Überraschungsreise ins Land der Katharer

Als Geburtstagsüberraschung hatte meine Liebste eine Reise ins Land der Katharer organisiert und mir damit einen langgehegten Wunsch erfüllt. Lasst euch mitnehmen auf diesen Ausflug zurück in eine geschichtsträchtige Zeit.

Samstag, 17.05.2025: Limoux – Abbaye de Saint-Hilaire – Abbaye d’Alet-les-Bains
Bereits während der Anfahrt gab es so einiges zu entdecken. Nach gemütlicher Fahrt steuerten wir zunächst Limoux an, wo wir nach einem Spaziergang ans Ufer der Aude schließlich in einer kleinen, aber feinen Crêperie einkehrten. Einigen mag der Ort Limoux etwas sagen, denn dort werden seit langer Zeit bekannte Schaumweine produziert: Blanquette de Limoux, Blanquette méthode ancestral und Crémant de Limoux. Interessant waren auch die farbenfrohen Tücher, die in den Gassen als Sonnenschutz aufgehängt waren.
Gut gestärkt fuhren wir auf kurvenreicher Straße nach Saint-Hilaire, um die dortige Benediktinerabtei zu besichtigen. Doch wo soll sie sich befinden? Wir parkten am Fluss und liefen ein Stück zurück. Offensictlich waren wir aus ungewöphnlicher Richtung angereist, weshalb wir keines der Hinweisschilder erblicken konnten. Wir schlenderten durch die ehemalige Abteikirche aus dem 13. Jahrhundert, den Kreuzgang aus dem 14. Jahrhundert, die Abtswohnung mit einer bemalten Holzbalkendecke aus dem 16. Jahrhundert sowie durch die in den Felsen gehauenen Vorratsräume. Dort soll 1531 der erste Schaumwein der Welt zufällig entstanden sein, heute als Blanquette de Limoux bekannt.
Da wir noch gut im Zeitplan lagen, hielten wir auf der Weiterfahrt auch noch in Alet-les-Bains an. Wir besichtigten die Ruinen der Abtei Sainte-Marie, zwei Stadttore und ein paar Fachwerkhäuser aus dem 12. und 14. Jahrhundert. Danach fuhren wir zum Ziel unserer Reise, der Herberge « Les Eaux Tranquilles » (Die stillen Wasser) im Doppelort Belvianes-et-Cavirac. Vom Eigentümer und seinen drei Labrador-Hunden wurden wir freundlich begrüßt. Und in seinem parkartigen Garten fanden wir ein schönes Plätzchen für unser abendliches Picknick.

Sonntag, 18.05.2025: Belvédère du Diable
Aufgrund der Wettervorhersagen haben wir die Wanderungen an den Anfang unserer Kurzurlaubs gestellt. Birgit hatte eine Tour ausfindig gemacht, die direkt an unserer Unterkunft starten sollte und uns erst durch den Ortsteil Belvianes und dann zum Belvédère du Diable, dem Teufelsausblick, führen würde. Stetig steigend zog sich der Pfad durchs Gehölz. Bald kamen wir an einen Aller-Retour-Abschnitt (Hin und Zurück), an dessen Ende sich ein Blick ins Tal und auf die gegenüberliegenden Felsen eröffnete. Weiter ging es duch den Wald, wobei wir immer mal weiße Plastikpilze entdeckten, deren Sinn und Zweck rätselhaft blieb. Sollte der Waldweg nachts beleuchtet sein? Wohl kaum. Irgendwann fragte Birgit, wann dann endlich der Belvédère käme? Ja, das war, als wir am Ende des Aller-Retour-Abschnitts ins Tal geblickt hatten. 🙂 Spät am Mittag erreichten wir unsere Herberge, in der wir erneut picknickten mit Birgits leckerem Olivenkuchen. Der Tag war noch jung, doch recht warm. Wir liefen nochmal los, nun ohne Gepäck, und folgten den alten Bahngleisen der Strecke nach Axat, bis wir vor einem Tunnel standen und zur Umkehr gezwungen wurden. Dann folgten wir dem FLuss, dem Oberlauf der Aude, in die entgegengesetzte Richtung und spazierten durch den anderen Ortsteil, Cavirac. Birgit war noch voller Elan und lief noch ein Stück weiter bis zum Wehr, bevor wir gemeinsam über eine Fußgängerbrücke ans andere Flussufer gelangten und zur Herberge zurückliefen. Kurz vorm Ziel wurden noch ein paar Kirschen vom Baum genascht und ein Weg zum Geburtstagsrestaurant erkundet.

Montag, 19.05.2025: Château de Puilaurens und Spaziergang durch Axat
Nach dem Frühstück und einem nettem Gespräch mit dem französischen Paar aus der Region Var rüsteten wir uns für den Tagesausflug. Zunächst hielten wir im Nachbarort Axat, um dort Baguette für das Picknick zu kaufen. Die Bäckerei war leider geschlossen, jedoch befand sich ein Baguetteautomat gleich daneben. Zum ersten Mal probierten wir diese Art der Selbstbedienung von Backwaren aus und hielten wirklich ein frisches Brot in den Händen. Das Picknick war gesichert!
Weiter ging die Fahrt nach Puilaurens, wo wir vom Parkplatz vor der gleichnamigen Burg und vor dem Aufstieg zur selbigen eine Wanderung durch das Waldgebiet unternahmen. Wir versprachen uns schöne Fernblicke, was sich auch bewahrheitete. Der morgendliche Nebel lichtete sich immer mehr und auch vom angekündigten Unwetter gab es keine Spur. Wir genossen die Vogelgesänge, entdeckten viele verschiedene Orchideen und nahmen mal wieder eine Abkürzung à la Ralf. Ich fürchtete mich ein wenig vor einer möglichen Begegnung mit Wildschweinen, denn am Vorabend rannte ein mittleres Exemplar mitten über das Grundstück am Ferienhaus, als wir gerade am Abendbrotstisch saßen. 😮 Eine Blindschleiche stellte sich auf einem der Wanderwege tot und wartete, bis wir sie genug bewundert hatten, ehe sie sich wieder bewegte. Schließlich gelangten wir zurück zum Parkplatz. Vor der Burgbesichtigung hieß es sich erstmal auf dem großzügigen Picknickplatz zu stärken. Mit uns pausierte dort eine große schnatternde Wandergruppe, die später ebenfalls zur Burgruine kletterte.
Der Aufstieg war erwartungsgemäß steil und verlief im Zick-Zack, was der besseren Verteidigung dienen sollte. Überrascht wurden wir auf allen Burgen von Erklärungen in deutscher Sprache! Das war sehr komfortabel! Die Burgruine Puilaurens wird gerade an einigen Stellen restauriert. Interessant war ein sog. Sprachrohr im Turm der weißen Dame, mit dessen Hilfe Kommunikation bereits zu Katharerzeiten in der Burg ermöglicht wurde. Nach ausgiebigem Rundgang und dem Abstieg über einen Naturlehrpfad fuhren wir zurück nach Belvianes. Unterwegs legten wir nochmals einen Halt in Axat ein, weil ich meine Neugier stillen wollte: ein Belvedere am hoch gelegenen Kirchplatz, welches ich am Morgen wahrgenommen hatte, sowie den Bahnhof des Train rouge – Roter Zug galt es zu entdecken.
Pünktlich zur Kaffeezeit waren wir wieder an der Unterkunft. Dort ließen wir uns Käffchen und Gebäck am Ufer der Aude schmecken. Danach frönten wir einer unserer Lieblingsbeschäftigungen, dem Lesen, bis zum Apèro mit alkoholfreiem Bier sowie dem Abendessen, bestehend aus gegrilltem Lamm in Minzsoße (dem Engländer sei Dank!) mit Kartoffeln, Bohnengemüse, Karotten, Käse und Rotwein.

Dienstag, 20.05.2025: Château d’Usson, Pass, See bei Goulours und Grünes Labyrinth bei Nébias
Alles Gute zum Geburtstag, mein Liebster! Ich hatte den Geburtstagstisch gedeckt, aber die Streichhölzer, um die Kerze anzuzünden, wollten nicht funktionieren! Ralf nahm es mit Humor. Nach dem Breakfast, wie immer in Begleitung der drei Labradore und mit englischer Konversation, brachen wir gegen 10h zu unseren Tageszielen auf. Erstes Ziel war die Burg Usson. Zwar war diese, wie wir vor Ort feststellen mussten, wegen Restaurierung geschlossen, aber der Spaziergang hinauf war eine Augenweide. Der Weg war gesäumt von Ginster, Orchideen, Flieder und bereits blühenden Pfingstrosen. Besonders schön waren die Vogelgesänge. Wir warfen einen Blick durch den Zaun auf das Schloss und trabten guter Dinge wieder zum Auto zurück.
In Serpentinen ging es hinauf zu einem Pass. Dichter Nebel und eisiger Wind riefen Erinnerungen an den Islandurlaub 2011 wach. Wir verließen nur ganz kurz das Auto für ein Foto und traten dann die Fahrt hinunter zum See an. Genau dort begann es zu regnen. Aber uns als Wanderfreunde konnte dies nicht verdrießen. Wir wechselten die Schuhe, nahmen die Regenschirme und spazierten ein Stück am Stausee herum. Ein riesiger Lebensbaum ließ uns ebenso staunen wie der Campingplatz mit Ziegen und Hunden. Wegen heftiger werdenden Schauern verlagerten wir die Bananen-Kekspause ins Auto.
Ein weiteres Mal fuhren wir zu einem Pass hinauf. Ein Radlerpärchen hatte sich im Nebel und bei der Feuchtigkeit die Passtraße hoch gekämpft – alle Achtung. Für uns ging die Reise weiter hinab nach Nébias, wo wir nach dem Picknick auf dem Kirchplatz zu einem Abenteuer durch das dortige Felsenlabyrinth aufbrachen. Wie die Kinder kletterten, versteckten, jauchzten wir durch die bemooste Kalkstein-Karstlandschaft. Glücklicherweise gab es Pfeile und andere Symbole, wie orangefarbene Handabdrücke an Bäumen, um nicht völlig verloren zu gehen in dieser wundersamen Landschaft. Über drei Stunden verbrachten wir an diesem mystischen Ort und konnten nicht genug bekommen von den seltsamen Figuren und Plätzen.
Zurück in der Unterkunft wurde geduscht und sich chic gemacht für das Geburtstagsdinner im Restaurant des Hotels « Rose der Pyrenäen ». Einen Schreckmoment erlebten wir an der Rezeption, da meine Reservierung anscheinend nicht auf dem Plan stand. Eine weitere Überraschung erlebten wir dann, als wir plötzlich in deutscher Sprache angesprochen wurden. Es stellte sich heraus, dass eine größere italienische Reisegruppe erwartet wurde und wir die einzigen Gäste, die reserviert hatten, waren. Der Abend klang geschmackvoll mit Lachs, Kartoffel-Fenchelgratin und Weißwein aus. Auf dem Spaziergang zurück zum Haus naschten wir noch einmal von den Kirschen am Wegesrand, bevor wir geschafft und glücklich ins Bett fielen.

Mittwoch, 21.05.2025: Château de Peyrepertuse und Château de Quéribus
Nun hieß es schon wieder Abschied nehmen von dieser sehenswerten Kulturlandschaft mit ihren Burgruinen, Bergseen, Felsen und Wäldern. Doch die Rückfahrt sollte nochmals zweieinhalb Höhepunkte bereithalten!
Unser erstes Zwischenziel war die Burg Peyrepertuse. Diese Ruine einer Felsenburg mit einer Gesamtfläche von 7000 m² ist die größte Festungsanlage der Katharer im heutigen Frankreich. Doch größer als die Cité von Carcassonne, wie vor Ort behauptet, ist sie damit dann doch nicht. Die Burgruine befindet sich auf einem Felsen über dem Tal des Flusses Verdouble in 800 m Höhe und ist aus der Ferne kaum auszumachen. Von den Mauern der Burg bot sich ein toller Blick übers Corbières und hinüber zur Burg Quéribus, unserem nächsten Reiseziel.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir den Parkplatz unterhalb der Burg Quéribus. Auch diese Burg erhebt sich majestätisch auf einem Felssporn übers Land. Das besondere war, dass noch einige der alten Gebäudeteile erhalten waren. Wie kraxelten durch alle Räume und Ralf ließ es sich nicht nehmen, auch noch gebückt ins Kellerverlies abzutauchen. Glücklich und voller Eindrücke liefen wir zurück zum Auto, das uns zum nahelegenenen Dorf Maury brachte. Der Name Maury ist berühmt als Weinbaugebiet, in dem mit Portweinen vergleichbare Süßweine hergestellt werden. Wir ließen es uns nicht nehmen, bepackt mit einer Kollektion von zehn Weinen die Rückreise nach Montpellier anzutreten. 🙂

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