Auf den Spuren von Paul Cezanne

Ralf und ich mögen es, Galerien oder Wirkungsstätten von Künstlern zu besuchen. Seit einigen Jahren zeichne und male ich auch selbst. In Aix-en-Provence wurden in diesem Jahr dem Maler Paul Cezanne mehrere Ausstellungen gewidmet. Ralf besorgte Eintrittskarten für das Museum und den Garten an seinem Elternhaus. Wir mieteten uns für eine Nacht in einem Hotel vor den Toren der Stadt ein und hätten dort sogar die Möglichkeit zu kochen gehabt. Durch die kleine Kücheneinrichtung sparten wir den üppigen Preis für das Hotelfrühstück, da wir vorbereitet waren als Selbstversorger!

Nach unserer Ankunft am Jas de Bouffan – Gehöft des Windes – flanierten wir durch den Park. Wir bewunderten die Platanenallee, die Blicke aufs Haus und die Nachbildungen der Gemälde Cezannes. Diese waren genau dort aufgestellt, wo der Künstler sie gemalt hatte. So konnten wir uns seine Sicht auf die Umgebung vorstellen.
Bald suchten wir einen Platz, um unser mitgebrachtes Picknick diskret verspeisen zu können. Da nicht klar war, ob es vor Ort eine Restauration geben würde, hatten wir am Morgen einen Imbiß zurecht gemacht. Bänke standen zwar am Hauptweg, wir wählten jedoch die Rückseite eines historischen Portals, wo wir uns in aller Ruhe stärkten.
Der Termin zur Führung durch das Haus Cezannes rückte näher. Wir bemerkten eine größere Gruppe älterer Besucher, die wir liebevoll « die Wunderblumen » nannten. Nach dem Rundgang und den Ausführungen genehmigten wir uns im Schatten der Bäume ein Käffchen und planten die nächsten Stationen unseres Ausfluges.

Wir kehrten in die Innenstadt zurück. Dort umfingen uns Lebendigkeit und Frohsinn. Swingtanzpaare, wuselige Spaziergänger auf breiten Gehwegen, Fontänen, kleine Boutiquen, ein Obelisk und voll besetzte Restaurants prägten das Stadtbild von Aix. Beeindruckend die Portale und Skulpturen an den hohen, bunten, provenzialischen Häusern! Berührt hat uns eine Bildergalerie, die in Zusammenarbeit mit den Altersheimen von Aix unter dem Motto « Cezanne folgen » entstanden war und in einem ehemaligen, restaurationsbedürftigen Kloster zu sehen war. Die Besucher wurden zum Mitmachen animiert, was besonders bei den Kindern ankam.

Später am Abend bezogen wir das Appartement im Hameau Le Tholonet-Palette. Diese werden auch an Studenten dauervermietet. Der warme Sommerabend erlaubte es, dass wir im Restaurant « Le Toucan » auf der Terrasse unser libanesisch-armenisches Abendessen genießen konnten.

Am nächsten Morgen ging Ralf gut gelaunt Richtung Bäcker, um Baguette zum Frühstück zu kaufen. Kurz darauf rief er an und teilte mir mit, dass der Bäcker verrammelt war und er nun weiter suchen würde. Zum Glück erinnerte er sich an einen kleinen Super-U, wo er unser Frühstücksbaguette bekam. Der Morgen war gerettet.

Unser erster Anlaufpunkt war das Museum Granet. Die Kontrolle war ebenso streng wie am Flughafen, aber alles war gut organisiert und wir betraten pünktlich die heiligen Hallen. Außer einem jungen Mann, der versonnen vor den Gemälden und Zeichnungen Cezannes stand und sich Notizen in ein kleines Heft machte, fotografierten die meisten Besucher wie verrückt die ausgestellten Kunstwerke! Was machen sie später mit den Fotos? Warum genießen sie nicht den Anblick, statt von Bild zu Bild zu hetzen?! Wir ließen uns Zeit. Mir gefielen vor allem die Aquarelle und Skizzen. Zum Schluß warfen wir noch einen Blick in die permanente Ausstellung des Museums und auf die Skulpturensammlung. Anschließend spazierten wir ein weiteres Mal durch Aix, wobei es ein wenig zu regnen anfing. Auf einem Platz bewunderten wir die gerade von Ausflügen ankommenden Oldtimer.

Der letzte Programmpunkt des Künstlerwochenendes war die Besichtigung des Ateliers des Lauves. Unterwegs schauten wir sowohl am Geburts- als auch am Sterbehaus Cezannes vorbei. In seinen letzten Lebensjahren lief Cezanne täglich aus der Stadt hinauf zu seinem Atelier, denn in dem Haus gab es kein Schlafzimmer. Einige von seinen Stillleben bekannte Gegenstände, wie der Ingwertopf und eine Modellpuppe, waren erhalten geblieben. Damals gab es weder Heizung noch Elektrizität im Atelier, was u.a. dazu führte, dass Cezanne Schwierigkeiten hatte, Modelle zu finden. Inzwischen regnete es heftiger, so dass wir nur ganz kurz durch den Garten streiften, bevor wir uns auf den Heimweg machten. Unterwegs gerieten wir in heftiges Unwetter und waren froh, wohlbehalten am Abend wieder daheim anzukommen.

Vielen Dank meinem Liebsten, der diesen Ausflug so wunderbar organisiert hat!

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