenmahlzeit ein. Uns bot sich eine berauschend schöne Bergkulisse: ein Gipfel in drei Farben, Spuren starker Erosion und eine gelbe Wiese in der Ferne…
Am « Wendestein » ging es im spitzen Winkel nach links und dann hieß es, die herabgelaufenen Höhenmeter wieder hinaufzukraxeln. Wir teilten den Anstieg in mehrere übersichtliche Etappen mit Trinkpausen ein, so dass wir gut zum Port de Boucharo in 2271 m Höhe gelangten. Oben angekommen, empfingen uns kräftige Windböen. Mit ein wenig Kletterei fanden wir einen schönen Picknickplatz mit Wanderköniginsitz. 🙂 Von dort war es dann nicht mehr weit zum Auto, wobei der weitgehend ebenerdige, behindertengerechte Weg an manchen Stellen von Geröllabgängen verschüttet war.
Da der Tag noch jung war und wir uns fit fühlten, beschlossen wir, eine Bonusrunde ranzuhängen. Diesmal ging’s vom Parkplatz in die entgegengesetzte Richtung auf einem Grat hinauf zum Pic des Tentes (2322 m). Ich war kaum zu bremsen und schlug vor, noch weiter zum Pic de la Pahule (2292 m) zu laufen. Birgits Begeisterung hielt sich erst in Grenzen, doch als wir das Ziel mit seinem grandiosen Blick zum Cirque de Gavarnie erreichten, waren wir beide stolz. Mit 11,9 km und 630 Höhenmetern sollte dies unsere sportlichste Tour in den Pyrenäen werden.

Tag 3 im Zeichen der Wasserfälle

Mit der Idee, eine hautfreundliche schattige Wanderung zu absolvieren, fuhren wir ins Tal von Cauterets, wo sich ein wunderschöner Wanderweg mit mehreren Wasserfällen (Kaskaden) befindet. Schon am Parkplatz trafen wir auf die ersten einfältigen Mitbürger, die uns beinahe direkt vor einem Wegweiser fragten: « Wissen Sie, wo hier der Kaskadenweg losgeht? » 😉 Der Weg war nun wirklich nicht zu verfehlen. Durch herrlichen Wald zog sich der Weg kontinuierlich bergauf, mal gemächlich, mal etwas steiler. So sollten es insgesamt stolze 450 Höhenmeter werden. Aber die vielen Wasserfälle und Schilder mit Erläuterungen und Anekdoten ließen diese Tour ein Hochgenuss werden. So zum Beispiel die Legende zur Insel Sarah-Bernhardt: Eine Geschichte besagt, dass die berühmte Schauspielerin einen Wohnsitz in Cauterets hatte. Sie kam nicht allein dorthin, sondern wurde regelmäßig von ihrem Lieblingshaustier, ihrem Panther, begleitet. So sehr, dass die Insel, auf der sie mit ihm spazieren ging, noch heute ihren Namen trägt. Eine Variante dieser Geschichte meint, dass Sarah Bernhardt Stammgast in einem Hotel in Cauterets war. Eines Jahres brachte sie angeblich ein junges Raubtier mit, das allerlei Schaden im Hotelzimmer anrichtete, was der Hotelbesitzerin gar nicht gefiel. Nach ihrer Auseinandersetzung mit der Hotelbesitzerin ließ sich Sarah auf dieser kleinen Insel nieder. Sie kam mit ihrem De Dion-Bouton, einem Luxusauto mit Schlafkoje und sogar einem Waschbecken. So war sie also eine Art Vorläuferin des Camping-Caravanings. Eine andere Geschichte geht jedoch völlig anders: An besagter Stelle der Insel befand sich früher ein Sägewerk, dessen Inhaber Bernhard hieß, auf französisch Scierie Bernhard. Und daraus entwickelte sich durch sprachliche Abwandlung im Laufe der Zeit der Name Sarah Bernhardt. Welche Legende stimmt wohl? 🙂
Am Bärenwasserfall legten wir unser erstes Picknick ein. Und am Ende des Hinwegs unserer Tour erreichten wir die spanische Brücke. Ein letztes Mal mussten wir uns motivieren, auch noch zu deren Wasserfall zu steigen. Inzwischen kündigte sich in der Ferne wie vorausgesagt ein Gewitter an. Wir machten schleunigst kehrt und stiegen ohne weitere Fotopausen den Waldweg ab zurück zum Parkplatz. Unterwegs wurden wir von einem entgegenkommenden Wanderer gefragt, ob es noch weit zur spanischen Brücke sei. Da donnerte es bereits und der Himmel hatte sich verdunkelt. Wir gaben etwas belustigt Auskunft, zweifelten jedoch an der Sinnhaftigkeit seines Unternehmens. Kurz Zeit später fing es an zu gießen und wir zogen rasch unsere Regenbekleidung über. Besagter Wanderer kam bald darauf ebenfalls abgestiegen – pitschnass. Gut, dass wir immer so gut ausgerüstet sind. Am Parkplatz angekommen, kauften wir uns als Andenken jeder ein paar Söckchen mit Herbst- bzw. Wintermotiven. Und unser zweites Picknick nahmen wir im Auto ein.

Im diesem Jahr sind die ungeraden Tage Birgits Wunschtage. Und so wünschte sie sich einen Abendspaziergang. Gewünscht, getan. Schnell schaute ich bei Komoot nach einem Rundweg und fand einen Zweieinhalb-Kilometer-Spaziergang am Flüsschen Le Bastan bis zur Gave de Gavernie. Im Wohngebiet erfreuten wir uns an hübschen Straßenschildern. Dann kamen wir zu einem Spielplatz und einem phantasievollen Karussell. Oma war mal wieder wie ein Kind! Und auch auf der Hängebrücke über die Gave wurde geschaukelt. 🙂 Vorbei an einem Ferienheim führte uns der Weg zurück zu unserer Residenz, in der der Tag mit zwei Partien SkipBo ausklang: 50:50 – jeder von uns gewann ein Mal.

Tag 4: Mit der Tschu-Tschu-Bahn auf Bergtour

Da der Wetterbericht Regen und Gewitter für den Nachmittag ankündigte, beschlossen wir, die Anfahrt zu minimieren und so rechtzeitig zum Ausgangspunkt zurückkehren zu können. Außerdem planten wir, die Wanderung etwas abzukürzen und auf einer mautpflichtigen Straße möglichst weit zum Cirque de Troumouse hinaufzufahren. Ein kleiner Schreck wartete auf uns, als auf der Anfahrt ein Teil der Straße weggespült war und notdürfige Reparaturen vorgenommen wurden. Dadurch entfiel die Maut und wir konnten bis zur Auberge du Maillat mit unserem Auto fahren. Von weitem sah ich, wie sich die Straße weiter in Richtung Cirque hinaufschlängelte. War das eine Tsch-Tsch-Bahn, die dort vor den Felsen entlangfuhr? Wir glaubten, unseren Augen nicht trauen zu können. In der Tat, an der Herberge war Schluss und dort fuhr eine von einem Traktor gezogene Tschu-Tsch-Bahn los zum Cirque de Troumouse. Welch ein Gaudi, das wir uns nicht entgehen lassen wollten! Und zudem eine willkommene Wandererleichterung, denn wir waren auf einen geruhsamen Tag eingestellt. 🙂
In hügeligem Gelände vor toller Bergkulisse wanderten wir durch diese Märchenlandschaft. Azaleen blühten, Murmeltiere pfiffen, kleine Bergseen, die Lacs des Aires, säumten unseren Weg. Vor dem Aufstieg zur Cabane des Aires, einer Schäferhütte, legten wir unser Picknick ein. Inzwischen türmten sich die Wolken auf und es grummelte, doch wir blieben trocken. Auf dem Rückweg trafen wir einen Franzosen, der bemerkte, dass wir Deutsche sind, woraufhin sich ein Gespräch entspann. Er hatte acht Jahre deutsch gelernt und erzählte uns, dass er im nächsten Jahr seinen 50. Geburtstag in Berlin verleben möchte. Ganz so, wie ich auf Island und Birgit in Paris. Der Fünfzigste ist eben etwas ganz besonderes!

Tag 5: Picknickträume im Doppelpack

Am Morgen herrschte noch Nebel und wir konnten erstmals auf dem Balkon frühstücken, weil wir die anderen Tage vor der blendenden Sonne ins Zimmer flüchten mussten. Wir fuhren nochmals zur spanischen Brücke, an der wir zwei Tage zuvor am Ende unserer Kaskadenwanderung ankamen und umkehrten. Parkgebühr 8 Euro. Die meisten Ausflügler nutzten Gondel- und Sessellift, um auf Höhe des Sees Lac de Gaube zu gelangen. Doch wir wollten ihn zu Fuß entdecken! Ein schöner, mitunter kraxeliger Weg über steinerne Stufen führte an imposanten Bäumen und Felsblöcken mit Granitadern vorbei. Vögel hüpften und zwitscherten fröhlich neben dem Weg, der entlang des Bächleins, der Gave de Gaube, stetig anstieg. Von weitem sahen wir schon, wie die Liftfahrer zum See mit der danebenstehenden Wanderpension pilgerten. Wir legten kurz vor Ankunft am See unser erstes Traumpicknick ein. Orchideen blühten zwischen mäandernden Wasserläufen und wir freuten uns des Lebens.
Ausgeruht stiegen wir zum See und an dessen rechtem Ufer vorbei weiter ins Tal hinein. Wir trafen auf eine junge Chinesin aus Großbritannien und kraxelten durch felsiges Gelände oberhalb der Talsohle, die vermutlich manchmal unter Wasser steht. Für den Rückweg beschlossen wir, die einfachere und etwas feuchtere Variante zu nehmen. Am Ufer der Gave fanden wir bald einen weiteren paradiesischen Picknickplatz, während die Chinesin weiter dem Weg folgte. Wie die Tage zuvor fing es am Nachmittag an zu grummeln und wir beschlossen, aufzubrechen. Erneut am See vorbei nahmen wir anschließend den einfacheren, weil weniger steilen Weg hinab zur spanischen Brücke. Weit unten füllte sich das Tal mit einer dicken weißen Wolke. Ein kurzer Regenschauer ließ uns die Kleidung wechseln, aber bald konnten wir die Pellerinen wieder ablegen. An einer Brücke bot sich uns nochmals das Schauspiel eines Wasserfalls, bevor wir gegen 4 Uhr heimfuhren. Unterwegs hielten wir nochmal am Carrefour und erledigten kleinere Einkäufe. Als besondere Herausforderung stellte sich das Einlösen eines Bons für Raffaelo heraus, die ich schließlich an der Kasse fand und wovon ich der vergeblich suchenden Aushilfskraft berichtete. Auf dem Balkon herrschten angenehme Temperaturen und wir verfolgten aufmerksam das Katzentheater auf der Wiese und wie sich ein Wolkenband um unseren gegenüberliegenden Hausberg zog. Zu guter letzt gewann Birgit zwei Mal SkipBo – wenn das nicht ein toller Tag war?! 🙂

Tag 6: Schwitzen zum Abschied

Für den letzten Tag, erneut mit unsicherer Wetterlage am Nachmittag, entschieden wir uns für eine Wanderung, die wir zunächst als etwas langweilig angesehen hatten. Doch dem war nicht so! Die Idee war, zum Plateau de Saugué aufzusteigen. Ich hatte eine längere (10,4 km und 480 Hm) und eine kürzere (6,3 km und 400 Hm) Variante geplant, wobei die kürzere in etwa der Version im Rother-Wanderführer entsprach. Hinter einer Brücke fanden wir eine kleine, inoffizielle Parkbucht für zwei Autos und ein Platz war noch frei. 🙂 Ein sehr steiler, gerölliger und nicht besonders gut ausgezeichneter Anstieg ließ uns rasch an Höhe gewinnen. Dabei bemerkte ich, das der von mir als Rückweg geplante Pfad nicht existierte bzw. uns zumindest über einen Zaun führen würde. Etwas später verpassten wir eine Kurve und gerieten immer mehr vom Weg ab. Dank Komootine fanden wir aber wieder auf den rechten Weg zurück. Oben angekommen, entpuppte sich der GR10 als schöner Höhenweg durch malerische Wald- und Wiesenlandschaft mit Singvögeln, einigen Erklärungstafeln sowie Bachläufen und Blumenwiesen. Wie wir herausfanden, waren wir im Pays Toy, dem Spielzeugland, unterwegs. 🙂 Am Wegesrand mit Blick auf den gegenüberliegenden Bergzug legten wir unsere Bananenpause ein. Das Gîte de Etape de Saugué war offentsichtlich geschlossen. Also folgten wir einem Sträßchen vorbei an einigen alten, sanierten Steinhäusern. Am Rande eines solchen nahmen wir auf der Mauer Platz und genossen unser Picknick.
Um den schwierigen Wegabschnitt vom Anfang zu vermeiden, beschlossen wir, für den Rückweg eine längere, aber weniger steile Variante zu nehmen. Vor uns lag der Cirque de Gavarnie, den wir schon vom ersten Tag kannten. Als nächstes Zwischenziel machten wir Holle aus, ein Wanderheim des französischen Alpenvereins. 🙂
Doch sollten wir etwa nochmals einen Berg bezwingen? Ralf Beaubavard, der Schönredner, meinte ja, vielleicht so 50 Höhenmeter, aus denen wohl insgesamt nochmal 150 Höhenmeter wurden. Der erste, relativ kurze Anstieg auf einem Schotterweg machte uns zu schaffen, während sich ein zweiter, der über weichen Waldboden im Schatten mächtiger Buchen führte, fast von allein lief. Wie man sieht, sind Höhenmeter allein kein Kriterium für gefühlte Schwierigkeit. Kurz vor Frau Holle saß ein Murmeltier auf einem Felsblock. 🙂 Danach wurde es nochmal aufregend, da die Markierungen ziemlich verblasst waren. Schließlich gelangten wir auf die Straße, die zum Col des Tentes führt. Nach circa einem Kilometer entdeckte ich einen Abzweig, der erstmal nicht so einladend aussah, jedoch zum Regionalwanderweg Sentier du Gypaéte gehörte. Zumindest war er mit einem gelben Strich markiert. 😉 Ziemlich steil und holperig führte der Pfad hinab zum Bach Gave d’Ossoue, dessen Gumpen wir zuvor bewundert hatten. Hoffentlich gibt’s eine Brücke… Dem war so. Doch dann mussten wir ein weiteres Mal steil durch urwaldartiges Gelände aufsteigen. Langsam waren unsere Batterien erschöpft. Doch wir schafften auch den letzten Kilometer oberhalb der Gave de Gavernie. Im Farnkraut versteckten sich nicht nur Zecken – wir fanden ein halbes Dutzend an uns – sondern auch eine Aspisviper! Gut, dass ich sie rechtzeitig entdeckte und durch Erschütterungen des Bodens mit Hilfe des Wanderstocks zur Flucht bewegen konnte. Vorsichtig geworden setzten wir aufmerksam den Weg fort, bis wir nach wenigen hundert Metern endlich wieder am Auto waren. Am Ende sollte die Tour mit ihren 11,7 km und 540 Hm zu den anspruchsvolleren des Urlaubs gehören. Zurück in unserer Unterkunft kam dann doch noch ein Gewitter auf, aber trotz frischen Windes machten wir uns nochmal auf, um im Ortskern Pyrenäenkäse und -würste zu kaufen. Der Abend ging mit dem ersten EM-Spiel der deutschen Fußballerinnen gegen Polen zu Ende (2:0 für Deutschland).

Abreise: Flammendes Inferno

Flammendes Inferno, so heißt ein amerikanischer Katastrophenfilm aus dem Jahre 1974. Doch was hat es damit im Zusammenhang mit unserer Reise auf sich? Nach einem gemütlichen Frühstück machten wir uns frohen Mutes an die Rückreise. Um nicht durch Toulouse zu müssen, plante ich eine zudem kürzere Umfahrung übers Land durch Rimont und Mirepoix. Leider gab es auf der Strecke keine schönen Rastplätze, so dass wir uns am Rande eines Maisfelds ausruhten und stärkten. Bei Carcassone kamen wir wieder auf die Autobahn. Schon von weitem sahen wir weiter südlich dicke Rauchschwaden am Horizont. Schon einmal, als wir ebenfalls aus den Pyrenäen kamen, gab es dort einen Waldbrand, woraufhin wir damals quer übers Land nach Montpellier fuhren. Doch diesmal gaben die Streckenschilder eine normale Dauer der Fahrt bis Narbonne an. So blieben wir auf der A61. Je näher wir den Rauchschwaden kamen, desto klarer wurde uns, dass wir genau daraufzu fuhren. Am Himmel kreisten Löschflugzeuge und Hubschrauber. Und bald gerieten wir in einen Stau, der zunächst durch ein liegengebliebenes Elektroauto und dann durch die Flammen, die bis auf die rechte Fahrspur züngelten, ausgelöst worden war. Besonnen-vorsichtig steuerte ich unseren Wagen auf der linken Spur an den Flammen vorbei. Dabei war uns beiden schon etwas mulmig. Doch alles ging gut und wir konnten zügig unsere Fahrt fortsetzen.
Auf der A9, der Autobahn hinter Narbonne, signalisierten die Streckenschilder eine Autobahnsperrung vor Montpellier, so dass wir gezwungen waren, bei Sète abzufahren. Wieder war ein Brand die Ursache. Ich entschied mich für die meereszugewandte Seite des Massifs de la Gardiole. Bei Mireval mussten wir auch noch die Route départementale verlassen und durch den Ort navigieren. Aber am Ende erreichten wir glücklich und halbwegs zeitig unser Heim. Dies sollte erst der Anfang eines brandgefährdeten Sommers sein, wobei die Feuer meist durch Unvernunft oder gar Absicht ausgelöst wurden.

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Sommerurlaub 2025 – Etappe 4

Für die Weiterreise von der Île de Groix in die Pyrenäen hatten wir erneut ein Zwischenziel eingeplant. So verließen wir am Morgen des 27. Juni die Insel mit einer etwas größeren Autofähre in Richtung Lorient. Unsere Gastgeberin war so freundlich, uns mit ihrem Auto zum Hafen zu fahren, wobei sie eine abenteuerliche, uns völlig unbekannte Route nahm. Sie wird schon gewusst haben, warum. In Lorient angekommen, blieb Birgit mit dem Gepäck am Anleger zurück und ich holte unser Auto aus der Tiefgarage. Anschließend wurde getankt und es ging los gen Süden.
Frankreich hat sich so einiges einfallen lassen, um seine Sehenswürdigkeiten anzupreisen. So gibt es nicht nur die schönsten Dörfer Frankreichs, die Städte der Blumen, sondern auch noch die sog. « Petite cité de caractère » = alte Ortskerne mit Charakter. An diesem Tag sollten wir derer zwei kennenlernen. Als wir auf der Nationalstraße unterwegs waren und es Zeit für ein Päuschen wurde, tauchte am Straßenrand der Hinweis auf La Roche-Bernard – der Bernhardsfelsen auf. Wir parkten etwas außerhalb am Straßenrand und erkundeten die Altstadt zu Fuß, wobei sich ein schöner Blick über den Fluss Vilaine bot. Am kleinen Marktplatz kauften wir ein weiteres Andenken an unsere Urlaubsreise, eine hübsche Scheibengardine mit Leuchtturmmotiven, die jetzt unsere Küchentür zum Balkon schmückt. Und in der Bäckerei versorgten wir uns mit Sandwich und einer süßen Leckerei fürs spätere Picknick.

Unsere Weiterfahrt verlief reibungslos und wir kamen (zu) zeitig an unserem Quartier an. So blieb uns noch Zeit für weitere Erkundungen. In der Nähe gab es ein weiteres schönstes Dorf Frankreichs, doch auf dem Weg dorthin blieben wir an der Petite cité de caractère Foussais-Payré hängen. Dieser Ort beeindruckte uns mit seiner zweischiffigen romanischen Dorfkirche, die im 10. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde und deren reich geschmückte Fassade aus dem 12. Jahrhundert erhalten blieb. Außerdem hatte sich der Ort mit einer Vielzahl von Skulpturen herausgeputzt.

Schließlich trafen wir in Vouvant ein. Auf verschlungenen Wegen innerhalb und außerhalb der Wehrmauern erliefen wir uns die Schönheiten dieses Dorfes, wie die romanische Kirche mit ihrer reich geschmückten Nordfassade, die als Kleinod der poitevinischen Baukunst gilt, und der 30 Meter hohe Donjon aus dem 12. Jahrhundert, auch Tour Mélusine genannt. Nach einer Legende handelt es sich bei der Burg von Vouvant mit ihrem noch erhaltenen Donjon um die Gründung der Fee Melusine, die von ihr in nur einer Nacht errichtet wurde. Einer ihrer Söhne, Gottfried Großzahn, soll in der Kirche von Vouvant bestattet worden sein. Birgit kam nicht umhin, beim Abendessen – ja, es gab wieder Galette! – ein erfrischendes Feenbier zu genießen, während ich mich an einer Rhabarberschorle labte.
Voller schöner Eindrücke fuhren wir zu unserem Gästezimmer Le Tilleul – die Linde bei Saint-Hiliare-des-Loges. Unter dem Dach des Hauses fanden wir ein wohltemperiertes und gemüliches Domizil für eine Nacht und tags darauf wurde auf der Terrasse ein leckeres Frühstück serviert. Ein älteres Pärchen leistete uns Gesellschaft und wie sich herausstellte, waren sie auf dem Weg zu einer Hochzeit in der mittelalterlichen Kirche von Foussais (siehe oben). 🙂

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Sommerurlaub 2025 – Etappe 3

Etappe 3: Die Insel Groix

Nachdem wir ein vorerst wohl letztes Galette in der Nähe des Hafens von Lorient verspeist hatten, bestiegen wir am Nachmittag des 22. Juni die Personenfähre in Richtung Île de Groix. Woher stammte wohl ihr Name? Im Vorfeld der Reise las ich davon, dass die Frauen der Insel einen Angriff der Engländer abwehrten, indem sie sich mit Seetang behängten und wie wild am Ufer herumsprangen. Dies veranlasste die Angreifer vor den mutmaßlichen Hexen zu flüchten. Île de Groix heißt also soviel wie « Insel der Hexen », abgeleitet vom Bretonischen « Enez Ar C’hoaz’h ».:-)
Die 45minütige Überfahrt war ruhig. Wir saßen an Deck, ließen uns den Wind um die Nase wehen, staunten über die riesigen Betonbunker für U-Boote aus der Zeit des 2. Weltkrieges und ebenso über die Zitadelle Saint-Louis, die weit in den Atlantik ragt. Berühmte Gefangene wurden hinter den Befestigungsmauern des Morbihan versteckt, darunter Louis-Napoléon Bonaparte im Jahr 1836. Im Jahr 1590 errichteten die Spanier die ersten Teile des beeindruckenden Baus. Nach dem Abzug der Männer von Juan del Aguila vollendete Louis XIII die Festung im Jahr 1637. Er gab der Stadt den Namen Port Louis. Als Standort der Compagnie des Indes, der französischen Indien-Kompagnie, erlebte Port Louis eine Zeit des Wohlstands. Nach dem Umzug der Kompagnie nach Lorient wandte sich die Stadt der Fischerei und dem Badetourismus zu.
Am Port Tudy – Hafen Tudy – des zentralen Inselortes Le Bourg erwartete uns unsere Vermieterin Françoise mit ihrem silbergrauen Flitzer. Obwohl nur Einheimische motorisierte Fahrzeuge benutzen dürfen und die Insel mit einer Länge von 8 km, einer Breite von 3 km sowie dünner Besiedlung recht überschaubar erscheint, hat uns im Laufe unseres Aufenthalts der rege Autoverkehr ziemlich erstaunt. Nach unserer Ankunft waren wir froh darüber, dass wir die Rucksäcke in Françoises Kofferraum verstauen konnten und sie uns zur Unterkunft fuhr. Unterwegs machte sie uns auf die wichtigsten Gebäude wie Bäckerei, Postamt, Apotheke, verschiedene Restaurants und Cafés aufmerksam. Die Ferienwohnung befand sich im Haus unserer Gastgeberin mit eigenem Eingang und Terrasse. Verblüfft standen wir vor dem Küchenwandschrank, in dem allerlei hübsches Geschirr, Küchengeräte und diverse Utensilien untergebracht waren. In dem gemütlich eingerichteten Appartment verbrachten wir eine erholsame Zeit.
Für das Abendessen hatte ich einen Tisch im « La Marine » reserviert. Zuvor spazierten wir zum Hafen Lay und bewunderten nicht zum letzten Mal die überall üppig blühenden Hortensien in vielerlei Farben.

Tag 1

Ralf ging als erstes einkaufen, da wir in den Rucksäcken keine Vorräte mitnehmen konnten. Anschließend frühstückten wir und bereiteten den ersten Inselausflug vor. Wir hatten vor, alle vier Küstenseiten zu erkunden und begannen mit einer Nord-Süd-Wanderung. Durch Le Bourg ging es auf einem schmalen Pfad zur felsigen Küste. Ein Fasan querte den Weg, später auch noch eine Fasanenmutter mit mehreren Küken. Ein Vögelchen saß plötzlich vor uns im Gras. Beinahe hätte ich es getreten! Ob mein Rettungsversuch vor einem möglichen Schlangenangriff erfolgreich war, werde ich nie erfahren. Am Port Nicolas legten wir auf den Felsen eine längere Pause ein. Ich zeichnete, Ralf beobachtete die Möwen und das steigende Wasser im Hafen, bevor wir die Wanderung bis zu einer weiteren schönen Bucht fortsetzten. Dort musste ich ins Wasser eintauchen! Wenigstens mit den Füßen!
Kurz bevor wir die gegenüberliegende Küste erreichten, entdeckten wir einen See mit Entenparade, an dessen Ufer hoch gewachsene Bäume standen. Auf einer hochgelegenen Grasnarbe mit weitem Blick machten wir schließlich eine Picknickpause. Möwen kreisten über uns. Wollten sie etwas von unserem Sandwich stehlen oder waren es Motivationsflüge für ihre graufedrigen Jungen, die unentschlossen herumhüpften?!
Zurück liefen wir am Hafen Lay entlang. Dort fiel zur gleichen Zeit eine Schulklasse auf Fahrrädern ein. Im Handumdrehen zogen sich die Kinder und ihre Begleiter aus, um johlend und gut gelaunt von der Kaimauer ins Wasser zu springen. Ein wunderbares Bild, von dem wir uns nicht losreißen konnten. Profitez!
Am Ferienhaus lasen und schrieben wir. Abends wurde gekocht und über die ersten Erlebnisse gesprochen.

Tag 2

Auch am zweiten Tag schien die Sonne. Böen ließen die Temperaturen nicht über 20°C steigen, was aber warm genug für unser Vorhaben war. Der Strand Les Grands Sables mit feinkörnigem Karibiksand an der Ostküste der Insel war eines der Tageszwischenziele. Dort verweilten wir längere Zeit und badeten im erfrischenden Atlantik. Mehrere Schlauchboote brachten mit Badesachen und Chipstüten beladene Urlauber heran, die sogleich Sonnenschirmburgen errichteten. Ich legte eine Zeichenpause ein und trennte mich nur schweren Herzens von dem romantich-wilden Ort. Doch die Tagesplanung versprach weitere Höhepunkte, u.a. den Leuchtturm an der Pointe des Chats – Katzenküstenspitze, verschiedene Dolmen, ein Obelisk.
Von der Ostküste liefen wir weiter nach Locmaria. Unterwegs picknicken wir auf einer Felsenbank und wurden wieder von Möwen begleitet. Im Fischerort Locmaria lud eine Bar namens « Betrunkener Matrose » zu einer Eisschmauserei ein. Die Riesenkugeln ließen wir uns mit Blick aufs Meer munden. Ralf suchte dann noch vergeblich nach Spuren eines Wikingergrabes, das sich hier befinden sollte. Der Rückweg zum Feriendomizil führte uns an einem See, historischen Waschplätzen sowie einem Kletterpark vorbei. Nach der sand- und schweißabspülenden Dusche machten wir es uns mit Lesen, Fotos bearbeiten und einem Apéro auf der Terrasse gemütlich.

Tag 3

Wir gingen wieder direkt vom Haus bei strahlendem Sonnenschein los. Gewitter waren für den Abend angekündigt, die auch eintraten. Wiederholt bewunderten wir die kerzengeraden Malven und die üppigen Hortensien, die vor den typischen Häusern mit den bunten Fensterläden blühten. Aber auch ein riesiger Menhir und zwei Dolmen begeisterten uns auf unserer Inselquerung. Wir gelangten auf schattigen, weichen Graswegen zum bereits weithein sichtbaren weißen Stein an der Steilküste. Welche Bedeutung er wohl hat? Ehemaliges Seezeichen? Religiöser Hintergrund?
Weiter ging es auf und ab an der zerklüfteten Felsküste zum Leuchtturm an der Pointe Pen-Men. Ab da wurde es immer einsamer und heißer. Ein ehemaliger Militärstützpunkt mit Bunkern ließ erahnen, dass die Insel in den Weltkriegen wichtig gewesen zu sein schien. Im Schatten eines Apfelbaumes nahmen wir unser Picknick ein. Die Hitze wurde inzwischen teilweise unerträglich. Plötzlich entdeckten wir an einem Holzbalken das unscheinbare Wörtchen TAHITI. Tatsächlich hatten wir von diesem versteckten Traumstrand gelesen. Einige Kraxelmeter lag er zum Baden einladend unter uns. Einige Badefreunde waren gerade dabei, den Strand zu verlassen. Sollten wir hinabsteigen? Ich witterte eine Möglichkeit zur Erfrischung und einem Jungbrunnenbad. Gesagt. Getan. Bei langsam steigender Flut kühlten wir unsere erhitzten Körper im herrlich frischen Wasser und bewältigten die letzten 2,5 km mit Leichtigkeit. Dies war ein erfolgreicher, sportlicher Wandertag entlang der Westküste der Insel Groix.

Tag 4

Während die erste Hitzewelle des Sommers das Festland beutelte, erwachten wir bei Nebel und feinem Meeresniesel. Nach dem Frühstück begaben wir uns auf die Entdeckung des letzten Inselabschnittes an der wilden Südküste. Viele belaubte Heckentunnelwege schützten uns vor der später strahlenden Sonne. Der Höhepunkt unserer Wanderung sollte das sog. Trou de l’Enfer – Teufelsloch sein. Bald legten wir eine Kirschnaschpause ein und bewunderten danach die bizarren felsigen, teilweise stark erodierten Küstenlinien. Wild peitschten die Wellen gegen das Gestein. Der Wind hatte die Felsen beinahe kahl rasiert. Er  fegte in heftigen Böen über die Heidelandschaft. Fast wären wir am Teufelsloch vorbei gegangen, da wir so fasziniert von der übrigen Felsenlandschaft waren. Vorsichtig näherten wir uns dem zerklüfteten Rand. Zur Stärkung beim ausgiebigen Picknick suchten wir uns einen geschützten Platz mit Blick auf die steigende Flut und die wilden Wellenspiele. Ein unbeschreibliches Schauspiel wurde uns dargeboten und wir nahmen nur schweren Herzens Abschied von dem mystischen Ort.
Durch buntes Blumenland wanderten wir zurück und nahmen eine belebende Dusche, um dann noch einmal in den Küstenort Le Bourg zu spazieren. Dort erstanden wir einen typischen Pflaumenkuchen in Friederikes Bisquiterie, von der Ralf im Buch « Les Femmes de l’Ile du Groix » – « Die Frauen der Insel Groix » gelesen hatte. Danach hieß es, die Abreise vorzubereiten. Die Insel hatten wir durch die Möglichkeit, sie zu Fuß zu erkunden, sehr in unsere Herzen geschlossen, so dass der Abschied am nächsten Morgen nicht leicht fiel. Aber vor uns lagen weitere Urlaubstage, was uns ein wenig tröstete.

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Sommerurlaub 2025 – Etappe 2

Etappe 2: Von Vannes nach Lorient

Während einer eher eintönigen Fahrt durch Frankreich querten wir hauptsächlich durch Landwirtschaft geprägtes Gebiet. Das sorgte bis auf einen kurzen Stau für eine ruhige Fahrt. Ralf hatte ein weiteres schönstes Dorf Frankreichs, namens Rochefort-en-Terre, recherchiert, was wir gegen 14h erreichten und uns in Ruhe ansahen. Etwas Verwirrung gab es am Parkscheinautomaten, aber das Problem konnte souverän gelöst werden.
Wir begannen unseren Rundgang am Schloß, von wo man über die Dächer von Rochefort-en-Terre auf das Umland schauen konnte. Am Tag der Musik – la fête de la musique – fand gerade ein Yogafestival statt. Auf der Wiese lagen Yogafreunde und es gab ein umfangreiches Programm bis zu den Abendkonzerten. Im Ort fanden wir die üblichen Boutiquen, die in den typischen Steinhäusern regionale Produkte, Schmuck, Lederwaren, Hexerei- und Kunstzubehör anboten. Die Häuser hatten lustige Schornsteine und manchmal sahen wir auch Fachwerk. Im schattigen Innenhof eines Restaurants gönnten wir uns erneut Galettes, bevor wir nach Vannes weiter fuhren.

Bei der Ankunft am Hotel in Vannes spürten wir die Nähe des Meeres durch feuchte, schwüle Luft bei 29°C. Unterwegs war das Thermometer bis auf 34°C gestiegen. Nach dem sehr netten Empfang erfrischten wir uns unter der Dusche. Danach schlenderten wir in die Innenstadt und machten Halt auf dem Wäschereiweg – Course de Lavoir – am Ufer des Flüsschens Marle. Hier war ein lauschiger Platz für heimliche Treffen Verliebter. 😉 Weiter ging es in Richtung Stadtmauer, die wohl vollständig erhalten ist. Die Stadt füllte sich mit Musikfreunden und Touristen für das traditionelle Fest der Musik am Mittsommertag. Wir stürzten uns mitten rein ins Getümmel und genossen den Abend. Besonders gefallen hat uns ein junges Paar, welches mit Flöte und Gitarre schottisch-irische Weisen spielte. Sie erklärten dem Publikum, dass sie zum ersten Mal und ganz spontan auf der Straße musizierten. Ihre Begeisterung sprang auf viele vorbei Laufende über, die stehen blieben, um zu lauschen. Auch ein Fanfarenzug zog uns in seinen Bann. Wir tingelten zwischen Fachwerkhäusern, blühenden Malven, dem Wahrzeichen « Weißes Hermelin » in verschiedener Ausführung, den Stadttoren zum Hafen und dem Marktplatz herum. Unseren Appetit stillten wir im Restaurant « Alte Markthalle » mit gebackenem Camembert und gegrilltem Schwein zu einem Maß Bier. Froh gestimmt kehrten wir ins Hotel zurück und schliefen seelig bis zum nächsten Morgen.

Beim Frühstück herrschte zunächst etwas Chaos, denn eine Reisegruppe besetzte lautstark den Raum. Nachdem sie verschwunden waren, wurde es ruhiger. Man hörte nur zwei altkluge Hessen debattieren, die wohl der Meinung waren, dass sie niemand verstehen würde. 😉 Für uns begann nun die Fahrt nach Lorient, wo wir unser Auto für 5 Tage in einem Parkhaus zurückließen, um mit der Fähre zur Insel Le Groix überzusetzen. Bis zum Ablegen des Schiffes blieb uns noch Zeit, um Lorient ein wenig zu erkunden. An einem Crêpes-Wagon aßen wir das vorerst letzte Galette und spazierten voller Neugier mit unseren Rucksäcken bepackt zum Hafen.

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Sommerurlaub 2025 – Etappe 1

Der diesjährige Sommerurlaub stand unter einem besonderen Stern und er wurde etwas ganz besonderes. Zur Vorgeschichte: Ursprünglich hatten wir drei Reiseetappen geplant, die aus Besichtigungen einiger Schlösser an der Loire, der Insel Groix in der Bretagne und Wandern in den Pyrenäen bestehen sollten. Sozusagen in letzter Minute bemerkten wir beim Durchsehen der Reiseunterlagen, dass wir uns bei der Unterkunft an der Loire « verbucht » hatten. Es handelte sich lediglich um ein Zimmer ohne Küche und nicht um ein Appartement, wie wir es gedacht hatten. Dank der günstigen Fristen konnten wir noch alles ohne Verluste stornieren und beschlossen, erstmal zu Hause zu bleiben, um in Ruhe zu überlegen, wie wir die erste Urlaubswoche gestalten könnten. Dies erwies sich letztendlich als vorteilhaft, da wir in Ruhe packen konnten und schließlich mit etwas Verspätung am 19. Juni 2025 in Richtung Bretagne losfuhren. Bevor wir dort auf die Île de Groix übersetzten, gingen wir noch ein wenig auf Entdeckung. Habt ihr Lust mitzukommen?

Etappe 1: Fahrt nach Berry-Bouy/Bourges über Blesle und Charroux

Stippvisite in Blesle und Charroux, zwei von über hundert plus beaux villages de France (schönsten Dörfern Frankreichs).

Beide Orte gefielen uns gut. Am Ufer des Flüsschens Sianne nahmen wir unser kleines Urlaubspicknick ein und erfreuten uns an den zart blühenden Malven, die uns noch desöfteren während unserer Reise begegnen sollten.
In Charroux bestaunten wir besonders den Kirchturm ohne Spitze. Diese war durch einen Blitzschlag im 16. Jahrhundert zerstört worden und wurde nie wieder restauriert. Aberglaube? In einer Keramikwerkstatt erstanden wir unsere ersten Souvenirs: zwei Espressobecher, deren Verzierungen uns immer an Strand und Meer erinnern werden.

Ankunft in Berry-Bouy war gegen 18h. Ein großer Park, in dem bemerkenswerte Bäume wuchsen, ein Pool, der zum Entspannen einlud, sowie ein Garten mit Himbeersträuchern umgaben das Haus, in dem sich unser geräumiges Ferienzimmer befand. Charmant begrüßte uns die Dame des Hauses, die uns aufforderte, alles zu nutzen, was sich auf dem Gelände befand. So nahmen wir ein Bad im wohltemperierten Schwimmbecken, bevor wir auf einer der Terrassen unser mitgebrachtes Abendessen verspeisten. Wir durften auch den Kühlschrank benutzen, was bei den hochsommerlichen Temperaturen von großem Vorteil war.
Am Morgen beim Frühstück gab sie uns wertvolle Tipps und eine Landkarte für unseren geplanten Stadtrundgang durch Bourges. Sie empfahl uns einen Spaziergang durch die Marais – die Schrebergärten – zum Abkühlen, denn es waren bis zu 38°C angesagt. Dies nahmen wir dann dankbar wahr, nachdem wir das Haus von Jaques Coeur, dem reichsten Mann Frankreichs um 1400, der durch eine Intrige gestürzt wurde und niemals in diesem Haus lebte, besichtigt hatten. Zuvor wandelten wir durch die Gassen und bewunderten sowohl die Fachwerkhäuser als auch die Bauten aus der Renaissance. Mit leckeren Galettes in der Crêperie « Mamie Bigoud » stärkten wir uns, bevor es in die Kathedrale Saint-Étienne ging. Wir nahmen an einer interessanten Führung durch die Krypta, die nicht wie gewohnt unter der Erde, sondern auf ebener Erde angelegt wurde, um einen immensen Höhenunterschied beim Erweiterungsbau der Kathedrale zu überwinden, teil. Besonderheiten waren ein Meridian, die sehr bunten, comicartig gestalteten Kirchenfenster auf drei Etagen sowie der Baustil, denn es gab kein Kirchenschiff. Um Bourges herum sahen wir viele goldene Getreidefelder, aber keine Weinfelder. Am Abend badeten wir noch einmal und aßen Quiche auf der Terrasse. Die erste Etappe ging bei einem internationalem Frühstück mit einem Paar aus Holland, einem französischen und uns als deutschem Paar zu Ende. Wir wünschten uns gegenseitig gute Weiterreise und starteten in Richtung Vannes, dem nächsten Übernachtungsort auf dem Weg in die Bretagne.

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Festival der Architektur in Montpellier

Und hier ein weiterer kurzer Einblick in das kulturelle Leben in unserer schönen Metropole Montpellier. Alljährlich findet das sog. Architekturfestival statt. In diesem Jahr standen die Installationen in den Höfen unter dem Motto: Gourmandise – Köstlichkeiten. Es hat wieder viel Freude gemacht, dem Kunstpfad zu folgen.

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Geradelt und spaziert

Bei angenehmen Frühsommertemperaturen holte ich heute mein Fahrrad aus dem Keller. Ich hatte mir vorgenommen, den neuen Radweg entlang der zukünftigen Straßenbahnlinie 5 auszuprobieren. Die Trasse führt auch an Ralfs Wirkungsstätte, dem IRD vorbei. Ein Spaziergang durch den Park am Zoo stand ebenfalls auf meinem Fitnessprogramm. Ich kann sagen, dass die Piste allerlei Gefahren birgt. Einige Schlenker, jede Menge Ampeln und Übergänge, bedingt durch Ausfahrten sowie Zugänge zu den verschiedenen Uni-Gebäuden müssen beachtet werden. Vor dem Kino gibt es keinerlei Geländer oder Absperrungen – wird da noch was installiert? Den Eindruck habe ich momentan nicht und ich könnte mir vorstellen, dass dies in Deutschland so nicht möglich wäre. Im Moment laufen die Fußgänger dort ohne Acht zu geben auf den Gleisen und werden sich dann ganz schön umstellen müssen, wenn die Bahnen fahren werden. Mal sehen!
Im Park arbeiteten, so wie in unserer Residenz heute, die Gärtner mit lautem Gerät und mähten alles um. Ich war fast die einzige Spaziergängerin. Nach der Runde fuhr ich heim und bewunderte die ersten Oleanderhecken in ihrer Blütenpracht.

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Sonntagsspaziergang mit Überraschungen

Mein Liebster war auf Reisen in Berlin und Brüssel, so dass ich das WE frei gestalten musste bzw. konnte. 🙂 Ich hatte gelesen, dass das Carré Sainte-Anne nach längerer Restaurierung wieder eröffnet wurde. Darauf war ich neugierig und ich spazierte durch die sonntäglichen Gassen von Montpellier. Als ich an der Kirche ankam, war sie zu meiner Überraschung geschlossen! Etwas enttäuscht begab ich mich an der Baustelle vor der Präfektur vorbei auf den Heimweg. Einen Abstecher in den Botanischen Garten ließ ich mir nicht nehmen. Dort bewunderte ich einmal mehr die vielen schönen Blüten und das in diesem Jahr besonders üppige Grün.

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Überraschungsreise ins Land der Katharer

Als Geburtstagsüberraschung hatte meine Liebste eine Reise ins Land der Katharer organisiert und mir damit einen langgehegten Wunsch erfüllt. Lasst euch mitnehmen auf diesen Ausflug zurück in eine geschichtsträchtige Zeit.

Samstag, 17.05.2025: Limoux – Abbaye de Saint-Hilaire – Abbaye d’Alet-les-Bains
Bereits während der Anfahrt gab es so einiges zu entdecken. Nach gemütlicher Fahrt steuerten wir zunächst Limoux an, wo wir nach einem Spaziergang ans Ufer der Aude schließlich in einer kleinen, aber feinen Crêperie einkehrten. Einigen mag der Ort Limoux etwas sagen, denn dort werden seit langer Zeit bekannte Schaumweine produziert: Blanquette de Limoux, Blanquette méthode ancestral und Crémant de Limoux. Interessant waren auch die farbenfrohen Tücher, die in den Gassen als Sonnenschutz aufgehängt waren.
Gut gestärkt fuhren wir auf kurvenreicher Straße nach Saint-Hilaire, um die dortige Benediktinerabtei zu besichtigen. Doch wo soll sie sich befinden? Wir parkten am Fluss und liefen ein Stück zurück. Offensictlich waren wir aus ungewöphnlicher Richtung angereist, weshalb wir keines der Hinweisschilder erblicken konnten. Wir schlenderten durch die ehemalige Abteikirche aus dem 13. Jahrhundert, den Kreuzgang aus dem 14. Jahrhundert, die Abtswohnung mit einer bemalten Holzbalkendecke aus dem 16. Jahrhundert sowie durch die in den Felsen gehauenen Vorratsräume. Dort soll 1531 der erste Schaumwein der Welt zufällig entstanden sein, heute als Blanquette de Limoux bekannt.
Da wir noch gut im Zeitplan lagen, hielten wir auf der Weiterfahrt auch noch in Alet-les-Bains an. Wir besichtigten die Ruinen der Abtei Sainte-Marie, zwei Stadttore und ein paar Fachwerkhäuser aus dem 12. und 14. Jahrhundert. Danach fuhren wir zum Ziel unserer Reise, der Herberge « Les Eaux Tranquilles » (Die stillen Wasser) im Doppelort Belvianes-et-Cavirac. Vom Eigentümer und seinen drei Labrador-Hunden wurden wir freundlich begrüßt. Und in seinem parkartigen Garten fanden wir ein schönes Plätzchen für unser abendliches Picknick.

Sonntag, 18.05.2025: Belvédère du Diable
Aufgrund der Wettervorhersagen haben wir die Wanderungen an den Anfang unserer Kurzurlaubs gestellt. Birgit hatte eine Tour ausfindig gemacht, die direkt an unserer Unterkunft starten sollte und uns erst durch den Ortsteil Belvianes und dann zum Belvédère du Diable, dem Teufelsausblick, führen würde. Stetig steigend zog sich der Pfad durchs Gehölz. Bald kamen wir an einen Aller-Retour-Abschnitt (Hin und Zurück), an dessen Ende sich ein Blick ins Tal und auf die gegenüberliegenden Felsen eröffnete. Weiter ging es duch den Wald, wobei wir immer mal weiße Plastikpilze entdeckten, deren Sinn und Zweck rätselhaft blieb. Sollte der Waldweg nachts beleuchtet sein? Wohl kaum. Irgendwann fragte Birgit, wann dann endlich der Belvédère käme? Ja, das war, als wir am Ende des Aller-Retour-Abschnitts ins Tal geblickt hatten. 🙂 Spät am Mittag erreichten wir unsere Herberge, in der wir erneut picknickten mit Birgits leckerem Olivenkuchen. Der Tag war noch jung, doch recht warm. Wir liefen nochmal los, nun ohne Gepäck, und folgten den alten Bahngleisen der Strecke nach Axat, bis wir vor einem Tunnel standen und zur Umkehr gezwungen wurden. Dann folgten wir dem FLuss, dem Oberlauf der Aude, in die entgegengesetzte Richtung und spazierten durch den anderen Ortsteil, Cavirac. Birgit war noch voller Elan und lief noch ein Stück weiter bis zum Wehr, bevor wir gemeinsam über eine Fußgängerbrücke ans andere Flussufer gelangten und zur Herberge zurückliefen. Kurz vorm Ziel wurden noch ein paar Kirschen vom Baum genascht und ein Weg zum Geburtstagsrestaurant erkundet.

Montag, 19.05.2025: Château de Puilaurens und Spaziergang durch Axat
Nach dem Frühstück und einem nettem Gespräch mit dem französischen Paar aus der Region Var rüsteten wir uns für den Tagesausflug. Zunächst hielten wir im Nachbarort Axat, um dort Baguette für das Picknick zu kaufen. Die Bäckerei war leider geschlossen, jedoch befand sich ein Baguetteautomat gleich daneben. Zum ersten Mal probierten wir diese Art der Selbstbedienung von Backwaren aus und hielten wirklich ein frisches Brot in den Händen. Das Picknick war gesichert!
Weiter ging die Fahrt nach Puilaurens, wo wir vom Parkplatz vor der gleichnamigen Burg und vor dem Aufstieg zur selbigen eine Wanderung durch das Waldgebiet unternahmen. Wir versprachen uns schöne Fernblicke, was sich auch bewahrheitete. Der morgendliche Nebel lichtete sich immer mehr und auch vom angekündigten Unwetter gab es keine Spur. Wir genossen die Vogelgesänge, entdeckten viele verschiedene Orchideen und nahmen mal wieder eine Abkürzung à la Ralf. Ich fürchtete mich ein wenig vor einer möglichen Begegnung mit Wildschweinen, denn am Vorabend rannte ein mittleres Exemplar mitten über das Grundstück am Ferienhaus, als wir gerade am Abendbrotstisch saßen. 😮 Eine Blindschleiche stellte sich auf einem der Wanderwege tot und wartete, bis wir sie genug bewundert hatten, ehe sie sich wieder bewegte. Schließlich gelangten wir zurück zum Parkplatz. Vor der Burgbesichtigung hieß es sich erstmal auf dem großzügigen Picknickplatz zu stärken. Mit uns pausierte dort eine große schnatternde Wandergruppe, die später ebenfalls zur Burgruine kletterte.
Der Aufstieg war erwartungsgemäß steil und verlief im Zick-Zack, was der besseren Verteidigung dienen sollte. Überrascht wurden wir auf allen Burgen von Erklärungen in deutscher Sprache! Das war sehr komfortabel! Die Burgruine Puilaurens wird gerade an einigen Stellen restauriert. Interessant war ein sog. Sprachrohr im Turm der weißen Dame, mit dessen Hilfe Kommunikation bereits zu Katharerzeiten in der Burg ermöglicht wurde. Nach ausgiebigem Rundgang und dem Abstieg über einen Naturlehrpfad fuhren wir zurück nach Belvianes. Unterwegs legten wir nochmals einen Halt in Axat ein, weil ich meine Neugier stillen wollte: ein Belvedere am hoch gelegenen Kirchplatz, welches ich am Morgen wahrgenommen hatte, sowie den Bahnhof des Train rouge – Roter Zug galt es zu entdecken.
Pünktlich zur Kaffeezeit waren wir wieder an der Unterkunft. Dort ließen wir uns Käffchen und Gebäck am Ufer der Aude schmecken. Danach frönten wir einer unserer Lieblingsbeschäftigungen, dem Lesen, bis zum Apèro mit alkoholfreiem Bier sowie dem Abendessen, bestehend aus gegrilltem Lamm in Minzsoße (dem Engländer sei Dank!) mit Kartoffeln, Bohnengemüse, Karotten, Käse und Rotwein.

Dienstag, 20.05.2025: Château d’Usson, Pass, See bei Goulours und Grünes Labyrinth bei Nébias
Alles Gute zum Geburtstag, mein Liebster! Ich hatte den Geburtstagstisch gedeckt, aber die Streichhölzer, um die Kerze anzuzünden, wollten nicht funktionieren! Ralf nahm es mit Humor. Nach dem Breakfast, wie immer in Begleitung der drei Labradore und mit englischer Konversation, brachen wir gegen 10h zu unseren Tageszielen auf. Erstes Ziel war die Burg Usson. Zwar war diese, wie wir vor Ort feststellen mussten, wegen Restaurierung geschlossen, aber der Spaziergang hinauf war eine Augenweide. Der Weg war gesäumt von Ginster, Orchideen, Flieder und bereits blühenden Pfingstrosen. Besonders schön waren die Vogelgesänge. Wir warfen einen Blick durch den Zaun auf das Schloss und trabten guter Dinge wieder zum Auto zurück.
In Serpentinen ging es hinauf zu einem Pass. Dichter Nebel und eisiger Wind riefen Erinnerungen an den Islandurlaub 2011 wach. Wir verließen nur ganz kurz das Auto für ein Foto und traten dann die Fahrt hinunter zum See an. Genau dort begann es zu regnen. Aber uns als Wanderfreunde konnte dies nicht verdrießen. Wir wechselten die Schuhe, nahmen die Regenschirme und spazierten ein Stück am Stausee herum. Ein riesiger Lebensbaum ließ uns ebenso staunen wie der Campingplatz mit Ziegen und Hunden. Wegen heftiger werdenden Schauern verlagerten wir die Bananen-Kekspause ins Auto.
Ein weiteres Mal fuhren wir zu einem Pass hinauf. Ein Radlerpärchen hatte sich im Nebel und bei der Feuchtigkeit die Passtraße hoch gekämpft – alle Achtung. Für uns ging die Reise weiter hinab nach Nébias, wo wir nach dem Picknick auf dem Kirchplatz zu einem Abenteuer durch das dortige Felsenlabyrinth aufbrachen. Wie die Kinder kletterten, versteckten, jauchzten wir durch die bemooste Kalkstein-Karstlandschaft. Glücklicherweise gab es Pfeile und andere Symbole, wie orangefarbene Handabdrücke an Bäumen, um nicht völlig verloren zu gehen in dieser wundersamen Landschaft. Über drei Stunden verbrachten wir an diesem mystischen Ort und konnten nicht genug bekommen von den seltsamen Figuren und Plätzen.
Zurück in der Unterkunft wurde geduscht und sich chic gemacht für das Geburtstagsdinner im Restaurant des Hotels « Rose der Pyrenäen ». Einen Schreckmoment erlebten wir an der Rezeption, da meine Reservierung anscheinend nicht auf dem Plan stand. Eine weitere Überraschung erlebten wir dann, als wir plötzlich in deutscher Sprache angesprochen wurden. Es stellte sich heraus, dass eine größere italienische Reisegruppe erwartet wurde und wir die einzigen Gäste, die reserviert hatten, waren. Der Abend klang geschmackvoll mit Lachs, Kartoffel-Fenchelgratin und Weißwein aus. Auf dem Spaziergang zurück zum Haus naschten wir noch einmal von den Kirschen am Wegesrand, bevor wir geschafft und glücklich ins Bett fielen.

Mittwoch, 21.05.2025: Château de Peyrepertuse und Château de Quéribus
Nun hieß es schon wieder Abschied nehmen von dieser sehenswerten Kulturlandschaft mit ihren Burgruinen, Bergseen, Felsen und Wäldern. Doch die Rückfahrt sollte nochmals zweieinhalb Höhepunkte bereithalten!
Unser erstes Zwischenziel war die Burg Peyrepertuse. Diese Ruine einer Felsenburg mit einer Gesamtfläche von 7000 m² ist die größte Festungsanlage der Katharer im heutigen Frankreich. Doch größer als die Cité von Carcassonne, wie vor Ort behauptet, ist sie damit dann doch nicht. Die Burgruine befindet sich auf einem Felsen über dem Tal des Flusses Verdouble in 800 m Höhe und ist aus der Ferne kaum auszumachen. Von den Mauern der Burg bot sich ein toller Blick übers Corbières und hinüber zur Burg Quéribus, unserem nächsten Reiseziel.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir den Parkplatz unterhalb der Burg Quéribus. Auch diese Burg erhebt sich majestätisch auf einem Felssporn übers Land. Das besondere war, dass noch einige der alten Gebäudeteile erhalten waren. Wie kraxelten durch alle Räume und Ralf ließ es sich nicht nehmen, auch noch gebückt ins Kellerverlies abzutauchen. Glücklich und voller Eindrücke liefen wir zurück zum Auto, das uns zum nahelegenenen Dorf Maury brachte. Der Name Maury ist berühmt als Weinbaugebiet, in dem mit Portweinen vergleichbare Süßweine hergestellt werden. Wir ließen es uns nicht nehmen, bepackt mit einer Kollektion von zehn Weinen die Rückreise nach Montpellier anzutreten. 🙂

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