Vor meiner Reise zu Karin nach Wien hatte mein Liebster kurzentschlossen ein Wander-WE als Training für uns organisiert. Meine Schwester ist ebenfalls eine begeisterte Wanderfreundin, so dass ich sicher war, dass Ausflüge in die bergige Wiener Umgebung in Frage kamen. Das Wetter war durchwachsen. Ralf hatte eine gemütliche Unterkunft für eine Nacht in einem kleinen Ort namens Compeyre gemietet. Doch zuvor hielten wir am Viadukt von Millau, wo wir interessante Informationen in den Ausstellungsräumen am Parkplatz erhielten.
Bei leichtem Nieselregen begannen wir die Rundwanderung zum Sublime Point (Aussichtspunkt über das Tal des Tarn und die Causses/Ebenen) von Saint-Georges-de-Lévéjac aus. Auf bequemen Wegen wanderten wir durch Kiefernwälder und entlang gemusterter, rot-erdiger Felder. Hagebutten leuchteten mit gelben sowie blauen Blumen um die Wette. In der Ferne sahen wir Nebelschwaden über dem Tarn und dann kreisten wohl an die 20 Geier über unsere Köpfe hinweg! Was für ein mystisches Schauspiel! Nebel und Regen erlaubten leider keinen Weitblick ins Tal des Tarn am Aussichtspunkt. Wir waren die Einzigen dort an diesem Tag. Wir kehrten zum Ausgangspunkt zurück und bewunderten noch die Ganzjahreskrippe in der Dorfkirche, die liebevoll und mit vielen Details aufgebaut worden war.
An der FeWo machten wir sogleich Bekanntschaft mit einer grau-weißen Katze, die unbedingt zu uns herein wollte. Nach dem Nudelessen begaben wir uns noch auf eine Ortsbegehung. Der Abendspaziergang durch Compeyre tat nach der Wanderung gut. Wir staunten über die Getreidemaßbecken, die eine Rarität darstellen. Es gibt nur noch sehr wenige dieser historischen Werkzeuge! Beim Auf und Ab durch die stillen Gassen genossen wir die weiten Blicke über die Landschaft. An einem Nussbaum knirschte es unter den Füßen. Einige reife Nüsse knabberten wir als Wegzehrung. Müde und glücklich fielen wir schließlich in die Betten.
Am nächsten Morgen schien wie vorhergesagt die Sonne. Allerdings lagen die Temperaturen unter 10°C und ein stürmischer Wind pfiff uns um die Ohren. Zum Glück hatte ich Mütze und Handstulpen mitgenommen, die mir nun gute Dienste erwiesen. Nach dem Frühstück fuhren wir guten Mutes los, konnten aber den eigentlichen Ausgangspunkt für unsere Sonntagswanderung nicht erreichen. So wurde improvisiert und die Wanderung angepasst. Bei isländischen Verhältnissen ging es vor einem Hameau – Gehöft – gleich hinauf in die Felsen, die uns den ganzen Tag begleiteten und beeindruckten. Drei eng stehende Baumstümpfe standen wie gerufen als bequemer Picknickplatz am Wegesrand, bevor wir zum Hameau Vors gelangten. An einer Mauer erinnerte eine Tafel an den Einsatz der Feuerwehrleute 2022, die diesen Ort vor einem immensen Waldbrand beschützten und retteten. Wir liefen durch die Baumskelette und über die verbrannte Erde. Was für ein Anblick! Plötzlich verschwand der Weg, den offensichtlich schon lange niemand mehr benutzt hatte, im Nichts. Dank Komootine und Ralf fanden wir aus dem felsigen, unübersichtlichen Abschnitt heraus. Orientierungslauf und Geländespiel in einem! Trotz des verheerenden Brandes überlebten etliche Pflanzen, darunter Glockenblümchen, Kuhschellen u.a. Auch Vögel sangen und ein paar Rehe rannten vor uns her. In der Ferne sahen wir das Viadukt von Millau und etliche Windräder. Langsam kamen wir zurück in die Zivilisation und zu unserem Auto. Gemütlich fuhren wir heim und erfreuten uns dabei an der wunderschönen Landschaft.