Wochenende in Lyon

Dank glücklicher Umstände kam es dazu, dass uns Birgit zu einem Entdeckerwochenende in Lyon einlud. Per Zug war die An- und Abreise äußerst bequem und auch ein schönes Hotel names Charlemagne (Karl, der Große) hatte Birgit für uns ausgesucht. Nur als uns beim Einchecken offenbart wurde, dass unsere Zimmerreservierung storniert worden sei, machten wir erstmal große Augen. Doch schnell war das Missverständnis geklärt und unserem Kurzurlaub stand nichts mehr im Wege.

Freitag, 29. November 2024

Für den ersten Abend hatte Birgit Plätze in einem Bouchon, wörtlich übersetzt Korken, also einem traditionell-gemütlichen Lyoner Restaurant mit deftiger Küche, reserviert. Wir ließen uns Zeit und bummelten durch die Stadt zu besagtem Restaurant. Gleich am Anfang kamen wir am Weihnachtsmarkt vorbei, angeblich einer der 10 schönsten in Frankreich. Danach ging es durch eine belebte Geschäftsstraße zum Place Bellecour, von dem auch die Hop-On-Hop-Off-Busse zu ihrer Stadtrundfahrt starten. Wir erkundeten den Abfahrtsort und liefen dann zur Saône, einem der zwei Flüsse, die durch Lyon fließen. Wisst ihr, wie der andere heißt? Wie ließen uns von den Spiegelungen der Lichter im Wasser gefangennehmen und bestaunten die hoch am gegenüberliegenden Berghang thronende Basilika. Auf der anderen Seite des Flusses blieb noch etwas Zeit, um auch der Kathedrale einen Besuch abzustatten, in dem gerade ein Orchester und ein Kinderchor unter der strengen Anleitung des Chorleiters für ein Weihnachtskonzert übten. Dann aber war es Zeit für ein üppiges 3-Gänge-Menü mit Aperitif und Rotwein. Mit dicken Bäuchen trudelten wir zurück zum Hotel… 😮

Samstag, 30. November 2024

Die geplante Rundreise mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus sagten wir ab, als wir sahen, dass der Bus oben ohne und mit ungemütlichen Hartschalenplastesitzen unterwegs ist. Das schien im Dezember doch recht ungemütlich. So erkundeten wir die Stadt zu Fuß. Auf der Altstadtseite vernahmen wir Kinderlachen vorm Puppentheater. In Lyon ist nämlich der berühmte Kasper Guignol zu Hause. Nach einem Schnappschuss der Standseilbahn stiegen wir hinauf zum galloromanischen Amphitheater. Von dort war es dann nur noch ein Katzensprung zur Basilika, die mit ihren sich nach oben weitenden vier Türmen an einen auf dem Rücken liegenden Elefanten erinnern soll. Im Innern der Basilika bewunderten wir in der Krypta die Weihnachtskrippe, bei deren Gestaltung einige berühmte Persönlichkeiten der Geschichte Modell gestanden hatten. Im Kirchenschiff begeisterten uns die riesigen Mosaike, die uns an Ravenna erinnerten.
Wieder im Freien machten wir noch einen Abstecher zum Metallturm von Fourvière, der dem Eiffelturm in Paris ähnelt, bevor wir in Serpentinen hinab in die Altstadt stiegen. Noch lag die Stadt im Dunst und es blieb den ganzen Tag über recht frisch, da die Sonne fehle. Unten angekommen, entdeckten wir einige der sog. Traboules. Dabei handelt es sich um Lyon-typische Fußgängerpassagen, die den Durchgang von einer Straße zur anderen ermöglichen, gegebenenfalls durch Innenhöfe, als Tunnels und mitunter über verschiedene Ebenen. Zum Mittagessen kehrten wir in einem Brunch-Restaurant ein, in dem wir Pancakes salzig (Ralf) bzw. süß (Birgit) schnabulierten. Danach schlenderten wir weiter durch die Stadt und kehrten auf die zentrale Halbinsel zurück, vorbei am Place des Terreaux mit dem Bartholdi-Brunnen und dem Rathaus. Im Hof des Palais Saint-Pierre, dem Kunstmuseum, beobachteten wir ein spärlich bekleidetes Modell beim Fotoshooting. Bbrrrrr….
Auf unserem weiteren Weg erblickten wir noch die alte Oper mit ihrem modernen Dach und das Palais der alten Börse. Bei einem Glühwein wärmten wir uns etwas auf, wobei sich Ralf beinahe die Hand verbrühte, als das Tablett kippte. 😮 Etwas wärmer war es auch in der gut besuchten Passage de l’Argue – kein Wunder, es war Vorweihnachtszeit und manch ein Geschenk wollte noch gefunden werden! Vor dem Riesenrad auf dem Place Bellecour fand gerade eine Pro-Palestina-Demonstration statt und ein Stück weiter hinten wurde für Frieden in der Ukraine demonstriert. Viel Hoffnung, dass bald die Waffen schweigen werden, gab es leider nicht.
Am Abend machten wir uns nochmal auf den Weg zum Weihnachtsmarkt. Doch dort waren Himmel und Menschen. So aßen wir nur eine große « Berliner » Wurst und erstanden zwei Santons, eine Krankenschwester und einen Kartenspieler. 🙂 An der Hotelbar ließen wir den erlebnisreichen Tag bei einem Bier ausklingen.

Sonntag, 1. Dezember 2024

Der Sonntag stand ganz im Zeichen der Graffiti. Mit Metro und O-Bus fuhren wir zum Bahnhof Saint-Paul. Dort begann unser Rundgang. Gleich hinter der Passerelle Saint-Vincent über die Saône entdeckten wir das erste über und über mit Graffiti versehene Haus. Einige Persönlichkeiten der Stadt fanden sich an der bemalten Hausfassade, so zum Beispiel Paul Bocuse und die Gebrüder Lumière. Durch das Arbeiterviertel Croix-Rousse, in dem früher insbesondere die Seidenweber zu Hause waren, ging es trepp auf, trepp ab vorbei am Haus der 365 Fenster und weiteren Graffiti. Nicht alle waren so schön wie die von uns fotografisch festgehaltenen… Ein besonderer Höhepunkt war die Mur des Canuts (Mauer der Seidenweber), ein riesiges Wandbild, dass alle paar Jahre umgestaltet wurde und neue Elemente erhielt. Leider waren unsere Versuche, ein Fahrrad zu nehmen oder Geld abzuheben, erfolglos. Alles nur gemalt! 🙂 Nun ging es bergab, wobei wir den berühmten Traboule et Cour des Voraces querten und auf einem Platz dem Erfinder der Kunstseide begegneten. In der Unterstadt angekommen, suchten wir ein Plätzchen fürs Mittagessen. Die Restaurants waren gut besucht. Als wir am Kaffee Berlin vorbeikamen, konnten wir nicht widerstehen – und der Kellner konnte unserem Charme nicht widerstehen und bot uns seine letzten freien Plätze an. Birgit verspeiste eine Currywurst im Teigmantel und Ralf nahm Madame Claude zu sich. 😮
Der Tag war noch jung, doch wir hatten wohl alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt gesehen. So beschlossen wir, ins Museum der Familie Lumière zu fahren. Dort erfuhren wir manch Wissenswertes zur Entstehungsgeschichte des Films und des Kinos. Schließlich waren es die Brüder Lumière, die am 22. März 1895 erstmals einen Film vor Publikum aufführten: « Arbeiter verlassen die Lumière-Werke ». Mit der Straßenbahn ging es zurück zum Hotel und später dinierten wir in einem nahegelegenen Restaurant. Ein schöner Wochenendausflug neigte sich dem Ende entgegen und manches erinnerte uns an Leipzig und erweckte unsere Neugier. 🙂

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