Frühlingsurlaub in Saint-Raphaël im Departement Le Var

06. März 2021: Anreise
Das Frühjahr kündigte sich seit einiger Zeit mit der Mimosenblüte und Heuschnupfenattacken an. Unser letzter Urlaub lag ca. 4 Monate zurück, so dass es wieder mal Zeit für eine Abwechslung wurde. Momentan sind Auslandsreisen, sprich Heimreisen nach Deutschland, für uns nur unter erschwerten Bedingungen möglich (easyJet annullierte bspw. unsere Flüge für April/Mai), so dass wir auf unser Gastland Frankreich zurückgriffen. Das Ziel sollte nicht allzu weit von Montpellier entfernt sein und die Wahl fiel auf Saint-Raphaël. Dieser  Ort grenzt an das Massif de l’Esterel und liegt im Departement Le Var. Ralf plante und organisierte parfaitement unsere sechs-Tage-Auszeit und wir begannen mit einer kleinen Anwanderung auf den Spuren der Mauren am See Escarcets. Bereits hier fielen uns die Korkeichen mit ihrer beeindruckenden Vielfalt im Wuchs und den diversen Rindenmustern auf. Ich pflückte einen ersten Urlaubsblumenstrauß und ein kleines Picknick am Ufer des Sees durfte ebenfalls nicht fehlen. Nach dem Zwischenstopp kamen wir pünktlich vor der Ausgangssperre in der Unterkunft an. Ein wunderschöner Ausblick über die Meeresbucht und ein sonnenbeheizter Wintergarten eroberten sehr schnell unsere Herzen.

07. März 2021: Tag 2 – Aufstieg zum Sommet du Marsaou und Les Suvières
Die Anfahrt zum Ausgangsort Saint-Jean-de-Cannes II war die längste in diesem Urlaub. Wir passierten das großzügig angelegte und gut genutzte Golf- und Tennisplatzgebiet und fuhren hinauf in die Berge. Mimosenbäume wuchsen hier wild und standen zum Teil noch in voller Blüte. Zunächst überquerten wir einen Bach und schon ging es auf gerölligen, steilen Pfaden stetig weiter hinauf. Immer wieder schauten wir über das Meer, die felsige Landschaft und bewunderten die urigen Korkeichen. Nach der Hälfte der Wanderung teilte sich der Weg und wir stiegen zunächst zum Sommet du Marsaou hinauf. Der Anstieg war beschwerlich, aber der Blick von oben entschädigte für die vergossenen Schweißtropfen. 😉 Der Weg zum Les Suvières erschien uns demgegenüber sehr leicht, wobei der Picknickplatz auf dem Felsen deutlich höher lag als der Gipfel des Marsaou. Wir kletterten begeistert herum und wollten gar nicht mehr weg von diesem einzigartigen Ort! Schließlich mussten wir doch zurück und nahmen zum Schluss einen kleinen Pfad am Ufer eines Flusses entlang. Für ein Jungbrunnenbad war es leider noch zu kalt, aber einladend waren die Felsenbecken schon.
Mit einem Aperitif im Wintergarten ließen wir den Tag ausklingen.

08. März 2021: Tag 3 – Aufstieg zum Bärenzahn
Der Morgen zeigte sich sonnig, etwas frisch – also genau richtig zum Wandern! Nach den üblichen Vorbereitungen fuhren wir zum Parkplatz Col de Notre Dame. Nebenbei stellten wir erfreut fest, dass unsere FeWo ein äußerst günstiger Ausgangspunkt für Ausflüge war, denn die Fahrt dauerte nur ca. 15 Minuten.
Vor uns lagen die rötlichen Felsen in der Morgensonne und hoch über uns stach ein Turm mit Sendemast, der uns unwillkürlich an den Brocken erinnerte, seinen langen Zeigefinger in den wolkenlosen Himmel. Da hinauf führte ein recht steiler Weg und drumherum zog sich ein schöner Höhenweg durch einen Steingarten, den die Natur rund um das Gebäude angelegt hatte. Von dort ging es hinüber zum Dent de l’Ours – Bärenzahn. Wir kletterten ein wenig auf dem Geröll herum, bevor es auf schmalen Pfaden durch ein enges Tal – von uns « Tal des Todes » ob der Bedingungen genannt – bis zum Lac d’Ecureil – Eichhörnchensee weiter ging. Seltsamerweise war der See so gut wie ausgetrocknet. Nur einige Pfützen erinnerten daran, dass sich hier mal ein größeres Gewässer befand. Ein vorbeikommender Radfahrer erzählte uns, dass 2009 die Talsperre aus ihm unbekannten Gründen gesprengt worden war.
Wir suchten uns einen Weg durch das unwegsame Gelände am und um den ehemaligen See; danach hieß es wieder aufsteigen. Zunächst recht angenehm, dann immer steiler werdend bis wir schwitzend und schnaufend auf den Grosses Grues – Großen Kranichen ankamen. Der herrliche Blick über die Landschaft ließ uns die Anstrengung erstmal rasch vergessen und wir glaubten, nun recht bald am Auto anzukommen. Doch weit gefehlt! Ein sehr steiler und rutschiger Weg führte hinab in eine Senke und – oh Graus!, natürlich mussten wir auch noch hinauf auf die Petits Grues – Kleinen Kraniche! Das war so nicht vorherzusehen gewesen und unsere Kräfte schienen uns langsam zu verlassen. Eine Teepause und gutes Zureden brachten all unsere Energiereserven auf, so dass wir schließlich auch noch die letzte Wegstrecke meisterten.
Eine ausgiebige Dusche, Verschnaufen im gemütlichen Wintergarten und ein spannendes Scrabblespiel gaben dem schön anstrengenden Wandertag einen gelungenen Abschluss.

09. März 2021: Tag 4 – Vom Col Belle-Barbe zum Col du Perthus
Am Vortag hatten wir auf der Rückfahrt vom Bärenzahn zwei junge Kinderkrankenschwestern aufgelesen, die sich trotz Ortskenntnis verlaufen hatten. Wir nahmen sie im Auto zu ihrem Parkplatz mit, wodurch ihnen an die 10 km Rückmarsch erspart blieben. Und von eben jenem Parkplatz – Belle Barbe, der schöne Bart -starteten wir am heutigen Tage zu unserer Wanderung auf deutlich besserem Terrain als tags zuvor – mehr Sandboden und weniger Geröll. Das war ganz nach unserem Geschmack. Ein angenehmer Aufstieg führte uns erst zum Col Aubert und dann zum Col du Perthus. Unser Blick konnte schön über die Landschaft mit ihren Hügeln, Felsnadeln und an Basaltsäulen erinnernden Gesteinsformationen schweifen. Und auch die Blumenwelt meinte es gut mit uns: ringsum blühten wilder Lavendel und strauchartige Glöckchenheide, auch einzelne Schwertlilien und eine kleine Narzissenwiese lagen am Wegesrand.
Vom Col du Perthus stiegen wir ab zu einem ausgetrockneten Flusslauf, an dessen « Ufer » wir eine gemütliche Teepause einlegten. Still war es. Wie vermissten den Gesang der Vögel. Und fürs Grillengezirp war es noch zu kühl. Gab es keine Tiere? Doch! Eine kleine Maus huschte zwischen den Steinen. Kurz darauf gaben wir einem Wanderer Auskunft und zeigten ihm auf seiner Wanderkarte, wo er sich befindet. Ja ja, man kann hier schon mal verloren gehen… Anschließend ging es auf schmalem Pfad hangaufwärts. Oben angekommen legten wir auf einem wunderschönen Höhenweg unsere obligatorische Keks-&-Obst-Pause ein. Später schlängelte sich der Weg durch savannenartiges Gelände. Plötzlich standen wir vor einem Schild: « Achtung Bienen – Risiko von Piekserns ». Unser Weg führte geradewegs durch eine Imkerei mit ihren Bienenkörben. 😮 Als wir nach einem Picknickplatz Ausschau hielten, vernahmen wir Gewittergrollen. Wir ließen die Pause Pause sein und sputeten uns zurück zum Auto, das wir mit den ersten dicken Regentropfen erreichten. Zurück in unserer Unterkunft beobachteten wir den Wolkenbruch gelassen im Schutze unseres schönen Wintergartens.

10. März 2021: Tag 5 – Traumtour auf und um den Pic du Cap Roux
Bei frischen 6 Grad ging es schon um 9:30 los vom Parkplatz hinauf zur Ruine Sainte-Baume inmitten roter Felsen. Etwas Kraxelei gehörte auch dazu und Birgit war in den Felsen mal wieder nicht zu bremsen und fand eine versteckte Nachrichtentonne, während Ralf sich im Gefängnis wiederfand. 😮 Weiter ging es hinauf Richtung Gipfel, von dem wir eine 360 Grad-Rundumsicht über Land und Meer genossen. So konnten wir nochmal all die Touren der letzten Tage Revue passieren lassen. Nach diesem Aufstieg folgten wir dem wunderschönen Höhenweg um den Pic du Cap Roux und dem Saint-Pilon; Rosmarin, Lavendel und blühende Heide säumten unseren Weg. Ein traumhafter Picknickplatz ward bald gefunden. Weit unter uns konnten wir die Eisenbahnlinie ausmachen, die über ein Viadukt führte, während über uns an diesem Tage einige Hubschrauber ihre Kreise zogen. Wieder stießen wir auf Ausflügler, denen wir versuchten, nach bestem Wissen und Gewissen zu helfen. Mit dieser wahrhaften Traumtour neigte sich unsere Frühjahrsreise ihren Ende zu. Wir lernten auch, dass einst, genauer gesagt vor 11 Millionen Jahren, Korsika an diesen Abschnitt der französischen Mittelmeerküste angrenzte, bevor sich die Insel auf ihre Reise ins Meer machte. Das erklärte auch, warum wir uns so oft an unsere Hochzeitsreise erinnert fühlten. 🙂

11. März 2021: Abreise
Nach nunmehr 5 Tagen neigte sich unser Kurzurlaub dem Ende zu. Wir stellten mal wieder den Wecker, um die FeWo pünktlich verlassen zu können. Ein letztes Mal schweifte unser Blick über die Berge und die Meeresbucht, bevor es heimwärts ging. Ralf wäre nicht Ralf, wenn er nicht noch einen Höhepunkt für die Rückfahrt recherchiert hätte. Diesmal war es ein tief im Wald liegendes Kloster namens Chartreuse de la Verne. Eine schmale Straße schlängelte sich durch dicht bewachsenes und scheinbar unbewohntes Gebiet bis zum Parking des Moines – Parkplatz der Mönche. Dort empfing uns ein heftiger und recht kühler Wind beim Aussteigen aus dem Auto, so dass wir uns gut einpackten. Das Frieren währte allerdings nicht lange, denn das Laufen auf dem steilen Wanderweg ließ uns schon bald schwitzen. Einladend lagen ein paar umgestürzte Korkeichen an und über dem Weg; so konnten wir bequem ein wenig verschnaufen. 😉
Auf einem breiten Forstweg liefen wir schließlich beschwingt bis zum Kloster, dessen Visite z.Zt. nicht möglich ist, aber wir konnten ein kleines Picknick auf Holzbänken mit Blick über den Kastanienwald einnehmen. Himmelsschlüsselchen blühten mit Veilchen um die Wette. Im geöffneten Klosterladen hofften wir, einige Spezialitäten, die aus den Esskastanien hergestellt sein würden, zu erstehen. Jedoch weit gefehlt! Im Angebot waren vielfältig bemalte Keramik, kleine und große bis riesige Statuen von Heiligen sowie jede Menge Rosenkränze. So kauften wir nur ein paar Postkarten und begaben uns auf den Rückweg. Ralf erinnerte sich noch, dass er vor ca. 30 Jahren schon einmal an dem Ort war, nur dass das Kloster damals eine Ruine war – dies bestätigte sowohl ein Foto als auch die Kassiererin.
Zuerst steil und rutschig, dann geröllig zog sich der Pfad durch einen richtigen Gespensterwald. Was war hier passiert? Ein Sturm? Eine Feuersbrunst? Kurz vor dem Parkplatz setzten wir uns auf einen bemoosten Stein und stärkten uns mit Baguette, Knackis und Gurkenscheiben. Nach ungefähr 3h Fahrt durchs Land kamen wir Punkt 18h, genau zur Sperrstunde, in Montpellier an. Die Straßen waren noch sehr voll und wir fragten uns, ob die Ausgangssperre während unserer Abwesenheit aufgehoben worden war?
In der Wohnung und auf dem Balkon war alles in Ordnung und der Alltag konnte bald wieder beginnen…

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